Wunder Wilhelm

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Biografie:
geboren in Lauf (Deutschland)
gestorben in Stuttgart (Deutschland)

Wilhelm Wunder +.
Völlig überraschend traf uns Ende Juli die Nachricht, daß Wilhelm Wunder, Direktor der städtischen Elektrizitätswerke in Stuttgart, gestorben sei. Noch im April hatte er seinen Urlaub in Italien, anscheinend bei bestem Wohlbefinden, zugebracht. Wenige Tage nach seiner Rückkehr erkrankte er an Fieber, das nicht weichen wollte und dessen Ursache nicht gefunden werden konnte. Erst 6 Wochen später wurde die Diagnose gestellt: Inoperabler Krebs des Magens und der Leber. Nach dreimonatigem schweren Krankenlager ist er verschieden. Bei der Einäscherung in Stuttgart war ich zugegen und legte als letzten Gruß des A.A.V.M. einen Kranz an seiner Bahre nieder.
Viele unserer Mitglieder, vor allem die Nürnberger, die in den neunziger Jahren eine Zeit lang den bergsteigerischen Kern des Vereins bildeten: Distel, Hahn, Herr, Pfann, Reuter u.a. verlieren in Wunder einen lieben treuen Freund und Berggefährten. In ganz besonderem Maße kann ich dies von mir selbst behaupten. Er war der erste im Verein, der mich zu einer Bergtour einlud, mit ihm habe ich später manche schwere und erlebnisreiche Bergfahrt unternommen. Die letzte endete im Schneesturm an der Südspitze des Watzmanns mit einem Freilager, das uns beinahe das Leben gekostet hätte.
Wunder war ein sicherer Felsgänger und ausgezeichneter Kletterer, der mit Vorsicht und Überlegung zu Werke ging und mit zäher Energie sein Ziel verfolgte. Sein Hauptgebiet war das Kaisergebirge, hier hat er die schwersten Wege gemacht, die damals bekannt waren. Auch an Erstersteigungen war er beteiligt: Vordere Gams flucht (mit Botzong) und Fleischbank-Nordgrat (mit Herr und Pfann). Seine ureigenste Entdeckung war der Anstieg vom unteren Scharlinger Boden auf das Gamskarköpfl bzw. Sonneck (mit seinem Bruder und H. Bauer), den er noch zweimal wiederholte und der ihm zu Ehren Wunderweg benannt wurde. Auch im Allgäu, Wetterstein, Karwendel, in den Berchtesgadenern und Dolomiten, den Ötztalern, Tauern und anderen Berggruppen hat er manchen Gipfel bezwungen. Eifrig huldigte er dem winterlichen Bergsteigen. Die Winterturen, die er mit seinen Freunden im Kaiser ausführte, konnten sich neben mancher schweren "Eistour" sehen lassen. Auf der Karl-spitze ist er wohl der erste gewesen im Winter. Später ist er ein eifriger Skiläufer geworden. Leider hat er nach seinem Wegzug von München und seiner Verheiratung (1902) keine Turenberichte mehr eingeschickt, auch Aufzeichnungen über seine Bergfahrten hat er anscheinend nicht gemacht. Wir wissen aber, daß ihn die Begeisterung für die herrliche Alpenwelt und die Freude am Erobern ihrer Gipfel nicht verlassen hat. Er ist den Bergen treu geblieben und so oft ihm Beruf und militärische Übungen (er war Reserveoffizier) Zeit dazu ließen, mit Frau und Kindern zu ihnen zurückgekehrt. Sein letzter Gipfel war die Valluga, die er am 12. Januar 1926 mit seiner ältesten Tochter erstiegen hat.
Seine berufliche Tätigkeit war von großen Erfolgen gekrönt. Geboren im Jahre 1874 in Lauf bei Nürnberg, studierte er nach Absolvierung des Alten Gymnasiums in Nürnberg an der Technischen Hochschule München, war von 1898 bis 1901 erster Assistent an der Elektrotechnischen Abteilung derselben, dann Organisator und Vorstand der Elektrotechnischen Abteilung des Bayer. Gewerbemuseums in Nürnberg. 1906 wurde er nach Erfurt berufen als Direktor des Städtischen Elektrizitätswerkes, das er, wie es in einem Nachruf in der Elektrotechnischen Zeitschrift heißt, in glänzender Entwicklung hochgeführt hat. Die Maschinenleistung wurde vervielfacht und der Reingewinn beinahe verzehnfacht. Der ausgezeichnete Ruf, den er sich in seinem Fache erworben hatte, bestimmte im Jahre 1913 die Stadtverwaltung Stuttgart, ihn zur Leitung ihrer Elektrizitätswerke zu berufen. Auch hier hat er mit zähem Willen und einem Eifer, der bis zur Selbstaufopferung ging, an dem Ausbau der Werke gearbeitet, deren Leistung um mehr als das Dreifache gesteigert wurde, und sich außerordentliche Verdienste uni die Stadt Stuttgart erworben. Kurz vor seiner Erkrankung war er zum Vorsitzenden des Verbandes der Elektrizitätswerke Württembergs und Hohenzollerns berufen worden. Im Kriege, in dem er von 1914-1917 als Hauptmann der Landwehr diente, zeichnete er sich vor allem vor Verdun und in den Karpaten aus.
Von allen Seiten wurde an seiner Bahre seine Charakter- und Willensstärke, seine unverwüstliche Arbeitsfreude und Arbeitskraft, sein hohes Verantwortungsgefühl, sein Weitblick, seine Herzensgüte, seine Liebe zur Natur und Musik gerühmt. Er war ein einfacher, anspruchsloser Mensch, der nie viel Wesens aus seinen Leistungen machte, ein treubesorgter Familienvater, der die wenigen Stunden, die ihm sein Beruf übrig ließ, ganz seiner Familie widmete. So wie er zu Hause war, war er auch in den Bergen, unbedingt zuverlässig, bereitwillig und liebenswürdig, besorgt um das Wohl und die Sicherheit seiner Gefährten, ein treuer Bergkamerad, von dem man ohne Übertreibung sagen kann "einen bessern findst du nit".
G. Leuchs.
Quelle: 34. Jahresbericht des Akademischen Alpenvereins München 1925/26, Seite 3-4

1895 1.Best.Vordere Gamsflucht aus dem Griesner Kar "Normalweg",2203m, (Wilder Kaiser)
1898 1.Best.Fleischbankspitze-Nordgrat,III+,800 KM,2187m, (Wilder Kaiser)
1898 1.Best.Sonneck vom unteren Scharlinger Boden "Wunderweg",2261m, (Wilder Kaiser)
1926 Skibest.Valluga,2809m, (Lechtaler Alpen)
G.Schauer


Geboren am:
1874
Gestorben am:
07.1926

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