Zwillingskogel
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Höhe:
2.184 m
Infos:
Erste touristische Besteigung von Kreuz und Zwillingskogel durch F. Krischker und Dr. Fikeis im Jahre 1897 (Mitteilungen des DÖAV 1898, Seite 87)
Waschenriegel (ca. 1900 m., Aneroid), Kreuz (ca. 2200 m., Aneroid) und Zwillingskogel (ca. 2200 m., Aneroid); wahrscheinlich Erste tour. Ersteigungen.
Die Gruppe des Kleinen Priel ist theilweise noch nicht touristisch durchforscht (vergl. G. Geyer: „Erschliessuug der Ostalpen", S. 365). Zum Zwecke der touristischen Erschliessung des westlichen Teiles dieser Gruppe trafen wir am 17. Juli 1897 mit Bewilligung der dortigen herzogl. Württemberg'schen Jagdleitung in Begleitung eines Jägers auf der unteren (aufgelassenen) Sallmeralm ein. Wegen zweifelhaften Wetters beschränkten wir uns am 18. Juli auf eine Recognoscierung durch Ersteigung des uns vom Jäger so genannten Waschenriegels, eines von der oberen Sallmeralm nord- und dann nordwestwärts streichenden Seitenastes des Kleinen Prielkammes. Der Jäger begleitete uns morgens von der unteren Sallmeralm auf einem prächtigen Reitsteige auf die auch schon aufgelassene obere Sallmeralm und dann weiter durch Krummholz auf einem Jagdsteige bis an den westlichen Fuss des Waschenriegels. Um 9 U. 30 strebten wir allein durch steiles Geröll empor auf den Grat, welcher sich ziemlich zerrissen präsentierte, bis zu einer mächtigen, noch teilweise mit Schnee erfüllten Doline. Um eine vielleicht unliebsame Durchkletterung des Grates zu vermeiden, wandten wir uns auf die äusserst steile Ostseite, wo wir über zwei sehr exponierte Stellen mit Hilfe des Krummholzes und schliesslich des Seiles wieder den Grat erreichten und bald auf der Spitze waren (12 U. 30); das Aneroid gab beiläufig 1900 m. Seehöhe an, was so ziemlich richtig sein dürfte, da der auf der Militär-Specialkarte östlich gelegene, gemessene Punkt 1842 etwas unter uns lag. Wir restaurierten den zerfallenen Steinmann und befestigten auf einem dürren Krummholzaste ein weisses Taschentuch als Signal. Der Kamm des Kleinen Priel stak teilweise im Nebel, und wir konnten nur die nächste Umgebung klar beobachten. Um 3 U. stiegen wir diesmal auf dem ziemlich gut kletterbaren Grate selbst zur Doline und in der Anstiegsrichtung zum Jagdsteige ab, wo wir den uns entgegengekommenen Jäger trafen und mit ihm die obere Sallmeralm als Nachtquartier bezogen.
Am 19. Juli morgens entschieden wir uns für den hintersten westlichen Winkel der Gruppe, gerade nördlich vom Massiv des Grossen Priel. Um 6 U. brachen wir mit dem Jäger auf, welcher uns auf einem Jagdsteige entlang dem Nordfusse des Grossen Priel durch ein breites Kar, „Kirchtag" genannt, bis zu dem „Arzloche" führte. Dies ist jene auf der Specialkarte unbenannte Scharte (ca. 2000 m., Aneroid), welche den vom Grossen Priel nordwärts zum sogenannten Zwillingskogel der Specialkarte (2185 m.?) streichenden Grat durchsetzt. Der jenseitige Anblick ist grandios: vor uns die grausige Schlucht der Fleischbänke mit dem imposanten Hörn des Schermberges, links die ungeheuren Steilwände des Grossen Priel. Vom Arzloche stiegen wir mit dem Jäger noch ein Stück über den nördlich streichenden Kamm und wiesen ihn an, uns in der Nähe zu erwarten. So stiegen wir auf dem Kamme allein weiter in der Meinung, uns dem Zwillingskogel der Specialkarte zu nähern. Als wir über Felsblöcke eine Culmination erreichten, sahen wir plötzlich in ziemlicher Entfernung vor uns nordwärts ein anscheinend steiles, etwas begrastes Hörn, das die Specialkarte „Kreuz" (2183 m.?) nennt. Diese Culmination trägt ein .Steinmanndl. Etliche Minuten westwärts betraten wir eine zweite, etwa gleich hohe (ca. 2200 m., Aneroid), begrünte Culmination ebenfalls mit einem kleinen Steinmanne. Der Grat von hier nordwärts zum erwähnten Hörne sah zwar nicht einladend aus, aber wir wollten doch versuchen, hinüber zu gelangen. Nach kurzer Rast stiegen wir linksseitig etwas ab, erreichten bald eine Scharte und betraten den Fuss des Hornes, welches in seiner uns zugekehrten Nordseite von einer horizontalen Felsleiste durchquert wurde. Der Doppelgipfel erschien uns plattig. Höchst gespannt begannen wir das Hörn anzusteigen, gelangten bequem über die Felsleiste und dann überraschend schnell ganz harmlos jeder von uns gleichzeitig auf einen der zwei Gipfel. Wir riefen uns jauchzend zu, wer denn höher stehe; Jeder wollte tiefer stehen und den anderen Gipfel höher finden. Weiter nordwärts bricht das Hörn in jähen Felswänden zur Hetzau und in das Steyerlingthal ab; wir hatten ohne Zweifel den Nordrand des Todtengebirges erreicht. Auf beiden höchstens 50 m. von einander entfernten Gipfeln befanden sich Steinmanndln, aber keinerlei Karten oder andere touristische Ersteigungszeichen. Wir standen also jetzt auf jenem Punkte, den die Specialkarte „Kreuz" nennt. Das Aneroid wies wieder 2200 m. Seehöhe. Es war 10 U. 30 vormittags.
Nach gebührender Rast (der Anblick des Grossen Priel mit seinem schmucken Gipfelkreuze, und seines Bruders Schermberg, dazwischen der von uns im Vorjahre zuerst erstiegene Temelberg, ist überwältigend) stiegen wir zum Grate zurück, durchquerten von der Scharte links (ostwärts) das steile Schneekar „Haselbauernbüchse" und gewannen so östlich vom Zwillingskogel der Specialkarte den Kleinen Prielkamm. Dort trafen wir wieder unseren Jäger, welcher unsere Begehung beobachtet hatte; er versicherte uns, dass das von uns soeben verlassene Horn der „Zwillingskogel" und dass er von der Grünauer (Nord-) Seite bei Jagden schon oben gewesen sei; die Bezeichnung „Kreuz" für diesen oder einen sonstigen Gipfel der Umgebung sei ihm unbekannt. Wir sind daher der Ansicht, dass das "Kreuz" der Specialkarte der wirkliche „Zwillingskogel" und umgekehrt der „Zwillingskogel" der Specialkarte das „Kreuz" ist, weil sich dort tatsächlich der vom Grossen Priel nordwärts streichende Grat mit dem Hauptkamme des Kleinen Priel kreuzt. Befriedigt über den Erfolg unserer Erforschungstour stiegen wir mit dem Jäger, das Arzloch weit rechts lassend, direct durch das Kirchtagkar zu unserem Jagdsteige ab und waren bald wieder in der oberen Sallmeralm.
F. Krischker -Wien, Dr. Fickeis-Kremsmünster.
Quelle: Mitteilungen des DÖAV 1898, Seite 87
Bild:
Gebirgsgruppe:
Totes Gebirge
Erste(r) Besteiger(in):
Fikeis Wratislaw Dr.,
Krischker Fr.
Datum erste Besteigung:
19.07.1897
Routen:
vom Almtalerhaus
von der Welser Hütte
Zwillingskogelschlucht
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Route Neu)