Eötvös Cima

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Höhe:
2.825 m
Infos:
Cima Eötvös (Eötvösspitze, Zweithöchste oder Südwestliche Cadinspitze), 2837 m. 1)
Nur wenige Meter niedriger als der Kulminationspunkt der Gruppe, und von diesem durch die Hohe Scharte getrennt, weist dieser Gipfel in seinen nach Süden zum Marajakar abfallenden Wänden die größte Vertikalentfaltung der Gruppe auf. Viel weniger hoch sind seine Wände, die nach Nordwesten und Westen zum Nevaio und der Forcella di Nevaio sich hinabsenken. Aber auch von diesen Seiten gesehen, stellt sich die Cima Eötvös als eine der Höchsten Spitze ebenbürtige Berggestalt dar.
Diesen Gipfel habe ich für würdig gehalten, den Namen Eötvös dauernd in den schönen Bergen zu bewahren, in welchen sein Träger seit einem Vierteljahrhundert erforschend und erschließend tätig ist. Knüpft sich doch dieser Name als erster an die Ersteigungsgeschichte der berühmtesten Dolomitzinnen, des Zwölfers, Elfers, der Croda da Lago und anderer mehr, der Mehrzahl der Gipfel in der Gruppe der Cadinspitzen selbst.
Von einer Besteigung der Cima Eötvös ist in der Literatur nichts zu finden, doch hat, nach einer Privatmitteilung des Führers Pietro Siorpaes, dieser im Jahre 1887 den Gipfel mit Touristen ²) erreicht, als sie im Nebel den Weg auf die Höchste Cadinspitze nicht fanden. Soweit sich Pietro Siorpaes noch erinnern kann, wurde auf der Seite gegen die Hohe Scharte ein ziemlich schwieriger Kamin von 20 m Höhe erklettert, worauf Schrofen und kleine Platten zur Spitze ³) leiteten.
Pietro Siorpaes' Weg mag identisch sein mit der Route, die am 16. Juli dieses Jahres den k. k. Bezirksrichter Dr. Oskar Raffelsberger aus Langenlois und den Führer Josef Innerkofler aus Schluderbach zum Gipfel führte. Diese stiegen 4) von der Hohen Scharte in mäßiger Steigung zu einem etwa 30 m entfernten, leicht erkennbaren Felskopf auf der Val d'Onge-Seite und erkletterten einen etwa 30 — 35 m langen, stellenweise nicht leichten, doch überall gute Griffe und Tritte bietenden Kamin, der seine Fortsetzung in einer etwa ebenso hohen, geröllerfüllten Steilschlucht findet. Von deren Ende gelangten sie nach links in wenigen Schritten zur engen Scharte zwischen den beiden Gipfelblöcken. Nach Überkletterung einer 4—5 m hohen, entschieden schwierigen Wand wurde die östliche Gipfelkuppe in wenigen Minuten erreicht. Der kaum 1 m niedrigere Westgipfel ist vom oberen Ende der erwähnten Steilschlucht leicht in wenigen Minuten zu erreichen und dürfte schon öfters besucht worden sein. Dagegen scheint Josef Innerkofler der erste Bezwinger des nicht leichten höheren Gipfelblockes zu sein. — Die Kletterei von der Hohen Scharte aus dürfte bis zur Spitze etwa eine halbe bis drei Viertelstunden in Anspruch nehmen.
Die erste Ersteigung der Cima Eötvös von der Seite des Schneekares aus führten der Verfasser und Josef Innerkofler-Schluderbach am 10. September ds. J. aus. Wir erreichten, nachdem wir erst um 10 Uhr von Misurina aufgebrochen waren, um 10 1/2 Uhr die Forcella Verzi durch die nördliche Rinne. Der Anstieg durch diese Rinne war weit mühsamer und schwieriger gewesen, als ich erwartet hatte. Die im Verhältnis zu allen anderen Seiten des Berges geringere Neigung der Westwand wird direkt über der Forcella di Nevaio durch einen Gürtel steiler Felsen unterbrochen, der sich von der Forcella di Nevaio aus nach rechts bis in die glatten und senkrechten Wände des gewaltigen Felspfeilers hinauszieht, den die Cima Eötvös als Wächter gegen das Marajakar vorschiebt. Diese Steilzone nahmen wir wenig südlich der Forcella di Nevaio in Angriff, indem wir erst nach rechts aufwärts traversierten und dann einen steilen Kamin in festem Gestein erkletterten.
Hierauf folgte wenig geneigtes Felsterrain, über das wir rasch an Höhe gewannen. Oben hielten wir uns zu weit links und gelangten deshalb erst an den Rand der beide Gipfelblöcke trennenden Schlucht, als uns schon hohe Steilabstürze von deren Grund trennten. Wir beschlossen deshalb, erst dem niedrigeren Westgipfel einen Besuch abzustatten, und stiegen in hübscher Kletterei direkt von Süden zu ihm empor. 2 Uhr 50 Min. langten wir beim Steinmann an, hatten also zur Ersteigung des Berges bei sehr langsamem Tempo von Misurina aus nahezu fünf Stunden gebraucht. Nachdem wir noch dem greifbar nahen, jedoch durch eine etwa 15 m tiefe Kluft getrennten höchsten Gipfelblocke einen Besuch abgestattet hatten, stiegen wir auf der oben beschriebenen Route zur Hohen Scharte ab und kehrten über den Gletscher nach Misurina zurück. — Die Überschreitung der Cima Eötvös verdient, als interessanteTour von mittlerer Schwierigkeit, häufig wiederholt zu werden.

1) Diese Höhenangabe der italienischen Tävoletta dürfte auf einem Irrtum beruhen, da der Höhenunterschied zwischen Höchster Cadinspitze und Cima Eötvös entschieden größer als 4 m ist und meiner Schätzung nach mindestens das Vierfache beträgt.
2) Den Namen dieser Touristen konnte ich nicht ermitteln.
3) Jedenfalls wurde hierbei nur der etwas niedrigere westliche Gipfel erreicht.
4) Laut freundlichen Privatmitteilungen an die Schriftleitung und den Verfasser
Quelle: Auszug aus dem Artikel "Die Gruppe der Cadinspitzen in den Sextener Dolomiten" von Adolf Witzenmann in der Zeitschrift des DÖAV 1902, Seite 400-402

Bild:
Foto gesucht!
Gebirgsgruppe:
Dolomiten - Sextener Dolomiten
Erste(r) Besteiger(in):
Siorpaes Pietro
Datum erste Besteigung:
1887

Routen:
Nordwand
Südkante (vom Campanile Dülfer)
Südostseite (vom Campanile Eötvös)
Südwestwand
von Osten
von Westen

(Route Neu)