Napfspitze (Riblerkamm - Zillertaler Alpen)

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Höhe:
3.143 m
Infos:
Napfspitze 3151m, erste Ersteigung. 14. Juli.
Von Sand durchs Ahrnthal bis zum Griesbauer 1210 m, unterhalb St. Peter, an der Einmündung des Griesbachs in den Ahrnbach. Von hier an der Stirn des zwischen Walchbach und Griesbach vorgeschobenen Scheiderückens auf steilem, aber gut in Stand erhaltenem Zickzackweg über das hochgelegene (1432 m) letzte Bauerngut des Feuchtenberger zur Walchbach-Alpe 1830m (letzterem Bauern gehörig) 1 1/2 St. (die in 1 1/2 St. aufwärts zurückgelegte Verticaldistanz von 620m, pro Stunde somit 414m = 1278 W. F. documentirt sehr gut die Steilheit der Böschung, die selbstverständlich in ganz gemüthlichem Schritt bewältigt wurde). Auf der Alpe sommerte der Bauer selbst und empfing uns (die ersten touristischen Besucher überhaupt) mit geradezu rührender Gastlichkeit. Ankunft 7 1/2 Uhr Abends.
Ab 4 Uhr 30 früh verfolgten wir die Eichtung zum „Mitterjoch" der Sp.-K. bis zur Niveaulinie 2100m, lenkten dort rechts ab und erkletterten den schneidigen Felsgrat, der von der Napfspitze südwärts streichend Walchbach und Griesbach scheidet. Derselbe stürzt beiderseits schroff und klippig in die schutterfüllten Hochmulden ab, ist sehr zerrissen und vielfach gekrümmt, konnte aber theils auf, theils dicht unter der Schneide in seiner ganzen Erstreckung, freilich mit starkem Zeitverlust, begangen werden. Die sehr starke Wendung nordwärts, die der Zillerthaler Hauptkamm vom Mitterjoch weg bis zur Napfspitze nimmt, vergrössert die Entfernung zwischen dieser letzteren und der ganz am äussersten südlichen Eand des Alpenthals gegen das Ahrnthal hin gelegenen Walchbachalpe ganz bedeutend, verglichen mit der Situation anderer mehr westlich im Hauptkamm gelegenen Hauptgipfel und ihrer zugehörigen Alpen. Der letzte Kegel der Napfspitze selbst ist bedeutend steiler und schneidiger gebaut als der des behäbigen Eauchkofel, aber die gute Beschaffenheit der Felsen macht ihn für Geübte auf allen Seiten zugänglich. Als Knotenpunkt der Thäler Sondergrund, Hundskehlgrund, Walchbach, Griesbach war mir bei dem prachtvollen Wetter die Spitze ungemein instructiv. Der westlich gegenüberliegende durch seine bedeutende Höhe und Vergletscherung ausgezeichnete Ahornkamm konnte von der Wollbachspitze bis zum Grundschartner in allen Details studirt werden. Die glanzvolle Rundschau und Fernsicht ist im allgemeinen dieselbe, wie beim Eauchkofel (Glanzpunkte: Gerlos-Gruppe, Tauern, Eieserferner-Gruppe), nur hat die Napfspitze mehr Thalsicht, und zwar bis ins Innthal (Innsbrucker Gegend) hinaus. Wir hatten die Spitze 9 Uhr betreten und verliessen sie 11 Uhr 30. Kurze Zeit über Felsen,
dann über steiles Schneefeld wurde auf den Firn des Hundskehlgletschers in östlicher Eichtung abgestiegen und auf demselben der Hauptkamm von N. her wieder erreicht an einer gut kenntlichen Einsattlung in der Mitte zwischen der Napfspitze und dem östlich derselben gelegenen unbenannten, nördlich vorgeschobenen Gipfelpunkt (südlich vom Buchstaben h des Wortes Hundskehle auf der Sp.-K.), bei welchem der Hauptkamm sich plötzlich wieder SO. zur Wagnerschneidspitze 2898m wendet. Dieselbe kann füglich Griesbachjoch heissen. In den Griesbach und zwar bis zu dem hübschen See gleichen Namens hinab ziehen leicht begehbare Schneefelder. Wir erreichten den See 2680m 12 Uhr 30, die oberste Griesbachalpe 2070m 1 U. 45, die untere 1721m 2 Uhr 15 und den Griesbauer in Ahrn 3 Uhr. Der Weg im Griesbach geht an der linken Thalseite über endlose RasenTerrassen, die von Steingetrümmer besäet und von Stufe zu Stufe mit grossen, steil geneigten Platten besetzt sind, über welche der Bach, mehrmals hübsche Fälle bildend, herabschiesst.
Stuttgart. Prof. B. Seyerien.

Quelle. Mitteilungen des DÖAV 1880, Seite 176 und 177

Bild:
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Gebirgsgruppe:
Zillertaler Alpen
Erste(r) Besteiger(in):
Kirchler Stephan
Seyerlen Reinhold
Datum erste Besteigung:
14.07.1880

Routen:
Nordwestgrat
Ostwand
Südgrat - von St. Peter
Südwestgrat vom Hörndljoch über Speikkofel (2591m), Mitterjoch, Napfe (2734m) und Sonnwand (2844m)
von Nordosten aus dem Hundskehlgrund
von St. Jakob im Ahrntal
von Westen aus dem Sundergrund

(Route Neu)