Schmid Franz Xaver
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Biografie:
Schmid Franz-Xaver, * 17.1.1905 in Garmisch-Partenkirchen,ab 1909 München-Sendling,
+ 1992 Neuhaus am Schliersee
Franz Xaver Schmid und Toni Schmid waren durch ihre naturbegeisterten Eltern schon seit ihrer Kindheit in den Bergen unterwegs. Toni kletterte in seiner Freizeit unter anderem im Klettergarten in Baiersbrunn an der Isar.
Die Brüder waren oft gemeinsam auf Klettertouren. Franz und Toni Schmid gehörten in den 20er und 30er Jahren zu den besten Bersteiger in der Welt. Ihnen gelangen viele schwere und bedeutende Bergtouren in den Ost- und Westalpen. Ihre Erstbegehungen gingen in die Geschichte des Bergsteigens ein.
Beide waren Mitglieder der Alpenvereinssektion Oberland und im Alpenkränzchen Berggeist.
Franz und Toni Schmid wurden als erste Bergsteiger für die Begehung der Matterhorn Nordwand mit der Adlerplakette, eine Auszeichnung für bekannte Persönlichkeiten, geehrt. 1932 erhielten sie eine große internationale Auszeichnung: Das olympische Komitee verlieh ihnen die Olympische Goldmedaille in der Disziplin Bergsteigen.
Toni Schmid verunglückte am 15. 05.1932 tödlich. Er war während einer Durchsteigung der Nord-West-Wand des Wiesbachhorns abgestürzt. Er wurde auf dem Münchner Waldfriedhof beigesetzt. Franz gelangen über zweitausend Gipfelbesteigungen. Nach dem Tod von Toni wurde es um Franz ruhig. Er starb am 18.11.1992 und liegt am Schliersee begraben.
1921 Best.Scheibenwand,1598m, (Chiemgauer Alpen)
1922 Beg.Ruchenköpfe-Westgrat,1805m, (Mangfallgebirge)
1922 1.Beg.Roßkopf-Südgipfel-Westwand "Variante Schmid",III,2246m, (Rofangebirge)
1923 Überschr.Kampenwand,IV-,300 KM,1669m, (Chiemgauer Alpen)
1923 Beg.Totenkirchl-Normalweg,2193m, (Wilder Kaiser)
1924 Beg.Ruchenköpfe-Südwand "Dülferriß",IV,1805m, (Mangfallgebirge)
1925 Beg.Schüsselkarspitze-Südwand,2553m, (Wetterstein)
1925 1.Beg.Gamshalt-Westwand "Variante Hetzenecker-Edmaier-Schmid",2292m, (Wilder Kaiser)
1925 Beg.Fleischbank-Ostwand "Dülfer-Führe",V+,400 HM,2187m, (Wilder Kaiser)
1926 3.Beg.Fleischbank-Südostwand "Wießner-Rossi",V+/A1,270 HM,2187m, (Wilder Kaiser)
1926 4.Beg.Predigtstuhl-Nordgipfel-Westwand "Fiechtl-Weinberger-Weg",V+/A1,200 HM,2116m, (Wilder Kaiser)
1926 1.Beg.Oberer Berggeistturm-Westwand,V,2250m, (Wetterstein)
1927 1.Beg.Südliches Reifhorn-Südgrat,2466m, (Loferer Steinberge)
1927 1.Beg.Großes Ochsenhorn Südwestpfeiler "Schmid-Pfeiler",2513m, (Loferer Steinberge)
1927 Beg.Laliderer-Nordwand "Dibona-Mayer",V-,2625m, (Karwendel)
1927 Beg.Totenkirchl-Westwand "Dülferroute",V+/A1,450 HM,2193m, (Wilder Kaiser)
1927 Best.Campanile di Val Montanaja,2173m, (Monfalconigruppe,Karnische Voralpen)
1927 Best.Torre Berti,2153m, (Karnische Voralpen)
1927 Beg.Vers.Civetta-Nordwestwand "Solleder-Lettenbauer",VI/A1,1100 HM,3218m, (Civetta,Dolomiten)
1928 1.Alpendurchqerung vom Wiener Schneeberg zum Montblanc,4810m, (Alpen)
1929 3.Beg.Hochwanner-Direkte Nordwand,2746m, (Wetterstein)
1929 3.Beg.Civetta-Nordwestwand "Solleder-Lettenbauer",VI/A1,1100 HM,3218m, (Civetta,Dolomiten)
1930 1.Beg.Torstein-Unterer Südwestgrat "Einstiegsvariante II",2947m, (Dachsteingebirge)
1930 1.Beg.Torstein-Unterer Südwestgrat "Einstiegsvariante III",2947m, (Dachsteingebirge)
1931 1.Beg.Ödsteinkarturm-Nordwestwand "Reifschneider-Schmid-Ziegler",IV+,2265m, (Ennstaler Alpen)
1931 1.Beg.Grubenkarspitze Direkte Nordostwand "Schmid-Führe",V+,1000 HM,2663m, (Karwendel)
1931 1.Beg.Ortler- Nordwand "Ertl-Schmid-Führe",Eis bis 60°,1200 HM,3902m, (Ortlergruppe)
1931 1.Beg.Matterhorn-Nordwand "Schmid-Route",V,Eis 60°,1100 HM,4478m, (Walliser Alpen)
1932 Beg.Vers.Grandes Jorasses-Nordwand-Walkerpfeiler,VI/A1,60°,1200 HM,4208m, (Montblancgebiet)
1934 1.Beg.Planspitze-Mittlere Nordwand "Schmid-Klose-Weg",2117m, (Ennstaler Alpen,Gesäuse)
1934 1.Beg.Großer Scheiblingstein-Westwand "Reifschneider-Schmid-Ziegler" ,2197m, (Ennstaler Alpen,Gesäuse)
1935 1.Beg.Leuchsturm-Südwand "Neuer Weg",2288m, (Wilder Kaiser)
1948 Beg.Watzmann-Ostwand "Berchtesgadener Weg",III+,1800 HM,2713m, (Berchtesgadener Alpen)
1.Beg.Gratverbindung Montasch (2754m), zum Wischberg (2666m), (Julische Alpen)
1.Beg.Riffelköpfe-Ostwand,2459m, (Wetterstein)
Gerd Schauer, Isny im Allgäu
Franz und Toni Schmid
Hunderttausende füllten anläßlich der X. Olympischen Sommerspiele 1932 das Stadion in Los Angeles, wo am 7. August die Schlußfeier stattfand. Die sonst so nüchternen Amerikaner gestalteten den Schlußakt dieser glänzend organisierten Spiele zu einer machtvollen Feier für den olympischen Gedanken. Auch die Deutschen erlebten erhebende Augenblicke, stieg doch nach einer Serie von Siegeszeremonien am mittleren der drei Fahnenmaste die deutsche Fahne allein hoch. Es konnte nur eine Flagge wehen, denn es gab bei der folgenden Ehrung keinen zweiten und dritten. Die Auszeichnung galt den beiden 23- und 27jährigen Brüdern Toni und Franz Schmid aus München, denen für die Erstdurchsteigung der Matterhorn-Nordwand am 31. Juli und 1. August 1931 die goldene olympische Bergsteigermedaille verliehen wurde.
Damals verließen die beiden deutschen Bergsteiger um Mitternacht ihr Zelt am Fuß der Matterhorn-Nordwand. Jeder Versuch, die Wand zu bezwingen, war bis dahin gescheitert. Der extrem schwierige Aufstieg der Brüder Schmid war ständig von Stein- oder Eisschlag bedroht. Ohne Stufenschlagen kämpften sie verbissen um jeden Meter. Der Eisbelag wurde immer dicker, schwerer und aufreibender die Arbeit. Stunde um Stunde verrann. Dann kam der Sturm, es fing zu schneien an, Blitze fegten über den Gipfel, Lawinen jagten zu Tal — am Matterhorn war die Hölle los. Aber es ging weiter. Um 14 Uhr des 1. August 1931 erreichten Toni und Franz Schmid den Gipfel des Matterhorns. Unter schwierigsten Bedingungen haben die beiden Bergsteiger die Nordwand des Matterhorns bezwungen — ohne fremde Hilfe, ohne große Kosten, ganz allein auf sich gestellt. Das war eine Großtat des Alpinismus.
Toni Schmid durfte die Würdigung in Los Angeles nicht mehr miterleben: Er stürzte am 16. Mai 1932 in der Wiesbachhorn-Nordwestwand ab. Die Leistungen dieser beiden Alpinisten waren vielleicht größer als alles, was 2000 Olympiakämpfer während der 16tägigen Olympischen Spiele in Los Angeles vollbrachten, denn Toni und Franz Schmid erkletterten die Nordseite des Matterhorns unter unvorstellbaren Strapazen und ohne Anfeuerung eines sportbegeisterten Publikums.
Jetzt feierte man sie am großen Schlußtag dieser Olympischen Spiele. Hunderttausende lauschten schweigend der deutschen Hymne. Als das Lied verklang, sank die Fahne langsam nieder. Das olympische Feuer erlosch.
Quelle: Der Bergsteiger 1972, Heft 7, Seite 438
Quelle: Österr. Alpenzeitung 1965, Seite 118 ff
Quelle: Der Bergsteiger 1976, Seite 1976, Seite 91 f
Quelle: DAV Mitteilungen 1980, Seite 45
Quelle: Alpinismus 1981, Heft 7, Seite 11 ff
Quelle: DAV Mitteilungen 1985, Seite 46 f
Franz Schmid
Franz Nieberl sagte einmal, dass es schwieriger sei, ein alter als ein extremer Bergsteiger zu werden. Jedenfalls ist es für einen extremen Bergsteiger schwierig, alt zu werden. Franz Schmid schaffte beides. Er machte sich als aktiver Bergsteiger einen guten Namen, und es gelang ihm, über seinen 80. Geburtstag am 17. Januar 1985 hinaus fast jugendlich beweglich zu bleiben. Es leben leider nicht mehr viele aus der Münchner Bergsteigerzunft der legendären zwanziger und dreißiger Jahre, und man soll deshalb nicht warten, bis ein Nachruf zu schreiben ist, sondern noch bei Lebzeiten der Altgewordenen den Jungen sagen: Schaut, solche Kerle waren sie, etwa der Schmid Franzl!
Er wurde am 17. Januar 1905 in Garmisch-Partenkirchen geboren. Sein jüngerer Bruder Toni kam 1909 in Furth im Wald zur Welt. Sie wurden bekannt als Brüderpaar und als eine Seilschaft. Der Vater war Postbeamter, beide Eltern hatten Freude an der Natur. Man wanderte im Bayerischen Wald. Franzls erster bescheidener Berg war der Arber. Weit war der Weg von dort zum Matterhorn. In München traten die Schmid-Buben in die eben gegründete Jugendgruppe der Sektion Oberland unter ihrem Leiter Winterstein ein. Dort lernten wir uns 1922 kennen. Unser Freizeitrevier war der Klettergarten im lsartal, die gelbe Nagelfluhwand im Buchenwald, mit dem „Marmorwandl“ und der „Fingerspitzltraverse“, dem „Sixt-Riß“ und der großen Abseilstelle. 1923 glaubten wir, für die damals noch respektvoll gewürdigte Fleischbank-Ostwand reif zu sein. Es war unsere erste schwierige Klettertour, und wir galten als die jüngste Seilschaft. Ich war inzwischen nach Bergen im Chiemgau umgesiedelt und hatte dort in Merkl, Bechtold und Mitterer neue Freunde gefunden. Nur gelegentlich traf ich wieder mit Franz zusammen: 1925/26 im Kaiser, als es um die Fleischbank-Südostwand und die Christaturm-Ostwand ging, 1931 in Zermatt, unmittelbar nach dem Matterhorn-Nordwandsieg und 1949 bei Regen und Gewitter in der Watzmann-Ostwand, als wir gemeinsam mit Ludwig Gramminger und Helmut Schuster nach einem Standplatz für die Biwakschachtel suchten.
Der bedächtige, erfahrene Franz und der draufgängerische Toni bildeten eine erfolgreiche Seilschaft. 1925 durchkletterten sie die Fiechtl-Herzog-Führe an der Südwand der Schüsselkarspitze und die „Fiechtl-Weinberger“ an der Westwand des Predigtstuhl-Nordgipfels. 1926 folgte die dritte Begehung der Fleischbank-Südostwand in einer guten Zeit an Tonis siebzehntem Geburtstag, und die erste Besteigung des Berggeistturms im Wettersteingebirge. 1927 lernten sie die Dülfer-Westwand des Totenkirchls kennen. Mit Georg Kuglstatter, der immer irgendwelche Probleme kannte, folgten einige Neutouren in den Loferer Steinbergen.
1931 wurde für Franz Schmid zum erfolgreichsten Bergsteigerjahr. Der riesige Eisschlauch der Ortler-Nordwand galt als großes Problem. An Pfingsten 1931 hatten Merkl und Welzenbach einen ernsthaften Versuch unternommen aber nach 600 Höhenmeter wegen der Lawinengefahr umgekehrt. Hans Ertl der im Vorjahr mit Hans Brehme die Nordwand der Königspitze direkt durchstiegen hatte, wollte nun in der Ortler Nordwand sein Glück versuchen. Er weihte seinen – Berggeist-Kameraden Franz Schmid ein. Ob er mitmachen wolle? Ja er wollte! Sie packten Zelt, Seile und Proviantsäcke auf ihre Fahrräder und strampelten am 19. Juni in München los. Über den Reschenpaß bis ins hoch gelegene Sulden saßen sie 22 Stunden im Sattel.
Franz, der eine Knieverletzung noch nicht ganz auskuriert hatte, betrachtete die Strapazen als Training für die Ortler Nordwand. Am 22. Juni gelang der Durchstieg. Ertl sprach von einem „Tod und Verderben speienden Kanonenrohr“. Kurze Zeit später, am 9. Juli, gelang Franz und Toni Schmid die Durchkletterung der Nordostwand der Grubenkarspitze, einer 1000 Meter-Wand im Karwendelgebirge, die besonders im unteren Teil große Schwierigkeiten bot. Ende des Monats ging es dann zur Matterhorn-Nordwand. Mit von der Partie waren Bruder Toni, Friedl Brandt und Hans Ertl. Auf schweren Rädern ohne Gangschaltung legten sie die Strecke München-Zermatt in fünf Tagen zurück. Am 31. Juli stiegen Franz und Toni in die Wand ein. In 4150 Meter Höhe mussten sie ohne den Ausrüstungskomfort unserer Tage biwakieren. Das Wetter hatte sich verschlechtert. Bei Sturm und Gewitter erreichten sie den Gipfel und gegen Abend die Notunterkunft der Solvay-Hütte. Zwei Tage wurden die Brüder hier oben festgehalten, dann konnten sie den entgegenkommenden Freunden absteigen. Im Trubel der Feiern in Zermatt prägte ein holländischer Alpinist den Satz: „Ein Volk, das solche Söhne besitzt kann nicht untergehen!“ Die Brüder kamen auf die Titelseite der „Münchner Illustrierten“. Ehrungen folgten: Die Adlerplakette und 1932 die Goldene Olympiamedaille. Leider war Toni inzwischen am Wiesbachhorn tödlich abgestürzt.
Franz blieb Bergsteiger aus Freude an der Natur, bestieg 2600 Gipfel, wurde Ausbilder bei der Polizei und lebt heute mit seiner Frau Ingeborg in Neuhaus am Schliersee. In der Sektion „Berggeist“ ist er Ehrenmitglied und Klubsenior.
Fritz Schmitt
Quelle: Der Bergsteiger 1985, Jahrgang 52, Heft 9, Seite 40
Geboren am:
17.01.1905
Gestorben am:
18.09.1992
Erste Route-Begehung