Nordwestgrat

(Bearbeiten)
Routen Details:
Schönbichlerhorn—Furtschagelspitze—Grosser Mösele. (I. Begehung des ganzen Grates.)
Am 31. Juli mit Stabeler-Jörgl vom Furtschagelhause (ab 4 U. 25) zum Schönbichlerhorn (6 U. - 6 U. 15). Die beiden nicht weit vom Schönbichlerhorn befindlichen Thürme wurden schwierig erklettert, vom zweiten Thurm gelangten wir durch einen Kamin wieder auf den Grat, dessen Scheitel wir während der ganzen Tour nicht verliessen; sämmtliche Thürme und Gratzacken wurden überklettert und mit Steinmännern versehen. An Furtschagelspitze 8 U. 20— 9 U. Von hier erstreckt sich der Grat erst südlich, dann mehr in südöstlicher Richtung; über Platten und kleinere Gratzacken zu einer breiten Einsattlung hinab, zu der von Osten her der Firn des Waxeckkeeses hinanreicht. Zur Linken des Grates bemerkten wir in einer Mulde die Bildung eines kleinen Stausees. Der Grat zieht sich massig senkend hinab, ein Zacken wird erklettert, jenseits geht es über eine sehr steile und überhängende Platte hinab. Kurz darauf folgt ein Riss, der den Grat tief spaltet und mit einem weiten Schritt übersetzt wird. Nach Erkletterung eines kleineren Felszahnes erhebt sich in grauen Riesenplatten ein mächtiger Thurm, dessen imposante Höhe und Form ihn wohl berechtigen dürfte, einen besonderen Namen zu führen. Unter grossen Schwierigkeiten wurde der Thurm erklettert und eine Steindaube gelegt. An 11 U. 20. Ebenso schwer gestaltete sich der Abstieg zum Grat, dann folgen vier überhängende, riffartige Felszacken, deren Ueberwindung ausserordentliche Mühe verursachte. Ueber den sägeartigen Grat weiter bis zu einer riesigen Felsnase, die den Grat, kurz bevor sich dieser steil aufschwingt, unterbricht. Auf der glatten, gelben Wand erhebt sich ein Riesenblock, nach allen Seiten zu überhängend, absolut unersteigbar. Wir umgiengen das Hinderniss, indem wir an der Plattenwand, nach dem Waxeckkees zu, einen sehr exponierten Quergang ausführten, dann über den scharfen Grat steil in die Höhe und über aufgethürmte Platten zum Firngrat, auf scharfer Schneeschneide, Neigung 45—50°, zum nördlichen Vorgipfel (3327 m.), und theils über Fels, theils über den Firngrat zum Gipfel des Grossen Mösele, an 5 U. Die ganze Gratwanderung hatte somit 10 St. 45 Min., inclusive 1V 2 St. Rasten, erfordert. Ab 5 U. 40, auf dem gewöhnlichen Wege hinab zum Furtschagelhaus, an 7 U. 50. Gesammtdauer der Tour 15 St. 25 Min.
Leon Treptow, Berlin.

Quelle. Mitteilungen des DÖAV 1896, Seite 99
Datum erste Besteigung:
31.07.1895
Gipfel:
Möseler Großer
Erste(r) Besteiger(in):
Niederwieser Johann (Führer - vulgo Stabeler)
Treptow Leon