Gratübergang zur Hohen Fürleg

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Routen Details:
Hohe Fürleg (3276 m.?). (I. Erst.?)
Am 22. Juli 1894 stieg ich (allein) von der Pragerhütte (2 U. 25) über den „Niederen Zaun" zum Viltragenkees (4 U.), überschritt dieses und erreichte über eine grosse Moräne den namenlosen Secundärgletscher im Norden desselben. Dieser ist heute in seiner ganzen Breite durch schwarze Trümmerfelder vom Viltragenkees abgetrennt. Sanft empor zur Scharte zwischen Fürleg und Plattigem Habachkopf* und über die obersten Hänge des Habachfirns zur Ostspitze. Die Alpenvereinskarte beziffert diese mit 3276 m., die Westspitze dagegen mit 3249 m., während letztere in Wirklichkeit bedeutend höher ist als die Ostspitze. Ein stellenweise scharfer, nach Süden überwächteter Schneegrat, sowie einige Felskletterstellen brachten mich zum höchsten Gipfel (6 U. 55). Dieser bildet ein dreieckiges Schneeplateau; die Felsen an dessen Westrande sind der Culminationspunkt. Ob die hier liegenden Steine einst zu einem Mannl zusammengefügt waren, konnte ich nicht entscheiden, doch habe ich nicht die Ueberzeugung, der erste Ersteiger des Berges zu sein, da die Gemsjäger in den Westhängen hoch hinauf streifen und die Gemsen über den Gipfel wechseln. Der Anstieg direct vom unteren Sulzbachthörl ist wohl unmöglich, der Abstieg dahin nur mit gewaltiger Abseilung zu erzwingen. Auch der Weg über die südöstlich abfallende Felsrippe scheint hochschwierig. Dagegen fand ich einen ganz gemächlichen Abstieg (ab 7 U. 40) von dem nächsten Firnhöcker im Nordgrate nach links zum Untersulzbach-Kees (8 U. 45, Gletscherende 9 U. 40). Von dem Saumwege, den die Alpenvereinskarte fast bis zur Isohypse 2500 in den Karen des Gemsengebirges emporsteigen lässt, hat der Jäger in der Aschamalpe keine Kenntniss, er dürfte mythisch sein. Guido Eug. Lammer, S. Austria.
Quelle: Mitteilungen des DÖAV 1895, Seite 32;

Begehung in umgekehrter Richtung durch Dr. Trnka am 6.5.1896.
Habachthal (Hohe Fürleg 3276 m., Plattiger Habachkopf 3218 m.) — Habachscharte —Pragerhütte.
Nach der am 6. Juli d. J. durchgeführten Besteigung der Hohen Fürleg und des Plattigen Habachkopfes, welche von der in der Alpenvereinskarte mit „Habachscharte" bezeichneten Einsenkung zwischen dem Grünen und Plattigen Habachkopfe unternommen wurde, stieg ich von der erwähnten Scharte zum ebenen Theile des Viltragenkeeses ab und querte denselben zum Punkte 2425 der Specialkarte. Von dort circa 100 m. in die Hänge des Kesselkopfes ansteigend, querte ich über Anrathen des vorzüglich orientierten Bergführers Anton Kröll aus Prägratten circa in der Höhe von 2500 m. auf geneigten Grashalden zuletzt nach Ueberschreitung einer Schlucht um den Kesselkopf herum und gelangte ohne Schwierigkeiten fast eben zur Pragerhütte. Unter der Voraussetzung einer Weganlage am Kesselkopfe würde dies den kürzesten und bequemsten Weg aus dem Habachthale in das Herz der Venediger Gruppe bilden (Habachscharte—Pragerhütte 2 St.), was besonders nach der für das kommende Jahr in Aussicht genommenen Erbauung der Jubiläumshütte der S. Berlin auf einem nahe an dem Habachgletscher gelegenen Bauplatze bergsteigerisch wichtig werden wird, da von diesem Platze über die Habachscharte die Pragerhütte in 4—5 St. erreicht werden kann. Ich bemerke hiezu, dass das Viltragenkees sowohl von der Habachscharte, als auch von der Einsenkung zwischen dem Plattigen Habachkopf und der Hohen Fürleg, nicht aber direct von beiden Spitzen erreicht werden kann. Von einer früheren Besteigung der Hohen Fürleg war weder im Oberpinzgau, noch auch in Prägratten oder Windisch-Matrei etwas bekannt. Dr. Trnka, Prag.
Quelle: Mitteilungen des DÖAV 1896, Seite 200;
Datum erste Besteigung:
22.07.1894
Gipfel:
Plattiger Habach
Erste(r) Besteiger(in):
Lammer Guido Eugen Dr.