Müller Wolfgang

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Biografie:
Wolfgang Müller
Vita *16.3.1963 in Heidelberg. Nach dem Abitur an einem Münchner Gymnasium Beginn des Studiums zum Bauingenieur an der Fachhochschule München. Als jüngstes von drei Geschwistern begann Wolfgang mit 15 Jahren bei einem Kletterkurs seine Bergsteigerlaufbahn.
Chronik Erst 1979 begann Wolfgang Müller extrem zu klettern, er befindet sich also erst im fünften Kletterjahr und meistert schon Routen des IX. Grades im Klettergarten sowie die derzeit schwersten Gebirgsrouten im Wetterstein und an der Marmolada. So gelangen ihm vor kurzem eine Begehung von »Locker vom Hocker« (VIII- bis VIII, siehe auch Bergsteiger 9/83, S. 15) an der Schüsselkar-Südwand und die vierte Begehung von »Moderne Zeiten« (VII+ bis VIII-) an der Marmolada, die beide zu den derzeit schwersten Felskletterrouten im Gebirge zählen. Obwohl Wolfgang im VII. und VIII. Grad zu Hause ist, sieht er sich nicht als Sport-kletterer, als reiner Sportler, sondern als Romantiker, dem die Berge das letzte große Abenteuer versprechen. Der 1,88 Meter große und sensible Wolfgang ist in mehreren Richtungen des Alpinismus aktiv, am wohlsten aber fühlt er sich, wie er sagt, im kombinierten Gelände. Als seine Stärke bezeichnet er die Fähigkeit, sich in schwierigen Passagen in einen Zustand totaler Wachheit und erhöhten Bewußtseins zu versetzen. An bedeutenden Routen gelangen ihm bisher fast sämtliche namhaften Kaisertouren, zum Beispiel der »Schmuck-Kamin« (VI) 1979; die Totenkirchl-Westwand (Dülfer, VI+ rotpunkt), die Predigtstuhl-Nordostverschneidung (VI+) sowie. die »Pumprisse« (VII-) am Fleischbankpfeiler 1980, die »Schlemmerrisse« (VII+) am Fleischbankpfeiler und »Frustlos« A0, sein Begehungsstil) an der Fleischbank sowie die erste Begehung der Route »Schlafwandler« an der Fleischbank-Ostwand 1982 und 1983 die Erstbegehungen »Aquarell« (VI) und »Neue Dimension des Herzens« (VII+) an der Fleischbank-Nordostwand sowie »Sin¬fonie in Rot« (VIII-) am Fleischbankpfeiler. Im Wetterstein glückten ihm im selben Jahr »Bayerischer Traum« (frei geklettert VIII-) sowie 1983 die schon erwähnte fünfte Begehung von »Locker vom Hocker«. Im Klettergarten Prunn im Altmühltal gelang ihm der »Weg des geringsten Widerstandes« (IX-) und das »Traumschiff« (1X-1; in den Westalpen die Petites-Jorasses-Westwand A0), Fou-Südwand und »Brown-Riß« rotpunkt, am Point de Lépiney »Sécurité Liberté« (VI+), der Charmoz-Westpfeiler rotpunkt, die Pélerines-Ostwand und die erste Begehung von »Schwing dich« (VI+, A0) an den Pélerines. An der Lalidererspitze-Nordwand glückten die »Schmid-Krebs« 1982 und die Rebitsch-Verschneidung 1981 (beide VI).
-pd-
Quelle: Der Bergsteiger 1983, Heft 10, Seite 63-64

Müller Wolfgang, * Heidelberg, später Germering-München
Wie kein anderer prägte der Germeringer Wolfgang Müller in den achtziger Jahren die Weiterentwicklung des Freikletterns im Wilden Kaiser. Er steigerte nach den "Pumprissen" am Fleischbankpfeiler den Schwierigkeitsgrat. Mit dem Zillertaler Luggi Rieser bildete er eine ideale Seilschaft. Viele schwere Führen in der Fleischbank-Ostwand konnten sie erstbegehen. 1983 kletterten die beiden an feinen Rissen zwischen "Rebitsch-Spiegl" und "Asch-Luck-Führe" durch die Fleischbank-Ostwand und eröffneten die "Mythomania" im VIII Grad. Höhepunkt der Kletterei von Müller war die Führe "Odyssee" in der Fleischbank-Ostwand im IX Schwierigkeitsgrat. Er beging seine Neutouren vom Wandfuß aus und verwendete meistens Normalhaken.

1979 Beg.Fleischbank-Ostwand-Direkter Ostkamin "Schmuckkamin",VI,400 HM,2187m, (Wilder Kaiser)
1980 Freie Beg.Totenkirchl-Westwand "Dülfer",VI+,450 HM,2193m, (Wilder Kaiser)
1980 Beg.Predigtstuhl-Nordostverschneidung,VI+,2116m, (Wilder Kaiser)
1980 Beg.Fleischbankpfeiler "Pumprisse",VII-,300 HM,1749m, (Wilder Kaiser)
1981 1.Freie.Beg.Scheienfluh-Westwand "Westverschneidung",VII,300 HM,2628m, (Rätikon)
1981 Beg.Lalidererspitze-Nordwand-Nordverschneidung "Rebitsch-Lorenz",VI+/A0,800HM,2583m, (Karwendel)
1982 Beg.Laliderer-Direkte Nordwand "Schmid-Krebs-Führe",VI-/A1,900 HM,2615m, (Karwendel)
1982 Beg.Schüsselkarspitze-Südwand "Bayerischer Traum",VIII-,300 HM,2537m, (Wetterstein)
1982 1.Beg.Roßkopf Nordostgipfel Nordwand "Goldrausch-Führe",2220m, (Rofan-Gebirge)
1982 Beg.Petit Jorasses-Westwand,3650m, (Montblancgebiet)
1982 Freie Beg.Aiguille du Fou-Südwand,3501m, (Montblancgebiet)
1982 Beg.Aiguille de Blaitiére-Westwand "Brownriss",VI/A2,800 HM,3522m, (Montblancgebiet)
1982 Beg.Point de Lépiney "Sécurité Liberté",VI+, (Montblancgebiet)
1982 Freie Beg.Charmoz-Westpfeiler,3444m, (Montblancgebiet)
1982 Beg.Pélerines-Ostwand,3318m, (Montblancgebiet)
1982 1.Beg.Pélerines "Schwing dich",VI+/A0,3318m, (Montblancgebiet)
1982 Beg.Fleischbankpfeiler "Schlemmerrisse",VII+,1749m, (Wilder Kaiser)
1982 Beg.Fleischbank "Frustlos",A0,2187m, (Wilder Kaiser)
1982 1.Beg.Fleischbank-Nordostwand "Schlafwandler",VII,350 KM,2187m, (Wilder Kaiser)
1982 1.Beg.Fleischbank-Nordostwand "Aquarell",VI,280 KM, 2187m, (Wilder Kaiser)
1983 1.Beg.Fleischbank-Ostwand "Mythomania",VIII,280 KM,2187m, (Wilder Kaiser)
1983 1 Beg.Fleischbank-Nordostwand-Fleischbankpfeiler "Neue Dimension des Herzens",VII+,230 KM,2187m, (Wilder Kaiser)
1983 1.Beg.Fleischbank-Nordostwand-Fleischbankpfeiler " Sinfonie in Rot ",VIII-,270 KM,1749m, (Wilder Kaiser)
1983 1 Beg.Fleischbank-Nordostwand "Regentropfen",VI,340 KM,2187m, (Wilder Kaiser)
1983 1.Beg.Fleischbankpfeiler "Quasi Modo",1749m, (Wilder Kaiser)
1983 1.Beg.Rofanturm "Wendepunkt",2110m, (Rofangebirge)
1983 5.Beg.Schüsselkarspitze-Südwand "Locker vom Hocker",VIII-,2538m, (Wetterstein)
1983 4.Beg.Marmolata-di' Rocca-Südwand "Moderne Zeiten",VIII-,1000 KM,3309m, (Dolomiten)
1983 1.Beg.Marmolata di'Penia-Südwand "Glasperlenspiel",VII+,250 HM,3343m, (Dolomiten)
1983 1.Beg.Marmolata d'Ombretta-Südwand "Via Simsalabim",VI,600 HM,3230m, (Dolomiten)
1983 1.Beg.Marmolata d'Ombretta-Südwand "Dulcinea",VI,600 HM,3230m, (Dolomiten)
1983 1.Beg.Marmolata d'Ombretta-Südwand "Aus dem Leben zweier Taugenichtse",VII,3230m, (Dolomiten)
1983 1.Beg.Roßkopf-Nordwand "Goldrausch",VII+,400 HM,2246m, (Rofangebirge)
1983 1.Beg.Mitterkaiser Nordgipfel-Ostwand "Tutti-Schutti",VI+,500 HM, (Wilder Kaiser)
1983 Beg. "Weg des geringsten Widerstandes",IX-, (Klettergarten Prunn im Altmühltal)
1983 Beg. "Traumschiff","1X-1", (Klettergarten Prunn im Altmühltal)
1984 1.Beg.Fleischbank-Ostwand "Kopf ohne Welt",VIII-/A1,360 KM,2187m, (Wilder Kaiser)
1984 1.Beg.Fleischbank-Ostwand "Odyssee",IX,260 KM,2187m, (Wilder Kaiser)
1984 1.Beg.Fleischbank-Ostwand "Weg zur Sonne",VII-,320 KM,2187m, (Wilder Kaiser)
1984 1.Beg.Fleischbank-Nordostwand "Regentropfen",VI,340 KM, 2187m, (Wilder Kaiser)
1984 1.Beg.Vordere Karlspitze-Ostwand "An-Ja",VI+,150 HM, (Wilder Kaiser)
1984 1.Beg.Marmolata di-Penia-Südwand "Mit Frack & Chapeau Claque",VII,200 HM,3343m, (Dolomiten)
1985 1.Freie Beg.Vordere Karlspitze-Ostwand "Sportherz",VII+,180 HM,2261m, (Wilder Kaiser
1985 1 Beg.Fleischbankpfeiler-Südostwand "Weg zum Ende",VIII-,300 KM,1749m, (Wilder Kaiser)
1985 1 Beg.Fleischbankpfeiler-Südostwand "Langes Ende",VIII+,1749m, (Wilder Kaiser)/ 09.1985
1986 1.Beg.Fleischbank-Ostwand "Stop making sense",2187m, (Wilder Kaiser)
1988 1.Beg.Vordere Karlspitze-Ostwand "Zeitfleiß",IX,200 KM, (Wilder Kaiser)
1988 Beg.Cerro Torre über Col of Conquest u. Nordwand "Maestri-Route",VI+/A1,65°,3128m, (Patagonien)
1989 Best.Mount Poincenot,3002m, (Patagonien,Argentinien)
1989 1.Beg.Fleischbank-Ostwand "Treierlei",IX,300 KM,2187m, (Wilder Kaiser)
1990 ca.1.Beg.Fleischbank-Ostwand "Bodenlos",VIII-/A0,290 KM,2187m, (Wilder Kaiser)
1992 1.Freie Beg.Fleischbankpfeiler "Des Kaisers neue Kleider",X+,300 KM,1749m, (Wilder Kaiser)
2001 1.Beg.Fleischbank-Ostwand "Schön wars",VI+/A0,340 KM,2187m, (Wilder Kaiser)
198? 1.Beg.Fleischbankpfeiler-Nordostwand "Quasimodo",VII-,320 KM,1749m, (Wilder Kaiser)
1.Beg.Predigtstuhl "Müller-Führe",VI,2116m, (Wilder Kaiser)
1.Beg.Fleischbank-Ostwand "Bodenlos für Weicheier",VIII-,270 KM,2187m, (Wilder Kaiser)

Quelle: Gerd Schauer, Isny im Allgäu


Wolfgang Müller aus München und der Südtiroler Hans Kammerlander konnten im vergangenen Januar einen großartigen Erfolg an einem der bekanntesten Weltberge verbuchen, am »schwierigsten Berg der Welt«, am Cerro Torre in Patagonien. Ihnen gelang nämlich die erste Besteigung dieses wilden Granitgipfels an einem Tag. Am 23. Januar erreichten sie nach elf Stunden Kletterzeit den höchsten Punkt des Gipfel-Eispilzes; für den Abstieg waren weitere sechs Stunden erforderlich. Sowohl beim Auf- wie auch beim Abstieg hatten die beiden Extrem-Alpinisten mit widrigsten patagonischen Wetterverhältnissen zu kämpfen: Sturm, Regen und Schnee. Daß sie überhaupt den Gipfel erreichen konnten, schrieben sie ihrer Klettertaktik zu; sie verzichteten nämlich auf jedes überflüssige Gramm Ausrüstung und stiegen nur mit dem allernotwendigsten Gepäck in die Maestri-Route am Südostpfeiler ein. Es handelte sich um die erste Besteigung des Cerro Torre im Jahr 1988, denn die Wetterverhältnisse waren im Januar, selbst für Feuerland, ungewöhnlich schlecht; ganz im Gegensatz zu den letzten Wochen des vergangenen Jahres, in denen etwa zehn Seilschaften den Cerro-Gipfel erreichen konnten. Unter ihnen war auch der junge italienische Alpinist und Marmolada-Erschließer Maurizio Giordani samt Freundin Rosanna Manfridi, die den Torre in eineinhalb Tagen bestiegen. Wolfgang Müller glaubt allerdings, daß ein Großteil der Besteiger aus den letzten Jahren — insgesamt dürfte der Cerro Torre unterdessen etwa 30 Besteigungen aufweisen — nur deswegen den Gipfel erreicht hat, weil die Maestri-Route unterdessen seillängenweise einem »Klettersteig« ähnelte: Über die Hälfte des Anstiegs sei mit Fixseilen versichert, die jedoch teilweise in »fürchterlich schlechtem Zustand« seien. Den unteren Teil der Südostpfeiler-Route bewältigten Kammerlander und Müller, wie es sich für Sportkletterer gehört, rotpunkt — auch ein Grund für ihre Schnelligkeit. Als dann allerdings urplötzlich Schlechtwetter einbrach, stiegen die beiden konventionell weiter zum Gipfel: »Wir waren heilfroh, hinauf- und vor allem wieder heruntergekommen zu sein« (W. Müller). Der Bergsteiger wird in einem seiner nächsten Hefte ausführlich über den Erfolg berichten.
Quelle: Der Bergsteiger 1988, Heft 4, Seite 105




Geboren am:
16.03.1963

Erste Route-Begehung

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