Südwestkante - "Holzinger/Palme"

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Routen Details:
Langkofelkarspitze 2811m.
Erste Ersteigung von Südwesten: Walter Palme, Dr. Franz Holzinger, Ing. Erich von Posch im August 1910
Wenige Tage später war ich mit lieben Freunden unterwegs, um einen Durchstieg durch die Südwand der Langkofelgruppe zu suchen. Wir steigen selbdritt frohgemut ins Plattkofelkar hinauf bis an den Fuß der steilen Firnfelder. Hier öffnet sich links (östlich) ein schmales Seitenkar, das in die steilen Falnken des Karspitzen-Grates und des Innerkoflerturmes eingebettet ist. Seinem Firnboden entragt die steile, sonnige Südwand, in deren Felsen wir einen leichten Anstieg auf die Langkofelkarspitze auskundschaften wollten. Im unteren Wandgürtel, der stark vorbaut und weniger steil ist, war ein Weg wohl leicht gefunden, die Gipfelfelsen aber schienen glatt und unwegsam zu sein. Das steigerte jedoch nur unser Interesse und ohne Säumen stiegen wir in die Wand ein, da, wo sie sich mit wuchtigem Eckpfeiler gegen den Karboden abstützt (Steinmann). Links lehnt am Wandmassiv ein Zacken, den eine schmale Scharte mit der Wand verbindet, von dieser Scharte zieht ein tiefer Kamin herab. Rechts ober erkletterten wir den teilweise bewachsenen Absatz und querten oben nach links in die Scharte (diese Scharte ist auch aus dem Langkofelkar zu erreichen). Über eine senkrechte Wandstufe stiegen wir in eine seichte Rinne hinauf, die uns tiefer in die Wand führte. Nach Überkletterung von drei Kaminabsätzen erreichten wir ein kleines Schartel in der oberen Pfeilerkante. Hier beginnt der Steilaufschwung der Gipfelwand und wir waren auf größere Schwierigkeiten vorbereitet. Wir kletterten rechts aufwärts an eine Felskulisse heran und über deren morsche Schneide nach links zu einem engen Schartel vor einer gelben Wandstufe; dann turnten wir die Wand hinauf, indem wir von dem vorgebauten Zacken mit weitem Schritt hinüberspreizten und hielten uns bald wieder rechts, bis wir eine seichte Rinne erreichten und in dieser zu einem kleinen Kessel emporsteigen konnten, dessen Hinterwand wieder das charakteristische gelbe, glatte Gestein aufweist. Zur Rechten fehlt auch der pikante Überhang nicht und im Hintergrunde breitet sich wuchtig die schneeverzierte, zerklüftete Plattkofelwand. Es war ein schöner, freier Lugaus, aber bald trieb uns die Ungeduld weiter. – Trotz aller Zweifel meiner Begleiter fand ich knapp links neben dem Überhang einen Durchstieg mit Hilfe eines schräggestellten Felsrisses und erreichte oben leichten Fels. Rasch kamen wir an eine letzte senkrechte Wandstufe heran, deren schwarzer und gelber Fels, deren abwärts geneigte Tritte wenig Gutes verhießen. Noch ehe meine Begleiter Zeit fanden, die Wirkung dieses abweisenden Hindernisses zu erkennen, hing ich oben in den Felsen, tastete unter steten Beschwörungsformeln der Untenstehenden nach einem neuen Halt, brach manchen Griff aus, den vorher mit Freuden entdeckt hatte und stand schließlich aufatmend rechts oben in einer niederen Rinne und bald darauf auf einer Felsrippe mit gutem Seilzacken. Gut gesichert, bewältigten auch meine Gefährten die schlimme Stelle. Es scheint, als habe der Weg all seinen Trotz, seine Tücke in dieser Stelle vereint, doch dürfte eine Umgehung derselben nach rechts abwärts in die große Rinne möglich sein. Ober uns aber war nun freies Terrain, in der seichten Rinne erklommen wir den Westgrat, den wir bei einem Felstor (mit schönem Blick auf die Zillertaler und den Langkofel) betraten. Nach weiteren zehn Minuten erreichten wir den Gipfel (3-4 Stunden vom Einstieg). – Sonnenschein lag über den Scheiteln der Berge ringsum, Sonne schien in unserem Herzen und still und ergriffen betrachteten wir die Rundsicht. Wie emporgehoben aus der Tiefe, schwebend zwischen Abgründen, dünkt man sich auf diesem Gipfel. Denn ringsum ragen die Berge höher und stattlicher, breite Wände, schwindelnde Grate, drohende Türme reihen sich zu einem imposanten Wall, der allseitig uns umschließt. Nur im Norden ist ein Tor offen, da grüßen ferne Firnhäupter herein und jenseits der breiten Scharte im Südosten öffnet sich ein schmaler Fernblick. Und tief unter uns fließen weiße Schuttströme hinaus in das Tal, dessen grüne Matten uns Bilder einer stillen, schlummersüßen Ruhe in unsere öde Felsenwildnis zaubern.
Quelle: Mitteilungen der Akademischen Sektion Wien 1911, 16. Jahrgang, Seite 29-30;

Datum erste Besteigung:
08.1910
Gipfel:
Langkofelkarspitze
Erste(r) Besteiger(in):
Holzinger Franz Dr.
Palme Walter
Posch Erich von Ing.