Steininger Karl

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Biografie:
Steininger Karl, * 1872 in Salzburg (Österreich), später Innsbruck,
+ 7.09.1935 in Innsbruck (Österreich)

Karl Steininger (+)
Am 27. September 1935 verschied zu Innsbruck nach kurzer Krankheit unser Klubmitglied Karl Steininger, ein Mann, der sich durch seine Verdienste um die Erschließung der Lechtaler Alpen das Recht erworben hat, daß seiner hier kurz gedacht werde.
Geboren 1872 in Salzburg, kam Steininger an die dortige Lehrerbildungsanstalt, wo Ludwig Purtscheller, der Unvergeßliche, als Turnlehrer wirkte, der es verstand, in seinen Schülern den Sinn für die Schönheit der Berge zu wecken. Sein Beruf führte Steininger zunächst nach Wien, wo er viele Jahre als Bürgerschul- und Fachschullehrer tätig war. Hier fand er als guter Mathematiker und hervorragender Schachspieler Eingang in einen Kreis von geistig hochstehenden Männern, die dem temperamentvollen, witzigen Salzburger als Gesellschafter zu schätzen wußten. Zu dieser Zeit unternahm Steininger auch schon öfters Fahrten nach Tirol und führte dort meist abseits von begangenen Wegen in vielen Berggruppen Ersteigungen aus.
Von Bedeutung wurde für ihn jedoch das Jahr 1897, in welchem er auf der Hochzeitsreise ins Stanzertal kam. Einheimische machten ihn dort auf die noch wenig bekannten Berge der südlichen Lechtaler Alpen aufmerksam, die der Erschließertätigkeit des Memminger Reallehrers Spiehler entgangen waren. Mit feurigem Eifer griff er zu und erstieg zunächst allein die Samspitze (2625m), mit dem Gemsjäger Martin Draxl, vulgo Lipple, dann die Rostpitze (2841m) und wieder allein den Griesmuttekopf (2804m). In den nächsten Sommern eröffnete er mit Draxl mehrere neue Wege auf die einsamen Felshäupter der südlichen Lechtaler Alpen, wie Freispitze (über die Südwand und den Ostgrat), Saxerspitze usw. und dehnte dann Jahr um Jahr seine Streifzüge immer weiter gegen den Lech zu aus. 1911 erschien in der „Zeitschrift des D.u.Ö.A.V.“ sein erster größerer Aufsatz: „Aus den Lechtaler Alpen. Ein Begleitwort zur Karte“, und 1914 ein kleiner, nun längst vergriffener Führer: „Das Stanzertal“. Unterdessen hatten die AV-Sektionen Anhalt, Ansbach, Augsburg, Hanau, Memmingen usw. die Lechtaler Alpen zu ihrem Arbeitsgebiet erwählt, denen Steininger ein fachkundiger Berater bei Weg- und Hüttenbauten wurde. Die Sektion Ansbach ernannte ihn dafür zu ihrem Ehrenmitgliede.
Im Jahre 1921 ging Steininger in den Ruhestand und übersiedelte nach Innsbruck. Hier fand er im Kreise der „Melzerknappen“ Aufnahme, einer Gesellschaft junger Gipfelstürmer, die sich nach dem Innsbrucker Bergsteiger Otto Melzer benannt hat, der an der Nordwand der Praxmarerkarspitze sein Leben ließ. Den Anregungen Steiningers folgend, verlegte diese Schar nun ihre Tätigkeit hauptsächlich in die Lechtaler Alpen und bald waren so ziemlich alle noch unbetretenen Wände und Grate gefallen. Damit war die Unterlage geschaffen sowohl für einen Führer durch die Lechtaler Alpen, der denn auch 1924 unter der Leitung Steiningers bei Wagner in Innsbruck erschienen ist, als auch für den betreffenden Abschnitt in dem Buche „Der Hochtourist in den Ostalpen“, den Steininger gewissenhaft bearbeitet hat. Leider konnte er sein reiches Wissen über Geschichte, Namen, Volkskunde, Geologie und Pflanzenkunde der Lechtaler Alpen in diesem Führer nicht verwerten, sondern mußte sich auf Angaben für Kletterer und Hochtouristen beschränken. Dies holte er indessen in einigen späteren, fesselnd geschriebenen Aufsätzen nach, die in verschiedenen Zeitschriften erschienen sind. In den folgenden Jahren lebte Steininger den Sommer über meistens in Südtirol, wo er von Kaltern aus u.a. auch Touren in die völlig unbekannten Nonsberger Alpen unternahm, die er 1927 im „Jahrbuch des Österr. Touristenklubs“ anziehend beschrieben hat. Der diese Berge behandelnde Abschnitt im „Hochtourist“ wurde von ihm und Dr. Hans Keine bearbeitet, ebenso jener über die Palaier Berge (Cima d’Asta).
Karl Steininger war zwar ein Feuerkopf, doch voller Herzensgüte und Hilfsbereitschaft, „jung mit den Jüngsten und fröhlich mit den Frohen“, ein kraftvoller, die Freiheit über alles liebender deutscher Mann, der im Gedächtnis seiner Freunde dauern fortleben wird.
Quelle: Österreichische Alpenzeitung 1936, Folge 1165, Seite 13


Quelle: DAV Mitteilungen 1936, Seite 47 (zur Namensverwechslung vgl. S 75)

1899 2.Beg.Freispitze-Südwand,2884m, (Lechtaler Alpen)
1903 1.Beg.Freispitze-Südostflanke aus dem Parseier Gries,2884m, (Lechtaler Alpen)
1907 1.Beg.Furglerspitze-Südwestflanke,2592m, (Lechtaler Alpen)
1907 1.Beg.Rotspitze-Nordwestgrat „Horizontalquerung",2837m, (Lechtaler Alpen)
1907 1.Beg.Saxerspitze-Südwestgrat,2690m, (Lechtaler Alpen)


Geboren am:
1872
Gestorben am:
27.09.1935

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