Schmitt Fritz
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Biografie:
Schmitt Fritz,* in Reichersdorf bei Landau (Nordbayern), 1923 Bergen im Chiemgau,1929 München,
+ in München
Fritz Schmitt wurde 1905 in Reichersdorf bei Landau (Niederbayern) an der Isar geboren. Viele Jahre lebte er in München. Seine Bergheimat wurde ihm von Jugend an der „Wilde Kaiser“. Dort hatte er die meisten seiner über 30 Erstbegehungen durchgeführt.
1921 trat er in die Jungmannschaft der Sektion Oberland des Alpenvereins ein. Ab 1923 wurde mit 18 Jahren Mitglied bei der Sektion Bayerland. Bei der Neugründung der Sektion Bayerland war er beteiligt und wurde von 1947 bis 1954 deren Erster Vorsitzender.
Fritz Schmitt war ein bedeutender Alpenvereinsmann, Alpinismushistoriker, Chronist und glänzender Schriftsteller.
Er war Autor für verschiedene alpine Zeitschriften. Er prägte lange Zeit durch seine Publikationen das Erscheinungsbild des DAV in der Öffentlichkeit. Er wurde Ehrenvorsitzender der Alpenvereinssektion Bayerland. Als freier Schriftsteller verfasste er Bergbücher wie „Grill-genannt Kederbacher“ oder alpine Monografien wie „Das Karwendel“ und das „Buch vom Wilden Kaiser“. Schmitt war Redakteur bei der „Deutschen Alpenzeitung“ und bei der Bergzeitschrift „Winter“ vom Bergverlag Rother.
Als Gegner des Nationalsozalismus meldete er sich freiwillig bei der Wehrmacht, um einer Verhaftung durch die Gestapo zu entgehen. Er wurde an die Gebirgssanitäterschule in Sankt Johann im Wilden Kaiser versetzt. Nach dem 2.Weltkrieg durfte er als Verfolgter des Naziregimes ab 1946 wieder alpine Bücher und Zeitschriften publizieren. In den Publikationen schrieb er über das Bergsteigen „schärferer Richtung“, schrieb auch über „europäisches Denken und Bergsteigen“ und setzte sich gegen Personen mit NS-Vergangenheit im wiedergegründeten DAV ein.
Als Bergsteiger und Kletterer hatte er sich einen großen Namen gemacht. Mit über 2000 Gipfelbesteigungen und 31 Erstbegehungen zählte er zu den wichtigsten deutschen Spitzenbergsteiger. Schmitt kannte noch die bedeutenten Bergsteiger wie Franz Nieberl, Hanns Fiechtl, Georg Sixt der Jüngere, Emil Gretschmann, Franz Weinberger, Much Wieser, Hans Lucke, Peter Aschenbrenner und Wastl Weiß. Auch zu jüngeren Bergsteiger hatte er einen guten Draht. Er hatte die Klettergeschichte vom Wilden Kaiser als Bergsteiger mitgeprägt. Im Kaisergebirge konnte er viele schwere Begehungen und 25 Erstbegehungen durchführen, darunter die erste Begehungen der direkten Christaturm-Ostwand und die Nordostwand des Predigtstuhl-Nordgipfels. 1923, als damals jüngste Seitschaft, kletterte er mit Franz Schmid die Fleischbank-Ostwand. Er wiederholte die Dülfer-Führen und die klassischen Routen der nöedlichen Kalkalpen und in den Dolomiten. Mit Sepp Brandl glückte ihm am 3.10.1943 vermutlich die erste Besteigung des Kaisermanndl, eine am Lärcheck-Nordostgrat vorgelagerte, spitze Nadel.
Der „Arbeiterbergsteiger“ Schmitt gehörte zu den frühen Vertretern dieser sozialen Schicht im Alpinismus.
Sein Interesse am Alpinismus war bis zu seinem überraschenden Tod 1986 unvermindert.
1923 Beg.Fleischbank-Ostwand "Dülfer-Führe",V+,400 HM,2187m, (Wilder Kaiser)
1924 1.Beg.Kampenwand-Äußerer Ostgipfel-Direkte Nordwand,1669m, (Chiemgauer Alpen)
1924 1.Beg.Kampenwand-Äußerer Ostgipfel "Bergener Riß",IV,1669m, (Chiemgauer Alpen)
1925 1.Beg.Kampenwand-Staffelstein-Direkte Westkante,V-,80 HM,1550m, (Chiemgauer Alpen)
1925 1.Beg.Hörndlwand-Nordwestsockel,IV,80 HM,1684m, (Chiemgauer Alpen)
1925 1.Beg.Gurnwand-Nordkante,1691m, (Chiemgauer Alpen)
1925 1.Beg.Kampenwand-Staffelstein-Direkte Westkante,V-,80 HM, (Chiemgauer Alpen)
1926 1.Beg.Kampenwand-Staffelstein-Ostwand "Schmitt-Mitterer",VI-,50 HM, (Chiemgauer Alpen)
1926 1.Beg.Rauschberg-Nordwestwand "Schmitt-Mitterer-Führe",V-,1672m, (Chiemgauer Alpen)
1926 1.Beg.Hörndlwand-Vorbau "Schmittriß",V,1684m, (Chiemgauer Alpen)
1926 1.Beg.Hörndlwand-Südostwand "Mitterer-Schmitt-Führe",V,150 HM,1684m, (Chiemgauer Alpen)
1926 1.Beg.Roßgassenkopf-Nordwestwand,1671m, (Chiemgauer Alpen)
1926 1.Beg.Gurnwandkopf-Nordkante,V+,150 HM,1691m, (Chiemgauer Alpen)
1926 1.Beg.Wartstein-Westwand "Mitterer-Schmitt-Führe",IV,893m, (Berchtesgadener Alpen)
1926 1.Beg.Großer Bratschenkopf,2857m, (Hochkönigstock,Berchtesgadener Alpen)
1926 1.Beg.Kleiner Bratschenkopf-Südwand "Grünwald-Schmitt",2685m, (Hochkönigstock,Berchtesgadener Alpen)
1926 1.Beg.Christaturm-Direkte Ostwand "Schmitt-Führe",V+/A0,220 HM,2170m, (Wilder Kaiser)
1926 1.Beg.Hintere Goinger Halt-Direkte Ostwand "Schmitt-Mitterer-Führe",V,850 KM,2192m, (Wilder Kaiser)
1926 1.Beg.Mitterkaiser Nordgipfel-Nordwestwand,IV+,650 HM,1913m, (Wilder Kaiser)
1926 1.Beg.Predigtstuhl-Nordgipfel-Direkte Nordostwand "Mitterer-Schmitt-Route",V,400 HM,2092m, (Wilder Kaiser)
1927 1.Beg.Traunspitzl-Westwand "Alte Westwand-Schmitt-Kamin",350 HM,2300m, (Loferer Steinberge)
1927 1.Beg.Triglav-Nordwand "Stenarkante",2863m, (Julische Alpen)
1927 2.Beg.Triglav-Nordwand "Bayerländer Weg",IV+,2863m, (Julische Alpen)
1927 1.Beg.Stenar-Nordwestkante,2501m, (Julische Alpen)
1928 Beg.Marmolata-Punta-Penia-Südwand "Alte Südwand",IV+,700 HM,3343m, (Dolomiten)
1929 25.Beg.Cima della Madonna-Nordwestkante "Schleierkante",IV+/A0,400 HM,2733m, (Pala,Dolomiten)
1929 Beg.Große Cirspitze (Tschierspitze)-Südwandkamin "Adangkamin",IV,300 HM,2592m, (Puezgruppe,Dolomiten)
1929 Beg.Grohmannspitze-Südwand,3126m, (Langkofelgruppe)
1929 Beg.Langkofel-Nordkante "Pichl-Führe",IV+,1000 HM,3181m, (Langkofelgruppe,Dolomiten)
1930 1.Beg.Großes Mühlsturzhorn "Alte Südkante",V+/A1,2235m, (Berchtesgadener Alpen)
1933 1.Beg.Kreuzwand-Nordostwand,2132m, (Karwendel) / 1933
1943 1.Beg.Lärcheck-Nordosteck "Variante zum Anstieg",2124m, (Wilder Kaiser). / 08.10.1943
1943 1.Best.Kaisermanndl (Lärchecknadel) über Ostkante "Normalweg",V-,150 HM,1950m, (Wilder Kaiser)
1946 1.Beg.Untere Wettersteinspitze-Nordwestwand,V,2152m, (Wetterstein)
1948 Beg.Watzmann-Ostwand-Berchtesgadener Weg,III+,1800 HM,2713m, (Berchtesgadener Alpen)
1948 1.Beg.Lärcheck-Ostpfeiler "Schmitt-Aigner",IV,2124m, (Wilder Kaiser)
1951 Beg.Triglav-Nordwand,2864m, (Julische Alpen)
1952 1.Beg.Lärcheck-Nadel,V-,2124m, (Wilder Kaiser)
1955 Beg.Bayerländerturm-Westwand "Westwandriß",VI-,2507m, (Wetterstein)
1.Beg.Wetterwand,1000 HM, (Hochkönigstock,Berchtesgadener Alpen)
11.Beg.Totenkirchl-Nordwandsockel "Fiechtlriß", (Wilder Kaiser)
Best.Westliche Karwendelspitze,2385m, (Karwendel)
Best.Mojstrovka,2332m, (Julische Alpen)
Gerd Schauer, Isny im Allgäu
geboren in Reichersdorf (Deutschland)
gestorben in München (Deutschland)
Fritz Schmitt, der Schriftleiter und Verleger der "Mitteilungen des DAV.", winde auf der ordentlichen Hauptversammlung (20. 1. 1954) zum Ehrenvorsitzenden der Sektion Bayerland ernannt. Er ist der jüngste Ehrenvorsitzende dieser Sektion, d. h. seit Eugen Oertel wurde diese Ehre noch niemand zuteil.
Fritz Schmitt stand seit sieben Jahren an der Spitze der Sektion. Sein Amt als Erster Vorsitzender der Sektion, das er wegen beruflicher Inanspruchnahme niederlegen mußte, übernahm Dr. Kurt Hausmann, ein jüngerer, sehr aktiver Bergsteiger, der unseren Lesern durch verschiedene interessante Beiträge bekannt wurde.
Quelle: Der Bergsteiger Heft 06 März 1954, Seite 64
Fritz Schmitt fünfzig Jahre.
Der bekannte alpine Schriftsteller und Bergsteiger Fritz Schmitt, München, begeht am 20. September seinen
50. Geburtstag. Fritz Schmitt, Schriftleiter der ?Mitteilungen" des Deutschen Alpenvereins und der deutschen Ausgabe des AV-Jahrbuches, ist in weitesten Kreisen der Bergsteigerschaft des In- und Auslandes durch seine alpinen Bücher und sonstigen Veröffentlichungen bekannt geworden. Die Schriftleitung des ?Bergsteigers? entbietet ihm herzliche Wünsche zu seinem Geburtstag und für weiteres erfolgreiches Schaffen.
Quelle: Der Bergsteiger Heft 12 September 1955, Seite A 189
Fritz Schmitt zum 60. Geburtstag
Der 1905 in Reichersdorf Landau an der Isar geborene Schriftsteller und Verleger Fritz Schmitt in München, beging dieser Tage seinen 60. Geburtstag. Fritz Schmitt, der in München aufwuchs, stieß mit 18 Jahren zur Sektion Bayerland, deren Vorsitzender er später durch sieben Jahre war. Heute ist er ihr Ehrenvorsitzender. In ihrer Gemeinschaft hat er die meisten klassischen Kletterfahrten der Zeit zwischen den beiden Kriegen gemacht und dazu 30 neue Wege gefunden: im Wilden Kaiser, in den Loferer Steinbergen, in den Juliern und so fort. Darunter ist die noch heute im 6. Schwierigkeitsgrade bewertete Christaturm-Ostwand, die er 1926(1) eroberte.Seit 1927 arbeitete Fritz Schmitt als Schriftleiter ("Deutsche Alpenzeitung", "Der Winter") und als Schriftsteller. Er hat 20 Bergbücher verfaßt, von denen "Das Buch vom Wilden Kaiser" und "Der Kederbacher" besonders bekannt geworden sind. 1946 gründete er den "Alpinen Verlag" in München, in dem unter anderem die Veröffentlichungen des Deutschen Alpenvereins erscheinen.
Quelle: Mitteilungen des ÖAV 1965, Heft 9/10, Seite 116
Quelle: Münchner Merkur vom 18.9.1965
Quelle: Der Bayerländer, Nov. 1965, Seite 21
Quelle: DAV Mitteilungen 1965, Heft 6, Seite 171 (siehe Anhang)
Quelle: Der Bergsteiger 1977, Seite 348
Quelle: DAV Mitteilungen 1980, Seite 347 ff
Quelle: Bergwelt 1980, Heft 9, Seite 72
Quelle: Alpinismus 1980, Heft 10, Seite 31
Quelle: Der Bergsteiger 1984, Heft 6, Seite 64 f (siehe Anhang)
Quelle: DAV Mitteilungen 1985, Seite 255 f
Quelle: Der Bayerländer 1985, Seite 22 ff
Quelle: Der Bergsteiger 1985, Heft 9, Seite 58
Quelle: Bergwelt 1986, Heft 9, Seite 70
Quelle: Der Bergsteiger 1986, Heft 9, Seite 38
Fritz Schmitt
* ? (+) 20. Juli 1986
Schon der Klang seines Namens ? kurz und fast wie zugespitzt ? läßt die Strenge seiner Art erkennen, wie auch die Strenge seiner Arbeiten und seiner Auffassung, mit der er durch sein Leben ging. Während ich mir überlegte, ob ich mit dieser Betrachtungsweise richtig liege, nahm ich aus der Fülle seines literarischen Werkes eher zufällig den Aufsatz ?Dreitorspitze" aus der Alpinmonographie Wetterstein zur Hand und fand darinnen bestätigt, was ich vorerst doch nur vermutet habe: die Wesensart eines ernsten Menschen, den fast genialen Zug seiner Feder und eine Daseinsphilosophie, die seine Anlagen gleichmäßig zu verteilen wußte.
Schmitts bergsteigerische Leistungen aufzuführen (2000 Gipfel, 25 Erstbegehungen), würde diese Zeilen sprengen, die nur der bescheidene Vesuch sein können, die schöpferische Vielseitigkeit seiner Gesamtpersönlichkeit anzudeuten: Bergsteiger, Literat, Lyriker, Sammler früherer alpiner Literatur, Kunstsammler, selbstausübender Künstler (Schnitzen, Hinterglasbilder) und schließlich, bedingt durch sein umfassendes Weitbild, kritischer Weggenosse.
Fritz Schmitt gefunden. Wir gedenken also in der gleichen Stunde zweier Großer des europäischen Alpinismus. Von dem einen wußten wir, daß er nicht mehr unter uns ist, von dem anderen haben wir erwartet, daß gerade er uns in seiner Sprache sage, was dieser Geburtstag für die Geschichte des Bergsteigens bedeutet. Nun hat die Geschichte den Historiker eingeholt. Es waren solche Männer, die stets den Kern des Österreichischen Alpenklubs bildeten, die neben ihren hervorragenden Leistungen auch das geistige Umfeld des Bergsteigens beeinflußten.
Es gehört zu meinen glückhaftesten Begegnungen, mit Fritz Schmitt anläßlich unserer Compton-Ausstellung persönlich bekannt geworden zu sein. Ich besuchte ihn zweimal in München und war erfaßt von der Ausstrahlungskraft dieses Mannes. Zunächst erlebte ich ihn als perfekten Pensionisten, der seine Küche genauso beherrschte wie seine umfangreichen Sammlungen und Archive. Sein Haus glich geradezu einem alpinen Museum. Überall türmten sich sorgsam geordnete Berge begonnener Arbeiten.
Als wir uns nach dem Kaffee zurückstreckten, hatten wir längst die Zeit verlassen. Wir konnten viele gemeinsame Freunde und Bekannte in unsere Gespräche einbinden, und ich folgte seinen Erzählungen wie einem spannenden Geschichtswerk. Und doch war es seine Verankerung im heutigen Bergsteigen, die Fritz Schmitt seine Aufgabe erkennen ließ: In einer strapazierten Gegenwart, die fast nur noch zukunftsorientiert ist, darauf hinzuweisen, woher wir kamen, um besser zu verstehen, was wir heute sind. Daß ein Mann wie er diese Aufgabe so unerwartet aus der Hand legen mußte, reißt eine Lücke auf, die nicht zu schließen sein wird. Doch in seinem Lebenswerk werden wir ihm immer wieder mit gleicher Wertschätzung und Dankbarkeit begegnen.
Eines Tages wird ein Freund aufstehen und über Fritz Schmitt eine Biographie schreiben. Und vielleicht finden sich dann darinnen jene Worte, die der Verstorbene seinen ?Kederbacher" sagen ließ, als es mit ihm zu Ende ging: ?A schöne Tur, grad über die Wolkenbank auffi! Aber pfeilgrad packen mir's!"
?Willst rasten, Schmitt?" fragte jemand leise.
?Woll, rasten", nickte er und schlief ein.
Horst Schmoltner
Quelle: Österr. Alpenzeitung 1986, Folge 1470, Seite 112-113
Quelle: DAV Mitteilungen 1986, Seite 304 f
Geboren am:
20.09.1905
Gestorben am:
20.07.1986
Schmitt Fritz - BST 1984-6.pdf
Schmitt Fritz - DAV Mitteilungen 1965-6, Seite 171.pdf
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