Lehne Jörg
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Biografie:
Lehne Jörg Dr., * Berlin, München, Stuttgart-Möhringen, Pfraundorf bei Rosenheim
+ Grandes Jorasses-Walkerpfeiler (Steinschlag)
Mitglied bei der DAV Sektion Rosenheim
Lehne lebte in Süddeutschland,unternahm erste Touren im Wilden Kaiser und machte später viele Erst-und Wintererstbegehungen. Im Team mit Siegfried Löw bildete er eine der stärksten Seilschaften in Deutschland. Als Bergsteiger machte er vor allem bei zwei Unternehmen von sich reden. So war er einer der vier Männer, die 1958 die direkte Nordwand der Großen Zinne erstbegingen (Dieter Hasse, Lothar Brandler, Jörg Lehne und Siegfried Löw), eine Tour, die heftige Diskussionen auslöste. Noch wesentlich größer waren die Kontroversen um die winterliche Durchsteigung der Eiger-Nordwand auf einer direkten Route. 1961 war Lehne Teilnehmer der Herrligkofferschen Nanga-Parbat-Expedition, wobei er mit Siegfried Löw und Toni Kinshofer zusammen die größte damals erreichte Höhe erreichte.
Ihm gelangen die ersten Winterbegehungen des ?Hermann Buhl-Gedächtnisweges? an der Rotwand im Rosengarten sowie die Direkte Ostwand an der Fleischbank im Wilden Kaiser.
1950 Beg.Totenkirchl-Westwand,2193m, (Wilder Kaiser)
1951 Beg.Fleischbank-Südostverschneidung "Moser-Weiß",VI/A1,300 HM,2187m, (Wilder Kaiser)
1953 Beg.Totenkirchl-Westwand "Peters-Eidenschink",2193m, (Wilder Kaiser)
1953 Beg.Fleischbank-Südostverschneidung,VI-,2187m, (Wilder Kaiser)
1954 Beg.Westliche Zinne-Nordostkante "Demuthkante",VI-,550 KM,2973m, (Sextener Dolomiten)
1954 Beg.Bischofsmütze-Südostkante,VI,2455m, (Dachsteingebirge)
1954 8.Beg.Predigtstuhl-Nordgipfel-Westwand "Direttissima",VI-,2116m, (Wilder Kaiser)
1955 Beg.Aiguille Noire de Peuterey-Westwand,VI-,3772m, (Montblancgebiet)
1955 5.Beg.Grand Capucin-Ostwand "Bonatti-Führe",VI/-A2,500 HM,3838m, (Montblancgebiet)
1955 12.Beg.Cima Su Alto-Nordwestwand-Nordwestverschneidung "Livanos",2951m, (Dolomiten)
1956 Beg.Eiger-Nordostflanke u.Mittellegi,3970m, (Berner Alpen)
1956 5.Beg.Petit Dru-Westwand "Magnone",VI,900 HM,3733m, (Montblancgebiet)
1956 Beg.Marmolata Punta Penia-Südwestwand "Solda-Conforto Route",VI+,3343m, (Dolomiten)
1956 Beg.Piz Badile-Nordostwand "Cassin",VI,900 HM,3308m, (Bergell)
1957 Beg.Rotwand-Westwand "Eisenstecken",VI,400 HM,2806m, (Rosengarten,Dolomiten)
1957 11.Beg.Cima Su Alto-Nordwestwand (Hochemporspitze) "Livanosverschneidung",VI/A3,800 HM, 2900m, (Civettagruppe,Dolomiten)
1957 14.Beg.Tofana di Rozes-Südpfeiler,VI,3225m, (Ampezzaner Dolomiten)
1957 5.Beg.Watzmann-Jungfrau-Südwand,VI,2307m, (Berchtesgadener Alpen)
1957 2.Beg.Großes Fieberhorn-Südwestkante,VI,2276m, (Tennengebirge)
1957 1.Winterbeg.Däumling-Ostkante "Däumlingkante",V+/A1,400 HM,2322m,
(Gosaukamm,Dachsteinmassiv)
1959 1.Beg.Kitzstein mit Höllwand "Höllwandpfeiler" vom Heuberg,VI, (Chiemgauer Alpen)
1958 1.Beg.Große Zinne-Nordwand "Hasse-Brandler" (Direttissima),VI+A/3,400 HM,2999m,
(Dolomiten)
1959 Beg.Oberreintaldom-Nordverschneidung "Gondaverschneidung",VI,2371m, (Wetterstein)
1959 Beg.Torstein-Südverschneidung "Schinkoverschneidung",VI-,800 HM,2947m,
(Dachsteingebirge)
1959 1.Winterbeg.Fleischbank-Direkte Ostwand "Noichl-Wörndl-Direttissima",V+/A3,2187m,
(Wilder Kaiser)
1959 21.Beg.Torre Trieste-Südwand "Carlesso/Sandri",VI/A2,850 KM,2458m, (Civetta,Dolomiten)
1959 8.Beg.Westliche Zinne-Nordwand "Franzosenweg",VI,2973m, (Sextener Dolomiten)
1959 1.Winterbeg.Rotwand-Südwestwand "Hasse-Brandler/Hermann-Buhl-Gedächtnisweg",VI,2806m, (Rosengarten,Dolomiten)
1960 Beg.Dachl-Roßkuppen-Nordverschneidung "Totesverschneidung",VI+,350 HM, (Ennstaler Alpen,Gesäuse)
1960 2.Beg.Fleischbank-Ostwand-Direkter Ostkamin "Schmuckkamin",VI,400 HM,2187m, (Wilder Kaiser)
1960 2.Beg.Langkofel Campanile Comici-Direkte Nordwand "Buhl-Führe",VI,2844m, (Langkofelgruppe)
1960 1.Beg.Croz dell'Altissimo-Südwestwand "Via Oppio",VI/A2,2339m, (Brenta)
1960 1.Beg.Vordere Karlspitze-Südwand-Südpfeiler "Lehnepfeiler",V+,340 HM,2261m, (Wilder Kaiser)
1961 1.Beg.Vordere Karlspitze-Oberer Südpfeiler "Lehnepfeiler",2261m, (Wilder Kaiser)
1961 1.Beg.Crozzon di Brenta-Westwand "Livanos",VI-/A2,700 HM,3135m, (Brenta)
1961 Beg.Marmolata Punta Penia-Südpfeiler "Micheluzzipfeiler",VI/A0,550 HM,3344m, (Dolomiten)
1961 4.Beg.Große Zinne-Nordwest oder Nordostverschneidung,VI-,2999m, (Sextener Dolomiten)
1961 24.Beg.Lalidererspitze-Direkte Nordwand "Rebitsch-Spiegl",VI/A2,750 HM,2583m, (Karwendel)
1961 1.Beg.Scheibenwand-Nördlicher Vorgipfel-Nordostwand,1598m, (Chiemgauer Alpen)
1961 1.Beg.Nanga Parbat über Diamir Flanke bis über die Schlüsselstelle bis auf 7150m,
(Karakorum,Pakistan)
1963 19.Beg.Scheienfluh-Westwand,VI,2625m, (Rätikon)
1963 Beg.Cima del Bancon-Ostwand,VI,2346m, (Civetta,Dolomiten)
1966 1.Beg.Eiger-Nordwand "John Harlin Gedächtnis-Führe" (Direttissima),3970m, (Berner Alpen)
1967 1.Beg.Mittlere Höllentalspitze-Schwarze Wand-Nordwestwand "Georg Maier Gedächtnisführe",VI+,300 KM,2743m, (Wetterstein)
1967 Beg.Punta Tissi-Nordwestwand "Philipp-Flamm",VI/A1,1130 KM,2992m, (Civettagruppe)
1968 Beg.Vers.Droites-Nordwand "Cornuau-Davaille-Führe",V/A1, Eis 70°,1100 HM,4000m, (Montblancgebiet)
1968 1.Beg.Cesare Augusto Pfeiler,VI-, (Insel Capri)
1968 1.Beg.Salto di Tiberio-Pfeiler,VI-, (Insel Capri)
14.Beg.Tofana di Rozes -Tofanapfeiler, (Ampezzaner Dolomiten)
Beg.Marmolata-Südwestwand, (Dolomiten)
Beg.Direkte Fleischbank-Ostwand,2187m, (Wilder Kaiser)
5.Beg.Brenta Alta-Nordostverschneidung "Oggioni",VI/A2,560 KM,2960m, (Brenta)
Quelle: Gerd Schauer, Isny im Allgäu
Jörg Lehne durch Steinschlag getötet
Ende Juli 1969 kam aus Chamonix die Nachricht, daß der bekannte Bergsteiger Jörg Lehne am Walkerpfeiler der Grandes Jorasses durch Steinschlag ums Leben gekommen sei, während sein Begleiter, Karl Golikow, im Krankenhaus in Chamonix läge. Die beiden biwakierten noch unterhalb des Rébuffat-Risses. Durch ein sehr heftiges Gewitter wurde ungewöhnlich starker Steinschlag ausgelöst.
Die Leiche Jörg Lehnes wurde nach Deutschland überführt, und am 2. August fand die Beerdigung in Rosenheim statt. Pfarrer Martin Hörmann, der extra von Bad Boll gekommen war, sprach die Abschiedsworte. Die große Trauergemeinde, die sich eingefunden hatte, zeugt von der Beliebtheit des Berliner und bayerisch-schwäbischen Kletterers.
Lehne war 33 Jahre alt und nicht nur ein hervorragender Bergsteiger, sondern auch beruflich sehr erfolgreich. Vom Setzer hatte er sich bis zum Leiter des technischen Rechnungswesens in der großen Stuttgarter Firma Belser emporgearbeitet. Als Bergsteiger machte er vor allem bei zwei Unternehmen von sich reden. So war er einer der vier Männer, die 1958 die direkte Nordwand der Großen Zinne erstbegingen (Dieter Hasse, Lothar Brandler, Jörg Lehne und Siegfried Löw), eine Tour, die heftige Diskussionen auslöste. Noch wesentlich größer waren die Kontroversen um die winterliche Durchsteigung der Eiger-Nordwand auf einer direkten Route. Etwa einen Monat dauerte diese Fahrt im Expeditionsstil. Trotz dieser beiden Rummeltouren war Lehne ein überaus sympathischer, bescheidener Mensch.
Quelle: Der Bergsteiger 1969, Heft 9, Seite 707-708
Zum Tod von Jörg Lehne
Am 24. 7. 1969 ist Jörg Lehne im Biwak am Fuße des Walker-Pfeilers der Grandes Jorasses vom Steinschlag tödlich getroffen worden, während sein Seilgefährte Karl Golikow schwer verletzt wurde. Damit ist einer der besten Bergsteiger, der, wie selten bei Alpinisten, dem Extremklettern beständig treu geblieben ist, von uns gegangen.
Seine größten bergsteigerischen Erfolge konnte er mit der Bewältigung der Direttissima der Großen Zinne 1958 und der winterlichen Direttissima der Eiger-Nordwand buchen.
Aber nicht nur am Berg, sondern auch in der Diskussion um bergsteigerische Probleme tat er sich hervor und war dabei durchaus nicht immer ein bequemer Kritiker. Ende der fünziger Jahre gehörte er dem Redaktionsausschuß von „Jugend am Berg" an und trat damals vehement dafür ein, daß auch über die neue Bohrhaken-Technik berichtet werde, die er allen Ablehnungen zum Trotz verteidigte — eine Haltung, die typisch für ihn war.
Quelle: Mitteilungen des DAV 1969, Heft 5, Seite 218
Quelle: Der Bergsteiger 1970, Seite 732 ff (siehe Anhang)
Quelle: Alpinismus 1970, Heft 3, Seite 30 f (siehe Anhang)
Jörg Lehne
Vita: *6.5. 1936 in Berlin, obwohl seine Eltern nie Berliner waren. Gelernter Schriftsetzer, Ingenieurstudium, später Direktionsassistent bei einem Stuttgarter Verlag. Verheiratet, zwei Kinder: Marina und Klaus. Tod am 25.7. 1969 am Walkerpfeiler der Grandes Jorasses.
Chronik: Erste Bergtouren im Wilden Kaiser, der seiner Rosenheimer Heimat (Pfraundorf) am nächsten lag: 1950 Totenkirchl-Westwand, 1951 Fleischbank-Südostverschneidung; 1955 Grand-Capucin-Ostwand (5. Beg.), Cima-Su-Alto-Livanosverschneidung (11. Beg.), Däumling-Ostkante (1. Winterbeg.), 1958 Direkte Nordwand der Großen Zinne (1. Beg.) und zahlreiche weitere große Touren während all dieser Jahre. Jörg Lehne und Siegfried Löw galten in der Hälfte der fünfziger Jahre als eine der leistungsfähigsten jungen deutschen Seilschaften. 1961 war Lehne Teilnehmer der Herrligkofferschen Nanga-Parbat-Expedition, wobei er mit Siegi Löw und Toni Kinshofer zusammen die größte damals erreichte Höhe verbuchte: 7150 Meter. Vorbereitungstouren Lehnes und Löws für den Nanga Parbat waren nicht zuletzt die ersten Winterbegehungen des Hermann-Buhl-Gedächtnisweges an der Rotwand sowie der Direkten Ostwand der Fleischbank. Beim endgültigen Durchstieg der Diamir-Flanke am Nanga Parbat im Jahr darauf konnte Lehne aus beruflichen Gründen nicht dabeisein.
Weitere wichtige alpine Erstbegehungen Jörg Lehnes: Die Direkte Nordwand des Eigers im Februar und März 1966 sowie die Schwarze Wand im Wettersteingebirge 1967.
Lehnes Veröffentlichungen in verschiedenen alpinen Schriften, die ihn als einen der vertieft denkenden Bergsteiger ausweisen, mögen schließlich noch erwähnt sein, als Krönung das mit Peter Haag geschriebene Buch „Eiger – Kampf um die Direttissima – 30 Tage in der Eiger-Norddwand“, Stuttgart 1966.
Nach mehreren am schlechten Wetter jener Jahre gescheiterten Hoffnungen auf eine Durchsteigung des Walkerpfeilers – Jör Lehnes „letztes großes alpines Ziel“ – stieg er endlich am 24.7. 1969 gemeinsam mit Karl Golikow in diese lockend-markante Westalpenwand. Herabstürzende Steine setzten seinem Leben im Biwak ein Ende.
Quelle: Bergsteiger Heft 8/1983, Seite 91
Quelle: Alpinismus 1969, Heft 10, Seite 40 ff
Geboren am:
06.05.1936
Gestorben am:
25.07.1969
WIKILehne Jörg - Alpinismus 1970-3.pdf
Lehne Jörg - Der Bergsteiger 1970-9, Seite 723.pdf
Erste Route-Begehung
Erste Route-WinterBegehung