Kiene Hans Dr.
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Biografie:
geboren in Bozen
war Vorstand der AVS Sektion Bozen
Hans Kiene (+)
Die Südtiroler Bergsteiger trauern um einen ihrer Besten. Am 24. Jänner ist Rechtsanwalt Dr. Hans Kiene gestorben - kurz nach seinem 70. Geburtstag. In jungen Jahren gehörte er mit seinen beiden Brüdern zu den verwegendsten Kletterern in den Dolomiten. Später — hinter ihm lagen vier zermürbende Jahre russischer Kriegsgefangenschaft - ist er mehr und mehr zum besinnlichen Bergwanderer geworden, der wie kein anderer die Berge und Täler Südtirols bis in die letzten Winkel kannte, und wie kannte! Die Beine allein machen es nicht; es war eine selten schöpferische Verbindung von Geist und Gemüt, aus der Hans Kiene das Kleine wie das Große schärfer und tiefer erfaßte als die meisten anderen und es zum inneren Besitz verwandelte. Dies und seine vornehme Selbstlosigkeit machten jede Wanderung mit ihm zu einem kostbaren Erlebnis. Und dazu hatte er alles gegenwärtig, was über die Berge Südtirols je geschrieben worden war von Bergsteigern, Dichtem und Wissenschaftlern. Kein Gipfel, den er nicht von jeder beliebigen Spitze aus ohne Zögern erkannt hätte. Und er teilte seinen inneren Reichtum mit vollen Händen aus, nicht allein an seine Weggefährten. Unabsehbar ist die Zahl seiner Vorträge - jeder ein Kunstwerk für sich - seiner Aufsätze, Monographien über Berggruppen, Führerwerke und Bücher - bis zu seinem reifen Alterswert, dem großen Dolomitenbuch, das nach der Meinung eines Kenners das weitaus schönste und interessanteste ist, was über die Dolomiten geschrieben wurde. - Hans Kienes Leben gehörte zu den besonders begnadeten Begegnungen zwischen Mensch und Berg.
H.
Quelle: Mitteilungen des ÖAV 1959, Heft 3, Seite 15
Dr. Hans Kiene
Obwohl von schwerer Krankheit gezeichnet, starb trotzdem überraschend am 24. Jän-ner 1959 Dr. Hans Kiene in seinem Heim in Wolfsgruben am Ritten bei Bozen.
In die stillen Weiten der Rittner Landschaft hatte sich Hans Kiene in den letzten Jahren seines erfüllten Lebens zurückgezogen. Hier konnte er eins sein mit Wald und Feld, fernab von allem Lärm, den er ? wenn er es überhaupt konnte ? haßte. Ihm gegenüber standen die stolzen Burgen der Dolomiten; vom Ritten aus fiel sein Blick hinüber zum Latemar, zum Schlern, zum Rosengarten und auf die Langkofel-Sella-Gruppe.
Jahrelang hatte sich Dr. Kiene als Erster Vorstand der Sektion Bozen des Südtiroler Alpenvereins zur Verfügung gestellt. Einen kleinen Teil des Dankes konnte ihm die Hauptleitung dadurch abstatten, daß sie ihm die Ehrenmitgliedschaft verlieh.
Hans Kiene ist ein Kind der Talferstadt Bozen. Hier wuchs er auf und hier wuchs er auch in einen Kreis junger, ideal gesinnter Menschen hinein, zusammen mit seinen Brüdern Kurt und Ernst. Die ?Kiene Bueb'n" ? das war in Bozen ein Begriff und die Routen dieser Brüder haben heute noch hohen Rang und Klang; Sie zeichnen sich vor allem durch Schönheit, Eleganz und Vollendung der Linienführung aus. ha diesen Jahren fand Dr. Kiene auch den Anschluß zum Österreichischen Alpenklub. Kurt Kiene fiel im ersten Weltkrieg, gerade in einer Zeit, in der ihm seine allerschönsten Erstbegehungen in den Dolomiten gelungen waren. Dr. Ernst Kiene starb vor einem Jahr ? und heuer haben wir Dr, Hans Kiene zu Grabe getragen.
Aus dem bunten und vielfältigen Leben des Verstorbenen seien nur einige Mark-steine genannt. Der Kaiserjäger-Oberleutnant geriet bei Przemysl in russische Gefangen-schaft, wurde bis an die Grenzen Chinas verschleppt und kam lange nach Kriegsende erst heim;. selbst hatte er sich diesen Weg in abenteuerlicher Flucht erkämpft.
Später hat Dr. Kiene den extremen Felsfahrten Lebewohl gesagt. Und ? so seltsam dies klingen mag ? gerade deshalb ist für uns der Verlust dieses Südtiroler Bergsteigers unersetzlich. Denn in diesen Jahren hat Dr. Kiene den verborgensten Winkeln der Berg-heimat nachgespürt, hat die Menschen, Blumen und Tiere studiert, kannte sich wie kein
Zweiter in allen alpinen Belangen aus und hat uns durch das Werk seiner schreibgewandten Feder dieses reiche Wissen übermittelt. Von seinen vielen Veröffentlichungen sei hier vor allem sein. großes Dolomitenbuch genannt.
So wurde Dr. Kienes Heim am Ritten zu einem Mekka der Südtiroler Bergsteiger. Dr. Kiene wußte einfach alles ? und er sagte es freimütig auch allen, gewürzt mit seinem legendären Humor, der ihn zu einem beliebten Gesellschafter werden ließ.
Tief traf ihn vor einigen Jahren der Tod seines alten Freundes Jörgl Mahlknecht, den man in Südtirol den ?Schlernvater" nannte. Die Reihen lichteten sich, die Zeit wurde schnellebig und modern, und Dr. Klone sprach oft seine, Sorge darob aus. Aber er hat immer daran geglaubt, daß der alpine Geist in Südtirol unverletzlich ist, und wir dürfen an seiner Bahre sagen, daß es tatsächlich so ist.
An einem strahlenden Wintertag haben ihn seine Freunde in dem kleinen Dörfchen Unterinn am Ritten zu Grabe getragen, Man sah an diesem Tag mehr Trachten und Kletterkluft als schwarze Anzüge. Sie waren fast alle gekommen, die im Südtiroler Alpenverein für ihr Volk arbeiten und für die Berge leben, Harms Forcher-Mayr sprach ergreifende Abschiedsworte am offenen Grab, der alte und treue Freund Karl Felderer ? der Schöpfer des Südtiroler Heimatliedes ? sprach Verse, in denen es auch hieß, daß wir uns alle dereinst im ewigen ?Rosengarten wiedersehen werden,
Hans Kiene hat sich den Platz. für sein Grab selbst ausgesucht, Es liegt an der Mauer der Kirche von Unterinn. Es ist ein guter Platz. Denn wenn dereinst der Tag der Auferstehung kommt und Hans Kiene seine Augen öffnet, dann sieht er den Schiern gerade vor sich, herrlich und groß.
J. Rampold
Quelle: Österreichische Alpenzeitung 1959, Folge 1304, Seite 68-69
Dr. Hans Kiene (+)
Am 24. Januar 1959 starb wenige Monate nach Vollendung seines 70. Geburtstages am Ritten in Südtirol Dr. Hans Kiene. Mit seinen bereits früher aus dem Leben geschiedenen Brüdern Kurt und Ernst ist er aus dem Südtiroler Bergsteigertum nicht wegzudenken. Kurt, der im ersten Weltkrieg fiel, war ein brillanter, wagemutiger Kletterer (Diagonalriß an der Fünffingerspitze), Hans hat vor allem mit der Feder aus der Fülle seines Wissens und Herzens seiner Heimat und den Bergsteigern manchen Dienst erwiesen. Aus seinen Veröffentlichungen wird immer als Denkmal sein großes, von Robert Zinner illustriertes Dolomitenbuch herausragen.
Quelle: DAV Mitteilungen 1959, Heft 3, Seite 53
Kiene Hans Dr.,Südtirol, + am Ritten (Südtirol)
Bruder von Ernst und Kurt Keine, + am Ritten (Südtirol),Bergpartner von Josef Mahlknecht (Jörgl).
1909 1.Beg.Rosengartenspitze-Ostwand "Kiene Führe",IV,600 HM,2981m, (Rosengarten,Dolomiten)
1912 1.Beg.Schlern-Mull-Wand-Nordostflanke,II,500 KM,2437m, (Schlern,Dolomiten)
1912 1.Beg.Col Torond-Südwand-Südwandkamin,VI,2651 m, (Puez-Geislergruppe)
1913 1.Beg.Piz Lasties-Südostwand "Kiene",2875m, (Sellamassiv,Dolomiten)
1921 1.Beg.Erzlahnspitze-Nordwestwand "Kiene-Singer-Führe2,II,2749m, (Latemar,Dolomiten)
1921 1.Beg.Mittlerer Molignon-Nordostwand,2852m, (Rosengarten,Dolomiten)
1921 1.Beg.Nördlicher Molignon (Alpenplattenspitze)-Südostgrat,2684m, (Rosengarten,Dolomiten)
1922 1.Beg.Nördlicher Molignon (Alpenplattenspitze) (Croda dell'Alpe)-Nordostwand,2684m,
(Rosengarten,Dolomiten)
1922 1.Beg.Piz Gralba-Westwand "Kiene-Führe",III,2974m, (Sella,Dolomiten)
1923 1.Beg.Nördlicher Molignon (Alpenplattenspitze) (Croda dell'Alpe)-Südwestwand,2684m,
(Rosengarten,Dolomiten)
1926 1.Beg.Mugoni-Spitze-Nordspitze-Nordwestgrat,III,2757m, (Dolomiten)
1926 1.Beg.Vajolon-Kopf-Westwand "Mahlknecht-Kiene",III,180 KM,2644m, (Rosengarten)
1930 1.Beg.Ultener Hochwart-Nordostwand,2626m, (Ortler Alpen)
1931 1.Beg.Neunerspitze-Nordwestwand "Kiene-Führe",IV,2968m, (Fanesgruppe,Dolomiten)
1931 1.Beg.Östliche Puezspitze-Nordflanke,III,2913m, (Puezgruppe,Dolomiten)
1939 1.Beg.Saldurspitze(Salurnspitze)-Nordostgrat,III,3433m, (Südliche Ötztaler Alpen)
1939 1.Beg.Hochalt-Ostflanke,3285m, (Ötztaler Alpen)
Gerd Schauer, Isny
Geboren am:
1889
Gestorben am:
24.01.1959
Kiene_Hans_-_AVS_1988-04-3.pdf
Erste Route-Begehung