Nordostflanke

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Routen Details:
Roßkopf, Nördlicher 2259 m. Erster Aufstieg über die Nordwand direkt aus dem Ampmoosboden. (Josephine, Albert und Joseph Nieberl, am 20. August 1909.)
Oberflächlich betrachtet scheint die Nordwand des Roßkopfmassivs (vielleicht passend Rollkopf-Vorgipfel genannt) fast völlig ungegliedert; eine Betrachtung von der Ampmoosalpe aus jedoch lehrt, daß durch das Nordwandmassiv von links unten, nach rechts oben, eine Art Verschneidung zieht, welche eine Durchkletterung ermöglicht; Im wesentlichen geht es in dieser empor, den westlichen Pfeiler des Massivs (Roßkopf -Vorgipfel) als Richtungsobjekt benützend; schaut man die Wand von Osten, so ist die Wandroute förmlich vorgezeichnet.
Von der Ampmoosalpe (1785 m), drei Stunden südlich von Steinberg, über grobes Geröll, östlich haltend bis zu dem Punkte empor, wo sich die Geröllhalde zu einer Rinne verengt, welche vom Bettlersteigsattel herabzieht. (20 Minuten oberhalb der Mm). Von hier zieht eine begrünte Terrasse schräg nach rechts, westlich, aufwärts; sodann über grasdurchwachsenen, brüchigen Fels ein wenig empor, um bald an der rechten Seite einer minutiösen Schlucht - hübsche Szenerie - weiter zu klettern. Die Schlucht dürfte zum weiteren Aufstieg benutzbar sein. Wir stiegen nach rechts über Gras- und Schrofenterrain direkt gegen den jähen Nordabsturz hinaus. 10 m über eine mit einigen Graspolstern besetzte, sonst aber völlig glatte Platte von etwa 30° Neigung direkt an der äußersten Felskante empor - eine Art Kriechband mit linksseitiger Begrenzungswand, schaurigschöner Tiefblick zum Ampmoosboden, absolute Exposition - oberhalb guter Sicherungsblock.
An der Nordwandkante auf einem gut gangbaren, grasigen Bande vielleicht zwei Seillangen auf einem horizontalen Bande weiter, bis dasselbe an einem Felsturin in eine Steilschlucht abbricht. Von hier aus könnte man jedenfalls den westlichen Pfeiler (Vorgipfel) ohne besondere Schwierigkeiten direkt erklettern. Da wir jedoch den Roßkopf-Nordgipfel weiter links vermuteten, traversierten wir nach links (östlich) über steiles, grasdurchsetztes Schrofenterrain schräg aufwärts zu einer Art Rippe, zuletzt über etwa 80° geneigten Gras- und Moosboden zum Grate empor. Von hier aus erreicht man auf gewöhnlicher Route den bereits sichtbaren Roßkopf-Nordgipfel. Wir benötigten 2 1/2 Stunden vom Einstieg ab.
Technisch bietet die Tour keine besonderen Schwierigkeiten, erfordert jedoch des außerordentlich brüchigen und teilweise sehr steilen Gras- und Schrofenterrains halber grosse Vorsicht und absolute Trittsicherheit.
Quelle: 14. Jahresbericht der Sektion Bayerland des DÖAV 1909, Seite 87-88

Datum erste Besteigung:
20.08.1909
Gipfel:
Roßkopf Nordostgipfel (Rofan-Gebirge)
Erste(r) Besteiger(in):
Nieberl Albert
Nieberl Josefine
Nieberl Joseph