Nordwand - "Direkte"
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Routen Details:
Quelle: Österreichische Alpenzeitung 1960, Seite 167
Karwendel
Viererspitze — direkte Nordwand
Erste Begehung der 200 m hohen direkten Nordwand Mitte Juni 1959 durch die beiden Mittenwalder Otto Lorenz und Matthias Oeckler. Sie benötigten 42 Stunden Kletterzeit, und im Blätterwald deutscher Zeitungen war wieder einmal die Rede von einer „vollbrachten alpinistischen Glanzleistung". Die Erstbegeher bewerteten ihre Führe mit VI+ und unterrichteten die Presse, daß es sich hierbei um die schwierigste Tour der Alpen handle! Die beiden Kletterer, im Alter von 18 und 19 Jahren, scheinen schon eine unendliche Erfahrung zu haben und die meisten „schwierigsten" Fahrten der Alpen zu kennen, wenn sie sich zu einer solchen Aussage hinreißen lassen!
Quelle: Der Bergkamerad 1958-59, Seite 687
Viererspitze - direkte Nordwand
In der Zeit vom 7. bis 9. Juni 1959 erzwangen die beiden jungen Mittenwalder Kletterer Otto Lorenz und Hias Öckler einen direkten Durchstieg durch die Nordwand der Viererspitze.
Die Viererspitze bei Mittenwald, die sich wie ein Finger Gottes dem Beschauer aus Mittenwald zeigt, kann als klassischer Klettergipfel bezeichnet werden. Leicht sind seine Grate und Wände von keiner Seite, und sogar der Zugang zum Normalaufstieg erfordert einen geübten Bergsteiger. Eine riesige gelbe Wand fällt vom schmalen Gipfel fast 200 Meter senkrecht nach Norden ab. Im mittleren Teil dieser bis jetzt für unbesteigbar gehaltenen Wandflucht, die mehr als zehn Meter überhängt, wird durch schwarzen, schmierigen Fels eine Figur gebildet, die einer Vier sehr ähnlich ist. Daher der Name des das Tal beherrschenden Felsgipfels. Die neue Aufstiegsroute bewegt sich zum großen Teil in dieser „Vier".
Am Sonntag, dem 7. Juni 1959, um 5 Uhr stiegen Otto Lorenz und Hias Öckler in die Wand ein, nachdem sie 14 Tage vorher schon einen Versuch im unteren Drittel gemacht hatten. Um 14.30 Uhr hatten sie bereits den ersten Biwakplatz, am Ende der „Vier", erreicht und für den nächsten Tag vorgearbeitet. In Trittschlingen, in einem schmalen Riß verklemmt, verbrachten die beiden in luftiger Höhe die Nacht im Fels. Am zweiten Tag war die schwierigste Seitlänge, der große Überhang über der „Vier", zu bezwingen. Bei einfallendem Nebel und beginnendem Regen schafften die Kletterer dieses ungemein schwierige und brüchige Stück Wand bis 18 Uhr. Das Wetter wurde immer schlechter, es blieb keine andere Wahl, als sich nun in Nacht und Nebel durchzukämpfen. Um 2 Uhr des 9: Juni 1959 konnten beide wohlbehalten und noch erstaunlich frisch, nachdem sie fast zweieinhalb Tage in Trittschlingen in dieser Wand verbracht hatten, kurz unter dem Gipfel auf den Südwestgrat der Vierer-spitze aussteigen.
Wohlbehalten gelangten sie zur Dammkarhütte, wo sie am Nachmittag desselben Tages noch von den Kameraden der Bergwacht abgeholt wurden. Bergwachtvater Merk hatte sogar, nach vollbrachter Tat, den Bergwachtwagen zur Verfügung gestellt, obwohl er zunächst von der ganzen Sache nicht recht begeistert war.
Die Bezwingung dieser ungewöhnlich schwierigen Wand forderte neben einem großen Können natürlich auch entsprechende technische Hilfsmittel. So wurden unter anderem 60 Haken, 5 Bohrhaken, Holzkeile, drei 40-Meter-Seile und Trittschlingen verwendet. Aber die für solche Kletterfahrten befähigte und vor allem auch begeisterte Jugend am Berg braucht nun einmal diese Hilfsmittel für die Lösung der letzten Probleme im Fels.
Lorenz und Öckler sind zwei ruhige, stille und bescheidene Bergsteiger, die bei den Kameraden der Bergwacht und Klettergilde Mittenwald beliebt sind.
Gustl Hagen
Quelle: DAV Mitteilungen 1959, Heft 7, Seite 124
Datum erste Besteigung:
09.06.1959
Gipfel:
Viererspitze
Grafik:
Erste(r) Besteiger(in):
Lorenz Otto
Öckler Matthias