Gamsflucht Vordere
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Höhe:
2.203 m
Infos:
Hintere Gamsflucht. (I. Erst.).
Die Gamsflucht, eine gewaltige Felsmauer, die ebensosehr durch ihre Längenausdehnung wie durch ihre jeder Beschreibung spottende Wildheit und Zerrissenheit imponiert, bildet die östliche Begrenzung des Griesener Kares und verbindet die Ackerlspitze mit der Lärcheckspitze; sie culminiert in zwei ausgesprochen selbstständigen, durch einen langen und unüberschreitbaren Grat getrennten Gipfeln. Für dieselben ist die Benennung Vordere und Hintere Gamsflucht passend, da in orographischer Beziehung die Gamsflucht ein vollständiges Seitenstück zu den Goinger Haltspitzen und Karlspitzen bildet. Die Hintere Gamsflucht überragt die Lärcheckspitze um circa 20 m., dürfte also eine Höhe von 2150 m. besitzen, während sie ihrerseits von der Vorderen Gamsflucht um circa 40 m. überhöht wird. In Gesellschaft des Herrn S. Freiherr von Keuss vom Akad. Alpenverein München am 28. Juni 1895 ab Grieseneralm 4 Uhr 35. Scharte zwischen Klein- und Mitterkaiser 6 Uhr 47 —7 Uhr 15. Die Westwand der Gamsflucht, die vor uns aufragte, ist durch eine grosse Anzahl schief von links nach rechts ansteigender, einander genau paralleler, aber hoch über dem Gerölle abbrechender Couloirs förmlich in Coulissen getheilt; ein auffälliges, von rechts nach links ziehendes Couloir durchsetzt in der Mitte der Wand diese entgegengesetzt streichenden Rinnen und mündet unmittelbar südlich von der Hinteren Gamsflucht in der tiefsten Gratscharte. Am Fusse des Couloirs 7 Uhr 47 - 8 Uhr. Dasselbe (sein unterster Abbruch wird links umgangen) führt durch sehr interessante Felsscenerien, bot aber wider Erwarten keine erheblichen Schwierigkeiten. Scharte 9 Uhr 15 - 9 Uhr 55. Bis hieher war im Vorjahre ein Tourist mit Führer Widauer gelangt, hatte aber an den sehr brüchigen Steilwänden, mit denen sich der Gipfel noch 80 m. über die Scharte erhebt, die Tour aufgegeben. In schwieriger und exponierter Kletterei erreichten wir über dieselben um 10 Uhr 25 den jungfräulichen Gipfel, der sich durch einen ungemein instructiven Überblick über die gewaltige Felswildniss des Griesener Kares und durch ein prachtvolles, neunfaches Echo auszeichnet. Nachdem wir einen grrossen Steinmann gebaut verließen wir den Gipfel am 12 Uhr 10. Scharte 12 Uhr 50 - 1 Uhr 10, unter den Felsen 2 Uhr 25.
Rast im östlichen Griesener Kar 2 Uhr 35 - 3 Uhr 20; über das Stripsenjoch nach Hinterbärenbad, an 5 Uhr 50. Die erste Ersteigung der Vorderen Gamsflucht wurde wenige Tage später durch die Herren Carl Botzong und Wilh. Wunder ausgeführt.
Quelle: Mitteilungen des DÖAV, 1895, Seite 211
Vordere Gamsflucht (I. Erst.). Anfangs Juli v. J. führte ich mit Herrn W. Wunder, Cand. techn., die erste Ersteigung der Vorderen Gamsflucht aus. Wir erreichten das Griesener Kar von der Stripsenalm aus, wo wir übernachtet hatten, und stiegen aus demselben zu den Grashängen unter der Ackerlspitze hinauf. Diese und die sie durchfurchenden Gräben querten wir bis zu einem Graben, der von dem Thore zwischen Klein- und Mitterkaiser aus sehr gut zu erkennen ist, und der uns dann auch zur Scharte zwischen Gipfel und Krone brachte. Von hier aus gelangten wir nach kurzer, wenn auch schwieriger, luftiger Kletterei durch eine kaminartige Rinne und über ausserordentlich brüchige Wandstufen zum Vorgipfel und von diesem über den Grat zum Hauptgipfel, den jetzt ein weithin sichtbarer Steinmann krönt. Die Blicke auf den zerrissenen Gamsfluchtgrat und in die schaurigen Ostabgründe, wie auch der Anblick des felsumsäumten Griesener Kars machen neben der schönen, anregenden Kletterei die Tour empfehlenswerth. Beim Abstiege umgingen wir die Krone und die nächstfolgenden drei oder vier Gratzacken auf der Ostseite und stiegen dann erst wieder zu den obenerwähnten Grashängen hinab.
Carl Botzong
Quelle: Mitteilungen des DÖAV, 1896, Seite 98
Vordere Gamsflucht (ca. 2190m)
Erste Ersteigung durch Carl Botzong und Wilhelm Wunder anfangs Juli 1895 (Mitteilungen des DÖAV, 1895, Seite 211, Mitteilungen des DÖAV, 1896, Seite 98)
Quelle: Österreichische Alpenzeitung 1896, Seite 193
Bild:
Gebirgsgruppe:
Kaiser-Gebirge
Erste(r) Besteiger(in):
Botzong Karl
Wunder Wilhelm
Datum erste Besteigung:
25.07.1895
Routen:
Abstieg ins Griesner Kar (Normalweg)
aus dem Griesner Kar (Normalweg)
Gratübergang Vordere - Hintere Gamsflucht
Ostwand
Ostwand - "Neue Route"
Westwand
(
Route Neu)