"Firndreieck" - Nordwand von P. 3331m
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Routen Details:
Mösele, 3480 m Sp.-K., mit neuem Aufstieg vom Waxeggkees
Um das Touren-Repertoir der am 28. Juli 1879 eröffneten Berliner Hütte zu vergrössern, verliess ich diese mit O. und E. Zsigmondy sowie Alex. v. Worafka am Tag nach der Eröffnung 3 U. 55, in der Absicht, einen möglichst directen Anstieg auf den Mösele ausfindig zu machen. Wir überschritten den oberhalb
der Hütte befindlichen Steg und stiegen sodann zur Zunge des Hornkeeses hinab, welche nach Anlegung der Steigeisen in ihren untersten Partien überquert wurde. An der Granaten-Mühle vorbei und über die rechte Seitenmoräne hinüber gelangten wir auf die Zunge des Waxeggkeeses, auf welcher wir nun anstiegen. Ober dem ersten Absturz hielten wir uns zunächst etwas rechts und steuerten dann auf jenes von der Berliner Hütte sehr schön sichtbare, vom Mösele nach rechts herabziehende Schnee-Dreieck los, dessen Seiten vom Greiner-Hauptkamm und einem von diesem zum Waxeggkees herabziehenden Felsgrat gebildet werden. Die Basis dieses Dreiecks erreichten wir nach anstrengendem Schneewaten und nachdem wir unterwegs 31 Min. gerastet, 8 U. 45 , nahe an ihrem linken Ende. Wir beschlossen nun über den hartgefrorenen Firnhang den erwähnten Felsgrat zu gewinnen, auf ihm den Greiner-Hauptkamm zu erreichen und von diesem endlich die Spitze zu nehmen. 8 Uhr 55 brachen wir auf und kamen nach 28 Min. zur Randkluft; schon unter dieser betrug die Neigung 49 ° (Klin ), ober derselben aber war sie 59 ° (Klin.). 9 Uhr 50 erreichten wir einige aus dem Firn hervorragende Felsen, auf welchen bis 10 U. 10 gerastet wurde. Die Neigung der Firnwand wurde nun noch grosser und stieg bis auf 62 ° (Klin.), trotzdem aber- benöthigten wir, Dank unseren guten Eisen und langen Pickeln, die wir einschlugen und uns daran hinaufzogen, keine einzige Stufe. 10 Uhr 30 standen wir am Grat, welcher hier theilweise, weiter oben ganz überfirnt war und auf der anderen Seite fast senkrechte Felsabstürze aufweist. Neigung des Grats unten 44° (Klin.), oben 46 bis 50 ° (Klin.). Nach 1 1/2 stündigem Schneetreten hatten wir den Greiner-Hauptkamm gewonnen und stiegen nach einer Rast von 10 Min. auf diesem unter 45 ° (Klin.) zum Mösele empor, dessen Spitze 1 Uhr 50 erreicht wurde. Mit Abzug der Rasten benöthigten wir also zum Aufstieg 8 St. 44 Min., wovon wieder ein gut Theil auf Schneewaten zu rechnen ist. Trotz der späten Stunde hatten wir eine vollkommen reine Aussicht, konnten es aber wegen Wind und Kälte nicht lange oben aushalten. 2 Uhr 30 wurde der Abstieg auf demselben Weg angetreten, 3 Uhr 15 der Greiner-Hauptkamm, 5 Uhr der mehrerwähnte Felsgrat verlassen und sodann über die nunmehr schon sehr erweichte Firnwand hinabgestiegen, was langsamer von Statten ging als der Aufstieg. 6 Uhr waren wir bei der Randkluft, 7 Uhr 45 am Gletscherende. Dieses wurde 7 Uhr 50 verlassen und 8 Uuh 10 die Berliner Hütte erreicht. Der Abstieg erforderte demnach 5 St. 35 Min.
Wien. August Böhm.
Quelle: Mitteilungen des DÖAV 1879, Seite 174
Erste Damenbeghung durch Hermi Lottersberger und Sieglinde Gamper (mit Helmut Vitroler und Chris Gemmel) - alle solo - am 15.9.1977;
Datum erste Besteigung:
29.07.1879
Gipfel:
Möseler Großer
Erste(r) Besteiger(in):
Böhm August Dr.
Worafka Alex. von
Zsigmondy Emil
Zsigmondy Otto