Merzbacher Gottfried

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Biografie:
Merzbacher Gottfried Dr.h.c., * Baiersdorf bei Forchheim (Franken), 1868 München, + München

Gottfried Merzbacher wurde am 16.März 1846 in Baiersdorf geboren. In München lebte er als Kürschner und Pelzhändler. Seine bergsteigerische Karriere begann er Ende der 70er Jahre. Bald gelangen ihm Neutouren in den nördlichen Kalkalpen und in den Dolomiten. Von 1877-1887 war er bei der Erschließung der Marmolatagruppe, Rosengarten, Agordiner Alpen, Brenta beteiligt. Ihm glückte die Besteigung mehrerer Spitzen in der Sellagruppe, in der Geißlergruppe und der Tschierspitzen (Cirspitzen). Mit der Vorliebe für einsame, unerschlossene Gipfel fand der Münchner in der Rosengartengruppe ein großes Betätigungsfeld und begann mit der systematischen Erkundung der dortigen Bergwelt. Er bestieg schon 1879 als erster mit den Bergführern Cesare Tomè, Giorgio Bernard und Giovanni Battista Bernard den 3205m hohen Gran Vernel in den Dolomiten und im gleichen Jahr die Punta dell?Uomo mit Cesare Tomé, Santo Siorpaes und Bernard. 1881 erstieg er mit dem Führer Giorgio Bernard aus Campitello erstmals den Mugoni-Hauptgipfel. 1982 folgten die nördlichen Vajolettürme und die schwierige Tscheinerspitze, die lange allen Ersteigungsversuchen getrotzt hatte. 1983 tut sich Merzbacher mit dem Bozener Bergsteiger Johann Santner zusammen und erkletterte viele Höhen im Molignonzug, den Antermoiakogel und 1984 den Großen Valbonkogel im Tschamintal. Viele schwere Erstbegehunge in den Dolomiten folgten. Im Jahre 1887 glückte ihm die erste Winterbesteigung des Schlern mit Johann Santner und eine neue Route auf die Rosengartenspitze.
Mit Thomas Widauer vom Hintersteiner See wagte er 1880 einen Besteigungsversuch auf das Totenkirchl im Wilden Kaiser. 1881 folgte die erste Besteigung des Totenkirchl, die Hochgrubachspitzen und die Törlspitze im Wilden Kaiser.
Auch in den Westalpen konnte er bemerkenswerte Touren durchführen. So gelang ihm die Überschreitung des Piz Bernina, der Meije und mit Hans Pfann unangeseilt die Überschreitung des Matterhorns.
Er unternahm, nach dem er sich aus dem Berufsleben zurückgezogen hatte, ausgedehnte Forschungsreisen nach Celon, in den Kaukasus, nach Kaschmir, Persien und zu den Gebirgen Mittelasiens, mehrere Male in den Tienschan. Er hatte einen erheblichen Anteil an der Erschließung des Kaukasus und von asiatischen Gebirgen wie dem Tienschan und galt als Pionier im Kaukasus und dem Tienschangebirge. Bei seiner Kaukasus-Expedition 1891 beteiligten sich auch Ludwig Purtscheller und der Glocknerführer Hans Kerer. Bei diesem Unternehmen wurden erstmals Viertausender bestiegen und die Besteigung von Fünftausender wiederholt. 1892 bestieg er den Großen Ararat.
Er schrieb unter anderem ein zweibändiges Werk ?Aus den Hochregionen des Kaukasus?. Dafür wurde dem Franken den Doktor h.c. verliehen. Später erhielt er noch den Professorentitel.

1877 Best.Cimone della Pala,3184m, (Pala,Dolomiten) mit Hofmann
1878 1.Beg.Monte Pizzon von Westen "Normalweg",2240m, (Agordiner Dolomiten)
1878 1.touristische Best.Monte Schiara,2565m, (Schiara,Dolomiten)
1878 1.Best.Cima Bosconero,2468m, (Bosconerogruppe,Agordiner Dolomiten)
1878 Best.Sasso di Bosconero,2468m, (Bosconerogruppe,Agordiner Dolomiten)
1879 1.Best.Großer Vernel (Gran Vernèl) von der Ostseite "Normalweg",3205m, (Marmolatagruppe)
1879 1.Best.Sasso Vernale,3054m, (Marmolatagruppe,Dolomiten)
1879 1.Best.Cima dell'Uomo,2390m, (Tessiner Alpen)
1879 1.Best.Punta dell'Uomo,3003m, (Marmolatagruppe,Dolomiten)
1881 1.Best.Totenkirchl über Nordflanke "Merzbacher Weg",III,250 HM,2193m, (Wilder Kaiser)
1881 1.Best.u.1.Beg.Ellmauer Tor durch Steinerne Rinne,1981m, (Wilder Kaiser)
1881 1.Best.Östliche Hochgrubachspitze über Ostgrat von der Ackerlspitze,2284m, (Wilder Kaiser)
1881 1.Best.Westliche Hochgrubachspitze aus dem Griesner Kar "Normalweg",2277m, (Wilder Kaiser)
1881 1.Gratübergang von der Östlichen,2284m, zur Westlichen Hochgrubachspitze,2277m, (Wilder Kaiser)
1881 1.Best.Törlspitze,3052m, (Wilder Kaiser)
1881 1.Best.Mugoni-Hauptspitze über Westflanke "Normalweg",150 HM,2764m, (Rosengarten)
1881 1.Best Mugoni-Südspitze über Westflanke "Normalweg",150 HM,2739m, (Rosengarten,Dolomiten)
1881 Best.Vajoletturm-Nordturm,2810m, (Rosengarten,Dolomiten)
1882 1.Best.Vajolettürme-Hauptturm über Südostflanke "Normalweg",II,2821m, (Rosengartengruppe)
1882 1.Best.Tscheiner-Spitze über Nordwand,II,250 HM,2791m,(Rosengarten)
1882 1.Beg.Östliche Tschaminspitze-Westgrat,2759m, (Rosengartengruppe)
1882 1.Best.Westliche Tschaminspitze über Nordflanke "Normalweg",II,2750m, (Rosengartengruppe)
1882 1.Beg.Westliche Tschaminspitze über Südflanke,II,2750m, (Rosengartengruppe)
1882 1.Best.Torre Principale,2821m, (Rosengarten)
1882 1.Best.Regalpspitze von Norden aus dem Griesner Kar "Normalweg",2249m, (Wilder Kaiser)
1883 1.Best.Antermoja-Kogel über Ostgrat "Normalführe",I,100 HM,2902m, (Rosengarten)
1883 1.Best.Mittlerer Molignon (Molignon di Mezzo) über Südflanke "Normalweg", 2852m,(Rosengarten)
1883 1.Best.Östlicher Molignon (Molignon di Dentro) über Südwestflanke "Normalweg", 2843m, (Rosengarten)
1884 1.Best.Großer Valbon Kogel über Südflanke "Normalweg",II,2824m, (Rosengarten)
1884 Expeditionen Persien, Kaschmir, Ceylon,Kaukasus und zu den Gebirgen Mittelasiens.
1885 1.Best.Le Meisules-Westgipfel (Sas dai Ciamorces),2999m, (Meisulesgruppe,Sella,Dolomiten)
1885 1.Beg.Piz Miara Nordschlucht "Santner-Schlucht",2964m, (Sella,Dolomiten)
1885 1.Beg.Langkofel ?Normalweg-Westliche Variante",III,3181m, (Langkofelgruppe)
1885 1.tour.Best.Wasserkofel über Südseite,III,2915m, (Geislergruppe)
1885 Beg.Campanile di Brenta,2937m, (Brenta,Dolomiten)
1885 1.Beg.Cima Tosa-Ostgrat "Ostgratvariante",II,350 HM,3173m, (Brenta,Dolomiten)
1885 1.Best.Campanile Alto "Normalweg",II,2937m, (Brenta,Dolomiten)
1886 1.Beg.Zufrittspitze-Ostflanke und Südgrat,II,3438m, (Ortlergruppe)
1887 1.Best.Rosengartenspitze-Südgipfel- Südgrat,III-,300 KM,2981 m, (Rosengarten,Dolomiten)
1987 1.Winterbest.Schlern,2563m, (Schlern,Dolomiten)
1887 Best.Fermedaturm,(Geislergruppe,Dolomiten)
1887 1.Beg.Große Tschierspitze (Cirspitze)-Westflanke "Normalweg",2592m, (Puezgruppe)
1889 3.Beg.Watzmann-Südspitze-Ostwand "Kederbacher Weg",IV,2713m, (Berchtesgadener Alpen)
1891 Teiln.Kaukasus-Expedition,Best.neun Viertausender
1891 1.Best.Uschbasattel,(Kaukasus)
1891 Best.Elbrus,5630 m, (Kaukasus)
1891 Best.Kasbek,5033m, (Kaukasus,Georgien)
1891 1.Best.Sullukol-Basch, (Dschaiük-Gruppe,Kaukasus)
1892 Zahlreiche Erstbesteigungen bei Expedition Östlicher Kaukasus,
1892 Best.Großer Ararat,5137m, (Türkei)
1901 Überschreit.Matterhorn-Hörnligrat-Italienergrat,4478m, (Walliser Alpen)
1903?1907 bereiste Gottfried Merzbacher den Tianshan in Zentralasien.
6.Überschr.Piz Bernina,4049m, (Berninagebiet)
Überschr.Meije,3983m, (Dauphiné)
Best.Monte.Schiara,2565m, (Schiaragruppe,Dolomiten)
Best.Punta Tasca, (Marmolatagruppe)
Gerd Schauer, Isny im Allgäu

Prof. Gottfried Merzbacher (+)
Der bekannte Münchner Asienforscher Prof. Dr. h.c. Gottfried Merzbacher ist in der Nacht zum Mittwoch v. W. im 80. Lebensjahr gestorben.
Gottfried Merzbacher wurde am 9.März 1846 in Baiersdorf bei erlangen geboren. Bergfreudigkeit trieb ihn schon in jungen Jahren in verschiedene Teile der Ostalpen, wo ihm im Verein mit trefflichen Führern (mit. Joh. Kederbacher, Steinackerer,Nikolussi u.a.) eine Reihe bemerkenswerter Ersteigungen, darunter viele Neutouren, glückte. In den Dolomiten sowie in der Adamello-, Brenta- und Ortlergruppe bezwang sein Fuß viele Gipfel, teils zum ersten Male, teils auf neuen Wegen. Im Kaisergebirge fiel das Totenkirchl 1881 seinem Ansturm. Seine kühnen Bergfahrten setzte er auch noch bis zum Beginn der neunziger Jahre fort. Von 1891 an wandte er sich größeren Aufgaben zu. Mit Ludwig Purtscheller drang er in den zentralen Kaukasus vor und bestieg die höchsten Gipfel dieser gletscherumwallten Kette.
Im Spätherbst 1891 ging er nach Innerasien, um den Tien-Schan, das „Himmelsgebirge“, kennen zu lernen. Unmittelbar darauf (im August 1892) verwirklichte er seinen Plan einer zweiten Kaukasusfahrt, wobei die vier höchsten Gipfel der gewaltigen Bogoskette von verschiedenen Tälern aus zum ersten Male bezwungen wurden. Die anziehende Schilderung seiner beiden Vorstöße in den Kaukasus verwob er geschickt mit der eingehenden Darstellung von Land und Leuten dieses Hochgebirges in dem zweibändigen Werke „Aus den Hochregionen des Kaukasus“ (1901). In den folgenden Jahren (zuletzt 1907/08) besuchte er den zentralen Tien-Schan und dessen östliche Fortsetzung, den vielgipfeligen, über 6500 m aus kahler Wüstenlandschaft aufsteigenden Gebirgszug der Bogdo Ola. Einige vereiste Bergzinnen daselbst von 40000 bis 4500 m in der Umrandung derselben bestieg er, um Einblicke in den Bau und die Zusammensetzung dieser großartigen Gebirgsgruppe zu gewinnen.
Aus diesen Reisen erwuchs sein zweites Hauptwerk, „Die Bogda Ola“ (1916), von wissenschaftlicher Gründlichkeit und auch von Bergsteigerlust durchglüht. Denn in dem gelehrten Forscher regte sich auch noch zur rechten Zeit der begeisterte Alpinist, der nach seinem eigenen Geständnisse den Reiz der Asienreisen darin fand, daß er „in weltfernen Winkeln die Poesie der erhabenen Alpenwelt“ ganz auf sich einwirken lassen konnte.
Erwähnt sei noch, daß die philosophische Fakultät der Münchner Universität dem hervorrragenden Forscher den Doctor h.c. verlieh. Ferner war Gottfried Merzbacher zweiter Vorsitzender der Münchner Geographischen Gesellschaft. Er besaß eine äußerst wertvolle Asienbibliothek, die 10.000 Bände umfaßte und nunmehr der Bayerischen Staatsbibliothek angegliedert werden wird. In den letzten Jahren hat der Heimgegangene noch ein großes Kartenwerk über den zentralen Tien-Schan vollendet.
Quelle: Der Bergsteiger 1926, Nr. 17, Seite 109;

Gottfried Merzbacher (+)
In München starb am 16. März d. J. im 80. Lebensjahre Dr. Gottfried Merzbacher, einer der erfolgreichsten und fleißigsten Bergsteiger in den ereignisreichen letzten drei Dezenten des vorigen und im ersten des gegenwärtigen Jahrhunderts, der bedeutenden Anteil an der Erschließung unserer Alpen und asiatischen Gebirge hatte. Seine Haupterfolge holte er sich zuerst in den Dolomiten, wo er die Erstersteigungen von selten besuchten Gipfeln der Agordiner Dolomiten (Mte. Pizzon, Mte. Schiara, Sasso di Bosco nero), dann des Vernels, Sasso Vernale und Punta Tasca (in der Marmolatagruppe). der Mugonispitzen, des Vaiolethauptturme, der Tschamin- und Tscheinerspitze, des Antermojakogels, Molignons, Gr. Valbuonkogels (im Rosengarten) und etlicher Spitzen in der Sellagruppe, in den Geißler- und Tschierspitzen ausführte.
Aber auch sonst stand er als einer der frühesten Bergsteiger auf manch stolzer Zinne, darunter die 6. Bernina-Ueberschreitung und die Meije im Dauphinee. Aber auch in den Nördlichen Kalkalpen war er bahnbrechend tätig und seine unvergeßlichste Leistung ist hier 1881
die erste Besteigung des Totenkirchls im Wilden Kaiser. Seine wertvollste Leistung war aber seine Kaukasus-Expedition im Jahr 1891, die er in Begleitung von Ludwig Purtscheller und der Kaiser Führer Johann Kehrer und Johann Unterweger ausgeführt und deren Ergebnisse und Erlebnisse dann im zweibändigen Prachtwerk: „Aus den Hochregionen des Kaukasus" festgehalten hat. Er ging auch späterhin noch mehrmals in die zentralasiatischen Gebirge, wo ihn besonders der Tianschan (Himmelsgebirge) anzog. Auch hierüber erschien 1916 ein von der Bayer. Akademie der Wissenschaften gefördertes Werk, das aber mehr für Gelehrte als Bergsteiger bestimmt ist. Hatte sich Prof. Merzbacher auch in den letzten Ieiten, seinem Alter gemäß, sehr zurückgezogen, so verfolgte er doch aufmerksam als stiller Beobachter die Entwicklung des Alpinismus, der mit seinem Tode einen seiner getreuesten und idealgesinnten Anhänger verloren hat. Die Bergsteigerschaft wird Gottfried Merzbacher stets ein ehrendes Gedenken bewahren.
Quelle: Mitteilungen des DÖAV 1926, Seite 104



Geboren am:
09.12.1843
Gestorben am:
14.04.1926

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