Hofmann Karl (Carl)

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Biografie:
Karl Hofmann zum Gedächtnis
Am 26. Oktober wäre er achtzig Jahre alt geworden, ein Greis, der ruhig und zufrieden auf sein Werk und seine Taten blicken könnte. Doch ein Alter, das sich bescheiden lernen muß, hätte zu diesem Feuerkopfe nicht getaugt. Ihm war ein kurzes Leben bestimmt, reich an Arbeit und Erfüllung, dann jäh abgeschnitten noch in der ersten Jugendkraft.
1847 zu München geboren als der Sohn des dortigen Universitätsprofessors Dr. Josef Hofmann, wuchs er unter den glücklichsten Verhältnissen im Elternhause auf. Seine Mutter war eine Frau so voll von Geist und tiefen Gemüts, daß Ignaz von Döllinger sie eine außerordentliche nennt. Sie hegte heimlich in sich eine heiße, glühende Liebe zu den Bergen. Als Karl 19 Monate alt war, trug sie ihn auf eigenen Armen zum Peissenberg hinauf, ein Unterfangen, das damals (1848) für unglaublich galt. Und wie ihr Blick hinüberschweifte zu den fernen, schimmernden Gletschern, stieg der Wunsch mächtig in ihr empor: „Möge dies Kind schauen und erreichen, was mir heute versagt ist."
Denn es war eine andere Zeit dazumal, von Alpinismus in vielen Gegenden kaum eine, Spur. Die mächtigen Kämme der Hochgebirge umzog fast alle ein Schleier des Geheimnisses, des Aberglaubens und der Furcht. Nur wenige kühne Männer wagten sich unter Gefahren aus Gipfel und Felsenzinnen, vom Volke wie von Gebildeten angestaunt mit von Grauen gemischter Neugier. Wohl waren Montblanc und einzelne Spitzen in den Ostalpen schon bezwungen. Der Priester Thurwieser durchzog als tapferer Vorkämpfer die Ostalpen. Pichler, A. v. Ruthner unternahmen schmierige Bergfahrten, aber mächtige Gebiete harrten noch ihrer Erschließer. Es war Zeit geworden, daß sie kamen, Karl Hofmänn war einer dieser Auserwählten. Die Natur hatte ihm eine Fülle von körperlichen und geistigen Vorzügen gegeben: Sehnen von Stahl und Nerven von Eisen, jugendfrische, Gesundheit und Kraft machten es ihm möglich, alle Strapazen lachenden Mutes zu ertragen. Sein scharfer Verstand, der sich schon im Kind und Gymnasiasten äußerte, befähigte ihn, mit selten klarem Urteil und Weitblick einmal gefaßten Zielen nachzustreben. Unbeugsame Energie, Ausdauer und unermüdlicher Arbeitseifer hielten sich die Wage mit Unerschrockenheit, stürmendem Vorwärtsdrängen und verwegener Tollkühnheit. All diese, für einen Forscher unerläßlichen Eigenschaften, waren überdeckt von einer liebenswürdigen Heiterkeit und einem Frohsinn, dem niemand widerstehen konnte. Von seiner Persönlichkeit ging ein Zauber aus, der sich alle Herzen gewann. Karl Hofmann war, (so sagte er selbst oft seinen Freunden), ein Glückskind, dem die Erfolge in den Schoß fielen. Wie sehr er sich diese- Erfolge erkämpft und erarbeitet hatte, das pflegte er zu verschweigen. Was aber am tiefsten sein Wesen erfüllte, das war die leidenschaftliche, alles überflutende Liebe zur Natur und zu den Bergen. Sie trieb ihn von Gipfel zu Gipfel, über Gletscher und Abgründe und ließ in einem kurzen Zeitabschnitt ihn das erreichen, wozu andere oft Jahrzehnte oder ein ganzes Leben brauchen.
Mit 10 Jahren stand er, von der Mutterhand gehalten, auf dem Wendelstein. Als er begierig die weite Vorschau in sich aufnahm, rief er plötzlich jubelnd: „Da will ich einmal hinauf." Sein Finger wies auf eine zackige Eisnadel in der Tauerngruppe: Es war die Spitze des Großglockners.
Was der Knabe noch nicht konnte, das gelang dem Jüngling. Als.Student der Rechtswissenschaft stand er auf dem gewaltigen Gipfel des Königs der Nonnen Alpen. Nicht viele hatten diesen vor Hofmann von Kals aus bestiegen. Unter den wenigen, deren Namen genannt wurden, war Johann Stüdl. Den beiden war es bestimmt, gemeinsam in diesem Gebiet eine Lebensaufgabe zu erfüllen. Beide erkannten, unabhängig von einander, welch reiches Feld der Forschertätigkeit hier ausgebreitet lag. Für Karl Hofmann, den erst Neunzehnjährigen, ist es bewundernswert, daß sein Scharfblick schon in diesem jugendlichen Alter erfaßte, was die Erschließung eines Gebirgsstockes für die Zukunft bedeuten würde.
Ebenso erstaunlich ist dann auch die zähe Ausdauer, Tatkraft und begeisterte Hingabe an sein kühnes Unternehmen. Es trug ihn von Erfolg zu Erfolg. Die Geschichte des Alpinismus wird durch den sonnigen Wagemut dieses jungen Forschers, der noch nicht einmal zum Manne gereift war, um ein ganzes Stück vorwärts gerissen. Die wildesten Gletscher überquerte er, keine Wand war ihm zu steil, keine Bergspitze zu hoch — nur weiter, empor, dem Ziele zu.
1869 schreibt eine alpine Zeitung: Hofmann führte seine berühmt gewordenen, geradezu epochemachenden, großartigen Türen in rascher Folge aus: Überschreitung der Fuscherkarscharte, Schneewinkelkopf mit Abstieg zur Pasterze, Johannisberg, Hohe Riffel, Überschreitung des Riffeltores, neuer Anstieg auf das Kitzsteinhorn mit neuem Abstieg, Wiesbachhorn von der Wasserfallalpe, Glockerin, Großer Bärenkopf mit Abstieg nach Ferleiten, Glocknerwand, im ganzen drei neue, noch nie begangene Pässe, 13 Gipfel, darunter fünf (die gesperrt gedruckten) noch unerstiegen."
Diesen Siegeslauf unternahm er zum großen Teil mit seinem Bergfreund Johann Stüdl. Die treibende Kraft dabei war immer Hofmann. Man muß den Briefwechsel zwischen den Beiden durchgelesen haben, dann ersieht man so recht, wie sehr der junger Stürmer die geplanten Unternehmungen mit seinem Feuergeist beseelte und zur Verwirklichung trieb. Sein treuer Wandergefährte hat auch in alten Tagen noch betont: „Nie, mein langes Leben hindurch, habe
ich einen kühneren Bergsteiger zum Begleiter gehabt, er hatte eine überragende Begabung. Die größten Erfolge waren mir gemeinschaftlich mit ihm beschieden." Das Glück heftete sich im vollsten Sinne des Wortes an seine Fersen, als er — allem mit den zwei prächtigen Führern, J. Kehrer und Thomas Groder — am 5. August 1869 den direkten Abstieg von der Adlersruh zur Pasterze fand, den heutigen Hofmannsweg!
Diese Tat war von seiner Seite längst geplant. In ihrer Auswirkung brachte sie dem ganzen Glocknergebiet bedeutendste Vorteile. Beweis der bald einsetzende Strom des Verkehres, fortlaufend sich steigernd bis zum heutigen Tag.
Schon 1867, als Karl Hofmann die verfallene alte Johannishütte (jetzt Hofmannshütte) in ihrem traurigen Zustand erblickte, wurde der Gedanke in ihm wach, dieselbe wieder benutzbar machen zu lassen. Damals fehlten ihm die Mittel. Aber sein Fleiß, mit dem er, meist bis tief in die Nacht hinein, für Tageszeitungen und alpine Blätter schrieb, erwarb, ihm die nötigen Gelder, die Hütte anzukaufen. Gemeinsam mit Stüdl ließ er dieselbe bewohnbar Herrichten. Sie wurde vielen Touristen zum Segen. Mit großer Anteilnahme widmete er sich mit seinem Freund, der organisatorisch glänzend veranlagt war, dem Führerwesen im Kaiser Tal. Bis heute sind dort die Namen der Beiden in treuem Angedenken. Zur Zeit der Erschließung kannte sie jedes Kind. Der damalige Pfarrer Lercher liebte „das Hofmannerl" und alle Kaiser taten das Gleiche, besonders sein Lieblingsführer Josef Schnell, dessen Verwegenheit so recht zu Hofmanns Wesen, taugte.
Schon in Kindertagen war Karl viel nach Oberaudorf gekommen, einem weltverlorenen Dörfchen am Fuß des Kaisergebirges. Dort war er Gast der Familie von Prätorius, die sich an dem stillen Ort ein reizendes Sommerhaus gebaut hatte. Von hier aus machte der Knabe allsommerlich Bergfahrten, rastlos mit jungenhaften Anfängen beginnend und sich übend, bis es ihm gelang, den wilden, sagenumwobenen Kaiser zu durchstreifen. Dessen höchste Erhebung war bis 1869 nicht richtig festgelegt. Amtliche Vermessungen hatten den Treffauer dafür bezeichnet. Die furchtbar zerklüfteten Wände, die ringsum emporragten, galten den Inntalern als ein Tummelplatz von Geistern, Besessenen und Bösewichten. Niemand wagte sich hinauf. Nach einem mißglückten Versuch anfangs Juni 1869 erreichte Hofmann am Ende des Monats den höchsten Punkt, die Hohe Halt. Der Anstieg wurde verzögert durch ein furchtbares Gewitter mit Hagel und Schnee. Den berüchtigten Kamin durchkroch er im Regen auf Händen und Füßen, bis er auf der neuverschneiten Spitze stand. Nur ein Wilderer, J. Schlechter, der verrufene Mall-Hansl, hatte sich dazu verstanden, als Führer und Träger bei jenem Wagnis den „Herrischen" zu begleiten.
Durch die Veröffentlichung dieser kühnen Tat und Schilderungen der wilden Schönheit des Kaisergebirges, lenkte sein erster Bezwinger die Aufmerksamkeit auf das Kaisertal. Jetzt ist die Halt zum Modeberg geworden. Gesicherte Wege ermöglichen Tausenden den Anstieg. Wie viele von den Besuchern ahnen wohl, unter welchen Beschwerden der erste hinaufgekommen ist?
Ähnlich abenteuerlich war die Fahrt auf den Hochgall von St. Wolfgang aus und mehrfache Ersteigungen des Watzmanns wie der erstmalige Abstieg zum Wimbachtal. Und doch glückten sie, wie alles, was Hofmann unternahm. Seine Bergsteiger-Erlebnisse und Beobachtungen legte er stets schriftlich nieder. Sein Notizbuch enthielt stets wertvollen Inhalt. Die Verhältnisse drängten ihn förmlich zum alpinen Schriftsteller. Für sein Alter besaß er einen sehr fesselnden Stil, so daß die Beschreibungen mit größter Spannung gelesen wurden. Sein Ehrgeiz und die tiefe Einsicht über die Bedeutung richtiger Durchforschungsarbeit betätigt sich aber nicht nur literarisch. Ihm lag vor allem an dem wissenschaftlichen Ergebnis seiner alpinen Tätigkeit. Wer die geistvollen Abhandlungen über das Kaisergebirge, über den Glocknerkamm, die Vorarbeiten zum Salzburger Führer liest, dem tritt hier der werdende Mann entgegen, dessen Leistungen der Allgemeinheit zum Segen wurden.
Diesem Gedanken sollte auch der „Deutsche Alpenverein" dienen. Dessen Gründung ist hauptsächlich Franz Senns und Karl Hofmanns Werk gewesen. Die Einigung Deutschlands und Österreichs in einer alpinen Gemeinschaft hat er nicht mehr erlebt. Doch er hatte die Grundlage hiefür geschaffen mit seiner Friedensliebe, seinen Versöhnungs- und Ausgleichsversuchen.
Als Schriftführer des neuen Vereins (D. Ä. V.) hatte vor allem er die Fäden in der Hand — was viel Ehre bringend, noch mehr Klugheit und Takt erforderte, und am meisten Arbeit! Neben all den Geschäften betrieb Karl Hofmann mit eisernem Fleiß zusammen mit Stüdl die Herausgabe des Buches „Wanderungen in der Glocknergruppe", was einen umfangreichen gegenseitigen Briefwechsel bedingte. Dazu überwachte er täglich die Studien seines acht Jahre jüngeren, sehr begabten Bruders Constantin, der ihm diese Mühe mit schwärmerischer Liebe dankte. Zugleich drohte für den Sommer 1870 das juristische Examen (mit den Pandekten war noch manch harter Strauß zu bestehen) und zudem war, durch seinen Bruder Philipp angeregt, Karl Hofmann Mitglied des hochangesehenen Akademischen Gesangvereins, dort der Liebling seiner Kameraden, die ihn 1869 zum ersten Vorsitzenden wählten. Diese Würde mußte er auf allseitiges Drängen noch im kommenden Wintersemester beibehalten. Er brachte es zuweg, alles nebeneinander zu sein und zwar mit ganzer Seele: Hochtourist und Erschließer, Schriftsteller, brüderlicher Lehrer, gewissenhafter Student und junger Mensch voll überschäumender Lebenslust. Fast überlastet, zu schwer beladen mit Pflichten, Ehren und Arbeit war sein Lebensweg. Den Eltern bangte manchmal heimlich um den edlen guten Sohn.
So viele reiche Gaben und solche Fülle der Ereignisse gibt das Schicksal nicht zu lange. Karl selbst überlief es manchmal wie eine kurze unheimliche Ahnung.
Mitte Juli 1870 machte er sein juristisches Examen mit Auszeichnung, am nächsten Tag wurde er zu seinem Bataillon einberufen, am 20. Juli (im Offiziersexamen Note 1) dort Leutnant. Der Krieg zwischen Frankreich und Deutschland war ausgebrochen und Karl Hofmann, der blonde, blauäugige Arminius, wie sie ihn nannten, zog mit ins Feld. Voll, Begeisterungsglut für's Vaterland, erzwang er sich die Versetzung aus der Etappe in den Liniendienst. Bei Wörth erstürmte er, da alle Offiziere gefallen waren, schnell entschlossen eine Schanze und machte 80 Gefangene. Max-Josefs-Orden und Eisernes Kreuz waren ihm dafür zugedacht. Indeß rüstete man sich im fernen Gebirgsdorf Kals, die zwei Glocknerdurchforscher zu Ehrenbürgern zu ernennen. Der Jüngere von ihnen hat's nicht mehr erlebt.
Am 1. September traf ihn, als er wie in den Bergen vorwärtsstürmte, die verhängnisvolle Kugel. Sie zerriß Lunge und Zwerchfell und blieb in den Eingeweiden stecken. Es war nichts mehr zu retten. Das Ende kam. Mit größter Mühe gelang es, den tödlich Verwundeten aus dem gräßlichen französischen Lazarett in ein deutsches zu bringen, wo ihn treue Sorge des Arztes und lieber Freunde umgab. Am 3. September früh 2 Uhr starb er unter furchtbaren Qualen
an Miserere.
Das, was von ihm sterblich war, mußte in feindlicher Erde, fern von den Bergen, die er so innig geliebt, begraben werden. Erst am 7. März 1871 war es möglich, nach langen schweren Bemühungen, die Leiche nach München bringen zu lassen. Nun ruhte Karl Hofmann in deutscher Erde, in seiner Heimat, für die er geblutet hatte.
Aber das so bald, mitten im frohesten Schaffen zerbrochene, überreiche Sonnenleben wird stets die Erinnerung an die Frühlingzeit des Alpinismus wecken, die er mit seiner ganzen jugendfrische gelebt und erfüllt hat.
E. F. H. München.
Quelle: Mitteilungen des DÖAV 1927, Seite 243-244

Karl Hofmann
Zum 80. Todestag
Am 3. September 1870 fiel auf dem Schlachtfeld von Sedan, an dem Tag, der Frankreichs Zusammenbruch besiegeln sollte, der junge Leutnant Karl Hofmann. Bei Ausbruch des Krieges war er noch Student gewesen; am 18. Juli hatte er die Prüfung als Rechtspraktikant vorzeitig abgelegt. Viele junge Deutsche haben sein bitteres Schicksal geteilt, doch niemand spricht mehr von ihnen. Warum ist Karl Hofmann unvergessen geblieben?
Er war einer der Erschließer der Glocknergruppe und einer der Gründer des Alpenvereins – das rechtfertigt es, ja das macht es zur Pflicht, seines achtzigsten Todestages zu gedenken. Was Hofmann in den Bergen im einzelnen geleistet hat, nur wenige wissen es heute noch, doch solange der von ihm erstmals begangene Weg von der Adlersruhe über das Hofmannskees zur Pasterze Hofmannsweg und ein Gipfel der Glocknerwand Hofmannsspitze heißt und solange am Fuße des Großglockners die Hofmannshütte steht, solange ist Karl Hofmann nicht vergessen.
Am 26. Oktober 1847 wurde Karl Hofmann in München geboren. Nach verschiedenen Bergfahrten kam er 1867 zum erstenmal in die Glocknergruppe und bestieg den Großglockner. 1868 gelangen ihm u.a. die Erstbesteigung von Hochgall und Guffert. Sein großes Jahr wurde 1869.Hofmann verbündte sich mit dem Prager Stüdl zur Erschließung der Glocknergruppe. Schon bei der Anreise fiel ihm eine Neufahrt zu, der Abstieg von der Watzmann Mittelspitze ins Wimbachtal. Nach der Einweihung des „Stüdelweges“ von der Kalser Seite auf den Großglockner stieg er zur Pasterze ab. Einen Aufenthalt in Kals, das seine Bedeutung als Glockner Ausgangspunkt erst Stüdl und Hofmann verdankte, nützte dieser zur Erstbesteigung des Hochschobers (gemeinsam mit Viktor Hecht).Mit Stüdl aber, begleitet von Josef Schnell und Thomas Groder, unternahm er den ersten Abstieg vom Großen Wiesbachhorn zur Pasterze mit den Erstbesteigungen von Hinterem Bratschenkopf, Klockerin und Großem Bärenkopf, ferner neue Anstiege auf Johannisberg und Kitzsteinhorn. Erstbesteigungen waren wieder die Anstiege auf die Hofmannspitze, auf Schneewinkelkopf und Hohe Riffl, eine Erstüberschreitung der Gang über ihre Untere Ödenwinkelscharte.
Ebenfallls 1869 weilte Hofmann im Kaisergebirge; er stand u.a. auf Ellmauer Halt (erste touristische Ersteigung!), Ackerlspitze und Treffauer; Bedeutung gewann die Furcht dieser Fahrt, eine Topographie dieses Gebirges. Hofmann war schriftstellerisch gewandt und hatte in Zeitungen und Zeitschriften über seine Bergfahrten berichtet. Sein literarisches Hauptwerk wurde die große Monographie der Glocknergruppe, die er gemeinsam mit Freund Stüdl schrieb. Das unerbittliche Drängen des Verlegers Amthor, dem Hofmann vertraglich verpflichtet war, half dazu, dass diese Monographie gerade noch fertig geworden war, als Krieg ausbrach.
Einträchtig wie in der Glocknererschließung wirkte Hofmann auch bei der Vorbereitung zur Gründung eines deutschen Alpenvereins mit Johann Stüdl zusammen; dritter im Bunde war der Pfarrer Senn im Ötztal. Auch hier war es sein jugendlicher Ungestüm, der alle Schwierigkeiten überwinden ließ, bis am 9. Mai 1869 in München der Deutsche Alpenverein gegründet werden konnte. Hofmann wurde Schriftführer des jungen Vereins und war für diesen noch als Vermittler in Wien. Führend war er ebenfalls in der Sektion München tätig.
Wir können nicht mit dem Schicksal hadern, dass Karl Hofmann so bald von den Bergen riß, ihn auf einem Schlachtfeld verbluten ließ. Viel hätte das deutsche Bergsteigertum in jener Frühzeit von Hofmann noch zu erwarten gehabt – doch die Götter nehmen früh zu sich, wen sie lieben.
Dr. Graßler
Quelle: Der Bergkamerad 1950 9. September, Heft 49, Seite 807-808

Karl Hofmann aus München war einer der Gründer des Deutschen Alpenvereins und schrieb Alpinismusgeschichte. Zusammen mit dem Tiroler Franz Senn,dem Pager Johann Stüdl und dem Münchner Theodor Trautmann initiierten sie etwas Neues und Großes, indem sie im damaligen Münchner Gasthaus „Zur Blauen Traube“ gemeinsam mit 32 Mitstreitern die Gründungsurkunde des Deutschen Alpenvereins unterschrieben.
Karl Hofmann war auch ein äußerst erfolgreicher Bergsteiger. Der Turner und Eiskunstläufer war trotz seiner nur 21 Jahren durch seine bergsteigerischen Erfolge in ganz München bekannt. Er machte sich 1869 auf die Suche nach dem höchsten Gipfel im Wilden Kaiser und bestieg als erster die Ellmauer Halt mit dem einheimischen Jäger Johann Schlechter „Mall Hansl“. Viele Erstbesteigungen und Erstbegehungen gelangen ihm im Kaisergebirge und in der Glocknergruppe. Seine Touren unternahm er oft mit seinem Bergfreund Johann Stüdl und den Führern Josef Kehrer und Thomas Groder. Im Sommer 1869 fand er von Norden einen neuen Großglockneranstieg, den „Hofmannsweg“. 1870 starb er als Kriegsfreiwilliger bei Sedan.
Zusammen mit Stüdl brachte er das Buch „Wanderungen in der Glocknergruppe" heraus.

1867 1.Best.Großglockner von Krals aus,3798m, (Glockner Gruppe,Hohe Tauern)
1868 1.Touristische Best.Hochgall über Westflanke u.Nordwestgrat,II,3436m,
(Rieserfernergruppe,Hohe Tauern)
1869 Überschreit.Glocknergruppe in 15 Tagen mit sieben Erstbegehungen:
Fuscherkarscharte-Schneewinkelkopf,3475m,- Johannisberg,3463m,-
Hohe Riffl,3338m,-Riffltor-Kitzsteinhorn,3203m,-Wiesbachhorn,3564m,-
Glocknerin,3422m,-Großer Bärenkopf,3396m,-Glocknerwand,3710m,
(Glocknergruppe,Hohe Tauern)
1869 1.Beg.Vorderer Bratschenkopf-Gesammter Südostkamm,3400m,
(Glocknergruppe,Hohe Tauern) (24.07.1869)
1869 1.Beg.Vorderer Bratschenkopf-Nordanstieg im Abstieg,3400m,
(Glocknergruppe,Hohe Tauern) (24.07.1869)
1869 1.Beg.Vorderer Bratschenkopf Nordwestkamm,3400m, (Glocknergruppe,Hohe Tauern)
1869 1.Best.Hinterer Bratschenkopf über Nordostanstieg „Firnsteig",3412m,
(Glocknergruppe,Hohe Tauern)
1869 1.Beg.Hinterer Bratschenkopf-Südflanke,3412m, (Glocknergruppe,Hohe Tauern)
1869 Best.Großer (Weißer) Bärenkopf-Hauptgipfel über Ostgrat,3396m,
(Glockner Gruppe,Hohe Tauern)
1869 Best.Kleiner Bärenkopf,3249m, (Glockner Gruppe,Hohe Tauern)
1869 1. Überschr. und 1.Best. Best.Kitzsteinhorn-Nordgrat,3203m, (Hohe Tauern)
1869 1.Überschr.Wiesbachhorn,3564m zur Glocknerin,3425 m, (Glockner Gruppe,Hohe Tauern)
1869 1.Beg.Glockerin-Südwestgipfel-Nordostanstieg,3422m, (Glockner Gruppe,Hohe Tauern)
1869 1.Beg.Glockerin-Südwestgipfel-Südkamm,3422m, (Glockner Gruppe,Hohe Tauern)
1869 1.Best.Glocknerwand über Nordwestgrat,3710m, (Glockner Gruppe,Hohe Tauern)
1869 1.Beg.Glocknerwand-Südflanke"t;Linker Anstieg" (Glockner Gruppe,Hohe Tauern)
1869 Best.Glocknerwand 1.Gipfelgratturm: Nordwestgipfel (Hofmannspitze),
(Glockner Gruppe,Hohe Tauern)
1869 1. Beg. Großer Hundstod-Nordflanke, 2593m.(Berchesgadener Alpen)
1869 2.Best.u.1.Beg.Johannisberg-Nordwestgrat-Südflanke,3463 m, (Glocknergruppe,Hohe Tauern)
1869 1.Best.Schneewinkelkopf-Hauptgipfel über Westwand,3476m,
(Glockner Gruppe,Hohe Tauern)
1869 1.Beg.Schneewinkelkopf-Südostgipfel-Südostgrat,3475m, (Glockner Gruppe,Hohe Tauern)
1869 1.Best.Schwarzkopf,3124m, (Glockner Gruppe,Hohe Tauern)
1869 1.Best.Schwarzkopf über Nordanstieg,2764m, (Glocknergruppe,Hohe Tauern)
1869 1.Best.u.1.Überschr.Ödenwinkelschartenkopf über Nordwand-Südostgrat,3269m,
(Glockner Gruppe,Hohe Tauern)
1869 1.Überschreitung Ödenwinkelscharte,3230m, (Glockner Gruppe,Hohe Tauern)
1869 1.Best.u.Überschr.Hohe Riffl über Südkamm-Süostflanke,3346m,
1869 2.Best.u.1.Beg.Treffauer über Nordgrat von der Treffauer Lucke,II,2304m, (Wilder Kaiser)
1869 1.touristische Best.Ellmauer Halt durch die „Rote Rinne“,2344m, (Wilder Kaiser)
1869 2.Best.Ackerlspitze,2331m, (Wilder Kaiser)
1869 Best.Maukspitze,2231m, (Wilder Kaiser)
1869 1.Best.Guffert,2195m, (Brandenberger Alpen,Rofangebirge)
1869 Überschr.Watzmann-Mittelgipfel u.1.Abstieg über Westflanke zum Wimbachschloss,1400 HM,2713m,
(Berchtesgadener Alpen)
1869 1.Beg.Westliche Hochgrubachspitze von Süden über das Schönwetterfensterl 2Normalweg",
1.Best.Hochschober,3240m, (Hochschobergruppe,Hohe Tauern)
Best..Montblanc von Courmayeur,4807m, (Montblancgebiet)
Best.Dent du Géant,4009m, (Montblancgebiet)

Gerd Schauer, Isny im Allgäü


Geboren am:
25.10.1847
Gestorben am:
03.09.1870

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