Ertl Hans
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Biografie:
geboren in München (Deutschland)
gestorben in Chiquintania (Bolivien)
Hans Ertl erstieg mit zwei einheimischen Bergsteigern in 21 Stunden zum drittenmal den Huaina Potosi. Außerdem wurde er zum „Jefe de alta montagna" des Club Andino Boliviano ernannt.
Quelle: DAV Mitteilungen 1952, Heft August
Quelle: Der Bergsteiger 1975, Seite 360 f (siehe Anhang)
Herrn Hans Ertl aus der Münchner Bergsteigergeneration Leo Rittlers, Hans Brehms, Anderl Heckmairs, der Gebrüder Schmid... zum 70. Geburtstag. Mit seinen „"ergvagabunden" hat der Erstbegeher großer Ostalpeneiswände (Königsspitze-und Ortler-Nordwand) zusammen mit Schmidkunz einen frühen Bestsellererfolg auf dem alpinen Buchmarkt erzielt. Ebenso erfolgreich betätigte er sich nach dem 2. Weltkrieg als Expeditionsbergsteiger und Filmemacher, wobei als Maßstab für den Erfolg des letzteren keineswegs der wirtschaftliche angelegt werden darf. Heute lebt Hans Ertl zurückgezogen in Bolivien.
Quelle: DAV Mitteilungen 1978, Heft 2, Seite 87
Dem »Bergvagabunden« Hans Ertl zum 70. Geburtstag
»Bergvagabunden«, das wurde die ehrenvolle Bezeichnung für beinahe eine ganze Generation junger deutscher Bergsteiger, die in der Zeit der großen Arbeitslosigkeit um 1930 die unfreiwillig gewonnene Freizeit zu großen Bergfahrten ausnützten, die zur Lösung der »letzten Probleme der Alpen« mit dem Radi in die Westalpen fuhren
und denen bedeutende Erstbesteigungen gelangen. Anderl Heckmair und die Brüder Franz und Toni Schmid, Hans Brehm und Leo Rittler gehörten zu ihnen - und vor allem jener Münchner Bergsteiger, der bis heute gewissermaßen als Verkörperung des »Bergvagabunden« gilt: Hans Ertl. »Bergvagabunden« war auch der Titel eines vielgelesenen Buches, in dem Walter Schmidkunz 1937 Hans Ertl sein bis dahin schon bewegtes Leben erzählen ließ. »Ein ganzer Kerl ist aus ihm geworden, aus dem Hans Ertl, nicht mehr und nicht weniger«, schrieb Schmidkunz damals im Vorwort - und heute, 40 Jahre später, können wir zu seinem 70. Geburtstag diese Feststellung nur bestätigen.
Ja, 70 Jahre ist der »ewige Bergvagabund« Hans Ertl gestern geworden, und wir können nur hoffen, daß er diesen Tag im Urwald Boliviens in voller Gesundheit verbringt. Am 21. Februar 1908 wurde er in München geboren. Als »Bergsteiger, Kameramann und Farmer« finden wir ihn im »Lexikon der Alpen« verzeichnet - und in der Tat, diese drei Tätigkeiten haben sein Leben bestimmt. In drei Erdteilen ist Hans Ertl in die alpine Geschichte eingegangen: in den Alpen vor allem mit den Erstbesteigungen der Nordwände der Königsspitze 1930 und des Ortlers 1931, im Karakorum und Himalaya mit der Erstbesteigung des Sia Kangri 1934 und mit der Teilnahme
an der Nanga-Parbat-Expedition 1953, wo er entscheidend zum Erfolg Hermann Buhls beitrug, und schließlich in den Anden, wo er 1950 und 1951 etliche Sechstausender Boliviens erstmals oder auf neuen Wegen bestieg. Auch als Kameramann lernte er die Welt kennen, Grönland, Patagonien und Feuerland (mit Dr. Fanck), den Himalaya, wo er mit »Nanga Parbat 1953« seinen erfolgreichsten Film drehte, und abermals in Südamerika; wie der Nanga-Parbat-Film wurden auch seine beiden Bolivien-Filme »Vorstoß nach Paititi« 1955 und "Hito Hito" 1958 beim Bergfilmfestival von Trient preisgekrönt. Einen dritten großen Film drehte Hans Ertl in Bolivien, das
ihm zur zweiten Heimat geworden war, doch die Filmrollen gingen bei der Überquerung eines reißenden Urwaldflusses verloren, und verbittert zog sich der einstige Bergvagabund auf seine Farm zurück.
»Arribo - Abajo« - zu deutsch "Mal oben, mal unten" -, so hatte Hans Ertl einen 1958 erschienenen Bildband über Bolivien genannt, und dieses "Mal oben, mal unten" steht gewissermaßen als Motto über seinem Leben.
Quelle: Der Bergsteiger 1978, Heft 3, Seite
Quelle: Bergwelt 1981, Heft 10, Seite 78 f
Quelle: Alpinismus 1981, Heft 7, Seite 12 f
Quelle: Alpinismus 1981, Heft 12, Seite 61 ff
Quelle: Mitteilungen des DAV 1983, Seite 53
Hans ERTL
Hans Ertl gehört als Bergsteiger zu einer legendären Generation von siebzig bis achtzigjährigen Alpinveteranen: den Bergvagabunden. Die gab es einmal vor gut einem halben Jahrhundert, und zu ihnen gehörten außer Seil und Kletterschuhen als Markenzeichen ein Fahrrad und ein Zeit sowie Zündhölzl zum Feuermachen. Ein richtiger Bergvagabund liebte die Lagerfeuer, die Sternennächte und die rauhen Gesänge. Er kletterte, weil er Spaß am Klettern hatte, Freude an der eigenen Schneid, am Abenteuer, am Beisammensein mit Freunden. Hans Ertl war in jungen Jahren ein Prototyp: der Bergvagabund.
Seine Heimatstadt: München. Sein Geburtstag: 21. Februar 1908, mitten im Fasching. Ein Kind einer "wohlsituierten Familie". Lausbub, Wehrkraftler, Internatsschüler in Freising. Eigentlich hätte er Pfarrer werden sollen. 1914 erster Berggipfel über dem Sommerfrischlerdorf Ruhpolding: der Rauschberg. Faltbootfahrten im "Hadernkahn" auf Isar und Amper, Skiläufer mit eigener Alm am Brauneck, klettern im Wetterstein- und Kaisergebirge. Der Bergvagabunden-Freundeskreis: Anderl Heckmair, Leo Rittler, Hans Brehm, Toni Schmid ... Namen, die später in der Geschichte des Alpinismus ganz großgeschrieben wurden.
1925 bestieg Hans Ertl seinen ersten Dreitausender, das Schönbichlerhorn. 27 Mark hatten er und sein jüngerer Bruder für einen zehntägigen Zillertal-Aufenthalt zur Verfügung. Stolz trug er ins Hüttenbuch ein: „stud. real. und Alpinist“.
Ertl gehörte zur wilden Münchner Zunft der Alpin-Radler. Im Frühsommer mit den Ski am Fahrradrahmen, im Sommer Zelt, Seil und Schlosserei im Rucksack auf dem Gepäckträger und manchmal sogar mit dem "Gigg", einem Anhänger, unterwegs. Über seine Wochenendfahrten notierte er: "100 Kilometer in sechs Stunden kosten 0,0 Pfennig. Ein bißl Wadenkrampf, ein bißl wundes Sitzfleisch aber schön war's!"
1930 radelte er in die Dolomiten und anschließend mit Hans Brehm weiter zum Ortler. Hier gelang die fünfte Begehung des Rothböckgrates und eine Wiederholung des Minnigerode-Anstiegs durch die Nordostwand der Königspitze. Dann reizte die beiden eine kühne direkte Route hinauf zur Gipfelwächte, zur „Schaumrolle“. Am 5. September glückte in elf Stunden die Durchsteigung der im unteren Teil höchst steinschlag-gefährlichen Wand.
Ein weiteres Problem ließ Ertl nicht in Ruhe: die Ortler-Nordwand, über die er selbst gesagt hatte: „Ist es nicht Wahnsinn, eine solche Wand überhaupt anzugehen?“ Franz Schmid, sein "Berggeist" Klubkamerad, machte mit. Die beiden verstauten ihr Gepäck auf den Drahteseln und strampelten über Fern- und Reschenpaß nach Sulden. 22 Stunden saßen sie auf dem Sattel. Am 22. Juni gelang in 17 Stunden der riskante Durchstieg.
Fünf Wochen später waren die Kameraden wieder unterwegs, diesmal in die Walliser Alpen. Dort wartete die Matterhorn-Nordwand - ein brandheißes Problem! Mit von der Partie waren Toni Schmid und Friedl Brandt. In fünf Tagen radelten sie von München nach Zermatt. Während die Brüder Schmid die Matterhorn-Nordwand erstmals durchkletterten, stiegen Ertl und Brandt durch die Dent d' Hérens-Nordwand. Dann radelten Ertl und Toni Schmid weiter zur Nordwand der Grandes Jorasses, wo eben Brehm und Rittler tödlich abgestürzt waren. 1931 war Hans Ertls erfolgreichstes Bergsteigerjahr in den Alpen.
Zu Pfingsten 1932 war Ertl mit Friedl List in den Zillertaler Alpen. Hier erfuhren sie, dass Toni Schmid in der Wiesbachhorn-Nordwestwand verunglückt war. Nach der Beerdigung des Freundes in München notierte Ertl: „In den Tagen nach Tonis Tod ging in mir eine Wandlung vor sich: Ich haßte die Berge mit einem Mal.“ Nun büffelte er in der Technischen Hochschule wie nie zuvor.
Hans Ertl zeigte sich schon als Bub technisch interessiert und begabt. Aus einem Zigarrenkistl bastelte er einen Fotoapparat, eine Camera obscura. Damit waren die Weichen zum späteren Kameramann frühzeitig gestellt. 1932 nahm ihn Dr. Arnold Fanck, ein Pionier des alpinen Films, nach Grönland mit. Der Film "SOS - Eisberg" sollte hier gedreht werden. Dabei waren Leni Riefenstahl, das Flieger-As Udet, die Schweizer Bergführer David Zogg und Fritz Steuri sowie Eskimos und Eisbären. Es gab wilde Abenteuer mit kippenden Eisbergen, eine stürmische Heimfahrt und von Dr. Fanck eine Anerkennungsprämie von 5000 Mark. Damit war Ertl, wie er selber sagte, "endgültig der Magie des Films verfallen". 1934 konnten Hans Ertl und Bertl Höcht an Professor Dyhrenfurths Internationaler Karakorum-Expedition teilnehmen. Ein Versuch am Hidden Peak scheiterte, dafür konnten Siebentausender (die Gipfel des Sia Kangri, 7422 m) erstiegen werden.
1936 wirkte Ertl maßgeblich am offiziellen Olympiafilm mit und sprang mit einer Kamera über die große Skisprungschanze. 1938/39 arbeitete Ertl wieder mit Dr. Fanck zusammen, und zwar an einem Robinson-Film in Chile und Feuerland. Im Krieg war er als P.K.-Mann in Nordafrika und im Kaukasus.
Es dauerte bis 1950, bis Ertl auf Expedition in die Anden Südamerikas ziehen konnte. Erstiegen wurde von Ertl im Alleingang der Illimani-Südgipfel und mit Gerd Schröder erstmals der 6480 Meter hohe Nordgipfel. Mit Alfons Hundhammer führte Ertl die dritte Besteigung des schwierigen Condoriri (5920 m) durch. Die beiden schleppten in 30 Tagen zwei Zentner Gepäck über vier 5000 Meter hohe Pässe. Der 6427 Meter hohe Haukana wurde über den Nordwestgrat bestiegen. Zusätzlich zu den Bergfahrten legte die Expedition in Fußmärschen im südlichen Amazonasgebiet 560 Kilometer zurück. Im Mai 1951 erfolgte die zweite Ersteigung des 6348 Meter hohen Illampu. 1953 drehte der fünfundvierzigjährige Hans Ertl den Expeditionsfilm am Nanga Parbat, schleppte die 25 Kilogramm, schwere Kamera bis in die 7000-Meter-Region und bildete mit Walter Frauenberger im Hochlager die Rückendeckung für Hermann Buhls grandiosen Alleingang zum Gipfel. 1954 bis 1957 folgten Anden- und Amazonas-Expeditionen mit nachfolgenden Filmen und Büchern: "Paititi" und "Hitohito".
Hans Ertl nur als Bergvagabunden einzuordnen, wäre zu billig. Seine Erfolge als Alpen- und Expeditionsbergsteiger sowie als Filmmann in allen Breitengraden und Höhen beweisen das. Er ist ein kreativer Mensch, der mit Kopf und Händen hart arbeiten kann, aber auch ein nicht unschwieriger Partner, der mitunter bewußt aneckt: in jungen Jahren mit dem „Eispapst“ Willo Welzenbach, später -und noch böser - mit dem Expeditionsmanager Dr. Karl M. Herrligkoffer, mit Filmpreisrichtern und Verlagslektoren. Nach seinem letzten "Unternehmen Surazo" stürzte sein schwer beladenes Fahrzeug von einer Brücke ins Wasser, und das unersetzliche Filmmaterial ging verloren. Damals vermißte er Hilfe aus der Heimat, und enttäuscht blieb er mit seiner zweiten Frau Burgl auf seinem Urwaldbesitz Dolores im Departamento Santa Cruz de la Sierra in Bolivien. Hier rodete er die Wildnis, pflanzte Bananenstauden und züchtete Rinder, brannte Ziegel für seine Behausung und werkelte an einer Landepiste für Kleinflugzeuge. Und er schrieb Memoiren.
Im Sommer 1981 holte Reinhold Messner Hans Ertl und seine Frau aus Bolivien in die alte Heimat. In Sulden wurde das fünfzigjährige Jubiläum der Nordwandbegehungen am Ortler und an der Königspitze mächtig gefeiert und an der Hintergrathütte eine Gedenktafel angebracht. Die Wahl-Bolivianer genossen offenbar einige Wochen Wohlstandsgesellschaft. Vor der Abreise aber sagte der Ertl-Hans, dass er dem Schicksal dankbar sei, dass er herauskatapultiert wurde aus der ganzen Bergsteigerei und dass er eben im Urwald ein neues Zuhause gefunden habe. Dort lebt er lieber mit Jaguar und Schlangen, unter Schilf und Wellblech, mit einem Bart wie Leo Tolstoi und autark wie Robinson in der Wildnis, so lange seine Kräfte reichen.
Fritz Schmitt
Quelle: Der Bergsteiger 1984, Heft 9, Seite 56-57
Quelle: Alpinismus 1986, Heft 10, Seite 76 ff
Ertl Hans,* Kolbermoor-München,später Urschalling am Chiemsee,Freising,Santa Cruz (Bolivien),
+ Chiquitania,Santa Cruz (Bolivien)
Bergsteiger, Kameramann, Kriegsberichterstatter, Expeditionsleiter, Buchautor, Dokumentarfilmer, Filmregisseur und Farmer.
Hans Ertl verbrachte seine Kindheit und Jugend in Urschalling am Chiemsee.
Als Bergsteiger wurde er zu Beginn der 1930er-Jahre durch die Erstbegehungen der Nordwände der Königspitze (5. September 1930 mit Hans Brehm) und des Ortlers (22. Juni 1931 mit Franz Schmid) bekannt. Die beiden „Bergvagabunden“ Hans Ertl und Franz Schmid kämpten sich durch die kalte, schattige 1300 Meter hohe Eiswand des Ortlers zum Gipfel. Beide Wege tragen heute den Namen Ertlweg, insbesondere die Nordwand des Ortlers zählt noch immer zu den schwierigsten Eiswänden der Ostalpen. 1934 nahm er an der von Günter Oskar Dyhrenfurth geleiteten Internationalen Himalaya Expedition ins Karakorum teil. Ertl gelang dabei mit Albert Höcht am 12. August 1934 die Erstbesteigung des 7422 Meter hohen Sia Kangri (Queen Mary Peak). Sie versuchten mit einem einzigen Träger einen letzten Ansturm auf den Hauch Gipfel des Queen Mary Peak Nach einer Nächtigung erreichten sie den Mittelgipfel. Hier musste der Träger zurückbleiben, da er nicht den gewaltigen Strapazen gewachsen war. Die beiden Deutschen setzten ihren Gewaltmarsch fort und vollführten die Erstbesteigung des Ostgipfels. Eine 200 Meter hohe Blankeiswand musste durchstiegen werden. Die Münchner überwanden auch dieses Hindernis. Nach kurzer Zeit standen sie als Sieger auf der höchsten Spitze des Queen Mary Peak (Sia Kangri).
Als Kameramann aus der Schule von Arnold Fanck entwickelte er insbesondere bei den Olympiafilmen Leni Riefenstahls neue Kameratechniken und Kamera-Fahrttechniken bis hin zur „fliegenden Kamera“, mit der er den Flug eines Skispringers nachempfand. Ertl wurde bei Beginn des Zweiten Weltkrieges zur Wehrmacht als PK-Kameramann eingezogen und wurde im Verlauf des Krieges (im Rang eines Oberleutnants) zum bevorzugten Kameramann von Generalfeldmarschall Erwin Rommel. Nach 1945 war er vorübergehend auf Anordnung alliierter Stellen mit einem Berufsverbot belegt, so dass er als Fotoreporter, unter anderem für die Illustrierte Quick, arbeitete. 1952 wanderte er mit seiner Familie nach Bolivien aus.
Nach dem Krieg war er Teilnehmer an der deutschen Bolivien-Expedition 1950, während der ihm der Illimani-Nordgipfel im Alleingang, die Erstbesteigung des Illimani-Südgipfels (mit Gert Schröder) und weitere frühe Besteigungen mehrerer Sechstausender gelangen. 1953 wurde Ertl Teilnehmer der von Karl Herrligkoffer geleiteten Willy-Merkl-Gedächtnis-Expedition, die sich die Erstbesteigung des Achttausenders Nanga Parbat zum Ziel gesetzt hatte. Er begleitete Hermann Buhl bis zum letzten Hochlager in 6900 m Höhe, von wo aus diesem dann der Gipfelerfolg glückte.
Hans Ertl war der Vater von Monika Ertl (1937–1973), die als Mitglied der bolivianischen Untergrundbewegung ELN (Ejército de Liberación Nacional) zusammen mit dem Franzosen Régis Debray versuchte, den ehemaligen Gestapochef Klaus Barbie aus Bolivien zu entführen. Hans Ertl hatte Barbie bzw. „Klaus Altmann“, wie er sich nun nannte, nach dessen Ankunft in Bolivien den ersten Job in einem Sägewerk verschafft, ohne zu wissen, dass dieser ein gesuchter Kriegsverbrecher war. Ertl behauptete allerdings, „Altmann“ hätte ihm zuvor gesagt, dass er ehemaliger Angehöriger der SS war.
Ertl war Mitglied des Alpenclubs Berggeist und 1950 Leiter der Deutschen Anden-Expedition. Auch verfasste er mehrer Bücher. Als Kamaramann und Filmemacher dokumentierte er Bergfilme,Wochenschau,Kriegsberichterstattungen und Olympia 1936.
Obwohl Ertl aus gut bügerlichen Verhältnissen stammte,hatte er sich im Kreis der Bergvagabunden wohlgefühlt. Mit seinen Bergfreunden gelangem ihm einige Erstbegehungen sowie viele schwere Touren in den Ost-und Westalpen. Seine großen Taten an Ortler und Königswand lese man im Alpenvereinsjahrbuch 1932 nach. Auch im Himalaya und in den Anden war erfolgreich. Später wanderte Ertl nach Bolivien aus und wurde Farmer.
Ertls Jugendjahre werden meisterhaft in den zurecht berühmten Ertls „Bergvagabunden“ geschildert.
Schon früh fühlt sich Ertl zuhause schlecht beurteilt. So schreibt er zum 1934-er Film „Dämon Himalaya". In Deutschland,vor allem aber in München,der Hochburg der Bergsteigerei und der alpinen Besserwisserei,wurde der Streifen zwiespältig beurteilt. Neben dem Thema als Ganzem kritisierte man vor allem den Vorspann des Films, der eine Widmung für die 10 toten Bergsteiger und Träger enthielt, welche im Rahmen der „Deutschen Nanga Parbat-Expedition 1934“,ihr Leben lassen mußten. Dieser Hinweis in unserem Spielfilm wurde von der Münchener Himalaya-Clique und von der Nazipresse als schäbiger Reklametrick ausgelegt" (Meine wilden dreißiger Jahre. 183–184).
Wie sehr er zeitweise in Deutschland ignoriert wird zeigt, daß im Lexikon für Bergfreunde von Hans Bibelriether, Karl Herrligkoffer und Herbert Rittlinger von 1978 kein Eintrag zu Ertl zu finden ist.
„Hans Ertl gehört als Bergsteiger zu einer legendären Generation von siebzig bis achtzigjährigen Alpinveteranen: den Bergvagabunden. Die gab es einmal vor gut einem halben Jahrhundert, und zu denen gehörten außer Seil und Kletterschuhen als Markenzeichen ein Fahrrad und ein Zelt sowie Zündhölzl zum Feuermachen. Ein richtiger Bergvagabund liebte die Lagerfeuer, die Sternennächte und die rauhen Gesänge. Er kletterte, weil er Spaß am Klettern hatte, Freude an der eigenen Schneid, am Abenteuer, am Beisammensein mit Freunden. Hans Ertl war in jungen Jahren ein Prototyp: der Bergvagabund.”
Fritz Schmitt: „Hans Ertl". Der Bergsteiger,
1914 Best.Rauschberg,1645m, (Chiemgauer Alpen)
1925 Best.Schönbichler Horn,3132m, (Zillertaler Alpen)
1928 1.Beg.Oberreintalturm-Nordostwand "Ertl-Heckmair-Führe",V-,250 HM,2027m, (Oberreintal,Wetterstein)
1930 5.Beg.Ortler Rotböckgrat,IV,3902m, (Ortlergruppe)
1930 1.Beg.Ortler-Minnigeroderinne,600 HM,45°,3902 m, (Ortlergruppe)
1930 1.Beg.Königspitze-Nordostwand, "Ertl-Brehm",IV,Eis 60°,1100 HM,3859m, (Ortlergruppe)
1931 1.Beg.Ortler-Nordwand "Ertl-Schmid-Führe",bis 60°,1200 HM,3902m, (Ortlergruppe)
1931 2.Beg.Dent d'Hérens-Direkte Nordwand "Welzenbach",IV,48°-60°,1300 HM,4171m, (Walliser Alpen)
1931 Beg.Vers.Grandes Jorasses-Nordwand,4208m, (Montblancgebiet)
1934 1.Best.Sia Kangri-Westgipfel (Queen Mary Peak),7422m, (Karakorum,Kaschmir)
1950 Alleinbest.Illimani-Südgipfel,6450m, (Anden)
1950 1.Best.Illimani-Hauptgipfel,6480m über Südgipfel, (Anden,Cordillera Real,Bolivien)
1950 3.Best.Cabeza de Condor (Condoriri),5648m, (Anden,Cordillera Real,Bolivien)
1950 1.Best.Haucana-Nordwestgrat,6427m, (Anden,Cordillera Real,Bolivien)
1951 2.Best.Illampu,6368 m, (Cordillera Real-Anden,Bolivien)
1953 Teilnehmer Nanga Parbat-Expedition, (Himalaya,Pakistan)
1955 Best.Cerro Paititi,3150m, (Anden,Bolivien)
Gerd Schauer, Isny
Geboren am:
21.02.1908
Gestorben am:
23.10.2000
WIKIErtl Hans - Alpinismus 1970-2.pdf
WIKIErtl Hans - Bergsteiger 1984-9.pdf
Hans_Ertl_heute_-_Bergsteiger_06_75.pdf
Erste Route-Begehung