Ostgrat
(
Bearbeiten)
Routen Details:
Brandstein (2003 m). I. Ersteigung über den Ostgrat** - Fobesturm (1754 m) . I.Ersteigung 20. Juni 1904.
In Gesellschaft des Herrn H. Reinl ab Häuslalm (1514) um 4 U. 85 früh und auf dem gewöhnlichen Wege über die Sonnschienalm zum Schafhalssattel (1554 m) 6 U. 56; von da folgten wir einem kleinen Fußsteige, der fast waagrecht am Südhänge des Kammes gegen unseren Berg hinzieht. Kurz nachdem man dürre Latschen passiert hat, steigt man ein Stück in die Höhe und wandert sodann auf der Höhe des Kammes immer einem Steiglein folgend bis zum Steilaufschwunge des Ostgrates hin, 7 U. 30 bis 8 U. 10. Sein Beginn wird über felsdurchsetzten Rasen an der Südseite umgangen, worauf man auf einer Grasterrasse etwas nach links quert, um hernach über rasige Schrofen zum eigentlichen Steilaufschwunge emporzuklettern. Erst einige Meter an der Kante selbst in die Höhe, dann ein wenig nach rechts (in die Nordseite) hinüber, um dort an senkrechtem Fels sofort wieder zur Kante hinaufzuklimmen; nun links von der Gratschneide zu einem schönen, ebenen Grasabsatze in derselben. Linkerhand über einen vorhangenden Block zu einem kurzen Kamine und hinauf zu einem neuerlichen Absätze im Grate. Wieder etwas links über eine Steilstufe empor und an der linken Seite des Grates durch eine seichte Rinne weiter: wo dieselbe glatt wird, links hinaus und oben hinter einer abgesprengten Platte nach rechts zur Schneide zurück, die man vor zwei kleinen Zacken erreicht. Der erste derselben wird überklettert und sofort der zweite erstiegen; von ihm aus Übertritt auf die lotrechte Wand des nächsten Absatzes und (schwierig) über denselben hinauf: oben links über Rasen zum fast ebenen Mittelteile des Ostgrates. Das nun folgende Stück wird von einem schräg nach rechts emporziehenden Kamin durchrissen: von dessen oberem Ende über kleine plattige Stufen etwas rechts gehalten zu einer Nische und links hinauf zur Kante, die (schlecht geschichtete, sehr unsichere Felsen) bald zu einem kleinen Absätze bringt. Einige Meter links hinab, dann neben einem seichten, völlig plattigen Einrisse schwierig in die Höhe und nach rechts hinüber zur Kante, welcher man nunmehr treu bleibt. Der letzte kleine Zacken vor dem Gipfel wird links absteigend umgangen, durch eine plattige Rinne der Grat hinter ihm wieder gewonnen und nun über grasige Schrofen schräg nach links aufwärts der Ausstieg unmittelbar östlich des Steinmandls erreicht. Gipfel an 10 U. 30 vormittags.
Da wir Zeit hatten, beschlossen wir noch den "Fobesturm" mitzunehmen. Diesen Namen schlagen wir vor für jenen kühnen, in den Karten weder benannten noch kotierten Felsturm, welcher aus dem sogenannten Halterstocke nördlich der Fobes hervortritt. Ab Brandstein 11 U. 45 und über den rot bezeichneten Weg nach Westen hinab bis dorthin, wo derselbe südwärts hinabbiegt; hier quert man in westlicher Richtung über grasiges Gehänge bis zum Rande jener Schlucht, welche, in der Scharte nordöstlich unseres Turmes beginnend und unten ungangbar abbrechend, an seinem Ostfuße hinzieht. Über Geröll in die Sohle der Schlucht hinunter und durch dieselbe - in der Mitte ein Felsabsatz - zur Scharte (12 U. 45). Von da nach rechts hinüber, wo eine schwach geneigte, aber haltlose Platte (im Abstiege schwierig) und Schroten zu einem Absätze in der Nordkante des Turmes leiten; weiter auf Gras gegen rechts und schließlich über morschen Fels nach links zurück zum ebenen Gipfel (12 U. 55 bis 1 U.).
Hinab auf dem gleichen Wege, 1 U. 15; nun folgten wir ohne Höhenverlust einer Gemsfährte (sehr schwierig) über den oberen Teil der vorerwähnten Schlucht hinüber, stiegen sodann auf einem ganz neu angelegten Wege direkt zur Halterhütte (1406 m) in der Fobes ab und waren um 4U. 41 nachmittags bei der Haltestelle Leopoldstein.
* Dieser Name gebührt dem auffallenden, in den Karten überhaupt nicht eingezeichneten Turme östlich vom Festlbeilstein.
** Meine am 29. Juni 1901 ausgeführte Tur ("Österr. Alpenzeitung" Nr. 605) sollte daher richtiger als I. Ersteigung von Osten bezeichnet werden.
Quelle: Österreichische Alpenzeitung 1905, Nr. 686, Seite 117-118
Datum erste Besteigung:
20.06.1904
Gipfel:
Großer Brandstein
Erste(r) Besteiger(in):
Glanvell Victor Wolf Edlen von Dr.
Reinl Hans