Schluchtweg zur Nordwand - Terrasse
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Routen Details:
Kleiner Solstein (2655 m.) auf neuem Wege.
Am 1. September v. J. verliess ich 5 U. 45 früh mit Führer Alois Hochrainer aus Hötting und Rudolf Sailer aus Zirl die Solsteinhütte (1639 m.). Ueber den Zirler Schützensteig erreichten wir 7 U. den „Erlsattel" (1852 m.). Unterhalb desselben hielten wir eine 1 / 4 stündige Rast bei einer Quelle. Dem Wege zur „Amtssäge" noch eine Weile folgend, zweigten wir nach etwa 20 Min. von demselben ab und steuerten nun dem „Knappenkarl" zu. Aus diesem sollte der Aufstieg erfolgen. Mühsam gieng es durch Latschen und über Geröll dem „Knappenkarl" zu, welches wir um 8 U. 15 erreichten. Am Eingange desselben ragt rechts, sehr steil, ein mit Zündern bewachsener Felskopf empor. Hochrainer erinnerte sich, diesen, als er vor 13 Jahren jagte, überstiegen zu haben, und nun suchte er den damals benützten Einstieg. Bei dieser Gelegenheit fand er seinen Bergstock wieder, den er vor 13 Jahren, gelegentlich einer Jagdpartie, hier zurückgelassen. Alsbald erschien er wieder mit der erfreulichen Botschaft, dass wir uns auf dem richtigen Wege befänden. Um 9 U. machten wir uns wieder auf. Ohne Schuhe gieng es nun die steilen und glatten Felsmauern hinauf, bis auf besserem Terrain die Schuhe wieder angelegt werden konnten. Stellenweise über Geröll und leichte Felsen kamen wir empor bis zu einer kurzen Querstelle, wo einige kühne Tritte nothwendig sind. Weiter führte unser Anstieg über plattigen, jedoch gut gangbaren Fels aufwärts bis zu einer steilen, beinahe überhängenden Wand. Hochrainer versuchte diese zu umgehen, kehrte aber alsbald mit der Meinung zurück, es würde leichter sein, die Wand direct zu erklimmen. Als dieses scheinbar letzte Hinderniss mit ausserordentlicher Mühe überwunden war, gieng es durch niedrige Latschen steil zum Gipfel des im Anfange erwähnten Kopfes empor (11 U. 30; hier kurze Rast). Den weiteren Theil unseres Weges hatten wir nun vor Augen. 11 U. 45 wurde wieder aufgebrochen und auf dem gut gangbaren Grate vorgeschritten, bis dieser plötzlich auf beiden Seiten abbricht. Nun stiegen wir links ab und erreichten nach etwa 50 m. alte Knappenlöcher, welche unsere Aufmerksamkeit fesselten. Wir stiegen in einige derselben hinein und fanden noch Bretter und die Spuren der früheren Sprengungen vor. Als Andenken nahm ich mir ein gänzlich verwittertes Aufschreibetäfelchen mit, welches wohl mehr als hundert Jahre alt sein dürfte, und hinterliess dafür eine Fleischbüchse mit den Daten unseres Besuches. Um 12 U. 15 kletterten wir durch eine steile Rinne wieder zum Grate empor. Nun hiess es entweder einige Meter über den Grat reiten oder jenseits absteigen; wir zogen letzteres vor. Durch einen sehr steilen, aber kurzen Kamin kletterten wir etwa 30 m. hinab und aus diesem, stellenweise überhängend, zu den vom „Amtssägeweg" aus sichtbaren Flecken empor. Nun war der schwierigste Theil der Tour überwunden. Imponierend stand der Kleine Solstein mit seinen überhängenden Wänden da. Kurz verweilten wir bei dessen Anblick und steuerten dann der Einschartung rechts vom Gipfel zu. Ueber Geröll gieng es an den erwähnten Wänden vorbei bis zur Rinne und in dieser anfangs leicht, dann jedoch über mehrfache Hindernisse, aber ohne besondere Schwierigkeiten zu steilen Schneeflecken und über einige Felsabstürze um 3 U. zur Einschartung; von hier aus erreichten wir um 3 U. 30 den Gipfel. — Nach kurzem Aufenthalte verliessen wir denselben wieder, gelangten um 5 U. 15 zur Solsteinhütte und giengen von dieser zur gemüthlichen Klammeckhütte. Hochrainer erwies sich wie immer schneidig und liebenswürdig, ebenso Rudolf Sailer.
Paul Haass, Innsbruck.
Quelle: Mitteilungen des DÖAV 1896, Seite 7
Kleiner Solstein (2655m). Besteigung auf neuem Wege vom Knappenkarl aus am 1. September 1895 durch Paul Haas aus Innsbruck mit Führer Alois Hochrainer aus Hötting und Rudolf Sailer aus Zirl. (Mitteilungen des DÖAV, 1896, Seite 7)
Quelle: Österreichische Alpenzeitung 1896, Seite 192
Gipfel:
Solstein, Kleiner
Erste(r) Besteiger(in):
Haas Paul
Hochrainer Alois
Sailer Rudolf