Westwand

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Routen Details:
Parseyerspitze (I. Erst, über die Westwand aus dem Parseyerthale).
Einer Anregung des Grinser Führers Waldner folgend, versuchte ich am 19. Juli 1895 die bisher noch nicht gelungene Ersteigung der Parseyerspitze aus dem Parseyerthale. Da Waldner nach einem von ihm früher unternommenen Versuche bedeutende Schwierigkeiten voraussah, wünschte er die Zuziehung seines Collegen Staggl. Nachdem wir 2 U. 30 morgens von Grins aufgebrochen waren, statteten wir zunächst der neuerdings mehrfach besuchten Stertaspitze einen Besuch ab, stiegen dann auf dem harmlosen Grat zur Tawinspitze hinüber und hinab zum Sattel, zwischen dieser und der Parseyerspitze an dem östlichen Hange des Parseyerthales querend, wobei wir etwas absteigen mussten, um die von der Spitze steil abfallenden, glatten Schrofen queren zu können; hierauf kamen wir bis zu einem Kamin, der sich von hier aus ziemlich weit verfolgen Hess. Derselbe sah sehr wenig vertrauenerweckend aus, bot aber nach Waldner's fester Ueberzeugung die einzige Möglichkeit des Anstieges. Wenn es auch gleich nöthig wurde, die Schuhe abzulegen, und die folgende Kletterei schwierig und sehr anstrengend war, so gieng es doch verhältnissmässig rasch bis etwa 70 m. unter die Spitze. Hier hatte Waldner bei seinem früheren- Versuche umkehren müssen. Indessen war es möglich, die ungangbare Stelle des Kamins zu überwinden, in
dem wir schwierig und exponiert links in die freie Wand auswichen und einige Meter oberhalb den Kamin wieder gewannen. Von da ab wurde der Aufstieg bedeutend schwieriger, und nach kurzer Zeit schien jede Möglichkeit weiteren Vordringens ausgeschlossen, da der Kamin durch einen fast 4 m. hohen Absatz, der oben durch einen überhängenden Felsen abgeschlossen wurde, gesperrt, ein Ausweichen aber nicht möglich war. Diese Stelle wurde dadurch überwunden, dass Staggl auf die Schultern und den Kopf Waldner's stieg und, durch dessen ausgestreckte Arme emporgehoben, ein paar winzige Griffe erreichte, von wo er sich mit grösster Anstrengung nach langer Arbeit über den überhängenden Felsen emporschwang. Von da ab gieng es über gut gangbare Schrofen in wenigen Minuten direct zur Spitze.
Wir hatten zum Durchklettern der Wand, deren Höhe etwa der Erhebung der Spitze über den Grinserferner entspricht, 3 St. gebraucht. Da seit dem Verlassen des Kamins Nebel mit Hagelschauern abwechselten, auch beim Aufseilen der Rucksäcke unsere letzte volle Weinflasche in das Thal abgestürzt war, begnügte ich mich, oben einen Eintrag in das „Fremdenbuch" zu machen, worauf wir so schnell als möglich dem gastlichen Obdach der Augsburgerhütte zustrebten. Nach 1/2 stündigem Aufenthalt setzten wir unseren Weg nach Grins fort, wo wir nach 9 U. abends eintrafen. Die Tour ist die schwierigste in der Parseyer Gruppe, sie erfordert neben absoluter Schwindelfreiheit bedeutende Ausdauer, und es ist, so lange nicht an der erwähnten kritischen Stelle künstliche Hilfsmittel angebracht sind, für alle Diejenigen, die sich den Führer nicht auf den Kopf steigen lassen wollen oder können, die Mitnahme eines zweiten Führers durchaus erforderlich.
Premierlieutenant Richard Dinkelmann, (S.Schwaben)
Quelle: Mitteilungen des DÖAV 1896, Seite 160

Parseyerspitze. I. Erst, aus dem Parseyerthale über die Westwand durch R. Dinkelmann-S. Schwaben mit Führer J. Waldner und Staggl-Gries, 19. Juli 1895 (M. A.-V. 1896, S. 160).
Quelle: Mitteilungen des DÖAV 1897, Seite 118;

Parseierspitze (3038m). Ersteigung über die Westwand aus dem Parseierthal durch Richard Dinkelmann mit den Führern Waldner und Staggl aus Grins am 19.Juli 1895 (Mitteilungen des DÖAV 1896, seite 160)
Quelle: Österreichische Alpenzeitung 1896, Seite 192





Datum erste Besteigung:
19.07.1895
Gipfel:
Parseierspitze
Erste(r) Besteiger(in):
Dinkelmann Richard
Staggl ???
Waldner J.