Nordwand

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Routen Details:
Trafoler Eiswand, 3553 m.
I. führerlose Erst, über die Nordwand. (Nachtrag von 1899.) Am 30. Juli 1899 mit Dr. Hans Lorenz und Dr. Viktor Wessely. Die Berglhütte um 2 U. früh verlassend, erreichten wir den Fuß der Nordwand über den unteren Ortlerferner und den Trafoiergletscher (5.U. 40?6 U. 15). Nach Überschreitung der Randkluft und Überwindung der darüber ansetzenden, fast senkrechten Eisflanke wurde die zirka 60° geneigte Eisflucht gewonnen, die in der Fallinie des Gipfels heranzieht und nach unten zu gegen Osten hin sich verbreitert. Über diese ging es im Zickzack mit zweistündigem, angestrengtem Stufenschlagen rasch empor, bis wir gegen Osten hinaus, durch S6racs uns durchwindend, auf einen aus der Wand herausstehenden Gletscherhöcker gelangten, auf dem uns guter Firn bei geringer Steilheit ein gutes Stück emporbrachte.
Dieser Gletscherhöcker ist jedoch gegen oben hin durch einen zirka 20 m. breiten, ungemein tiefen Eisschrund von der weiteren Fortsetzung der Wand geschieden, welcher ein Weiterkommen gerade hinauf unmöglich macht. Wir querten, etwas absteigend, gegen Westen zurück in die Fallinie des
Gipfels und gelangten dort, um einige kühn aufragende Seracs herum in steilem Eise aufsteigend, bald gegen links hinaus in eine Mulde über dem sperrenden Schrunde und durch eine weitere Mulde empor bis unter die nordöstliche Gipfelwand, die in blinkender Glätte steil herabfällt und nach unten mit einer oben weit überhängenden Randkluft abschließt. Diese wurde weit draußen zur Linken auf schmaler Eisbrücke in senkrechter Eiswand überschritten und bei strenger Stufenarbeit entlang dem oberen Ende der Kluft gegen rechts zurück gequert und hierauf nach kurzer Zeit der Gipfel erreicht (11 U.?12 U. 40). Den Abstieg führten wir über den nicht allzu schweren Westgrat zur Großen Schneeglocke durch, welcher Weg wohl die beste Aufstiegsroute auf die Trafoier Eiswand darbietet. Die Ersteigung über die Nordwand ist sehr schwierig, erfordert große Kraftanstrengung und große Erfahrung.
Quelle: Mitteilungen des DÖAV 1902, Folge 4 Seite 46


TRAFOIER EISWAND (3563 m) Ortlergruppe - Nordwand:
(Erste Begehung durch Harpprecht und Dangl, 1872), ebenmäßig gebaute, hervorragend schöne 60 Grad steile Eiswand. Bester Ausgangspunkt: Berglhütte (Rif. Borletti, 2212 m), 2 bis 3 Stunden von Trafoi, rot bezeichneter Weg.
Von der Berglhütte auf Schuttsteiglein zum Unteren Ortlerferner, über dessen rechten Arm der Zustieg zur Nordwand erfolgt. Dort, wo das Steiglein im Moränenschutt endet, fast waagrecht über den Gletscher zu einem Felsrücken, in ihm hinüberqueren und weiter den Felsrücken empor bis zu seinem Ende. Nun rechts von ihm über den Gletscher weiter und im Bogen nach links unter die Nordwand (Achtung: je mehr man sich am Anfang links hält, mit desto größeren und zahlreicheren Spalten ist zu rechnen!). 2 bis 3 Stunden von der Berglhütte.
Der Anstieg über die Nordwand vollzieht sich immer an der vom Gipfel zum Gletscher herabziehenden Firn- und Eiskante. Von rechts her (mehrere Bergschründe) zur unten weniger deutlich ausgeprägten Firnkante ansteigen, die in etwas über 400 m hoher Kletterei zum Gipfel führt (2 Stunden vom Einstieg).
Abstieg: Westgrat (Erste Begehung 1898 durch H. Lorenz).
Vom Gipfel den zuerst einen Firnrücken bildenden Grat hinab zu den ersten Felsen, die (-II, Achtung auf Wächten!) in die Scharte vor den Türmen abgeklettert werden. Die Türme selbst werden, mit Ausnahme des letzten, der in der rechten Flanke erklettert wird, immer gerade erstiegen. Somit zu dem Knotenpunkt, an dem sieh der Westgrat in zwei Äste, von denen der rechte Ast die Begrenzung des Unteren Ortlerferners bildet, gabelt (Kriegsunterstand aus dem ersten Weltkrieg). Weiter am rechten Ast hinab (brüchig -III) bis zum letzten großen Abbruch. Nun zwei Möglichkeiten: direkt einen an der Kante eingeschnittenen Riß sehr ausgesetzt zu Platten und diese hinab in die nächste Scharte (in den Platten ein Haken, IV, sehr ausgesetzt, besser im Aufstieg), oder vor dem Abbruch bereits links (westl.) eine Steilrinne einige Meter bis ober ihre Überhänge absteigen (Haken). Nun 20 m abseilend in Eiscouloir, und aus ihm unter glatten Felsen links um die Kante und über ein Bändchen in die Scharte. Weiter bei zunehmender Brüchigkeit am Grat, der jedoch, sobald es die Verhältnisse erlauben, in die rechte Flanke verlassen wird. Durch diese (Schnee bzw. Eisrinnen und brüchiger Fels) absteigend zum Unteren Ortlerferner und über ihn wie beim Zustieg hinab. Vom Gipfel bis zum Unteren Ortlerferner 2 bis 3 Stunden.
Peter Holl, Wien
Quelle: Mitteilungen des ÖAV 1966, Heft 3/4, Seite 36-37
Datum erste Besteigung:
20.07.1872
Gipfel:
Trafoier Eiswand
Erste(r) Besteiger(in):
Dangl Peter der Ältere
Harpprecht Theodor Dr.