Pallavicini Alfred Markgraf

(Bearbeiten)

Biografie:
Markgraf Alfred Pallavicini war der einzige Sohn des Markgrafen Hyppolit Pallavicini und der Markgräfin Caroline, geborene Gräfin Erdödy, er wurde am 26. Mai 1848 in Oedenburg geboren. Im Kriegsjahre 1866 trat er als Lieutenant in das k. k. Alpenjäger-Corps, verliess nach dem Feldzuge den activen Dienst und trat als Reserve-Officier in das k. k. Tiroler Kaiser-Jäger- Regiment. Alfred Pallavicini war von aussergewöhnlicher Körperstärke und betrieb mit Vorliebe körperliche Uebungen, von übertriebenen Extravaganzen darin, wie solche ihm jüngst mehrfach imputirt wurden, hat er sich stets ferngehalten. Er war ein Meister im Pistolenschiessen und am Billard. In den Jahren 1872-73 unternahm er eine Reise um die Welt. Die Sommermonate pflegte Markgraf Alfred fast regelmässig am Mondsee und in Ischl zu verbringen. Für das Bergsteigen und die Berge selbst hegte er eine warme Liebe, er fand im Bergsteigen unbedingt seine grösste Passion, und war leidenschaftlicher Alpinist. Er kannte die Berge, ganz besonders die als schwieriger geltenden und die einschlägige Literatur ganz genau, bei dem grossen persönlichen Muthe, der Markgraf Alfred eigen war, konnte es nicht fehlen, dass er sich mit Vorliebe den schwierigeren Bergen zuwandte.
Ich vermag leider keine Liste der ausgeführten Bergtouren meines treuen Freundes Alfred zu geben, da er keine Aufzeichnungen darüber je geführt hat, denn das Schreiben gehörte entschieden nicht zu seinen Lieblingsbeschäftigungen und vergebens suchte ich oftmals von ihm die Beschreibung einer seiner hervorragenden Touren zu erhalten. Ich vermag sohin auch nur einige seiner Bergtouren hier namhaft zu machen, die mir gerade momentan erinnerlich sind.
Am 18. August 1876 erstieg Markgraf Alfred Pallavicini den Gross-Glockner durch das schwierige Eiscouloir vom Pasterzen-Gletscher direct zur Spitze des Gross-Glockner, eine Tour, die nie wiederholt, die aber, wie dies so häufig der Fall ist, angezweifelt worden ist, trotzdem sie von dem, der sie vollführte, nie als eine alpine That von Bedeutung hingestellt und gepriesen worden wäre, und obzwar dieselbe von verschiedenen Seiten vollkräftig bestätigt und constatirt wurde Im Jahre 1878 reiste ich mit Alfred in Tirol, wo wir am 23. Juni die erste Ersteigung der Pala di San Martino und am 6. Juli die Ersteigung der Königsspitze über den bisher noch nicht betretenen Suldener-(NW.)-Grat zur Ausführung brachten. 1879 waren wir zusammen in der Schweiz, der Mont Blanc wurde damals von uns erstiegen. Einige Jahre später erstieg Markgraf Alfred den von den Jägern und Einheimischen für unersteiglich gehaltenen »Thurm“, einen Felsberg unweit Wildalpen. Ein Versuch auf die damals unerstiegene Bischofsmütze misslang in Folge ungünstigen Wetters, es wurde nur die Kleine Bischofsmütze erreicht.
Im vergangenen Jahre erstieg er den Kleinen Buchstein, lediglich um den Einheimischen in St. Gallen zu beweisen, dass derselbe, dessen vorhergegangene Ersteigungen durch die Herren Zsigmondy und Hess von St. Gallenern angezweifelt worden waren, wirklich erstiegen worden sei ; auch die als schwierig angesehene
Unter Oedenwinkel-Scharte wurde von ihm im vergangenen Jahre überschritten. Die pikanteren Steige auf der Raxalpe waren grösstentheils von ihm mit Führer Daniel Innthaler begangen worden. Thorstein und Dachstein haben Markgraf Alfred Pallavicini oft auf ihrem Scheitel gesehen, in der Schweiz, bezw. den West-Alpen bestieg er, wie schon erwähnt den Mont Blanc, ferner Zinal-Rothhorn, Ober-Gabelhorn u. a. m.
Markgraf Alfred Pallavicini zeichnete sich im Umgänge, durch feine chevalereske Formen, durch ein gewinnendes, höchst liebenswürdiges Benehmen, durch offenen geraden Charakter aus und er erwarb sich dadurch herzliche Sympathien in allen Schichten der Gesellschaft. Von der Natur war er in hohem Grade bevorzugt, nicht nur durch eine kräftige männliche Gestalt, sondern auch durch vornehme, aussergewöhnlich schöne Gesichtszüge, besonders durch blaue, freundlich blickende Augen Im 39. Jahre stehend, ereilte ihn der Tod, und müssen wir den frühzeitigen Verlust dieses muthigen, vor keiner Gefahr zurück schreckenden Mannes, dieses warmen und treuen Freundes der Berge tief beklagen!
Julius Meurer
Quelle: Österreichische Alpenzeitung 1886, Folge 196, Seite 164-165

Quelle: Jahrbuch des Alpenvereins 1965, Seite 77 ff

Pallavicini, Alfred von
* Ödenburg (Sapron,Ungarn),, + Glocknerwand (Wächtenbruch); Markgraf, Leutnant der Reserve.
Vielseitiger Sportsmann, soll einer der stärksten Männer Wiens gewesen sein. In-folge seiner Vorliebe für schwierige Berge war er ein Vorläufer eines »sportlich« orientierten Alpinismus, obgleich er immer mit Führern unterwegs war. Erstieg u. a. Montblanc, Zinalrothorn, Obergabel-horn. Neue Anstiege bzw. Erstbesteigungen: Großglockner von Norden (Pallavicinirinne), 1876; Pala di San Martino, 1878; Königspitze-Suldengrat, 1878; Kleine Bischofsmütze, 1879; Torstein, neue Route, 1880; Hochschwabturm, 1881. Pallavicini veröffentlichte nichts über seine Bergtouren.
Quelle: Der Bergsteiger 1982, Heft 10, Seite 26

Quelle: Der Bergsteiger 1985, Heft 7, Seite 41 f

Alfred Markgraf von Pallavicini war ein österreichischer Bergsteiger und galt zu seiner Zeit als stärkster Mann Wiens.
Aus einer italienisch-österreichischen Adelsfamilie stammend, war Pallavicini bis zum Ende des Preußisch-Österreichischen Kriegs im Jahr 1866 Leutnant im k.u.k. Alpenjägerkorps und später Reserveoffizier beim Tiroler Kaiserjägerregiment.
Neben zahlreichen Erstbesteigungen im Dachsteingebirge, in den Dolomiten und am Suldengrat der Königspitze erlangte Pallavicini Bekanntheit durch die Erstbegehung einer 600 Meter hohen und bis zu 55 Grad steilen Eisrinne am Großglockner, die später nach ihm benannt wurde. Bei dieser Unternehmung am 18. August 1876 wurde er von den drei Bergführern Johann Kramser, Georg Bäuerle und Josef Tribusser begleitet. Da der Gebrauch von Eishaken erst 1924 durch Willo Welzenbach eingeführt wurde, mussten die Bergführer beim Aufstieg durch die Rinne 2500 Stufen mit dem Eispickel ins Eis schlagen. Die zweite Begehung der Pallavicinirinne erfolgte erst 23 Jahre später.
Pallavicini war Gründungsmitglied des 1878 gegründeten Österreichischen Alpenklubs. Im gleichen Jahr brachte er als erster Mensch im Gewichtheben 100 kg zur Hochstrecke.
In der Glocknergruppe, wo Pallavicini seinen größten Erfolg errungen hatte, kam er am 26. Juni 1886 auch zu Tode. Bei einer Besteigung der Glocknerwand stürzten er und seine drei Begleiter nach einem Wechtenbruch kurz unterhalb des Gipfels ab. Ihre Gräber befinden sich auf dem Bergsteigerfriedhof in Heiligenblut am Großglockner.
WikiPedia

1876 1.Beg.Großglockner-Nordostwand „Pallavicinirinne“,II-III,50°,600 Hm,3798m, (Hohe Tauern)
1878 1.Best.Pala di San Martino,2987m, (Pala,Dolomiten)
1878 1.Beg.Königspitze-Westgrat „Lange Suldengrat“,IV,Eis bis 60°,3851m, (Ortlergruppe)
1879 1.tourist.Best.Kleine Bischofsmütze über Westwand u.Oberer Südgrat,
2430m, (Dachsteingebirge)
1880 1.Beg.Torstein Nordostwand des Südgrates „Pallavicini-Route“,2948m, (Dachsteingebirge)
1881 1.Best.Hochschwabturm von der nördlichen Turmscharte,II+,120 HM,
1750m, (Nördliche Hochschwabgruppe)
1885 7.Best.Kleiner Buchstein,1990m, (Ennstaler Alpen,Gesäuse)
Best.Montblanc,4807m, (Montblancgebiet)
Best.Zinalrothorn,4221m, (Walliser Alpen)
Best.Obergabelhorn,4063m, (Walliser Alpen)

Quelle: Gerhard Schauer, Isny im Allgäu


Geboren am:
26.05.1848
Gestorben am:
26.06.1886

Erste Route-Begehung