Dremelspitze

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Höhe:
2.733 m
Infos:
Nun erhebt sich mit pyramidenförmigem Aufbau in rauhem Felspanzer die stolze Jungfrau dieses Bergkranzes, die Dremelspitze, wie sie in Boden allgemein genannt wird. Wenn man von Nebengipfeln und weniger bedeutenden Objecten absieht, kann man sie heute als den einzigen unbestiegenen und zugleich für unbesteiglich geltenden Berg der Lechthaler Alpen bezeichnen. Die O.-A. schreibt hier Parzinkopf;
Quelle: Zeitschrift des DÖAV 1887, Seite 275

Bevor aber die Hanauerhütte ihre gastlichen Worten öffnen konnte — die Unbilden der Witterung verhinderten die Fertigstellung bis zum Jahre 1896 —, erfolgte die Ersteigung der Dremelspitze. Hiemit brach eine neue Zeit für das Parzinn an, und bald fiel auch die letzte stolze Zinne dem unaufhaltsamen Siegeslauf einer kleinen Zahl von Bergsteigern, zumeist Mitgliedern des akademischen Alpenclubs Innsbruck. Zunächst war es der Herrscher der Gruppe selbst, der nach achtstündigem Kampfe den vereinten Kräften O. Ampferers und W. Hammers sich ergab.
Quelle: Zeitschrift des DÖAV 1901, Seite 220

Die Dremelspitze, unrichtig Dremel, auch Parzinnkopf genannt, 2765 m, erhebt sich, wie erwähnt, in der Mitte der ganzen Gruppe. Ihre zerrissene Südseite bietet so viele Rinnen, Kamine und Schluchten als Angriffspunkte, dass fast jeder Besteiger von einer neuen Variante zu reden das Recht hat. Bei diesem complicierten Terrain muss ich mich auf Angabe der wichtigsten Wege beschränken. Am schnellsten und verhältnismässig ohne grosse Schwierigkeit wird der Gipfel mit genauer Einhaltung des »Purtschellerweges« erreicht. Derselbe zieht von der westlichen (vorderen) Dremelscharte auf der Parzinnseite in einer leichten Schutt Nun schräg rechts über ein paar Felsrippen auf guten Bändern fort (ab und auf), bis zu einer das ganze Bergmassiv spaltenden, grossen Schlucht. Noch vor dieser gerade aufwärts durch eine sich sehr verengende Spalte (unterstes Stück anstrengend, aber ganz gefahrlos), deren Länge etwa 15 m beträgt. Am oberen Ausgange der Spalte ist ein freier Vorsprung. Von dieser Ecke etwas links hinunter in eine ziemlich flache Schnee- bzw. Schuttrinne und durch diese Rinne ohne jede Kletterei zum obersten, nach Südwesten abfallenden Grat, der bequem erkletterbar, ohne weitere Mühe zum Zackenkamm der Dremelspitze führt (3 Stunden).
F. von Cube und L. L. Kleintjes führten hiezu folgende, ebenfalls sehr empfehlenswerte, im obersten Teile mit dem Purtschellerwege sich deckende Variante aus. Von dem oben erwähnten Bande, welches ca. 10 m verfolgt wurde, steigt man links in den zweiten Einriss ein, der in die Nähe einer ungefähr von Südwesten nach Nordosten verlaufenden Gratrippe führt, die die südliche Begrenzung einer in derselben Richtung verlaufenden grossen Schlucht bildet. Man folgt im wesentlichen der Richtung dieser Gratrippe, an deren Südflanke sich haltend, bis das Terrain es thunlich erscheinen lässt, über ein kleines Schartel auf die andere Seite überzugehen, wo eine kleine (mit der Gratrippe parallele) Geröllrinne zu einem freien Vorsprung emporleitet, von dem man eine grosse, im wesentlichen von Norden nach Süden verlaufende Schlucht gewahrt. Man traversiert nun über eine kleine Felsrippe hinüber (ca. 40m weit), zuletzt etwas absteigend in die Schlucht hinein, durch die man gerade auf den Steinsee heruntersieht. Die Schlucht, die nach aufwärts verfolgt wird, weist zwei durch eingeklemmte Blöcke bedingte Absätze auf. Sie endet oben auf einem kleinen Geröllrücken, von welchem man sich nach rechts in die letzte zum Grat führende Geröllrinne wendet. Dass die eben erwähnten eingeklemmten Blöcke ohne Schwierigkeit weiter rechts (östlich) umgangen werden können, habe ich bei meiner Besteigung feststellen können. Es ist begreiflich, dass nach Auffindung des Purtschellerwegs die von den kühnen Erstersteigern benutzte, lange und exponierte Route nur mehr historisches Interesse beanspruchen kann. Ampferer und Hammer stiegen von der Gamplealm im Starkenbachthale zum Steinsee hinauf und am Fusse der Dremelspitze empor. Dort, wo die vom Westfusse des letzten Gipfelaufbaues herunterziehende, tief eingerissene Schlucht die Schuttreissen oberhalb des Sees erreicht, zieht westwärts ein breites Band in die Wände hinaus bis in die Nähe des Grates. Dieses Band wurde bis zu seinem Ende verfolgt, dann wandte sich der Aufstieg über ein mannigfaltig gestaltetes Band ostwärts bis in die Nähe jener grossen Schlucht zurück. Nun wurde durch eine Reihe von Kaminen und Rinnen gerade aufwärts gestiegen und der Grat in der Nähe des Ursprungs der grossen Schlucht erreicht. An dem letzten Gipfelaufbau wurde gerade emporgestiegen und durch eine südlich eingerissene Steilrinne der Gipfel gewonnen. Die Dauer dieses Aufstieges betrug infolge des tiefen Schnees und teilweiser Vereisung acht Stunden.
Auch der (nordwestlich gelegene) Vorgipfel erhielt einen touristischen Besuch. K. Grissemann und O. Melzer folgten, von der Hanauerhütte kommend, dem Wege zur Schlenkerscharte, und stiegen ohne Schwierigkeit zu dem mit einer Stange versehenen Vorgipfel (2 1/2 Stunden) auf, der durch einen scharfen Felsgrat mit dem Hauptgipfel verbunden ist. Dieser Grat wurde bis zum Fusse der Gipfelwand überklettert. Hierauf seilte man sich in die Rinne ab, welche vom Ostgrate, gleich unterhalb des Gipfels herabzieht und erreichte nach Überwindung eines engen Schlufs und eines ziemlich schwierigen Übergangs, durch welchen dieRinne abgebrochen ist, den Ostgrat und nach wenigen Minuten den Gipfel (2 1/2 Stunden vom Vorgipfel). Der Abstieg wurde über den oberen, leicht gangbaren Teil des
Ostgrats und durch eine Schneerinne hinab zum Steinsee genommen. Über einen Aufstieg über den letzteren, wovon der »Hochtourist« berichtet und etwaige Einzelheiten ist mir nichts bekannt geworden.
Alle die bisherigen Besteiger der Dremelspitze — es lassen sich zehn Partien feststellen, von denen noch sechs Karten auf dem Gipfel vorhanden sind — erinnern sich mit freudiger Dankbarkeit der oben genossenen herrlichen Aussicht. Diese ist in der That infolge der nach Süden völlig freien Lage hervorragend schön, wie überhaupt sämtliche Berge der Gruppe als Aussichtsberge ersten Ranges gerühmt zu werden verdienen. Eine einmalige genaue Erwähnung möge für allemal genügen. Der Glanzpunkt ist unstreitig die Ortlergruppe, deren einzelne Gipfel majestätisch im Süden sich erheben, die nach Osten sich zuspitzende Haube des Ortlers, der Firnkamm der Königsspitze, der dreigipfelige Cevedale sind klar erkennbar, westlich zeigen sich Thurwieser, Trafoier Eiswand und das Gletschermeer in der Nähe des Stilfser Joches; ein geübtes Auge wird weiter rechts, ganz im Hintergrunde, sogar einige Gipfel der Bernina gewahren. Links im Vordergrunde schimmert über dem Bergwerkskopf der Gepatschferner, in seiner ganzen Breite zu überschauen, daneben die Watzespitze und Verpeilspitze, besonders schön der Glockturm, weiter hinten die Herrscher des Ötzthals, rechts die gewaltige Weisskugel, links die Wildspitze. Vornehmlich auf dem Gipfel des Bergwerkskopfes oder der Schlenkerspitze ist das Bild des ewigen Firns über den grünen Feldern des Innthals doppelt ergreifend. Hier sind auch die. Stubaier Recken besser zu finden, in ihrer Mitte das spitze Zuckerhütel. Die nähere Umgebung schliesst sich würdig an: riesenhoch scheint der Riffler, mächtig Parseier- und Vorderseespitze, zu deren Füssen ebenfalls ein Gletscher sich ausdehnt. Die Turmhaube der Wetterspitze mit ihren steilen Abstürzen dräut wie die Freispitze scheinbar unersteiglich herüber. Lang hingestreckt zieht sich die Hornbachkette mit der breiten Urbeleskar-Spitze, hinter welcher der Hochvogel kühn sein Haupt erhebt, an sie anschliessend die Allgäuer Hauptgruppe; abschreckend erscheint bis hierher die Südwand der Trettachspitze. Nordöstlich ragt das Massiv der Zugspitze, ihr zur Seite die Mieminger-Kette, dahinter die ganze Gruppe des Karwendel, jeder einzelne Gipfel bis zum Innsbrucker Solstein ist gut zu unterscheiden. Im fernsten Norden, über die Tannheimer Köllespitze hinweg, findet der Blick gelegentlich einen Streifen flachen Landes, von weisslichem Dunst überzogen. Liebliche Thalbilder vervollständigen das Ganze: das freundliche Angerlethal mit seinem schimmernden Hüttchen, das ernste St&nkar, das wilde Larsenn; besonders malerisch sind die zahlreichen kleinen Seen, die vom Winde leicht bewegt die Strahlen der Sonne wiederspiegeln.

Quelle: Zeitschrift des DÖAV 1901, Seite 223 ff

Dremelspitze (Parzinkopf, 2765 m.). I. Erst.
Wir stiegen am 14. Juni 1896 von der Gamplealm im Starkenbachthale grösstentheils auf festem Schnee zum Steinsee, an dem Fusse der Dremelspitze empor. Dort, wo die vom Westfusse des letzten Gipfelaufbaues herunterziehende, tiefeingerissene Schlucht die Schuttreissen ober dem See erreicht, zieht westwärts ein breites Band in die Wände hinaus bis in die Nähe des Grates. Dieses Band wurde bis zu seinem Ende verfolgt, dann wendete sich der Anstieg über ein mannigfaltig gestaltetes Band ostwärts bis in die Nähe jener grossen Schlucht zurück. Nun wurde durch eine Reihe von Kaminen und Rinnen gerade aufwärts gestiegen und der Grat in der Nähe des Ursprungs der grossen Schlucht erreicht. An dem letzten Gipfelaufbau wurde gerade emporgestiegen und durch eine südlich, eingerissene Steilrinne der Gipfel erreicht, der einen südnördlich streichenden, beiderseits jäh abbrechenden Grat bildet. Der auf allen Bändern und in den breiteren Rinnen liegende, sehr tiefe Schnee und die theilweise Vereisung erschwerten und verlangsamten den Aufstieg, der vom See aus 8 St. (einschliesslich der Rasten) beanspruchte, bedeutend. Der Abstieg wurde auf dem gleichen Wege in 3 St. ausgeführt.
Otto Ampferer, W. Hammer, Innsbruck.
Quelle: Mitteilungen des DÖAV 1896, Seite 161;

Dremelspitze (Parzinkopf, 2765 m.). I. Erst, dieses Gipfels, und zwar über die Westwand durch Otto Ampferer und W. Hammer -I nnsbruck am 14. Juni 1896 (M. A.-V. 1896, S. 160).
Quelle: Mitteilungen des DÖAV 1897, Seite 118;




Bild:
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Gebirgsgruppe:
Lechtaler Alpen
Erste(r) Besteiger(in):
Ampferer Otto
Hammer Wilhelm Dr.
Datum erste Besteigung:
14.06.1896

Routen:
Abstieg zum Steinsee
Anstieg über den nördlichen Vorgipfel (2712m)
Nordostwand
Nordwand
Nordwand des nördlichen Vorgipfels (2712m)
Nordwestwand
Ostgrat
Ostpfeiler
Südwand
Südwestflanke (Normalanstieg)

(Route Neu)