Schwanda Hans

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Biografie:
Schwanda Heinz, * in Wien, + Wien

Hans Schwanda begann mit 14 Jahren das Klettern und hat bis zu seinem Tod seine gesamte freie Zeit in den Bergen verbracht. Die Berge und seine Gitarre beherrschten Schwandas Leben. Er war einer der bekanntesten Vertreter des Wiener Bergsteigertums der Zwischen- und Nachkriegszeit und weit über Wiens Bergsteigerkreise hinaus bekannt und beliebt. Schwanda unternahm hunderte klassische Gipfelbesteigungen, Kletter- und Skitouren in den Alpen. Von Wien bis zum Montblanc gab es fast keinen bedeutenden Berg, auf dem er nicht gestanden war. Er war ein Könner sowohl im Fels wie im Eis und Lehrmeister von Karl Lukan und galt lange als einer der besten Bergsteiger Österreichs. Auch als Erstbefahrer ausgefallener Skirouten und als Expeditionsbergsteiger hat er sich hervorgetan. Hans Schwanda kannte die bekannten und berühmten Gipfel und Wände der Alpen und hat nahezu alle bedeutenden europäischen und viele außer-europäischen Gebirge besucht.
Er war er in den Alpen, im Taurus, in den Pyrenäen, auf Korsika, in Skandinaviens, im Kaukasus, in Asien, in Amerika und Afrika unterwegs. Er war mit 60 Jahren auf dem Demawand, mit 65 auf dem Mount Kenya. Der Dauergast der alten Haindlkarhütte der Dreißigerjahre und spätere Sporthausbesitzer war ein Kenner der Gesäuseberge, beging u. a. erstmalig die Südwestwand und die Südwandkamine am Festkogel mit H. Peterka am 31.Juli 1931.
Schwanda, seit vielen Jahren auch Mitglied der Sektion „Edelweiß" , war ein Bergsteiger, dem Schwierigkeitsgrade oder Höhenmeter nur wenig bedeuteten. Durch seine Taten und sein Leben überhaupt ist er zum Vorbild für viele Bergsteiger geworden.
Schwanda schrieb einige Bücher zu Berg- und Skitouren, sowie viele Berichte und Geschichten dazu. Neben anderen Büchern („Skiglück vom Wienerwald bis zum Dachstein“,1965, „Skiglück in den Tauern“, 1967; „Ferne Berge-lockende Ziele“, 1973; „Die fidele Kletterzunft“ (mit Paul Wertheimer), 1973..) hinterließ er als alpines Vermächtnis das
Werk „Gesäuse-von der Alpenstange zum VII Grad“.

1922 1.Beg.Heßturm-Südschlucht,1819m, (Ennstaler Alpen)
1924 1.Beg.Tamischbachturm-Nordwand „Einstiegsvariante Schwanda/Nerber",2035m, (Ennstaler Alpen)
1925 1.Beg.Ödsteinkarturm-Direkter Nordgrat „Einstiegsvariante",2265m, (Ennstaler Alpen)
1932 1.Beg.Festkogel-Südwestwand-Südwestkamine „Peterka-Schwanda-Führe“,2269m, (Ennstaler Alpen)
1932 1.Beg.Festkogel Direkte-Südwestwand „Peterka-Schwanda-Führe“,2269m, (Ennstaler Alpen)
1932 1.Beg.Pelmetto-Nordgrat,2990m, (Ampezzaner Dolomiten)
1932 1.Beg.Monte Pelmo-Nordwand-Direkte Variante unterer Teil der„Rossi-Simon“,VI,880 Hm,3168m,
(Ampezzaner Dolomiten)
1933 1.Beg.Morgenkofel-Nordwand „Brunhuber-Schwanda“,V,400 KM,2493m, (Sextener Dolomiten)
1934 1.Beg.Kleinschusterspitze-Nordwestkante,3095m, (Sextener Dolomiten)
1934 1.Beg.Südlicher Gsellknoten-Nordostkante,2870m, (Sextener Dolomiten)
1935 7.Beg.Mönch-Nordwand „Lauperroute,Nordwandrippe“,IV,Eis bis 60°,1300 HM, 4107m, (Berner Alpen)
1937 2.Beg.Jungfrau-Nordwand-Nordwestrippe u.Nordwestgrat „Lauper-Schumacher-Route“,IV,1500 HM,4158m,
(Berner Alpen)
1941 1.Beg.Plattenkogel-Ostgipfel-Nordostwand „Oberes Plattendach - Einstiegsvariante",1983m, (Ennstaler Alpen)
1941 1.Beg.Plattenkogel-Ostgipfel-Nordostwand „Oberes Plattendach-Ausstiegsvariante",1983m, (Ennstaler Alpen)
1945 Expeditionsleiter Kaukasus-Expedition
1947 1.Beg.Kolmgrat-Ostgrat,2550, (Gailtaler Alpen)
1947 1.Beg.Kolmgrat-Westanstieg,2550, (Gailtaler Alpen)
1947 1.Beg.Stadeltorturm-Nordostpfeiler,2365m, (Gailtaler Alpen)
1947 1.Beg.Stadeltorturm-Westabstieg,2365m, (Gailtaler Alpen)
1949 1.Beg.Adlerwand-Nordwand,2389m, (Gailtaler Alpen)
1954 Beg.Antelao-Westkante „Stösserkante“,3264m, (Cadorisch Dolomiten)
1954 3.Beg.Sorella di Mezzo (Mittlere Schwester)-Nordwestwand „Comici“,VI,600 HM,3011m, (Sorapiss,Dolomiten)
1959 Beg.Trisselwand,1755m, (Totes Gebirge)
1964 Best.Demawand,5604m, (Elbursgebirge,Iran)
1969 Best.Mount Kenia,5199m, (Kenia,Ostafrika)
1974 Beg.Hohe Weißenbachspitze-Nordkante,2257m, (Julische Alpen)
1979 Beg.Eiger-Nordostgrat „Mittellegigrat“,IV,3970m, (Berner Alpen)
7.Beg.Einserkofel-Direkte Nordwand „Stegerweg“,V-VI,900 HM,2698m, (Sextener Dolomiten)
Beg.Zwölfer-Nordwand,3094m, (Sextener Dolomiten)
Beg.Kleine Zinne-Direkte Nordwand „Fehrmannkamin“,V,2857m, (Sextener Dolomiten)
Beg.Hoher Göll-Westwand „Großer Trichter“,V/A1,110 KM,2522m, (Berchtesgadener Alpen)
Beg.Hochtor-Nordwand,2372m, (Ennstaler Alpen)
Beg.Campanile di Val Montanaia-Südwand „Normalführe“,IV,250 KM,2173m,
(Monfalconigruppe,Karnische Voralpen)
1.Beg.Peilstein „Vegetarierkante“,IV,716m, (Wiener Wald)
1.Beg.Freiung-Nordwand „Schwanda“,1200 HM,2410m, (Lienzer Dolomiten)
Best.Höfats,2259m, (Allgäuer Alpen)

Quelle; Gerd Schauer, Isny im Allgäu

Bergsteigervater Hans Schwanda
Hans Schwanda: 1904 in Wien geboren, seit seinem fünfzehnten Lebensjahr bis zum heutigen Tag aktiver Bergsteiger, vor allem aber ein Wiener (der allerdings immer noch nicht einen Walzer tanzen kann!).
Als ich vor dreißig Jahren Schwandas Schüler wurde, galt er schon lange als einer der besten Bergsteiger Österreichs (Fritz Kasparek nannte ihn den „besten Freikletterer Wiens"). Der „alte Schwanda" ist heute noch immer am Berg unterwegs, im Sommer und im Winter.
Mindestens tausend Bergsteiger sind Schwanda-schüler. Aber das Anseilen und das Abseilen, das Spreizen und das Stemmen war für ihn nie das Wichtigste; er gab seinen Schülern mehr, er gab ihnen auch noch ein „Stück Schwanda".
Der kleine, eher zartgebaute Mann hat nämlich einen eigenen Stil des Bergsteigens geprägt. Wollen wir diesen „Wiener Stil" nennen?
Wir müssen folgendes Faktum akzeptieren: Der als leichtsinnig bekannte Wiener ist in Wirklichkeit gar nicht so leichtsinnig. Der leichte Sinn des Wieners ist etwas ganz anderes als Leichtsinn.
„Zeigt sich der Tod einst, mit Verlaub, und zupft mich: ,Brüderl, kumm!' Dann stell' ich mich am Anfang taub und schau mich gar nicht um!"
So singt der Tischlergeselle Valentin in Ferdinand Raimunds Zauberspiel „Der Verschwender". Dieses Theaterstück war im 19. Jahrhundert ein großer Erfolg, es wird auch heute noch immer wieder gespielt. Valentin singt weiter über den Tod:
„Doch sagt er: ,Lieber Valentin, mach keine Umständ! Geh!' Dann leg' ich meinen Hobel hin und sag' der Welt: ‚Adieu!"
So schön und so leicht erscheint in Wien sogar das Sterben! In Wirklichkeit ist es genauso schrecklich wie in Düsseldorf oder Leningrad. Ferdinand Raimund hat oft auf Bäumen sitzend seine berühmten Theaterstücke geschrieben, aber zuletzt hat sich der Dichter aus Lebensangst erschossen!
Jedoch: Solange Raimund schrieb, schrieb er „mit leichter Hand". Das ist eine urwienerische Vorstellung: Man gibt allem Schweren nicht zuviel Gewicht! „Mit leichter Hand" unterschrieb auch der Politiker Leopold Figl nach dem Zweiten Weltkrieg den Österreichischen Staatsvertrag mit den Alliierten, nachdem er so manchen russischen Stadtkommandanten „unter den Tisch gesoffen" hatte. „Mit leichter Hand" schrieb Franz Schubert eine der schwermütigsten Symphonien, die „Unvollendete"; und mit „leichter Hand" steigt das Wiener Kind Hans Schwanda auf Berge.
Wäre Schwanda nur der leichtsinnige Wiener, dann würde er seine mehr als fünfzig Bergjahre nicht überlebt haben. Er konnte seinen eigenen Ausspruch beweisen: „Die größte Kunst beim Bergsteigen ist, daß man dabei auch alt wird!"
Noch ein Schwanda-Ausspruch: „Der Berg ist für mich da!" — Er hatte nie am Berg sein Leben in die „Waagschale des Schicksals" geworfen, er kann sich aber auch heute noch als weißhaariger Mann über jeden schönen Anstieg wie ein kleines Kind freuen. Und eine Bergfahrt beginnt für ihn nicht am Fuß eines Berges, sondern schon viel früher . . . manchmal schon am Mittwoch, mitten in einer Woche, bei einem Telefongespräch mit einem Bergspezl.
Aber dann ist Schlechtwetter am Wochenende!
„Der Berg ist für mich da!" — An den Schlechtwettertagen hatte es mit Schwanda noch immer die größte Gaudi am Berg gegeben. „Mit leichter Hand" warfen wir Steine nach leeren Konservenbüchsen. Oder wir gingen in den Wald, um Schwämme zu pflücken. „Einen Selbstmörder habe ich mir immer ganz anders vorgestellt!" sagte einmal ein alter Förster zum alten Schwanda. Schwandas gesammelte Schwämme waren fast alle giftig. Schwanda hätte sie ohnedies nie gegessen. Sein Mißtrauen!
Der als „leichtsinnig" bekannte Wiener ist nämlich auch ein sehr kritischer Gast auf dieser Erde! Es ist kein Zufall, daß die moderne Psychoanalyse („Vater Freud") in Wien entstand. Und jeder Student der Zeitungswissenschaft muß sich auch heute noch mit dem „Phänomen Karl Kraus", dem großen Kulturkritiker aus Wien, auseinandersetzen.
Hans Schwanda: Er hat wohl viele Aufsätze verfaßt, er hat auch einige Bücher geschrieben . . . aber darin stecken nur maximal 10% Schwanda. Hans Schwanda wirkt mehr durch sein Leben .. . wie er lebt und wie er erlebt! Schon Diogenes wirkte nur durch sein Dasein auf dieser Welt. Er verschlief den Tag in einer Tonne. Der deutsche Film „Zur Sache, Schätzchen" wurde ein Riesenerfolg, weil der Held sich betont müde zeigte. Worauf der Schauspieler nur noch müde in der Öffentlichkeit erscheint — auch wenn er nicht müde ist. Er muß jedoch der „Müde vom Dienst" sein, weil das Publikum ihn so will! Schwanda ist immer Schwanda. Er ist manchmal alt und manchmal jung. Er ist manchmal müde, und manchmal redet er eine Stunde lang ohne Pause. Manchmal raunzt er schon nach einer halben Wegstunde und führt dann am gleichen Tag noch als Seilerster eine Kletterstelle des fünften Schwierigkeitsgrades. „Es kommt immer auf den Menschen an!" sagt er. "Und wenn die Jungen von Kondition reden .. . mei ... meine Konditionsschwierigkeiten hätte ich schon vor vierzig Jahren haben können, wenn ich s' hätt' haben wollen!"
„Der alte Schwanda ist ein Original!" sagen heute alle Bergsteiger, die ihn kennen.
Hans Schwanda: „Warum bin ich ein Original?
Weil ich ein Mensch bin?"
Karl Lukan
Quelle: Der Bergsteiger 1970, Heft 7, Seite 528-531

Quelle: Der Bergkamerad 1971, Heft 1, Seite 22

Hans Schwanda
ist 70. Allerdings nur auf dem Papier. Wenn er eine knifflige Kletterstelle meistert, eine seiner unzähligen Schnurren zum besten gibt oder sich ganz einfach an seinem Gläschen Wein freut — dann wirkt er auch äußerlich so jung, wie er im Inneren geblieben ist. Der weiße Haarschopf ist allenfalls ein wenig lichter geworden, ansonsten nimmt er den Prozeß des Alterns gar nicht zur Kenntnis. Der ewige Bergvagabund hat dafür ein doppeltes Rezept: Er ist ständig von Jugend umgeben — und seit fünfeinhalb Jahrzehnten badet er im unerschöpflichen Jungbrunnen des Alpinismus. Ja -und noch etwas darf nicht fehlen: ein leichtes Blut und viel Musik.
Er verkörpert wie kaum ein anderer das wienerische Element im Bergsteigertum: der Sporthausbesitzer, dem man manchmal am liebsten eine anständige Hose schenken möchte; der einem »ein klasses Gasthaus« empfiehlt, in dem er (wie sich nachträglich herausstellt) vor zwanzig Jahren einmal gut gegessen hat; der als Fahrtennachweis zur Aufnahme in den Alpenklub hinschreibt: 500 Standardtouren in den Alpen („I bin doch ka alpiner Buchhalter!“); der kaum ein Wort einer fremden Sprache spricht und doch überall in der Welt im Handumdrehen Freunde findet; und der auch die verfahrenste Situation mit dem richtigen „Schmäh“ meistert.
Ein wenig lässig, eher aus dem Handgelenk denn mit dem Bizeps agierend, dem starren Programm, der minuziösen Vorbereitung abhold, ist er Meister der Improvisation, getragen von der Gewißheit um die Wirksamkeit des „Schmähs“, welcher solcherart vom Scherz, vom Trick vom „Hintenherum“ die Höhen einer Weltanschauung erklimmt. — Auch in seinen Erstbegehungen ist viel davon enthalten. Wenig mit Kraft, viel mit Eleganz. Von der Vegetarierkante am Peilstein (was wohl die wenigsten der ungezählten Begeher wissen) bis zur 1200 Meter hohen Freiung-Nordwand in den Lienzern, die nur ganz wenige Wieder-holungen aufweist, kommt es auf den richtigen Schmäh, nicht auf heftigen Materialeinsatz an.
Hans Schwanda kennt die bekannten und berühmten Gipfel und Wände der Alpen, er kletterte im Taurus, in den Pyrenäen, in Korsika, in den Bergen Skandinaviens, im Kaukasus, war mit 60 Jahren auf dem Demawend, mit 65 auf dem Mount Kenya. „Die Berge“, sagt er, »sind für mich da, nicht umgekehrt!» Wenn man das genaue Gegenstück zum pathologisch verbissenen Nordwandbelagerer sucht — man müßte glatt einen Schwanda erfinden.
Würdigungen haben (fast so arg wie Nachrufe) immer schauerlich ideale Gestalten, rechte Leuchten des Menschen-geschlechts, zum Ziel. Schwanda ist -glücklicherweise — kein Idealmensch; in manchen Belangen ist er gewiß nicht als Vorbild zu sehen. »Manchmal könnte man ihn an die Wand picken«, sagte einer seiner Freunde (er hat nur Freunde), »aber dann ist er gleich darauf so reizend, daß man ihm unmöglich böse sein kann.« — Was will der Mensch mehr? Glück? Ja, das hat er auch. Einmal fuhren vier dieser Freunde vom Peilstein nach Hause und sprachen mit einem Untertönchen von Neid vom unentwegten Glückspilz Schwanda, der eigentlich immer auf die Butterseite falle. »Und jetzt«, beschlossen sie boshaft, »überfallen wir ihn in seiner neuen Wohnung!« — Es öffnete ihnen ein leicht aufgelöster Schwanda: „Gut, daß ihr kommts, Kinder, ich tu nämlich gerade Vorhänge auf-machen, ihr seids da jünger und geschickter ...“
Diese Wohnung in der romantischen Hinterbrühl bei Wien hat er sich zum Alters-sitz gewählt: „Waaßt, wie klaß, gleich vor der Haustür fangen die Felsen an!“ Was braucht man ihm da noch viel zu wünschen?
A. M.
Quelle: Der Bergsteiger 1974, Heft 8, Seite 494
Quelle: Der Bergsteiger 1979, Seite 474

Schwanda, Hans
*3.8. 1904 Wien; Sportartikelhändler.
In gewisser Weise zum Synonym für das Wiener Bergsteigertum geworden. Unter-nahm Hunderte klassischer Gipfelbesteigungen, Kletter- und Skitouren in den Alpen. Herausragende Unternehmungen: Mönch-Nordwand (Lauper), zweite Begehung; Jungfrau-Nordwand (Lauper), zweite Begehung; Einser-Nordwand (Steger), siebte Begehung; Zwölfer-Nordwand; Pelmo-Nordwand. Erstbegehungen u. a.: Pelmetto-Nordgrat; Morgenkofel-Nordwand; Freiung-Nordwand. Hat nahezu alle bedeutenden europäischen und viele außer-europäischen Gebirge besucht. Bücher: »Skiglück vom Wienerwald bis zum Dach-stein«, 1965; »Skiglück in den Tauern«, 1967; »Ferne Berge — lockende Ziele«, 1973; »Die fidele Kletterzunft« (mit Paul Wertheimer), 1973.
Quelle: der Bergsteiger 1982, Heft 10, Seite 26

Hans Schwanda (+)
Am 18.6.1983 starb, kurz vor Vollendung seines 79. Lebensjahres, der weithin bekannte Wiener Aoinist Hans Schwanda. Vom 14. Lebensjahr bis zu seinem Tod hat er seine gesamte freie Zeit in den Bergen verbracht. Sein Bergsteigerleben fuhrte ihn nicht nur in alle Gebiete der Alpen, sondern auch nach Afrika, Asien und Amerika. In seiner Jugend zählte er zu den besten Kletterern Wiens - aber die Zahl seiner Erstbegehungen und seiner Gipfelbesteigungen interessierte ihn nie. - »Z'was brauch des?« Hans Schwanda war aber auch ein begeisternder Unterhalter: Mit der Gitarre verdiente er sich eine Zeitlang sein Geld, er war ein amüsanter Vortragsredner und Schriftsteller. Mein erster Eindruck Schwandascher Bergphilosophie war sein Ausspruch: "Die größte Kunst beim Bergsteigen ist, daß man dabei auch alt wird.« Aber auch seine Einstellung zu Gipfeln, Schwierigkeitsgraden und eigentlich zu allem, womit sich renommieren läßt, hat nicht nur meine bergsteigerische Entwicklung geprägt. Ganz gleich, ob es regnete, ob die Tour hart oder nur gemütlich ausfiel - am wichtigsten war, »daß der Schmäh g'rennt is«. Schwanda war ein Pessimist aus Lebensfreude. Wenn er jammerte, ging's ihm gut; ernst wurde es, als er sagte: »Mir geht's ganz gut!« Da wußte ich, daß es mit ihm zu Ende ging.
Sein Sportgeschäft war ein Treffpunkt der Wiener Bergsteiger; nicht nur zum Einkaufen ging man zum Schwanda, nein, wegen dem Schmäh... Und so war auch sein Begräbnis ein Treffen von Jungen und Alten; Gesprächsfetzen von »Wallis«, »Dolomiten«, »Klettern« hörte man im Trauerzug. Die Berge waren das Thema. - Seinen 75. Geburtstag hatte Schwanda am Mittellegigrat verbracht; der 80. sollte am Matterhorn gefeiert werden - »wenn nichts Blödes dazwischenkommt«. Oft hatte er mit seinem Mißtrauen unrecht - diesmal leider nicht.
Karl Lukan
Quelle: Der Bergsteiger 1983, Heft 9, Seite 79

Hans Schwanda (+)
Er war von seinem 14. Lebensjahr an bis kurz vor seinem Tod in den Bergen aktiv im schwersten Fels und als begeisterter Wanderer, als Erstbegeher von Felswänden und Erstbefahrer ausgefallener Skirouten, als Expeditionsbergsteiger und Leiter von Bergsteigerschulen. Aber er hat das Bergsteigen nie mit grimmigem Ernst betrieben, sondern es nur „als a schöne Nebensach" empfunden.
Schwanda — seit vielen Jahren auch Mitglied der Sektion „Edelweiß" —war ein Bergsteiger, dem Schwierigkeitsgrade oder Höhenmeter nur wenig bedeuteten.
Der älter gewordene Schwanda ist mit seinen Beiträgen in alpinen Zeitschriften, mit seinen Liedern, Büchern, Vorträgen und nicht zuletzt auch durch seine Taten (75. Geburtstag: Mittellegigrat am Eiger) und sein Leben überhaupt zum Vorbild für viele Bergsteiger geworden.
Hans Schwanda hat als Vierzehnjähriger mit dem Bergsteigen begonnen und ist als Neunundsiebzigjähriger mit all den Sehnsüchten eines Vierzehnjährigen gestorben.
Quelle: Edelweiss Nachrichten 37. Jahrgang, 1983, Heft 5, Seite 53

Quelle: Österr. Alpenzeitung 1983, Seite 99 f




Geboren am:
03.08.1904
Gestorben am:
18.06.1983

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