Nordkante (Rothornkante)

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Routen Details:
Rothorn Großes 2408m. Erste Ersteigung über die Nordkante durch Ludwig Bogner, Willy Merkl und Peter Müllritter am 14.August 1927
Das große Rothorn stürzt nach Norden mit einer gewaltigen Kante ins Kar ab. Dieser Steilabsturz bildet durch prächtigen Aufbau und vollkommene Geschlossenheit ein seltenes Schaustück der Loferer Steinberge. Der Aufstieg bewegt sich in festem Gestein in idealer Wegführung fast unmittelbar an der Kante.
Zum Einstieg gelangt man entweder von Strub (Wirtshaus an der Reichsstraße zwischen Lofer und Waidring) her über die Jägeralm, und auf Jagdsteigen in 2 ½ - 3 Stunden, oder in etwas kürzerer Zeit von der Schmidt-Zabierow-Hütte über die Waidringer Nieder (siehe AV-Karte 1925).
Die eigentliche Kante entragt einem etwa 200 m hohen, kegelförmigen Sockel, den man am besten über eine nach Westen ansteigende breite Rampe ersteigt. Zuletzt hält man sich gegen das erste auffallende Rißsystem zu, das westlich des steilen Kantenaufschwunges herabzieht. In der erwähnten Rißreihe anfangs leicht aufwärts in eine Nische, sodann 6 m äußerst schwierig (Sicherungshaken) bis zu einem Standplatz. Durch die folgende Plattenverschneidung gewinnt man, zuletzt links haltend, den ersten Kantenabsatz (Steinmann). Von hier durch eine Rißverschneidung, welche die Mitte des nächsten Aufschwunges durchzieht, überaus schwierig, bis zu einem Überhang empor, und unter ihm links hinaus auf ein kurzes Band. In der Fortsetzung des Risses zunächst 4 m gerade empor, dann nach rechts über eine gespaltene Platte auf ein weiteres Band. Über eine 4 m hohe Platte nach rechts in eine Höhle, die man nach links verlässt, und über eine 3 m hohe Wandstufe auf das nächste Band. Von seinem rechten Ende gelangt man durch einen 25 m hohen Kamin auf ein Ringband (Steinmann). Mit Steigbaum auf eine geneigte raue Platte, überaus schwierig nach links zu einem Riß und durch ihn (Sicherungshaken) auf ein Band. Nun 35 m schräg nach rechts aufwärts an die Kante, und über sie zur Spitze des großen Kantenpfeilers (Steinmann). Steil 8 m (am besten abseilend) hinab in die scharte, dann auf einem band nach rechts, an einem originellen Fenster vorbei, unter überdachten Felsen 50 m schräg rechts aufwärts zu einem Steinmann. Hier durch einen kurzen Riß auf ein Band, und durch einen weiteren Einriß, der sich zu einer Rinne erweitert, hinauf zu einer Schuttterrasse. Unmittelbar rechts der Kante mit Steigbaum auf ein schmales, in die glatte Wand eingelassenes Gesimse, das man einige m nach rechts verfolgt (Sicherungshaken) bis der schiefe Riß, der die Plattenwand durchreißt, in überaus schwieriger, aber prächtiger Kletterei auf eine Terrasse leitet. Neben der Kante (2. Fenster) rechts aufwärts bis zu großem, überhängendem Abbruch. Unter ihm führt ein Schuttband 15 m nach rechts zu einem rißdurchzogenen Überhang. Rechts von ihm über eine 20 m hohe Wandstelle (Sicherungshaken), äußerst schwierig und ausgesetzt auf ein Schuttband. Der nun mächtig aufstrebende, imposante Gratturm ist nicht ersteigbar, und muß auf der Westseite umgangen werden. In beliebiger Wegführung mit wechselweiser Benützung von Rissen und Bändern (teilweise überaus schwierig), zuletzt durch eine Schuttrinne direkt zum Gipfel.
Felshöhe mit Sockel 700m. Normale Kletterzeit 6 – 8 Stunden. Äußerst schwierig
Wohl die schönste Fahrt in den Loferer Steinbergen!
Quelle: 21. Jahresbericht (Vereinsjahre 1925-1927) der DÖAV Sektion Bayerland 1928, Seite 45-46

Datum erste Besteigung:
14.08.1927
Gipfel:
Rothorn Großes (Loferer Steinberge)
Erste(r) Besteiger(in):
Bechtold Fritz
Merkl Willy
Müllritter Peter