Westwand - "Verbindungsführe" (Peters/Eidenschink)

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Routen Details:
Totenkirchl-Westwand (Route Peters-Eidenschink)
Die beiden Jungmannen Günter Nothdurft aus Pfullingen (Sektion Tübingen) und Franz Mayer aus Rottweil (Sektion Garmisch und ?Oberer Neckar" -- Sitz Rottweil) führten von Montag, den 24. Januar, bis Donnerstag, den 27. Januar 1955, die Winter-Erstbegehung der direkten Totenkirchl-Westwand durch.
Die Route wurde im Jahre 1943 von Rudolf Peters und Otto Eidenschink erstmals begangen und zählt heute zu den schwersten Kaiserfahrten. Sie wurde seitdem erst elfmal wiederholt. Mehrere Versuche einer Winterbegehung scheiterten bisher.
Die Wand war bei der Besteigung trotz des sommerlichen Eindrucks, den sie von unten machte, infolge der herrschenden Schönwetterperiode zwar trocken, aber keineswegs schnee- und eisfrei. Vor allem das untere und das obere Drittel erwies sich als vollkommen vereist.
Die beiden Jungmannen berichten darüber folgendes:
Von Hinterbärenbad aus wurde der Einstieg in drei Stunden erreicht und um 11 Uhr in die Wand eingestiegen. Nach den ersten drei schwierigen Seillängen aufwärts über den Vorbau ging es ohne Sicherungsmöglichkeit zwei ebenfalls sehr gefährliche Quergangseillängen nach links über vereiste Bänder, die ein zeitraubendes Stufenschlagen notwendig machten, zum Beginn eines brüchigen vereisten Kamins. Gleichfalls beschwerlich war das Nachseilen des etwa 40 Pfund schweren Rucksacks, der außer den beiden Kletterrucksäcken mitgeführt wurde. Schon nach diesen wenigen Seillängen erkannten wir, daß ein Durchsteigen der Wand bei gleichbleibend günstigem Wetter mindestens drei bis vier Tage in Anspruch nehmen würde. Durch den Kamin ging es aufwärts zum Beginn eines sich nach rechts hinziehenden Schneebandes. Infolge Einbruchs der Dunkelheit suchten wir nach einem günstigen Biwakplatz, den wir eine Seillänge links des Schneebandes fanden.
Am Dienstagmorgen querten wir nach gut durchstandenem Biwak um 8 Uhr drei Seillängen nach rechts bis unter das Piazwandl. Diese völlig eisfreie Kletterstelle wurde rasch überwunden. Die beiden nachfolgenden Seillängen wiesen ebenfalls sommerliche Verhältnisse auf, so daß sehr schnell ein Schneefeld unterhalb des sogenannten 50-Meter-Wandls erreicht wurde. Wieder verloren wir durch das Nachseilen der Rucksäcke viel Zeit. Nach Überquerung des gefährlichen Schneefeldes stiegen wir am rechten Rande desselben zwei Seillängen aufwärts bis unter das 50-Meter-Wandl. Dieses Wandstück wurde kurz vor Einbruch der Dunkelheit noch durchklettert. Da sich aber ein Biwak hier als unmöglich erwies, wurde ein Seil fixiert, um diese Wandstelle am nächsten Morgen schneller überwinden zu können. Dann stiegen wir drei Seillängen zurück zu einem einigermaßen geeignet er-scheinenden Biwakplatz, der sich jedoch nachher als sehr steinschlaggefährdet herausstellte. Bei der Vorbereitung dieses Biwaks fiel der Primuskocher über die Wand hinunter, sodaß wir in der folgenden Zeit einzig auf einen kleinen Biwakkocher angewiesen waren. Trotz der großen Kälte wurde auch diese Nacht gut überstanden, und in guter Verfassung konnte am dritten Tag (Mittwoch) der klettertechnisch schwierigste Teil der Wand in Angriff genommen w erden.
Das 50-Meter-Wandl wurde mit Hilfe des am Tage zuvor fixierten Seiles schnell überwunden. Ebenso bereiteten die folgenden, zum Teil vereisten Seillängen bis zum Pendel-quergang klettertechnisch keinerlei Schwierigkeiten. An diesem Tage hatten wir besonders unter Temperaturschwankungen zu leiden. Während morgens beim Aufbruch eine Temperatur von ?15 Grad geherrscht hatte, brannte mittags am Pendelquergang die Sonne heiß auf diese Wandstelle. Abermals erwies sich das Nachseilen der drei Rucksäcke als kraft- und zeitraubend. Die beiden nächsten Seillängen aufwärts über einen vereisten Überhang brachten wieder winterliche Verhältnisse. Nach einer 60 Meter hohen steilen Eisrinne gelangten wir über eine 30-Meter-Rechtsquerung zum Beginn des Dülferweges. Bei dieser Querung verhängte sich ein Hanfseil, das zum Aufseilen der Rucksäcke verwendet wurde, und ließ sich trotz aller verzweifelten Bemühungen nicht mehr einziehen. Die Dunkelheit brach an dieser Stelle herein. So mußte hier ein vierzehnstündiges Biwak, stehend an drei Haken gesichert, in eisiger Kälte schlaflos verbracht werden.
Der Donnerstag (vierter Tag) brachte endlich den ersehnten Erfolg. Um 7 Uhr stiegen wir, nach einem nochmaligen vergeblichen Versuch, das verklemmte Hanfseil nachzuziehen, weiter. Zunächst verfolgen wir den Dülferquergang nach links, um dann weitere drei Seillängen wieder nach rechts hinüber zur Westschlucht zurückzulegen. Trotz der in ungünstiger Lage verbrachten Nacht kamen wir dann an diesem Tage sehr gut voran. Um die letzten Seillängen bis zum Gipfel schnell hinter uns zu bringen, entschlossen wir uns, die schweren Rucksäcke zu tragen, statt sie zeitraubend nachzuseilen. Durch die vereisten Kaminreihen der Schlucht erreichten wir nach vier Seillängen um 14.15 Uhr den Ausstieg und den Gipfel. Ohne langes Verweilen stiegen wir sehr schnell hinüber zum Vorgipfel. Zum Abstieg über den vereisten Führerweg benötigten wir 2 1/2 Stunden und gelangten um 18.30 Uhr in bester Verfassung auf das Stripsenjochhaus, wo wir von Mali, der Hüttenwirtin, und von Hans Gaugg, der uns die ganze Zeit über in selbstloser Weise vom Fuße der Wand aus beobachtet hatte, freudestrahlend empfangen wurden.
Für die gesamte Fahrt von Hinterbärenbad bis zum Stripsenjochhaus wurden 86 Stunden benötigt; davon 75 Stunden in der Wand verbracht. Die reine Kletterei betrug 37 Stunden. Während der ganzen Tour wurden nur sechs Haken geschlagen, ausgenommen die Haken, die zum Fixieren der Rucksäcke an ausgesetzten Standplätzen benötigt wurden.
Quelle: Mitteilungen des DAV 1955, Seite 31



Wilder Kaiser Totenkirchl-Westwand
Erste Alleinbegehung der Peters-Eidenschink-Führe (VI+) am 2. Oktober 1959 durch den Rosenheimer Georg Haider. Nähere Einzelheiten über dieses außergewöhnliche Unternehmen sind nicht bekannt geworden.
Quelle: Der Bergkamerad 1959, Heft 2, 23. Oktober, Seite 65

Datum erste Besteigung:
29.06.1943
Erste(r) Winter-Besteiger(in):
27.01.1955
Gipfel:
Totenkirchl
Erste(r) Besteiger(in):
Eidenschink Otto
Peters Rudolf
Erste(r) Winter-Besteiger(in)
Mayer Franz
Nothdurft Günther