Ostflanke und Nordostgrat (Normalweg heutiger)

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Routen Details:
Erste vollständige Begehung des Nordostgrates E. von Böhm, M. Ritter von Schneider-Ernstheim, Bartl und J.(Hans?) Außerhofer am 8.8.1876;
Der Hochgall 3442m.
Aufstieg von Rain, Abstieg zur Patscheralpe im Defereggenthale. Von M. Kitter von Scbneider-Ernstlieim in Wien.
Dr. Eugen von Böhm und ich verliessen am 7. August 1876 um 6:40 Abends das neue Gasthaus bei der Kirche in Rain 1596m und erreichten um 8:20 die Obere Terneralpe 2300m an der südlichen Thalwand des Bacherthales. Um 2:34 nächsten Morgens brachen wir bei Mondschein in Begleitung der Führer Hans und Bartl Ausserhof er von der Alphütte auf, umgingen zuerst auf betretenem Wege über Wiesen, dann ein halbe Stunde lang über eine Moräne die Nordabhänge des Schneebigen Nock's und betraten um 3:54 den westlichen Rieserferner in einer Seehöhe von 2700m. Dieser wurde in der Richtung gegen das »Graue Nöckle« überquert und um 4.30 der Westrand des mittleren Rieserferners erreicht. Nach kurzer Rast bis 4:55 umgingen wir auf demselben die nördlichen Abfälle des Grauen Nöckle's und gelangten so zum östlichen Rieserferner in einer Seehöhe von 2750m., wo sich unser Weg mit dem seither gewöhnlich von Rain eingeschlagenen durch das Bacherthal vereinigte. Der Anstieg von hier zur Spitze wurde auf dem von Harpprecht 1872 zuerst begangenen Wege ausgeführt und dieselbe um 7:28 erreicht. Nach dem Genüsse einer ganz ungetrübten Aussicht verliessen wir den Gipfel um 9:27 bei völliger Windstille. Indem wir den nordöstlichen Kamm verfolgten, war zunächst eine 10 m. tiefe Firnscharte zu überwinden, dann waren zwei aber aus dem Grate hervorragende, aus steil gestellten Granitplatten bestehende Felsköpfe zu überklettern. Weiterhin fanden wir den beiderseits sehr steil abfallenden Kamm zu einer Firnschneide zugeschärft. Entlang derselben, häufig auch auf ihr selbst, schritten wir einem Felskopfe zu, der um 10:27 erreicht war. Wir hatten bisher die nordöstliche Bichtung eingehalten, waren aber nur um 70m tiefer gekommen; von hier liesen wir uns in einer steilen Schneerunse, vorsichtig Stufen tretend, auf der Südseite des Kammes zum Patschergletscher hinab, übersprangen die hier 3m hohe Randkluft und schritten nun auf dem fast klüftelosen Patschergletscher dessen sanftgeneigter Zunge zu, deren Ende um 12 Uhr Mittags erreicht war. Um 12.55 wieder aufbrechend, trafen wir die lange Stirnmoräne des Gletschers völlig mit Lawinenschnee bedeckt und konnten von diesem weg den guten Alpenweg betreten. Um 2:10 langten wir in der Patscheralpe an und hatten somit, die Rasten abgerechnet, zum Aufstiege von Rain aus 6, zum Abstiege 3 3 /4 Stunden benöthigt.
Von der Patscheralpe kehrten wir über das Klammljoch nach Rain zurück, wo wir noch am selben Tage um 8:20 Abends eintrafen. Die ganze Tour wurde von einem kleinen dachsähnlichen Hunde mitgemacht. Bei der als vorzüglich bekannten Rundsicht, welche der Hochgall bildet, verdient es noch bemerkt zu werden, dass die Besteigung dieses bisher in ziemlich üblem Rufe stehenden Berges von Rain aus auf dem beschriebenen Wege mit Nachtquartier in der Terneralpe nur unbedeutend schwieriger ist als die des vielbesuchten Glockner, und daher selbst von mittelmässigen Bergsteigern mit den ausgezeichneten Localführern gefahrlos unternommen werden kann. Der Abstieg nach Patsch dagegen erfordert schwindelfreie erfahrene Bergsteiger, sowie günstige Witterungs- und Schneeverhältnisse. Der Hochgall wurde in diesem Jahre bis zum 8. August schon viermal, somit öfter bestiegen, als in allen früheren Jahren zusammengenommen.
Nachträglich erlaube ich mir noch zu erwähnen, dass bereits am 29. Juli d. Jahres Herr Demeter Diamantidi aus Wien den Versuch gemacht hatte, den Hochgall von der Patscheralpe aus zu besteigen. Er war dabei aber nur bis zu einer Stelle des vom Gipfel gegen N. O. ziehenden Kammes in der Nähe jenes Felskopfes gelangt, von welchem aus wir in der Schneerunse abstiegen, und nachdem er dort eine Fahne aufgehisst, wieder zum Patschergletscher zurückgekehrt. Da nun zwischen jener Stelle und der höchsten Spitze gerade die schwierigsten Stellen liegen, welche von Herrn Diamantidi nicht bewältigt wurden, da ferner jene Stelle noch mehr als 50m niedriger als der Gipfel ist und deren Erreichung von dort aus noch mindestens eine halbe Stunde Zeit erfordert, so glaube ich wohl unsere Tour als »neu« bezeichnen zu dürfen,' da ja erst damit der Weg vom Gipfel des Hochgall zur Patscheralpe vollständig eröffnet wurde.
Ich erwähne dieses, weil Herr Diamantidi im Führerbuche des Joh. Ausserhofer in Rain und in einer Notiz der »Neuen Freien Presse« vom 5. und 12. August d. Jahres für sich das Verdienst in Anspruch genommen hat, den Hochgall von Patsch aus zuerst erstiegen zu haben, was um so weniger zutrifft, als wir zwischen der von ihm erreichten Stelle und dem Gipfel (hinter dem zweiten der bösen Felsköpfe) einen Stock eingerammt fanden, ein Beweis, dass schon vor ihm Jemand weiter als er vordrang, ohne den Gipfel zu erreichen.
Quelle: Mitteilungen des DÖAV 1876,Seite 268-270






Gipfel:
Hochgall
Erste(r) Besteiger(in):
Außerhofer Bartl
Außerhofer Hans
Böhm Eugen von
Schneider-Ernstheim M. Ritter