Wampeter Schrofen - Nordgipfel
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Höhe:
2.511 m
Infos:
Wampeter Schrofen (Silberleiter). (I. Erst.)
Am 30. Juni 1896 mit Hans Stabeler von Leermoos (ab 2 U. 30) auf der Strasse nach Bieberwier, dann links über Wiesen und durch Wald zum Drahtseilaufzuge des Blei- und Silberbergwerkes; an diesem bis zu seinem Ende, dann auf dem Steige zur Theilung (rechts zum Bergwerke, links zur Sonnenspitze). Auf dem Pfade nach links, bis derselbe das breite Schuttkar zwischen Sonnenspitze und Wampetem Schrofen schneidet. Dasselbe war noch tief mit Schnee erfüllt. Neben dem Kar, auf dessen im Anstiege linkem Ufer steil aufwärts zur grossen Scharte zwischen Wampetem Schrofen und Sonnenspitze. Nun zu den Schneefeldern an der Südwestseite des mauerartig breit ausgedehnten Schrofens, und über diese zu einem Sattel zwischen zwei kopfartigen Erhebungen, welche nebst dem darüber befindlichen, grossen Schneefelde von Leermoos,aus deutlich sichtbar sind. Die Steilheit der Schneeflächen erforderte bisweilen einige Stufenarbeit. Oberhalb des Schneefeldes erhebt sich der linke Eckpfeiler der breiten Gipfelmauer in jähem Aufbaue. Nun nach links dicht unter den Felsen zu einer Eisrinne. In dieser leicht empor und nach Anlegung der Kletterschuhe zum linken Seitengrate. Dieser wurde nur eine kurze Strecke überklettert, dann querten wir nach links in der Wandseite zu einem guten Stande und, wegen des äusserst brüchigen Gesteins angeseilt, meist senkrecht aufwärts zum Hauptgrate der Gipfelmauer (9 Uhr - 1 St. war durch Vergehen in den Latschen verloren gegangen). Nun luftige Wanderung auf dem schmalen, brüchigen Grate über die verschiedenen Gratzacken, von denen der rechte, äusserste Eckpfeiler der höchste zu sein scheint. Indessen ragt noch weiter nach rechts eine isolierte, glatte, durch einen tiefen Einschnitt vom eigentlichen Schrofen getrennte Spitze empor, so dass wir im Zweifel waren, ob dieselbe überhaupt noch zum Wampeten Schrofen zu rechnen ist. Sie scheint vom Thale aus betrachtet bedeutend niedriger zu sein als der Schrofen selbst, während sie denselben, von unserem Stande auf dem Eckpfeiler aus gesehen, anscheinend um mehrere Meter überragt. Wir stiegen daher vom Schrofen links nach Südwesten
etwa 20 m. ab, dann mit sehr schwierigem Quergange zum erwähnten Einschnitte und erreichten bald die dem Schrofen zugekehrte Wand der Spitze. Nun rechts durch einen Kamin aufwärts, welcher uns fast bis zur Spitze führt (10 Uhr). Wir bauten hier und später noch auf dem äussersten Eckpfeiler je einen Steinmann, hinterlegten unsere Karten und stiegen auf demselben Wege, auf welchem wir heraufgekommen waren, wieder ab. Es liess sich feststellen, dass der Wamperte Schrofen voraussichtlich noch zu erklimmen ist:
1. Vom grossen Schneekare aus, welches sich an der Südwestseite zwischen dem Schrofen und jenen hohen Felswänden befindet, die auf der Karte zwar keinen Namen führen, von der Bevölkerung aber Marienspitzen genannt werden.
2. Direct von der Leermooser Seite her, wahrscheinlich in ziemlich schwieriger Kletterei von einem zu Zwecken des Bergbaues gesprengten Bohrloche als Einstieg in die Felsen. Dieses befindet sich in der Felswand ungefähr in halber Höhe in dem erwähnten Schuttkar, welches zur Scharte zwischen Sonnenspitze und Wampetem Schrofen hinaufführt. — Unmöglich scheint die Besteigung von der Seite des sogenannten Schwarzen Bretts zu sein, wo der Schrofen senkrecht abstürzt und alle unsere Versuche am vorhergehenden Tage, in den wenigen, engen Rissen uns emporzuarbeiten, scheiterten. Die Besteigung des Wampeten Schrofens bietet viele Abwechslung; sie ist für tüchtige Felskletterer nicht gerade hervorragend schwierig, erfordert aber wegen des brüchigen Gesteins, besonders an der Gipfelmauer, äusserste Vorsicht.
Dr. Bischof, S. Augsburg (+ im Berggündele).
Quelle: Mitteilungen des DÖAV 1896, Seite 210
Bild:
Gebirgsgruppe:
Wetterstein-Gebirge und Mieminger Kette
Erste(r) Besteiger(in):
Stabeler Hansl
Datum erste Besteigung:
30.06.1896
Routen:
durch das Schartenkar
Nordwestwand
von Osten aus dem Schwärzkar
Westwand
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Route Neu)