Schönthaler Karl
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Biografie:
Innsbruck
Karl Schönthaler
* 28. Februar 1936 ? (+) 3. Oktober 1988
Nach einem Vortrag in München lernte ich Karl Schönthaler kennen. In einer abenteuerlichen Fahrt auf vereisten Straßen brachte mich Karl mit seiner kleinen Isetta zu meinem nächsten Vortragstermin in Kitzbühel. Auf dieser Fahrt reiften die Pläne für unsere gemeinsamen Touren im nächsten Sommer. Im August 1959 glückten uns die Aiguille Verte über die Nant-Blanc-Flanke und die Dru-Westwand. Auf beiden Fahrten mangelte es nicht an dramatischen Momenten. Bei Nebel in der Nant-Blanc-Flanke und beim Wettersturz während unserer Dru-Westwand-Durchsteigung lernte ich Karl als einen Kameraden kennen, der sich nicht so schnell aus der Ruhe bringen ließ. Aber lassen wir noch einmal die Stufen seines aktiven Lebens Revue passieren: 1936 in Meran, Südtirol, geboren, verbrachte er seine Lehrzeit vor den Toren des Kaisergebirges bei der Firma Kneissl in Kufstein. Dort begann auch seine alpine Laufbahn, und bald konnte er sich an die damals schwierigsten Wände, wie Predigtstuhl-Direttissima oder direkter Fleischbankpfeiler, wagen. Weitere Ziele wurden die Lalidererwände. 1958 übernahm er, nach dem Tode von Hermann Buhl, die Leitung der Bergsportabteilung im Sporthaus Scheck in München. Dort kam er in den Kreis der sächsischen Bergsteiger und mit ihnen in die Dolomiten. Große-Zinne-Nordwand-Direttissima, Westliche-Zinne-Nordwand (Schweizerweg, 4. Begehung), Marmolada-Südwestwand, Civetta-Nordwestwand und viele andere stehen in seinem Tourenbuch.
Ganz besonders liebte er die Berge seiner Heimat, des Vinschgaues, wo er auch die größten Eiswände, Ortler- und Königsspitze-Nordwand, durchsteigen konnte. Seine Westalpenfahrten begannen mit Erstbegehungen. Mit Kurt Diemberger erreichte er den Roseg über einen neuen direkten Nordwandweg, ebenso wie den Piz Bernina über die Nordostwand.
Außer unseren gemeinsamen Touren im Mont-Blanc-Gebiet konnte Karl noch zwei Nordwände im Argentiérekessel, Courtes und Triolet, durchsteigen. Der Bonattipfeiler führte ihn ein zweites Mal auf die Petit Dru.
In den Jahren 1963 bis 1969 war er als Skilehrer in Amerika und Australien tätig. Dort entstand der Wunsch, andere Länder kennenzulernen, und es folgten Reisen nach Fernost.
1970 kehrte er wieder nach Österreich zurück, wo er in Innsbruck ein Sportgeschäft eröffnete, das er bis zu seinem Tode selbst geführt hat. Ein neues Hobby nahm seine Freizeit in Anspruch: die Sportfliegerei. In seinen ausgedehnten Alpenflügen erlebte er viele der Wände, die er durchstiegen hatte, von oben.
Erst in den letzten Jahren zog es ihn wieder in die Berge. Das Schicksal wollte es, daß er am 3. Oktober 1988 nach einer Besteigung des Mönch im Berner Oberland nicht mehr zu uns zurückgekehrt ist. Ein von den Bergen geprägtes, intensives Leben fand ein plötzliches Ende. Alle, die wir einmal mit Karl am Seil gegangen sind, werden diese Erinnerungen weitertragen.
W. Stefan
Quelle: Österreichische Alpenzeitung 1989, Folge 1483, Seite 12
1957 Beg.Fleischbank-Direkte Ostwand "Noichl-Direttissima",VI,2187m, (Wilder Kaiser)
1957 1.Fleischbank-Ostwand "Willi Zeller Gedächtnisweg“,2187m, (Wilder Kaiser)
1958 1.Beg.Piz Rosegg-Direkte Nordostwand "Diemberger-Führe",650 HM,Eis 52°,3942 m, (Berninagruppe)
1959 1.Beg.Fleischbankpfeiler (Fleischbank-Nordgraturm)-Pfeilerführe
?Rebitschrisse-Direkter Brandlereinstieg?,VI+/A1,85 HM,1749m, (Wilder Kaiser)
1958 Beg.Große Zinne-Nordwand (Direttissima) "Hasse-Brandler",VI+A/3,2999m, (Sextener Dolomiten)
1959 12.Beg.Rotwand-Südwestwand "Hermann Buhl-Gedächtnisweg",VI+/A3,400 HM,2806m, (Rosengarten)
1961 Beg.Westliche Zinne-Nordwand "Schweizerweg",VI/A3,450 HM,2973m, (Sextener Dolomiten)
1961 Beg.Matterhorn-Nordwestgrat "Zmuttgrat",IV,Eis bis 50°,1100 HM,4478m, (Walliser Alpen)
1966 35 Beg.Scheienfluh (Schijenfluh)-Westwand "Niedermann",VI/A2,300 HM,2625m, (Rätikon)
4.Beg.Hechenberg-Südpfeiler "Bachmann-Stöger-Führe",VI,400 HM, (Karwendel)
Gerd Schauer, Isny im Allgäu
Geboren am:
28.02.1936
Gestorben am:
03.10.1988
Erste Route-Begehung