Südflanke

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Routen Details:
Erste Begehung im Abstieg durch E. Büchlmann mit F. Gasser am 24.7.1926.

Hintere Maurerkeeskopf-Südwand.
(1. Abstieg mit Bergführer Franz Gasser.)
Von Dr. Eduard Büchlmann-St. Johann i. P.

Bekanntlich bildet der Hintere. Mauxerkeeskopf (3316 m) den ostlichen Eckpfeiler jenes wundervollen Grates in den Ostalpen, der über die luftigen Simonyspitzen Zur Dreiherrnspitze führt. Beide selten begangenen Anstiegsräuten sind schwierig, sowohl vom Krimmlertörl aus, wie über aen brüchigen Ostgrat, der vom Maurertörl (3106 m) aus ansteigt und den Kletterer im oberen Teil in die von Eisrinnen durchzogene Ostwand drängt. Die steile, durchwegs vergletscherte Südwand wurde mutmaßlich zum erstenmal am 24. Juli 1926 von mir unter Führung meines vielbewährten Freundes Franz Gasser. Bergführer in Hollersbach, Ob. Pinzgau, im Abstieg durchstiegen. Die neue Route kürzt die Abstiegszeit vom Gipfel zur Rostockerhütte um ca. 1 1/4 Stunden ab, da sie den mitunter bösartigen Abstieg zum Maurertörl vermeidend, direkt zum Maurerkeesboden und von dort zur bekannten Maurertörlroute führt. Eine kurze Schilderung dieser Fahrt dürfte manchen Bergsteiger interessieren:
Wohlig genossen wir warmen Sonnenschein und unbeschreiblich schöne Gipfelsicht. Immer wieder fühlten wir den Gegensatz zum glücklich überwundenen Ostgral, der, in ungnädiger Verfassung, mehr als zwei Stunden harte Arbeit und äußerste Vorsicht verlang: hatte. Einig waren wir uns: nur, wenn anders unmöglich, dort wieder abzusteigen. Wir dachten an den Felssporn, der unterhalb der Gipfelhalde gegen Südost abbricht, mußten aber bald erkennen, daß es unmöglich ist, dort hinunterzukommen.
Immer mehr lockte uns die Südwand, die, von mächtiger Gratwächte gekrönt, jäh zum Maurerteesboden hinunterschießt, von Zahlreichen Lawinenrillen gleichwie von einem mächtigen Kamm gleichmäßig durchfurcht. Wir horchen vorgehalten lange. Alles lautlos, nichts regt sich. Da gehen wir's an und steigen westlich der Gipfelhalds in eine dieser trogartlgen, schön geputzten Furchen, die in Fallinie der Wächte herunterschießen; ca. 2 m beträgt ihr Durchmesser. Es geht prächtig! Tief dringt der Pickel in den halbfesten Schnee, gestattet förmliches Abhangeln, gibt prächtige Sicherung Zwei halbverwehte Klüfte werden liegend passiert, schon sind wir ca. 100 m tiefer und streben nun. um der lauernden Wächte zu entrinnen, ostwärts aufsteigenden Felsen zu, unter denen es weniger steil, z. T. rutschend, schnell der Tiefe zugeht. Nun, ostwärts um den Felssporn herum, auf den Maurerkeesboden, wo wir schon die Spuren der Wanderer sehen, die morgens das Maurertörl überschritten hatten. Frohgemut ziehen wir der schmucken Rostocker-Hütte zu. Deutlich hebt sich dort „unsere" Furche, durch unsere Rutschpartien gezeichnet, von den anderen ab und gibt den Hütteninsassen Anlaß zu manchem Kopfschütteln über die „narrischen Leut". Und doch war der Abstieg sicher nicht gefährlicher als über den Ostgrat und bedeutend näher, brauchten wir doch vom Gipfel zum Maurerkeesboden nicht mehr als eine Stunde. Günstige Schneeverhältnisse, Lawinen- und Wächtenruhe vorausgesetzt, kann diese Route nur empfohlen werden, auch für den Aufstieg. Lange begleitet mich durch das grüne Maurertal das Bild der strahlend weißen, fein ziselierten Wand unter tiefblauem Himmelsdom: immer wieder wenden sich meine Blicke, bis sie bei einer Wegkrümmung endgültig verschwindet.

Quelle: Mitteilungen des DÖAV 1927, Seite 76
Datum erste Besteigung:
24.07.1926
Gipfel:
Maurerkeeskopf Hinterer
Erste(r) Besteiger(in):
Büchlmann Eduard Dr.
Gasser Franz (Bergführer)