Südkamm

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Routen Details:
Erste Begehung im Abstieg
Quelle: Zeitschrift des DAV 1870-71, Seite 68

Erste Begehung im Aufstieg durch F. Steiner mit A. Granögger und G. Bäuerle am 21.8.1871;

Dazu kam der Wunsch den Bärenköpfen und der Glockerin einen Besuch abzustatten, was bei dieser Partie sich von selbst ergab.
So machte ich mich also den 21. August mit meinen Führern A. Granögger und S. Bäuerle, die den Weg gleich mir zum ersten Male machten, 1/2 3 Uhr Morgens von der Hofmannshütte auf, um über den untern Antheil der Gamsgrube und ein sanft ansteigendes Stück Pasterzenkees an die Fuscherkarscharte zu gelangen. Eine andere Partie hatte, zugleich mit uns aufbrechend, die Absicht den Grossglockner von der Pasterze aus zu besteigen ; öfter sah ich ihnen nach, die Laterne der Führer kennzeichnete ihren Weg über die Pasterze, bis endlich das schwache Licht am Aeusseren
Glocknerkar verschwand. Ein frischer Nordost der die 4 Grad Kälte deutlich zur Empfindung brachte,liess die Hoffnung entstehen , dass der herrlichen sternhellen Nacht , in der wir unsere Wanderung begonnen hatten, ein gleich schöner Tag folgen werde. So kam es auch.
Ich bin nicht im Stande die Eindrücke wiederzugeben, welche ich auf meinem Wege zur Bockkarscharte -- Fuscherkarscharte und Breitkopf blieben rechts liegen — und nach Ueberschreitung derselben weiter hin über den Bockkargletscher und die ziemlich steilen Felspartien die vom kleinen Bärenkopf zum Bockkargletscher ziehen, bis zum grossen Bärenkopf empfing: den Grossglockner immer in Sicht, der beim ersten Morgenlicht in geisterhafter fahler Färbung uns fragend nachzublicken schien, welchem seiner Brüder wir wohl einen Besuch abzustatten gedächten, den Fuscherkarkopf und das Sonnenwelleck, den Breitkopf und die Hohe Dock im Wegverlauf zur Rechten, zur Linken vor uns die Bärenköpfe, den Johannisberg und die hohe Riffel, deren Schneekuppen schon im rosigen Licht des Morgenroth's erglühten, und vollends als wir — es lag dies in meiner Absicht — auf der Spitze des Grossen
Bärenkopfes standen, diese ganze grosse Welt von Schnee und Eis überstrahlt vom ersten Sonnenlicht — das war in der That ein herzerhebender Anblick. Ich vergass hiebei auf die Schwierigkeiten des Weges und darum weiss ich wohl auch von solchen nichts Erhebliches zu erzählen.
Seit dem Anstieg auf den Grossen Bärenkopf, auf dessen Gipfel wir um 5 Uhr Morgens, also 2 1/2 Stunden nach dem Aufbruch von der Hofmannshütte standen , hatten wir die Steigeisen angeschnallt und sie thaten uns auch auf unseren weiteren Wegen gute Dienste. Ich habe schon hervorgehoben, dass es mir darum zu thun war, den sogenannten Grossen Bärenkopf, der an seiner Nordwestseite, wie später zu beschreiben, ganz gut umgehbar ist, zu besteigen; es geschah dies hauptsächlich in der Absiebt zu erfahren, ob die von Hofmann zuerst ausgesprochene Ansicht*) : die in Keil's Karte der Glocknergruppe verzeichnete Lage und Höhenangabe der Bärenköpfe sei unrichtig, ihre Geltung habe. Ich kann Hofmann's Aussage nach meiner eigenen Anschauung vollkommen unterschreiben: steht man nämlich auf der Spitze der in Keil's Karte als „Kleiner Bärenkopf" bezeichneten Erhebung, so überzeugt man sich, dass dieselbe unzweifelhaft die bedeutendste unter den Bärenköpfen ist, (10,903' 3448m).
Wiedenmann); eine Woche später hatte ich Gelegenheit vom Johannisberg und der Hohen Riffel aus, die ich bestiegen, mich neuerdings der Richtigkeit dessen zu versichern. Doch möchte es mir erscheinen, als ob in Wiedenmann's Karte die Lage des Grossen Bärenkopfes im Verhältoiss zum Kleinen
Bärenkopf zu sehr nördlich verzeichnet sei, es dürfte dieselbe mehr nordöstlich zu setzen sein, wodurch der Kleine Bärenkopf in Bezug auf den Grossen in die ihm, wie ich meine, der Wirklichkeit nach zukommende mehr südwestliche Lage versetzt erschiene.
Der Abstieg vom Grossen Bärenkopf in die Mulde zwischen ihm und der Glockerin ging leicht von Statten: hier wurde nun kräftig gefrühstückt, sodann Rucksack mit' Proviant für die Rückkehr zurückgelassen und die Rocktaschen gefüllt mit einem kleinen Imbiss für die Rast auf der Spitze des ersehnten Horns, das uns schon vom Grossen Bärenkopf aus in seiner ganzen stolzen Grösse und scheinbar bedeutenden Steilheit erschienen war. Nun begann der Aufstieg zur Glockerin (10,903'; 3461 m ). Derselbe geht fort über mässig steile Schneeflächen und ist kaum beschwerlich ; hat man den Gipfel erreicht, so bietet der von hier aus nach Westen sich eröffnende Blick eine reiche Entlohnung für die überstandeneu geringen Mühen: ein reizendes Stück Stubachthal eröffnet sich im Nordwesten, näher heran das Kaprunerthörl und das Riffelthor, über das ich eine Woche zuvor von Kaprun her zur Hofmannshütte gekommen war; südwestlich der majestätische Grossglockner mit den schneebedeckten Gipfeln seiner Umgebung. Nur wenige Minuten widmeten wir dem schönen Bilde: wir konnten heute mit Sicherheit einen heissen Tag erwarten und hatten daher alle Ursache unsere Schritte zu beschleunigen da das Weichwerden des Schnee's an einzelnen Stellen des Rückweges — vor Allem am Bockkargletscher — unangenehm werden konnte.
Wir stiegen von der Glockerin ab wieder einer Mulde zu, aus der sich eine Schneekuppe, anscheinend dem Oberen Wieliugergletscher angehörend, erhebt, von der ich nicht weiss mit welchem Namen sie zu belegen ist, ich kann sie nur durch Angabe ihrer Lage kennzeichnen : es befindet sich diese
Erhebung , wenn man nordöstlich gegen das Wiesbachhorn hin ansteigt, gerade zwischen Glockerin und dem Anstieg auf der ziemlich stark geneigten Gletscherfläche, die zur Spitze des Hornes führt. Wir überschritten diese Kuppe ohne Beschwerde, doch muss ich gestehen, dass der Weg von der
Spitze der Glockerin herab zum Anstieg auf das Wiesbachhorn mir nicht enden zu wollen schien, so bedeutend sind hier die Pirnflächen ; es ist dies unzweifelhaft auch der Theil
des Weges der landschaftlich das Wenigste bietet.
Quelle: Zeitschrift des DÖAV 1872, Seite 68
Datum erste Besteigung:
18.09.1869
Gipfel:
Klockerin Südwestgipfel
Erste(r) Besteiger(in):
Groder Thomas (Führer)
Hofmann Karl (Carl)
Schnell Josef
Stüdl Johann