Ostwand

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Routen Details:
Schüsselkarspitze (2537 m).
1. Durchkletterung der Ostwand am 26. Juli 1938 durch Michael Schober und Ludwig Kleißl.
Einstieg 80 bis 100 in rechts vom Südostwand. Einstieg bei einem kleinen Felsturm (Steinmann).
Die grasdurchsetzten, grauen Platten und Risse mehrere Seillängen schräg rechts aufwärts. 50 m unterhalb der auffallenden gelben und überhangenden Wand quert man an grauer Platte 15 m nach rechts (Haken) in einen Riß, denselben aufwärts (Haken) zu Stand. Den folgenden Überhang empor (Haken), und weiter schräg rechts aufwärts kletternd erreicht man einen Absatz. Den nun schräg links aufwärts ziehenden gelben überhangenden Riß mittels Seilzug äußerst schwierig empor (mehrere Haken) zu Stand unter zwei hohl aufliegenden Blöcken. Nun einen 25 m hohen, teilweise überhangenden seichten Riß nur mit Seilzug aufwärts (mehrere Haken) und an seinem Ende einige Meter nach links heraus auf eine Kanzel (Stand). Die folgende Wandstelle gerade empor und auf einer abschüssigen Platte etwas nach rechts in einen überhangenden Riß, denselben mittels Seilzug empor zu Stand. Einen rinnenartigen Kamin 40 m empor, dann über eine Platte schräg links und durch einen Riß wieder gerade aufwärts nach 35 m zu Stand. Weiter über Graspolster 5 m aufwärts zu einem großen Felsloch. Hier zieht im Innern des Berges ein 30 m hoher, rauher Kamin empor. Oben ist ein großer Spalt, durch diesen steigt man wieder in die freie Wand hinaus und klettert durch den folgenden überhangenden Kamin 15 m empor zu Stand (Haken). Von hier gerade aufwärts, über zwei Überhänge hinweg zu Stand. Die folgenden grauen Platten und Nisse links aufwärts haltend in mehreren Seillängen zum Grat und weiter zum Gipfel.
Kletterzeit 7 bis 8 Stunden. Äußerst schwierig.
Quelle: Mitteilungen des Deutschen Alpenvereins 1938/39, Deutscher Bergsteigerverband im NS. Reichsbund für Leibesübungen, Folge 8 Mai, Seite 245-246

Schüsselkarspitze-Ostwand
Ludwig Nees und Robert Lukas (S. Mittelfranken); 6. und 7. März 1953
Um 5.30 Uhr verließen wir unsere gastliche Herberge im Geistal bei Oberleutasch. Übernächtig stolperten wir durch die neblig-kalte Nacht. Dann zogen wir unsere Skispur durch Hochwald hinauf zur Wangalm. Der Himmel färbte sich mit zartem Rot und unter uns brodelte ein unruhiges Wolkenmeer. Im Aufstieg erlebten wir die Pracht des werdenden Wintertages. Die einsamen Grate leuchteten in der Sonne. Auf der Wangalm ließen wir die Ski zurück und gingen über steile Hänge weiter zur Erinnerungshütte.
Mit mächtigem Auftrieb stiegen wir empor zum Fuße der Schüsselkar-Ostwand, wegen der wir gestern von Nürnberg ins Wetterstein gekommen waren, um sie erstmals im Winter zu erklettern.
Rasch waren die letzten Vorbereitungen getroffen. Um 10 Uhr stiegen wir ein. Zwei Seillängen ging es über leichteren Fels, dann begannen die Schwierigkeiten. In einem Quergang nach rechts schnappten die ersten Karabiner in Haken. Wir gewöhnten uns bald an die winterlichen Verhältnisse. Ständiger Eisschlag aus den oberen Regionen machte uns das Leben schwer. Allmählich schwand die Sonne aus der Wand und es wurde empfindlich kalt. Unheimlich sahen die dunklen, teils eisüberzogenen Wände ober uns aus. Wir wunderten uns, welch schwere Stellen frei erklettert werden mußten, und wir bewunderten Michel Schober, der 1938 erstmals diese Wand durchstieg.
Es galt ein gewaltiges Dach zu überwinden. Robert arbeitete sich hoch, und schon glaubte ich, er habe es geschafft, da kam er mit Getöse wieder angerauscht.
Verdutzt stand er bei mir und betrachtete den ausgebrochenen Haken. Es war bereits dunkel, als wir uns an einem vereisten Riß hocharbeiteten. Furchtbar der Gedanke, an freie Wand genagelt, die lange Winternacht verbringen zu müssen. Gleichsam, als hätte Petrus unseren Stoßseufzer vernommen, fanden wir am Ende des Risses ein kleines Band. Es wurde ein romantisches Biwak. Von den Füßen bis zum Bauch steckten wir im Daunenschlafsack und Zeltsack, einen zweiten hatten wir oben übergestülpt. Über dem Kocher brauten wir Tee mit Ovomaltine. Wir schliefen gut und erst die Morgenkälte weckte uns. Dann stieg die Sonne blutrot über den Bergen empor. Das ließ einen Wetterumschlag befürchten.
Äußerste Schwierigkeiten lagen noch vor uns. Überhänge, Risse, von Eiskaskaden gesperrte Steilrinnen. Mühevoll und langsam kamen wir vorwärts. Bei dem 30-m-Kamin, der im Innern des Berges verläuft, rechneten wir mit starker Vereisung. Eine Wächte, die ich umgehen wollte, rutschte bei der leisesten Berührung weg und ich hinterdrein. Eisig geduscht arbeitete ich mich wieder empor. Der Ausstieg aus dem Kamin war durch einen dicken Eisvorhang gesperrt. Noch eine schwere Seillänge, dann kamen wir auf geneigteres, wenn auch vereistes und verschneites Gelände und auf den Grat. Um 15 Uhr drückten wir uns auf dem Gipfel die verschundenen Hände.
Heftiger Wind warf uns fast aus dem Stand und von Norden her brandete dunkles Gewölk. Eilig stiegen wir über den stark verwächteten Westgrat ab. Die Abseilstellen zur Wangscharte waren nicht zu finden, also klettern! Um 18 Uhr standen wir in der Scharte. Da brach der erwartete Schneesturm orkanartig los. Ständig von Staublawinen überschüttet, seilten wir uns ins Kar ab. Nacht! Es gelang uns nicht, die Erinnerungshütte zu finden. Längeres Umherirren würde unser Leben gefährden. Deshalb stampften wir eine kleine Plattform in den Schnee und wollten den Zeltsack überstülpen. Der Sturm riß ihn in Stücke, auch der zweite bekam einen Riß. Bei 20 Grad Kälte verbrachten wir eine schwere Nacht.
Am Morgen tobte der Sturm noch unvermindert. Die Hütte war nicht zu finden. Durch eineinhalb Meter tiefen Neuschnee wühlten wir uns ins Tal und kamen nach 8 Stunden in Unterleutasch an. Hier bemerkte ich erst, daß ich die Füße erfroren hatte. So fand unsere Fahrt einen etwas unerfreulichen Abschluß, aber wir waren dennoch stolz und zugleich dankbar, daß uns das Leben neu geschenkt wurde.
Ludwig Nees
Quelle: Mitteilungen des DAV 1953, Heft 4, Seite 55-56

Schüsselkar-Ostwand:
1. Winterbegehung durch R. Lukas, L. Nees, am 6/7.3.1953.
Quelle: Der Bergsteiger 1979, Heft 1, Seite 29

Schüsselkarspitze-Ostwand
Die wahrscheinlich 2. Winterbegehung der äußerst schwierigen Ostwand (Führe Schober-Kleisl, 1938, VI) am 8./9. Februar 1959 durch Toni Kinshofer und Hans Hauser. Die 1. Winterbegehung dieses Anstiegs wurde am 6./7. März 1953 von R. Lukas und L. Nees vollbracht.
Quelle: Der Bergkamerad 1958/59, Seite 437

Datum erste Besteigung:
26.07.1938
Erste(r) Winter-Besteiger(in):
07.03.1953
Gipfel:
Schüsselkarspitze
Erste(r) Besteiger(in):
Kleisl Ludwig "Luggi"
Schober Michael
Erste(r) Winter-Besteiger(in)
Lukas Robert
Nees L.