Klammer Joseph
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Biografie:
geboren in Kufstein
gestorben in Kufstein
Josef Klammer ist wohl derjenige "kaiserliche Kletterer'', welcher den Ruhm für sich in Anspruch nehmen darf, die steilsten Kaiserfahrten überhaupt von allen Besuchern dieser schönen Bergwelt zu kennen. Er hat es sich geradezu zur Aufgabe gesetzt, die Kletterwege so weit als nur irgend möglich zu begehen und er wird heute der Erfüllung dieser Aufgabe sehr nahe gekommen sein. Er ist ohne jeden Zweifel einer der allerbesten Kletterer, welche jemals den Kletterschuh auf Kaiserfels gesetzt haben. Von Neuersteigungen in seinem Leibgehege seien genannt: Roßkaiser, Südwand, östlicher Aufstieg; Grüblerlucke von Norden (Klammerriß); Straßwalchschlucht; Tuxeck, Südwand; Ellmauer Halt, Westwand; Kleine Halt, Nordwand; Totenkirchl, Westwand Piazweg); Totenkirchl, Südwand; Totenkirchl, Klammerkamin; Hintere Goinger Halt von Osten; Hintere Gamsflucht von Osten u. a.
Er kennt auch eine große Anzahl anderer Gruppen in den Ostalpen, wie Rätikon, Lechtaler, Allgäuer, Wetterstein, Dieminger, Karwendel, Rofan, Leoganger, Berchtesgadener, Ennstaler, Rax, Kitzbüheler, Silvretta, Ferwall, Ortler, Ötztaler, Stubaier, Zillertaler, Tauern, Brenta, Dolomiten, Karnische Voralpen, Julische Alpen.
Einmal hat er die Westalpen besucht. Wetters Ungunst ließ ihn aus dem Zermatter Bergkranz leider nur Breitborn, Monterosa und Dent Blanche reichen. - Daß er eifriger Schibergsteiger ist, sei als eigentlich selbstverständlich nur erwähnt.
Quelle: Festschrift 50 Jahre Sektion Kufstein (1877-1927), Seite 182-183
Josef Klammer.
Einer Der befSen Geher, die je den KletterSchuh auf Kaiserfels gesetzt haben. »Sicherungspraktiker ersten Ranges. Sechzehn Klettersommer gingen mir zusammen. Er hat mich einmal - unter mir heute noch rätselhafter Aufregung meinerseits - am Seil gehalten. Nach dem ersten Weltkrieg wars. Ich unternahm mit ihm als ersten Felsgang, so gut wie untrainiert, eine Durchkletterung der NW-Wand der kleinen Halt auf dem Dülferweg. An einer nicht leichten Stelle geriet ich ins Gleiten und hing im Seil. In namenloser Wut schrie ich zu ihm hinauf: "Laß mich fallen!" Das tat er nun freilich nicht und ich konnte bald wieder bei ihm landen. Heute noch ists mir, der ich niemals Lebensüberdruß empfunden habe, unklar, warum ich den widersinnigen Wunsch geäußert
habe.
Quelle: Berge und Heimat 1948, Heft 5, Seite 142-144
Josef Klammer ein Achtziger
Der Kufsteiner Bergsteiger beendete am 24. Februar sein 80. Lebensjahr. Klammer gehörte vor dem ersten Weltkrieg zu den erfolgreichsten Bergsteigern und war Seilgefährte von Franz Nieberl.
Besonders ins Wilden Kaiser hat sich der Jubilar maßgeblich an der Erschließungsgeschichte beteiligt: Roßkaiser-Südwand, Klammer-Riß in der Scheffauer-Nordwand, Tuxeck-Südwand, Ellmauer Halt-Westwand, Kleine Halt-Nordwand usw. Unter anderem war es das Bestreben von Josef Klammer, möglichst alle Anstiege im Wilden Kaiser kennenzulernen, was ihm zu seiner Zeit größtenteils auch gelungen ist.
Am meisten von sich reden machte Klammer aber mit der ersten Durchkletterung der Totenkirchl-Westwand (Piaz-Führe), zusammen mit Tita Piaz, Franz Schroffenegger und Rudolf Schietzold.
Trotz der außergewöhnlichen Leistungen ist Josef Klammer immer der bescheidene Bergsteiger und Mensch geblieben - und heute noch in bester Frische! Wir wünschen ihm noch viele frohe und glückliche Jahre in seiner schönen Heimatstadt Kufstein.
Quelle: Der Bergkamerad 1958/59, Seite 508
Josef Klammer 80 Jahre.
Am 24. Februar 1959 wurde Josef Klammer, der Kufsteiner Juwelier und glänzende Felsgeher der Zeit vor dem ersten Weltkrieg, 80 Jahre alt. Sein langjähriger Seilgefährte Franz Nieberl schrieb vor 30 Jahren: "Josef Klammer ist wohl derjenige Kletterer, welcher den Ruhm für sich in Anspruch nehmen darf, die meisten Fahrten im Wilden Kaiser von allen Besuchern dieser schönen Bergwelt zu kennen. Er hat es sich geradezu zur Aufgabe gesetzt, die Kletterwege so weit als nur möglich zu begehen, und er wird der Erfüllung dieser Aufgabe sehr nahe gekommen sein. Er ist ohne Zweifel einer der allerbesten Kletterer, welche jemals den Kletterschuh auf Kaiserfels gesetzt haben. Von Neuersteigungen in seinem Leibgehege seien genannt: Roßkaiser-Südwand, Klammerriß in der Scheffauer-Nordwand, Straßwalchschlucht, Tuxeck-Südwand, Elmauer Halt-Westwand, Kleine Halt-Nordwand, Totenkirchl-Westwand (Piazweg). Südwand und Klammerkamin, Hintere Goinger Halt und Hintere Gamsflucht von Osten."
Wahrscheinlich sagen die meisten dieser Namen den jungen Bergsteigern von heute nicht mehr viel. Aber denken wir uns in jene Zeit zurück, als es zweifellos eine außergewöhnlich: Leistung war, mit sparsamster Anwendung künstlicher Hilfs-mittel den heutigen Schwierigkeitsgrad 5 zu meistern; sei es an der Schlüsselstelle der 800 m hohen Straßwalchschlucht, der mit Hans Dülfer gemeinsam bezwungenen Nordwand de: Kleinen Halt oder in der Totenkirchl-Westwand.
Dieser gelbgefleckte, fast senkrechte Wandabsturz galt sei' der tollkühnen Abseiltour Rudolf Schietzolds im Jahre 1907 als "im Aufstieg absolut unmöglich". Doch schon im Herbst 1908 tauchten in Kufstein Rudolf Schietzold und die Dolomitenführer Tita Piaz und Franz Schroffenegger auf, mit dem Vorsatz, der Totenkirchl-Westwand den Nimbus der Unersteigbarkeit zu nehmen. Man suchte einen tüchtigen vierten Mann. Nieberl konnte sich nicht vom Dienst befreien, Klammer lehnte ab und sagte es geradeheraus, daß er nichts für Stiftelei und Mehlsacktechnik übrig habe. Erst nach Nieberls Zureden ging Klammer mit. Und als die schwierigsten Stellen der Wand gemeistert waren, die Piazwand, der Schietzoldquergang und die Ausstiegkamine, da sagte Klammer: "Ich geh' noch g'schwind auf'n Gipfel!" Piaz hielt das für einen Blödsinn; er war ja wegen der Wand gekommen, nicht wegen des Berges. Mit dieser Einstellung bewies Klammer, daß er Bergsteiger war, nicht nur Kletterer.
Nach der Aufsehen erregenden Tour sollte Klammer im Kreise der Sektion Bayerland in München einen Vortrag halten. Aber obwohl der Meister im Fels stets mündlichen und schriftlichen Äußerungen über seine bergsteigerischen Leistungen abhold war, wollte er den „Bayerländern" keinen Korb geben. So kam es, daß Franz Nieberl sich anbot, bei der Abfassung des Vortrages weitgehend mitzuwirken. Die beiden Freunde stiegen auf die Kleine Halt, zückten Fernglas und Bleistift, Klammer erläuterte jede Kletterstelle und Nieberl schrieb.
Der Vortrag stieg. Der verräucherte Kartensaal im Münchner Hofbräuhaus war voll wie noch nie. Klammer erntete begeisterten Beifall. Und einer der Zuhörer sagte zu Nieberl: „Klammer ist nicht nur der getreue Seilgefährte Nieberls, er scheint auch seine Ausdrucksweise angenommen zu haben!" Worauf Nieberl meinte: "Na ja, jahrelanger Umgang färbt eben irgendwie ab."
Josef Klammer ist trotz seiner großen Leistungen im Fels lebenslang ein bescheidener, zurückgezogener Bergsteiger geblieben. Einer von denen, die auch von den Jungen nicht vergessen werden sollen, wenn sie im Wilden Kaiser ihre Fünfer-und Sechsertouren machen oder an Hüttenabenden ihren Roten trinken. Dieses Nichtvergessenwerden ist das Schönste, was man einem alten Bergsteiger zu seinem 80. Geburtstag wünschen kann.
Quelle: DAV Mitteilungen 1959, Heft 3, Seite 54-55
Quelle: DAV Mitteilungen 1963, Heft 3, Seite 94f
Geboren am:
24.02.1879
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