Nordwand - "Cassin"

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Routen Details:
Erste Begehung durch R. Cassin und V. ratti vom 28. bis 30.August 1935
Quelel: rivista Mensile 1936, Seite 308)
Quelle: Österreichische Alpenzeitung 1937, Seite 35
Quelle: Bergsteiger 1935/36, Seite 130;

Westliche Zinne: Fünfte und Sechste Besteigung über die Nordwand 1945: E. Constantini und Ghedina, A. Alvera und O. Pompanin, von Cortina d'Ampezzo aus.
Quelle: Berge und Heimat 1947, Heft 07, Seite 138


Westliche Zinne - Nordwand
Hans Wörndl (S. Bayerland) und Koni Hollerieth
(Rosenheim); 15. und 16. März 1953
Im Sommer hatte ich die Nordwand der Großen Zinne allein und die der Westlichen Zinne mit Sepp Doll erklettert. 14 Stunden hatten uns die senkrechten Felsen in ihrem Bann gehalten. Damals hatte ich die Möglichkeiten einer Winterbegehung erwogen und später mit Koni Hollerieth, der an den ersten Winterbegehungen des Göll-Trichters und des Salzburger Weges durch die Watzmann-Ostwand beteiligt gewesen, besprochen.
Am 13. März starteten wir in Rosenheim. Willi Bachmaier fuhr mit, um im Notfall „bei der Hand" zu sein. Eine Beiwagenmaschine brachte uns rasch in die Dolomiten. In Misurina montierten wir einen Spikesreifen auf das Hinterrad und fuhren weiter in Richtung Umbertohütte. Unterwegs mußten wir allerdings auf den Beiwagen verzichten und Ersatzreifen und Ski im Schnee vergraben. So kamen wir bis etwa 10 Minuten unterhalb der Hütte. Der Wächter, ein Südtiroler, empfing uns sehr freundlich. Er berichtete uns, daß die Nordwand der Westlichen Zinne vor kurzem von der italienischen Seilschaft Bonatti-Mauri durchstiegen wurde.
Am 14. März standen wir vor dem hoffnungslos vereisten Cassin-Einstieg in die Wand und suchten weiter rechts nach einer Möglichkeit.
Am Sonntag, dem 15. März, stiegen Koni und ich um 7 Uhr hier ein. Einige Haken in der eisfreien Wand zeigten uns den Weg. Dann begannen die Schwierigkeiten und wir waren gezwungen, frei zu klettern. So erreichten wir die Höhe der langen Querung nach links. Die Unterbrechungsstelle erwies sich als sehr heikel. Unser Vorhaben, die Wand in einem Tag zu durchklettern, ließ sich nicht verwirklichen. Um 19 Uhr richteten wir uns auf einem 20 cm breiten Band für das Biwak ein. An einem Standhaken gesichert, den Zdarskysack übergestülpt, standen wir hier 12 Stunden und verzehrten die einzige Mahlzeit des Tages: flüssige Schokolade aus einer Dose. 300 m senkrecht unter uns war das Kar.
Am Montag, dem 16. März, verließen wir um 7 Uhr den Biwakplatz. Es erwarteten uns noch größere Schwierigkeiten als am Vortag. Es gab Augenblicke, wo wir nicht mehr weiterwußten, wo sich mit glasglattem Eis überzogene Wände ober uns auftürmten, die anscheinend nicht zu bezwingen waren. Hätte es einen Weg zurück gegeben, wären wir wohl umgekehrt. Man wird vielleicht sagen, die Italiener vor uns haben es auch geschafft. Damals war in den Sextener Dolomiten die Temperatur auf über Null Grad angestiegen, das Eis an den Wänden abgetaut und lange vorher kein Neuschnee gefallen. Immer wieder zeigte sich, wie notwendig die Beherrschung der Seiltechnik war. Manchmal konnte Koni nur mittels Prusikschlingen nachkommen, eine Arbeit, die an den zweiten Mann noch höhere Anforderungen stellt, als an den Führenden.
Gegen Mittag erreichten wir den schwarzen Wasserlauf und trafen hier auf noch mehr Schnee und Eis. Die wenigen Haken waren fragwürdig. Wir fanden Bohrlöcher von 1 cm Tiefe, die unbenutzbar waren. Eine Seillänge bis zum Biwakband mußten wir völlig frei gehen. An vereister Wand rutschte ich mit den Kletterschuhen ab und flog 2 m. Dabei hatte ich das Glück, in der sonst völlig glatten Platte für Hände und Füße Halt zu finden. Am Cassin-Biwakplatz, einem überdachten Band, rasteten wir.
Den Überhang überwand ich mittels Steigbaum, Koni benützte Prusikschlingen. Dabei waren wir ins Schwitzen gekommen Wir waren oft gezwungen, Haken und Karabiner mit den Zähnen festzuhalten, wobei sie uns die Haut der Lippen aufrissen. Überhänge, Verschneidungen, ein kurzer Kamin ... Sechs schwere Seillängen mußten wir noch in der sonnenlosen Wand erkämpfen. Um 18 Uhr standen wir auf dem Gipfelband. Es blieb keine Zeit, uns des Erfolges zu freuen. Wir seilten uns ab, tasteten uns an Felswänden entlang, um in der Dunkelheit Griffe zu suchen und Haken zu schlagen. Nach eineinhalb Stunden betraten wir die Scharte zwischen der Westlichen und der Großen Zinne und um 20 Uhr die Umbertohütte.
Willi und der Hüttenwirt hatten sich inzwischen um uns gesorgt, da wir keinen ihrer Rufe in der Wand gehört und beantwortet hatten. Zunächst tankten wir uns mit Flüssigkeit voll, dann schliefen wir über Pasta asciutta ein.
Anderntags fuhren wir mittags in Misurina, wo uns die Wintersportgäste wie ein Weltwunder bestaunten, ab, und abends ratterte unsere Beiwagenmaschine wieder durch das heimatliche Inntal.
Hans Wörndl
Quelle: Mitteilungen des DAV 1953, Heft 4, Seite 54-55


Erste Solobegehung durch H. frisch im Jahre 1955;
1. freie Begehung (Rotpunkt) durch J.C. Droyer und M. Huck im Jahre 1979;

Nach seinem Annapurna-Solo 2013 hat sich Ueli Steck (37), Speedspezialist und Allrounder, wieder den hiesigen Alpen gewidmet: Gemeinsam mit Michi Wohlleben (24) aus Deutschland gelang ihm am 17. und 18. März eine «Zinnentrilogie» im Eiltempo. In nur 16 Stunden (15 h 42 min) kletterten Ueli und Michi drei klassische Nordwände der Zinnen: die Cassin (8-, 630 m) an der Westlichen Zinne, die Comici (7, 550 m) an der Grossen Zinne und die Innerkofler (4) mit Nordwandeinstieg an der kleinen Zinne.
Quelle: SAC Die Alpen 2014, Heft 6, Seite 67
Datum erste Besteigung:
30.08.1935
Erste(r) Winter-Besteiger(in):
16.03.1953
Gipfel:
Zinne Westliche (Cima Ovest di Lavaredo)
Grafik:

Erste(r) Besteiger(in):
Cassin Ricardo
Ratti Vittorio
Erste(r) Winter-Besteiger(in)
Hollerieth Konrad
Wörndl Hans