Sohm Viktor

(Bearbeiten)

Biografie:
Sohm Viktor, Schipionier, * 19.6.1869 in Dornbirn/Österreich,1887-1890 USA, später Deutschland und Schweiz
+ 15.12.1960 Trogen (Schweiz)
Viktor Sohm war ein Schipionier in Europa. Bei den 1.Schweizer Skimeisterschaften 1905 in Glarus wurde er Sieger im Sprunglauf. Ab 1900 unternahm er zahlreiche Skierstbesteigungen im Rätikon und in der Schweiz. Viele Skierstbesteigungen gelangen ihm am Arlberg und in der Samnaungruppe. 1906 hielt er den ersten Skikurs am Arlberg ab und wurde Lehrmeister von Hannes Schneider aus Stuben am Arlberg.
Er war Bergpionier im Lechquellengebirge,in den Lechtaler Alpen,im Rätikon und im Ferwall.
Viele hundert Gipfel in den Ost- und Westalpen, viele auf schwierigen Routen, darunter ein halbes Hundert Erstbesteigungen und Erstbegehungen sind ihm gelungen. 1899 betritt er als erster Mensch den 2415 Meter hohen Gipfel der Bratschenwand im Bregenzerwaldgebirge. Allein an der Roggalspitze machte er drei Neuanstiege,1921 die Westliche Südwandschlucht,1922 die Süsrippe und 1923 die ostwand aus der Roggalscharte.
Seine letzten Lebensjahre verbrachte er mit seiner Frau im schweizer Appenzell.

1899 1.Best.(Alleinbest.) Bratschenwand,2493 m, (Bregenzerwald,Lechquellengebirge)
1899 1.Beg.Drusenfluh von Osten durchs verborgenes Kar,2827m, (Rätikon)
1900 1.Best.Knoppenjochspitze über Nordwestflanke,2680m, (Lechtaler Alpen)
1900 1.Beg.Lorfekopf-Südwand,2689m, (Lechtaler Alpen)
1900 1.Skibest.Schesaplana,2965m, (Rätikon)
1901 1.Beg.Seeköpfe-Nordwand,3061m, (Ferwall)
1901 1.Haunold-Ostgipfel von Norden,2881m, (Sextener Dolomiten)
1902 1.Skibest.Valluga,2809m, (Lechtaler Alpen)
1902 1.Best.Fasulwand,2885m, (Ferwall)
1902 1.Beg.Kuchenspitze-Ostgrat,3170m, (Ferwall)
1903 1.Skibest.Sulzfluh,2818m, (Rätikon)
1903 1.Beg.Kuchenspitze-Hauptgipfel-Westgrat,3170m, (Ferwall)
1904 1.Beg.7.Kreuzberg von Norden "2.Variante",III-,2065m, (Alpstein)
1904 1.Beg.8.Kreuzberg von Nordosten "Pichl-Sohm-Führe",II,2056m, (Alpstein)
1904 1.Best.Mittlere Fasulspitze,2835m, (Ferwall)
1904 1.Best.Jahnturm,2660m, (Lechtaler Alpen)
1905 1.Beg.Fallenbacher Spitze-Südwestwand,2723m, (Lechtaler Alpen)
1905 1.Beg.Sulzfluh-Westgrat,2818m, (Rätikon)
1905 1.Best.5.Kreuzberg über Westgrat "Normalweg",II,2054m, (Alpstein)
1905 1.Beg.Piz Linard-Südostgrat,III,400 HM,3411m, (Silvretta)
1907 1.Beg.5.Kreuzberg-Südwand "Iklé-Sohm-Führe",II,2054m, (Alpstein)
1908 2.Beg.Ortler-Rothböckgrat,3902m, (Ortlergebirge)
1908 1.Beg.Cima Presanella-Nordwand "Jahn-Sohm",bis 55°,500 HM,3558m, (Adamello-Presanella-Gruppe)
1912 1.Beg.Fallersteisspitze-Ostgrat,2634m, (Lechtaler Alpen)
1921 1.Beg.Roggalspitze-Westliche Südwandschlucht,2673m, (Lechqellengebirge)
1922 1.Beg.Roggalspitze-Südrippe,2673m, (Lechquellengebirge)
1923 1.Beg.Roggalspitze-Ostwand direkt aus der Roggalscharte, (Lechquellengebirge)
1.Beg.Patteriol-Nordwand "Sohm-Gruber-Führe",3059m, (Ferwallgruppe)
1.Skibest.Rüfikopf,2362m, (Lechqellengebirge)
Best.Westliche Pazüelfernerspitze u.1.Überschreitung aller drei Gipfel Pazüelfernerspitzen,2712m, (Lechquellengebirge)
Gerd Schauer, Isny im Allgäu

Quelle: Berge und Heimat 1949, Seite 211 f
Quelle: Der Bergkamerad 1958/59, Seite 776 ff
Quelle: Der Winter 1960/61, Heft 4, Seite 66
Quelle: Der Bergkamerad 1960/61, Seite 264
Quelle: DAV Mitteilungen 1961, Seite 29 f

Victor Sohm
* 19. Juni 1869 (+) 15. Dezember 1960
Am 15. Dezember 1960 verstarb im Krankenhaus Heiden (Schweiz) nach längerem Leiden im 92. Lebensjahr das Ehrenmitglied des Österreichischen Alpenklubs Victor Sohm. Mit ihm ist einer der letzten großen Skipioniere
unserer heimatlichen Alpenwelt dahingegangen.
Wie manches vertrauliche Gespräch der väterliche Freund mir auch gewährte ? die übergroße Bescheidenheit und die stolze Vornehmheit des Verstorbenen, der nie etwas über sich veröffentlicht oder auch nur gerne bekannt gegeben hat, machen es mir nicht leicht, den ehrenvollen Auftrag zu erfüllen und auf beschränktem Raum ein Bild seines reichbewegten Lebens zu geben. Victor Sohm ist am 19. Juni 1869 in Dornbirn als Österreicher geboren und in Bregenz aufgewachsen, wo sein Vater, ebenfalls Österreicher, sein Bankgeschäft J. M. Sohm betrieben hat. Besondere Umstände führten dazu, daß der Vater Sohm mit seiner Familie später die schweizerische Staatsbürgerschaft erworben hat, was zu der irrtümlichen Auffassung führte, Sohm sei geborener Schweizer, zumal er zuletzt in Trogen im Kanton Appenzell in der Ostschweiz lebte. Die Mutter, eine Deutsche aus Heidelberg, war sehr musikalisch. Auch ihr Sohn Victor wollte Musiker werden, aber der Vater war dagegen. So wurde er Kaufmann. Von 1887 bis 1890 und 1893 lebte er in den USA, wohin ihn ein Onkel gerufen hatte. Nach seiner Heimkehr aus Amerika arbeitete er unter anderem in München, Augsburg, Zürich, Genf und Winterthur. Schon 1887 machte Sohm erste aber bedeutungslose Versuche auf 2 1/2 m langen Schnabelskiern, die einer seiner Brüder ? er hatte 3 Brüder und 2 Schwestern ? sich beschafft, aber als unbrauchbar weggelegt hatte. Viel mehr fesselte ihn damals das Schlittschuhlaufen, das er meisterhaft beherrschte, "was für den Skilauf wieder günstig war". 1950 schrieb er mir: ?Richtig angefangen skilaufen habe ich also erst im Winter 1899! dann aber recht, ohne Pausen." Was er anpackte, das machte er ganz. Er war z. B. auch ein hervorragender Ruderer und um den Bodensee-Rudersport so hochverdient, daß ihm der Deutsche Rudererverband ein sehr wertvolles Ansteckkleinod für besondere Verdienste und 50jährige Mitgliedschaft verliehen hat. Aber davon erfuhr man nur so zufällig nebenher. ? So wurde er auch fast über Nacht zum erfolgreichsten Skipionier des Arlbergs nach der Jahrhundertwende. Aber auch ein ausgezeichneter Skisportler. Sohm führte die ?Norwegerschule" ? im Gegensatz zu der Lilienfelder Zdarsky-Schule ? am Arlberg ein und begründete so die Entwicklung der
?Arlbergtechnik", zumal er auch der Lehrmeister des nachmaligen Skikönigs des Arlbergs, Hannes Schneider, gewesen ist. Diese seine führende Rolle als Arlberg-Skipionier habe ich in einem Artikel über "Berg- und Skipioniere am Arlberg" im Alpenvereins-Jahrbuch 1956, Seite 33?55, so genau beschrieben, daß ich mich hier auf diesen Hinweis und kurze Ergänzungen beschränken kann. Es mag wenigstens daran erinnert 'sein, daß Sohrn und seine Gefährten ? vor allem Hartmann, Herold, Ikle und Ostler ? u. a. folgende Gipfel erstmals mit Skiern bestiegen haben: Schesaplana am 1. Jänner 1900, Valluga am 8. Dezember 1901, ferner Rüfikopf, Trittkopf, Drosberg, Fädnerspitze und viele andere. Diese ersten Skifahrten beschränken sich aber keineswegs auf Vorarlberg. So war er auch 1903 schon vom Gepatsch aus als erster mit Ski auf der Weißseespitze, 3526 m,
in den Ötztaler Alpen. Neben dem Arlberg wurde er aber besonders auch zum Skipionier der Samnaungruppe, wo er zahlreiche Gipfel und kühne Grattouren erstmals und oft allein mit Ski besuchte, über diese "Schneeschuhfahrten in den Bergen des nördlichen Samnaun" hat Sohrn auch einen der ganz wenigen Artikel
veröffentlicht, die wir von ihm besitzen, und zwar eben in unserer OAZ 1903, S. 5?11.
Der Sport, der Skilauf, der Wassersport und nicht zuletzt das Bergsteigen führten dann dazu, daß er sich mit dem Sportgerät befaßte und in Bregenz ein ?Sportgeschäft Victor Sohrn" gründete, aus dessen Werkstatt viele bedeutende "Erfindungen" an Sportgeräten hervorgingen. Es sei nur an die Sohm-Wachse für Skifahrer erinnert ? er war einer der Ersten, die in Mitteleuropa solche Skiwachse herstellten ? oder an die Sohm-Felle, ist er doch der Erfinder der Klebfelle, die durch Jahrzehnte das Steigmittel der Hochtouristen auf Skiern waren.
Wenn wir vom Skipionier Victor Sohm sprechen, so müssen wir auch seiner treuen Schicksalsgefährtin und Ehefrau Therese gedenken, die durch ein halbes Jahrhundert Freud und Leid mit ihm teilte, Winter für Winter mit ihm auf Skiern stand. Dies Glück wurde nur dadurch schmerzlich überschattet, daß zwei der vier Kinder, die sie Victor Sohm schenkte, zwei prächtige Knaben, durch tragische Unfälle in der Blüte der Jugend dahingerafft wurden.
Der Bergsteiger Sohm ist aber recht eigentlich das tragende Element dieses Lebens. Sohm war Bergsteiger aus Herzensgrund. Er hat seine Meisterschaft in vielen kühnen Alleintouren auch schwieriger Art ganz unzweideutig
bewiesen. Er war aber auch mit jedem Bergführer gut Freund und hatte viele treue Kameraden. Von ihnen seien einige der bekanntesten genannt, ohne daß damit eine Auslese getroffen werden will: Hermann Hartmann, Eugen Heimhuber, Leonhard Heiss (den er als den besten Bergsteiger bezeichnete, den er
je kennenlemte), Georg Herold, Karl Huber, Gustav Jahn, Fritz Ikle, Max Madlener, Josef Ostler, Eduard Pichl und Ferdinand Schallert, der nachmals so berühmte Bergführer. Sohm hat jedoch seine Bergfahrten grundsätzlich und fast ohne Ausnahme führerlos gemacht. Mit den genannten Gefährten und anderen
Begleitern hat er u. a. folgende Alpengruppen besucht: Rätikon, Verwall, Silvretta, Samnaun, Ötztaler und Stubaier Alpen, Kalkkögel, Ortler, Klostertaler und Lechtaler Alpen, Bregenzerwaldgebirge, Karwendel, Wilder Kaiser, Allgäuer Alpen, Parzinn, Julische Alpen, Säntisgruppe und besonders auch die Dolomiten; ferner die Glarner, Urner und Walliser Alpen, Berninagruppe, Bergeller Berge, Plessuralpen usw.
Unter den vielhundert Gipfeln sind etwa 50 Neutouren und Erstbesteigungen, darunter sogar solche noch unbestiegener Gipfel. Es seien nur die Erstersteigung der Rockspitze-Südwand (Arlberg) mit Pichl oder die erste Ersteigung der Presanella über die Nordwand mit Gustav Jahn genannt, die er einmal als "einen hocheleganten Spaziergang" bezeichnete. Kein Wunder also, daß Victor Sohm zu einem der Erschließer und besten
Kenner der nordwestlichen Ostalpen wurde. Das spiegelt sich am besten in seiner Mitarbeit am "Hochtourist", IV. Aufl., 1910, I. Bd., wo "G. Herold und V. Sohm" an die Spitze jener Dankadresse gestellt sind, an "die Herren, welche ganze Gruppen bearbeitet haben". Sie werden als Verfasser folgender Gruppen genannt: Bregenzerwaldgebirge, Rotwandgruppe, Lechtaler Alpen, Rätikon, Verwall und Silvrettagruppe. In gleicher Weise hat Sohm natürlich an allen Ostalpen-Skiführern seiner Bereiche mitgearbeitet, ja auch dort ganze Gruppen beschrieben, so z. B. im Ostalpen-Skiführer von Biendl und Radio-Radiis 1906 - 1923.
So groß aber auch seine Leistungen als Bergsteiger sein mögen und so sehr sie seine innere Wesenheit bestimmt haben, sein Name ist doch in erster Linie verknüpft mit dem Rufe, einer der ersten und größten Skipioniere der Alpen gewesen zu sein. Wann immer von der bergsteigerischen Erschließung der Alpen durch den Ski die Rede sein wird: Victor Sohm gebührt ein erster Platz. Ehre seinem Angedenken!
Walther Flaig, Bludenz
Quelle: Österr. Alpenzeitung 1961, Folge 1318, Seite 119 - 121

Viktor Sohm (+)
Mit Viktor Sohm ist einer der letzten ganz großen Begründer und Wegbereiter des alpinen Skilaufes, aber auch ein bedeutender Pionier des führerlosen Bergsteigens dahingegangen. Er starb am 15. Dezember I960 im 92. Lebensjahr in Trogen im Kanton Appenzell (Schweiz), wo er zuletzt lebte. Sohm ist jedoch als Österreicher am 19. Juni 1869 in Dornbirn geboren und in Bregenz, wo sein Vater I. M. Sohm ein Bankgeschäft betrieb, ausgewachsen. In Bregenz hat er dann, nach mehreren Jahren Auslandspraxis als Kaufmann, um die Jahrhundertwende ein Sportgeschäft gegründet und dort auch den größtenTeil seines Lebens verbracht.
Sohm war ein leidenschaftlicher Bergsteiger. Vom Bergsteigen her kam er zur alpinen Ski-Touristik oder besser gesagt zum winterlichen Bergsteigen auf Skiern. Als ein Allerweltssportler - er war z. B. auch ein hervorragender Eiskunstläufer und Ruderer — bettieb er aber von Anfang an auch den Skisport. So wurde er z. B. 1905 in Glarus bei der „Ersten Schweizer Skimeisterschaft" Sieger im Sprunglauf und 1. Schweizer Meister! Im gleichen Jahr wählte ihn der „Mitteleuropäische Skiverband" zu seinem Präsidenten. Als Lehrmeister eines Hannes Schneider, des nachmaligen Skikönigs des Arlbergs, wurde aber Sohm auch der ureigentliche Begründer der "Arlbergtechnik" und "Arlbergschule'".
Doch nicht diese seine sportlichen Erfolge bewegen uns hier, sondern seine Ptontertaten als alpiner Skitourist und als Bergsteiger. Aus der außerordentlich großen Zahl seiner „ersten" Skifahrten und Ski-Erstbesteigungen in den Ostalpen seien nur genannt:
Schesaplana (1. 1 . 1900) und Sulzfluh (13.12. 1903) im Rätikon; Balluga, Rüfikopf, Trittkopf u. a. am Arlberg; Fädnerspitze und Drosberg (Trostberg) im Verwall— alle um 1901 bis 1903; oder die erste Ski-Besteigung der 3526 Meter hohen Weißseespitze in den Ötztaler Alpen schon im Jahre 1903. Dazu kommen viele Skigipfel und Erstbesteigungen in der winterlichen Samnaungruppe, die er z. T. ganz allein ausführte, zu einer Zeit, als dort noch keine Menschenseele im Winter anzutreffen war. Aber das ist nur eine kleine Auswahl.
Im Grunde seines Wesens war er vor allem aber Bergsteiger und zwar führerloser Bergsteiger, der seine Meisterschaft in vielen kühnen Alleintouren auch schwierigster Art ganz unzweideutig bewiesen hat. Der aber auch mit jedem aufrechten Bergführer gut Freund war und viele treue Bergkameraden hatte, wenn auch die Mehrzahl schon dahingegangen ist. Mit ihnen hat V. Sohm die meisten Berggruppen der Alpen besucht. Um wenigstens einige Proben und Gipfelnamen zu nennen — allein der Tourenbericht für das Jahr 1901 weist
über 100 Gipfel auf! — sei je eine West- und Ostalpengruppe herausgegriffen, wobei wiederum nur die wichtigsten Gipfel unter vielen genannt sind: Im Wallis: Monte Rosa, Weißhorn (Überschreitung von Randa nach Zinal), Matterhorn, Zinalrothorn u. a. In den Dolomiten: Fermedaturm, Gr. und Kl. Furchetta, Sass Rigais, Haunold, Elfer, Einser, alle Valojett- und alle Grasleitentürme, Langkofel, Grohmannspitze, Fünffingerspitze, Zahn- und Plattkofel u. a.
Unter den Vielhundert Gipfeln ist etwa ein halbes Hundert Neutouren und Erschesteigungen, so Knoppenjochspitze, Löffelspitze, Novaturm und Erzbergspitze in den Lechtaler Alpen, die Mittlere Fasulnadel im Verwall, die Gamsfreiheit im Gauertal im Rätikon, die Westgipfel der Kuchen- und der Küchelspitze. Die Neutouren hier alle aufzuzählen ist nicht möglich. Es seien nur die Erstersteigungen der Rockspitze-Südwand (Arlberg) mit Pichl oder die erste Ersteigung der Presanella über die Nordwand mit Gustav Jahn genannt, die er einmal als „einen hocheleganten Spaziergang" bezeichnete. Die Masse der Neufahrten liegt in seinen heimatlichen Bergen, aus denen noch die kühne erste Gesamtüberschreitung des riesigen, vtelgipfeligen Massivs der Kuchenspitze von Ost nach West genannt sei, die Sohm allein aus führte und dabei gleich die zwei Westgipfel erstmals bestiegen, den Westgrat erstmals vollständig begangen hat. Bei dieser Verwalltour handelt es sich um eine der größten Urgesteinsgrattouren der Ostalpen.
Kein Wunder also, daß Viktor Sohm zn einem der Erschließer und besten Kenner dieser nordwestlichsten Ostalpengebiete wurde. Das spiegelt sich besonders in seiner Mitarbeit am „Hochtourist", 4. Au fl. 1910, 1. Baud, wo „G. Herold und B. Sohm" an die Spitze jener Dankadresse gestellt sind an „die Herren, welche die ganze Gruppe bearbeitet haben". Sie werden als Verfasser folgender Gruppen genannt: Bregenzerwaldgebirge, Rotwandgruppe, Lechtaler Alpen, Rätikon, Verwall und Silvrettagruvpe! In gleicher Weise hat Sohm natürlich an allen OstalpenSkiführern seiner Bereiche mitgearbeitet, ja auch dort ganze Gruppen beschrieben, so z. B. im Ostalpen-Skiführer von Biendl und Radio-Radiis 1906/1923 und an anderen Skiführern.
Dem weitgereisten Viktor Sohm war aber zu allen Zeiten der Mensch und fein Geist das oberste Gebot bei seinem Tun, nicht irgendeine physische Leistung. Als ob man Bergsteigen nach Höhenmetern und Meterkilogrammen messen könnte! Es war der weltumspannende Geist eines Nansen, dem Viktor Sohm insgeheim huldigte, jenes Nansen, dem Sohm an Gestalt und Wesen so sehr ähnlich war. Und es war der Geist der Berge, der ihn so jung und gesund erhielt, daß er mit 85 Jahren noch skilaufen konnte.
Bescheiden und still wie er gelebt hat, ist dieser Gentleman Bergsteiger jetzt aus der Welt geschieden. Diese Bescheidenheit entbindet uns Bergsteiger aber nicht von der ernsten Pflicht,seiner dankbar zu gedenken. Denn es steht außer jedem Zweifel, daß Viktor Sohm einer der letzten ganz großen Pioniere des Alpinismus war. Er war uns ein verehrungswürdiges Vorbild. Das Vorbild allein aber ist entscheidend.
Walther Flaig, Bludenz
Quelle: Mitteilungen des ÖAV 1961, Heft 1, Seite 9-10

Victor Sohm
Vita * 19. 6. 1869 Dornbirn (Vorarlberg), (+) 15. 12. 1960 Trogen (Schweiz). Verheiratet, vier Kinder (davon zwei Söhne im jugendlichen Alter tragisch verloren). Von 1887 bis 1890 und 1893 als Kaufmann in den USA, dann in Deutschland und der Schweiz.
Chronik Seit 1899 widmete er sich, von Bregenz aus, wo er ein Sportgeschäft betrieb, dem Skisport und wurde dessen Mitbegründer in Mitteleuropa. Bei den 1. Schweizerischen Skimeisterschaften 1905 in Glarus wurde er Sieger im Sprunglauf. Ab 1900 unternahm er zahlreiche Ski-Erstbesteigungen, z. B. Schesaplana am 1. 1. 1900, Valluga 1902, Sulzfluh, Rüfikopf und andere in Tirol und in der Schweiz. Zum eigentlichen Skipionier wurde er für den Arlberg und für die Samnaungruppe, wo zahlreiche Gipfel durch ihn ersten Skibesuch bekamen. 1906 hielt er am Arlberg den ersten Skikurs ab, führte dort die »Norwegerschule« ein, wurde Lehrmeister des jungen Hannes Schneider aus Stuben und entwickelte die berühmte Arlbergtechnik. Als Bergsteiger bestieg er viele hundert Gipfel in den Ost- und Westalpen, viele auf schwierigen Routen, darunter ein halbes Hundert Erstbesteigungen und -begehungen; allein der Tourenbericht 1901 zählt über 100 Gipfel auf. Auch im Lechquellengebirge sind Victor Sohm viele Erstunternehmungen geglückt, allein an der Roggalspitze drei Neuanstiege: westliche Südwandschlucht (1921), Südrippe (1922) und Ostwand direkt aus der Roggalscharte (1923). So wurde Victor Sohm auch wichtiger Mitarbeiter an den frühen Führerwerken, besonders am »Hochtourist in den Ostalpen« und am »Ostalpenskiführer« (1906-1923). 1905 wurde er zum Ersten Vorsitzenden des neugegründeten Mitteleuropäischen Skiverbandes gewählt. Als Erfinder verdankte ihm der damalige Skisport besonders die Sohm-Wachse und die Klebefelle. In einem stillen Appenzeller Bauernhaus verlebte er mit seiner Frau die letzten Lebensjahre, stand mit 86 noch auf Ski und vollendete dort sein vielbewegtes Leben, dem zahlreiche Ehrungen zuteil wurden.
-hf-
Quelle: Der Bergsteiger 1983, Heft 7, Seite 59-60


Geboren am:
19.06.1869
Gestorben am:
15.12.1960
application/pdf WIKISohm Viktor - Bergkamerad 1958-59, Seite 776.pdf
application/pdf Sohm Viktor - ÖAZ 1957-1293, Seite 89.pdf

Erste Route-Begehung