aus dem Schlegeistal über die Rötenwand
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Routen Details:
Erste Begehung im Abstieg durch Dr. Viktor Hecht mit Jakob Maierhofer im Jahre 1875
Dr. V. Hecht (in Prag), der Hochfeiler 3506 m - N. M.-M. mit neuem Abstieg in den Schlegleisengrund. Am 11. September 1875 verliess ich mit Jakob Mairhofer (vulgo Auerjackl) um 4:30 Morgens — gleichzeitig mit Herrn Victor Sieger , der die in No. 1. pag. 31 der Mittheilungen 1876 geschilderte Ersteigung des Weisszint vorhatte — die Neveser Alm im Mühlwalderthal.
Dem von Dechy 1874 eröffneten Wege folgend, passirten wir um 6 Uhr die Eisbrucker Scharte, durchquerten das oberste Pfunders- (Eisbrucker) Thal und erreichten um 7 1/2 Uhr den das Letztere vom Gliederthal trennenden Hauptkamm an dessen im N.-O. der Hohen Warte gelegener Einsenkung.
Nach dreiviertelstündiger Rast wurde in weitem Bogen der Gliederthalferner überschritten und nach Anlegung der Eisen auf dem gewöhnlichen Pfitscher Thalweg über den Felskamm zwischen Gliederthal- und Weisskarferner um 11 U. 5 der Gipfel des Hochfeiler betreten. Die Aussicht ist recht hübsch, doch bei weitem nicht so grossartig, als man nach den Schilderungen von Berreitter u. A. erwarten sollte. Von einem leichten Unwohlsein, das den Anstieg verzögert hatte, befreit, liess ich mich durch die günstige Witterung verleiten, den ursprünglich gar nicht auf dem Programm stehenden Abstieg in den Schlegleisengrund zu versuchen.
Direct vom Gipfel auf den Schlegleisenferner ist derselbe in früher Jahreszeit und schneereichen Sommern offenbar — allerdings nicht ohne Gefahr — auszuführen; im September und ohne Eispickel wäre der Versuch Wahnsinn gewesen. Wir schlugen daher die Richtung gegen den Grasespitz ein und erreichten, nachdem wir um 12 Uhr den Gipfel verlassen hatten, über den Weisskarferner nach halbstündiger bequemer Wanderung jene Stelle des Hochfeiler - Grasespitz- Kammes, an welcher der den Hochstellkar- von dem Schlegleisenferner trennende Seitenkamm abzweigt; die Sonklar'sche Karte lässt diesen Kamm vom Grasespitz ausgehen, der jedoch in Wirklichkeit nicht mehr in der Umrahmung des Schlegleisenferners steht Dieser Irrthum erklärt sich leicht durch die eigenthümliche Gestaltung des Hochstellkarferners, dessen oberster von dem Hauptkamm und dem in Rede stehenden Seitenkamm umschlossener, einen spitzigen Winkel bildender Theil eine gewölbte, vom Grasespitz gegen den Schlegleisenferner zu schwach geneigte Fläche darstellt, so dass nur von dem Seitenkamm oder von dem bisher unerstiegenen — übrigens ebenso uninteressanten als leichten — Grasespitz aus die Terrainverhältnisse richtig aufgefasst werden können. Auch in der neuen Generalstabskarte ist diese Partie unrichtig gezeichnet.
Den Grasespitz links lassend, rückten wir auf dem mehrerwähnten Seitenkamm, den der Hochstellkarferner mit einer vielleicht 30 m * mächtigen, gegen den Schlegleisenferner vollkommen senkrecht abbrechenden Firndecke überzieht, bis zu deren Ende vor; hier aber fand die bequeme Firnwanderung einen unerwarteten Abschluss. Links stürzte der bisher fast flache und spaltenfreie Hochstellkarferner steil und von Klüften durchzogen ab. Der Felskamm selbst erhebt sich als schmale, schroffe Mauer noch einige Klafter, präsentirt sich aber vom höchsten Punkte so unvortheilhaft, dass wir uns entschliessen mussten, den directen Abstieg auf den Schlegleisenferner zu forciren. Die Mauer war so steil, dass man sie nur zum geringsten Theil übersehen konnte, und so mussten wir denn, auf die Gefahr hin, im letzten Momente umzukehren, irgendwie hinabzukommen versuchen.
Um 1 U. waren wir am Scheidewege angelangt; nach 20 Minuten Rast begann die Kletterei , die bei Beobachtung der erforderlichen Vorsicht weniger gefährlich als anstrengend und aufregend war und bei der Höhe der Wand, die 2000 Fuss übersteigen dürfte, dem zwischen 50° und 60° betragenden Neigungswinkel und der Nothwendigkeit mehrmaliger Recognoscirungen genau 3 1/4 Stunden in Anspruch nahm. Ohne Unfall, was wir einerseits der Bravour Anerjackls, der als Felsensteiger seines Gleichen sucht, andererseits unseren Eisen und dem Seile zu danken hatten, passirten wir um 4 U. 35 die unmittelbar am Fusse der Mauer entlang ziehende Bergkluft, betraten nach 10 Min. über einen steilen Firnhang den Schlegleisenferner, den wir, fortwährend am Fusse der Mauer uns haltend in 20 Min. überschritten ; 5 Uhr war vorüber, als wir Seil und Eisen ablegen konnten. Am Rande des Ferners erwarteten wir Herrn Victor Sieger, den wir sammt seinem Führer kurz zuvor wahrgenommen hatten.
Den weiteren Weg gemeinschaftlich fortsetzend , rasteten wir, am Thalboden angelangt eine halbe Stunde und verzehrten unsere letzten Vorräthe — eine doppelte Unvorsichtigkeit, da uns noch im Schlegleisenthale tiefe Nacht überraschte, — und fanden, als wir endlich um 10 U. 30 nach 18 stündigem Marsche, von der Zamseralm ab eigentlich nur tastend und stolpernd, Breitlahner erreicht hatten, statt der gehofften Betten wiederum nur Heulager, das wir ohne einen Bissen aufsuchen mussten.
Quelle: Alpenvereinsjahrbuch 1877, Seite 257
Erste Begehung im Aufstieg durch Dr. Ferdinand Löwl mit David Fankhauser im Jahre 1877
Quelle: Aus dem Zillertaler Hochgebirge, Seite 396
Datum erste Besteigung:
11.09.1875
Gipfel:
Hochfeiler
Erste(r) Besteiger(in):
Hecht Victor von
Mairhofer Jakob