Gratübergang zum Hinterreintalschrofen

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Routen Details:
Erster Gratübergang vom Hochwanner zum Hinterreinthaler Schrofen.
Am 24. Juli v. J. stieg ich in Begleitung der Herren Hans Leberle-München und Anton Heinrich-Garmisch von der Angerhütte aus über den Leitersteig, das Gatterl und den Hohen Kamm in 5 St. auf den Hochwanner (2747 m., Ankunft 8 U. 30), um von diesem aus den nach Osten ziehenden Grat (in seiner Gesammtheit als „Teufelsgrat" zu bezeichnen) so weit als möglich zu verfolgen. Der östliche Vorgipfel des Hochwanners (2702 m.) war in 25 Min. leicht erreicht. Nunmehr begannen die Schwierigkeiten, die sich bis zum Vorgipfel des Hinterreinthaler Schrofens beständig steigerten. Der erste gewaltige Gratthurm wurde schwierig überklettert. Die nächsten Thürme umgingen wir auf der Südseite, indem wir über eine sehr schwierige, brüchige Wand zu einem Geröllband hinabstiegen und dieses eine Strecke verfolgten. Sodann kletterten wir wieder zum Grate empor, der sich stellenweise zu einer messerscharfen, im Reitsitze zu überwindenden Schneide zusammenschnürt. Nach Passierung einiger sehr heikler Passagen erreichten wir um 11 U. den Punkt 2506 der bayrischen Positionskarte, einen ziemlich auffallenden Kopf, auf dem wir einen Steinmann errichteten und unsere Karte deponierten. Nunmehr kam das schwierigste Stück der Gratwanderung: eine Reihe von Thürmen auf eine Strecke von ca. 100 m., die sämmtlich mangels jeder Möglichkeit des Ausweichens überklettert werden mussten. Was hiebei Exponiertheit der Kletterei (nach Norden Steilabsturz von ca. 500 m. zum Kare „in der Jungfer", gegen Süden ein solcher von ca. 300 m.) und Brüchigkeit des Gesteins anbetrifft, ist eine Steigerung kaum denkbar. Besonders unangenehm gestaltete sich die Ueberwindung eines ca. 3 m. hohen, aus der Gratschneide hervorstehenden Zackens, um den man sich, lediglich mit den Händen einen Halt findend, herumschwingen musste. Die nächste Zackenreihe wurde wieder
theilweise auf der Südseite mittelst schmaler, oft sehr schwieriger Traversen umgangen, die höchstens 20 m. unterhalb des Grates sich befanden, und sodann der Grat ohne besondere Schwierigkeit, jedoch immerhin nicht leicht, bis zum Signalgipfel des Hinterreinthaler Schrofens und zu diesem selbst verfolgt (Ankunft 1 U. 50). Die Fortsetzung der Gratwanderung bis zur Oberreinthaler Scharte musste wegen Nebels aufgegeben werden. Den Abstieg nahmen wir nach Süden. Derselbe ist im Allgemeinen einfach. Der Gratübergang vom Hochwanner zum Hinterreinthaler Schrofen bietet ungewöhnliche Schwierigkeiten und erheischt wegen des schlechten Gesteins grosse Vorsicht.
Ferdinand Henning (Algäu-Immenstadt)
Quelle: Mitteilungen des DÖAV 1898, Seite 18
Datum erste Besteigung:
1897
Gipfel:
Hochwanner (Wettersteingebirge)
Erste(r) Besteiger(in):
Heinrich Anton (Garmisch)
Henning Ferdinand
Leberle Hans