Wasserradkopf
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Höhe:
3.032 m
Infos:
Erster Grat-Uebergang über Racherin 3107 m, Wasserradkogel 3025 m, Spielmann 3026 m, Kloben 2934 m und Brennkogel 3015 m.
Mein erstes Ziel, als ich das Glocknerhaus am 5. Juli 1885 um 3 Uhr Morgens verliess, war der Grat, der von der Racherin in südwestlicher Richtung herabzieht und der als Vorerhebung die Albitzenhöhe, ca. 3000 m, trägt. Ueber Alpenmatten und nacktes Gestein emporsteigend, erreichte ich den letzteren Punkt um 4 3 /4 Uhr, und 1/4 St. später die Racherin. Während meines Aufenthaltes auf diesem Gipfel (20 Min.) kam mir der Gedanke, auch den sehr selten, von Touristen vielleicht nie bestiegenen Wasserradkogel, der von der Racherin durch eine nicht besonders tiefe Grateinsenkung getrennt ist, zu
ersteigen. In 1/4 Stunde sehr raschen Gehens war ich drüben. Der eigenthümliche Name des sich über das Gutthal kühn aufbauenden Berges rührt wahrscheinlich von seinen übereinander gethürmten, überhängenden Plattenschichten her, die mit den Schaufeln eines Wasserrades eine entfernte Ähnlichkeit besitzen mögen. Der Gipfel gewährt einen sehr befriedigenden Einblick in das Thalbecken von Heiligenblut, in die Mattengründe des Peischlach- und Gössnitzthales, auf die Schober-Gruppe und den Glockner. — Auf die Racherin, wo ich meine Sachen zurückgelassen hatte, zurückgekehrt (6 Uhr) stieg ich, den Weg fortsetzend, über sehr steile Felsabbrüche zu der Kammeinsenkung zwischen der letzteren und dem Spielmann hinab, querte, ohne den (südlichen) Pfandlscharten-Gletscher zu berühren, ein längeres Stück des Westabsturzes des Grates, bis ich, nicht ohne Mühe, beiläufig in der Mitte des Kammes auf dessen Schneide gelangte. Um 7 Uhr 35 stand ich auf der Spitze des Spielmann. — Bis zu dieser Stunde war der Himmel ganz rein und wolkenlos gewesen. Plötzlich zeigte sich über der Spitze des Glockners ein kleines Wölkchen, welches, rapid anwachsend — in kaum 10 Min. — den dritten Theil des Firnamentes ausfüllte und beim Niedersenken alle höheren Gipfel einhüllte. — Der Gang zu dem nordöstlich gelegenen Kloben erforderte in Folge der ziemlich guten Beschaffenheit des Firns nur 15 Min. Ich blieb auf dieser Kuppe nur ganz kurze Zeit, da mir die Witterung Besorgnisse einflösste. — Südöstlich gegen das Gutthal-Kees absteigend, welches sich zwischen dem Kloben und dem Brennkogel ausbreitet, erreichte ich binnen Kurzem den alten Goldbergbau, den erst der zurückweichende Gletscher im Jahre 1857 blosgelegt hatte*). Morsche, zusammengestürzte Balken bezeichnen die Stelle, wo sich das alte Werkhaus befand. — Der erweichte Firn machte den Aufstieg auf den letzten Gipfel, den Brennkogel, etwas mühsam. Derselbe wurde um 8 1/2 Uhr betreten und der Aufenthalt hier auf 3 /4 St. ausgedehnt. — Die Aussicht von all den berührten Punkten, sowohl auf das Hochgebirge, namentlich auf die Glockner- und Schobergruppe, auf die Eauriser Berge und die Salzburger Kalkalpen, als wie auf die umliegenden Thalgründe, ist sehr instructiv und reich an grossartigen Bildern. Interessant gestaltet sich, speciell von dem Brennkogel, der Tiefblick in die ausgedehnten, vielfach verzweigten, von einem weiten Bergkranze umfassten, einsamen Alpengebiete des Seitenwinkelthales, welches nur selten von Touristen besucht wird. — Den Abstieg bewerkstelligte ich in nördlicher Eichtung über das Kloben-Kees gegen das Kar (Trauner Futterer Kar), wo der Trauner Bach entspringt. Anfänglich verfolgte ich ein Stück des Grates, betrat dann, indem ich einige Stufen in das harte Eis hieb, den Gletscher, wobei ich in kaum 4 Min. die gewaltige Höhendifferenz von ca. 800 m im einmaligen Abfahren zurücklegte. An einer eisigen Quelle im Karboden (3 /4 10 Uhr) hielt ich eine längere Rast, um später über die Trauner Alpe und das Fuscherthal, theilweise belästigt vom Regen, nach Station Bruck-Fusch zurückzukehren.
Salzburg, L. Purtscheller.
Quelle: Mitteilungen des DÖAV 1886, Seite 51
Bild:
Gebirgsgruppe:
Glockner-Gruppe
Routen:
Gratübergang Wasserradkopf - Racherin
Ostflanke
Südostkamm ("Rieplkamm")
Südsüdostkamm
Südwestanstieg
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Route Neu)