Gunz Gebhard Wendelin
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Biografie:
"Zimba-Pfarrer" G. W. Gunz 70 Jahre
Der bekannte Alpinist und Bergpfarrer in Tisis bei Feldkirch, Vorarlberg, 1. Vorsitzender der Sektion Vorarlberg des ÖAV, feierte Ende 1951 die Vollendung seines 70. Lebensjahres, was ihm in Vorarlberg mannigfache Ehrungen und Glückwünsche brachte. B. u. H. hat des begeisterten Bergfreundes in Heft 9, 1951, in Wort und Bild bereits gedacht.
Quelle: Berge und Heimat 1952, Heft 01, Seite 30
Der Dachsteinpfarrer und der Zimbapfarrer gestorben
Unmittelbar vor Redaktionsschluß erhielt der Verwaltungsausschuß Kenntnis vom Hinscheiden dieser beiden hervorragenden Bergsteiger im Priestergewande, die dem OeAV nicht nur durch langjährige Zugehörigkeit, sondern auch als hochverdiente Sektionsvorsitzende und Hauptausschussmitglieder aus das engste verbunden waren. Wir müssen deshalb eine ausführliche Würdigung des Lebens und Wirkens der beiden Verstorbenen einer späteren Gelegenheit vorbehalten und uns heute auf diese kurze Unterrichtung der Mitglieder über die beiden Trauerfälle beschränken:
Am 14. Juli 1956 starb im Sanatorium Gauenstein, nahezu 75jährig, Stadtpfarrer von Felldkirch-Tisis Gebhard Wendelin Gunz, in Vorarlberg und weit darüber hinaus im ganzen Alpenverein als der „Zimbapfarrer" bekannt. Bergsteiger von Jugend auf (und im 1. Weltkrieg Feldkurat bei den Vorarlberg« Standschützen) fand er neben seiner seelsorgerischen und einer überaus fruchtbaren Sammlertätigtkeit, die ihn auf verschiedenen Gebieten zum hervorragenden Fachmann stempelte, immer noch Zeit für den ihm besonders am Herzen liegenden Alpenverein, den er nach 1945 in Vorarlberg als Vorsitzender der Landessektion wieder neu aufbaute und bis zuletzt im Hauptausschuß des OeAV vertreten hat. .
Der ganze österreichische Alpenverein steht in tiefer Trauer mit seinen Sektionen am Grabe dieser beiden Priester-Bergsteiger, denen er für immer ein ehrendes Andenken bewahren wird.
Bei den Beerdigungsfeierlichkeiten haben Abordnungen des Hauptausschusses die letzten Grüße des Gesamtvereins entboten.
Quelle: Mitteilungen des ÖAV 1956,Heft 8, Seite 67
Zimbapfarrer Gebhard Gunz zum Gedenken
Knapp vor seinem Goldenen Priesterjubiläum und vor der Vollendung seines 75. Lebensjahres holte der Herr seinen treuen Diener, unseren lieben Sektionsobmann H. H. Pfarrer Gebhard Wendelin Gunz, zu sich. Welcher Wertschätzung sich unser Sektionsobmann im ganzen Lande, ja über dessen Grenzen weit hinaus, erfreute, bewies die überwältigende Anteilnahme der Bevölkerung bei den Begräbnisfeierlichkeiten an diesem 17. Juli 1956, welche fast vier Stunden lang gedauert hatten.Über 3000 Trauergäste hatten sich um den sonst
so stillen Friedhof von Tisis versammelt, als Dekan Schuchter eine tiefempfundene Leichenrede hielt. Jungmannen des Bezirkes Feldkirch hatten den Sarg des Toten zum Friedhof getragen. Neben dem Bürgermeister Lorenz Tiefenthaler von Feldkirch schritt Landeshauptmann Ulrich Ilg. Der Alpenverein selbst stellte eine der stärksten Abordnungen, allen voran der 1. Vorsitzende, Hofrat Busch und seine Begleiter aus Innsbruck, die Mitglieder des Ältestenrates und des Sektionsausschusses; die Obmänner der Bezirke, zahlreiche Mitglieder und Jungmannen. Alle brachten sie ihre eigenen, mit Blumen und Latschengrün geschmückten Kränze mit. Das Grab zierte ein Berg von Kränzen. Im Namen des Verwaltungsausschusses des OeAV ergriff Hofrat Busch das Wort. Dieser verlas die vorbereiteten Glückwünsche des AV anläßlich des 50jährigen Priesterjubiläums des Zimbapfarrers am 29. Juli, die mit den Worten schlossen: Ad multos annos! Aus den Festgästen seien nun Trauergäste geworden, der Herr über Leben und Tod hat es anders gewollt. Nur die Mitglieder des Alpenvereins wissen, was sie an Pfarrer Gunz verloren haben. Anschließend sprach noch für die Sektion Vorarlberg Hofrat Prof. Dr. Durig die Abschiedsworte.
Der Verstorbene wurde am 15. November 1881 in Götzis geboren. Ab 1893 aber war er in Nüziders daheim, wohin sein Vater als Schulleiter versetzt wurde. Hier hatte der Bub auf seinen Streifzügen immer wieder den Anblick der Zimba vor sich und ihr Bild senkte sich in sein aufgeschlossenes Herz. Er war damals Gymnasiast in Feldkirch. Wie gründlich er etwas anging, geht aus dem hervor, wenn er bereits in seinen ersten Ferien nicht weniger als 15mal den Hohen Frassen besteigt und im Ländle gewissermaßen alle Orte besucht, die er sich vorgenommen hat. Nach der Absolvierung studierte er zweieinhalb Jahre lang Naturwissenschaften in Graz. Weil er glaubte, als Seelsorger mehr wirken zu können, tauschte er die Universität gegen das Priesterseminar in Brixen ein. 1906 wird er in der Pfarrkirche von Nüziders zum Priester geweiht und ist dann Frühmesser in Röthis, Gözis und Altach. Von Gözis aus unternimmt er im Winter 1906/07 mehrere Erkundigungen um die Höhlen am Hohen Freschen zu untersuchen. Im gleichen Winter macht er auch erste Versuche auf Schiern, mit denen er sich aber nicht recht befreunden konnte. 1908 aber besteigt er das erste Mal die Zimba, die in seinem Leben eine große Rolle spielen sollte. Ein Freund, welcher sich brüstete schon dreimal auf dem Gipfel gewesen zu sein, lädt ihn ein mitzukommen. Als sie die drei Kamine im Westgrat erreichen und Frühmesser Gunz dort einsteigen will, lacht ihn der Kamerad aus: „Du verschtoscht jo nüt vom Klättera!", und beginnt, an einem Eck emporzutraxeln. Gleich darauf kommen der Mann und das Eck herunter und der Schreck ist nicht klein.
Es ist noch gut abgegangen. Aber Frühmesser Gunz beschließt, inskünftig derlei Dinge selbst durchzuführen. Mit einem Schlag machte das Versagen des Gefährten einen zielbewußten Führerlosen aus ihm, der außerdem von nun an diesem Berg mit Leib und Seele verfallen blieb. Er kam wieder und wieder. Jeden Sommer achtmal, zehnmal und mehr! 1948 hat er sein 40jähriges Zimbajubiläum gefeiert. Im ganzen dürfte er über 400mal den Berg bestiegen haben. Er kam zu jeder Jahreszeit, er kam von allen Seiten, er kannte jeden Griff, jede Runse und jedes Wandstück. Er hat als erster die für unersteiglich gehaltene Nordwestwand durchklettert. Pfarrer Gunz führte hunderte von jungen Menschen hinauf und lehrte sie das Glück verheiratet,- wie er selbst schmunzelnd bemerkte. Aber auch sonst kannte er sich im Landle sehr gut aus. Als der erste Weltkrieg ausbrach, zog Pfarrer Gunz ohne einen Einberufungsbefehl abzuwarten, zusammen mit den Standschützen an die Südfront. Fast vier Jahre, vom Mai 1915 bis Jänner 1919 stand er auf dem Hochland der Sieben Gemeinden bei Lavarone, kam nie unter 1200 bis 1800 Meter herab, war immer und überall zur Stelle, wo es heiß herging, ein Frontgeistlicher idealster Prägung, voll leidenschaftlichem Pflichteifer, von seinen Soldaten inbrünstig verehrt und geliebt und mit hohen Tapferkeitsorden ausgezeichnet. Seit dem Ende des ersten Weltkrieges im Jahre 1919 war er Pfarrer in Tisis und wirkte dort an dem uns allen bekannten Kirchlein, das so einmalig schön in seiner bergumstandenen, weiten Landschaft steht und das nun allmählich zu klein wurde für die wachsende Gemeinde. Was er hier alles wirkte an Liebe und Güte, als getreuer Seelenhirte, läßt sich schwer würdigen.Wollen wir uns an dieser Stelle vor allem seiner Verdienste als Vorstand der Sektion Vorarlberg erinnern. Im allgemeinen Wirbel des Zusammenbruches im Frühjahr 1915 - kurz nach dem Einmarsch der Franzosen - verständigte uns Pfarrei Gunz, wir sollen zu ihm nach Feldkirch kommen, um die Sektion Vorarlberg des Österreichischen AlpenVereins neu zu gründen. Pfarrer Gunz war zur provisorischen Landesregierung und zum Gouverneur der französischen Besatzung geeilt und erreichte durch sein „Nit lugg Io!" und seine geschickte Verhandlungsweise, daß im Lande Vorarlberg sämtliche Schutzhütten des Alpenvereins, einschließlich der ehemals reichsdeutschen Hütten dem neugegründeten Alpenverein unterstellt wurden. Es waren aufreibende und schwierige Verhandlungen, war es doch kaum gestattet mit dem Zug von Feldkirch nach Bregenz zu fahren, oder in die Grenzberge des Rätikons und der Silvretta zu gehen. Im August 1946 kam dann der Alpenvereinsausschuß in Innsbruck zustande. Wir waren in dieser Zeit noch der Vorarlberger Landesregierung und der Besatzungsmacht unterstellt. Pfarrer Gunz wurde dann in den neuen Hauptausschuß gewählt. Unter seiner Vorstandschaft erblühte die Sektion von neuem und hat heute wieder einen Mitgliederstand wie in den besten Jahren vor dem Kriege. Bis in seine letzten Stunden sorgte er sich um „seinen" Alpenverein. Nun ist er befreit von seiner schweren Last. Möge die Heimaterde ihm leicht werden.
Willi Doderer
Quelle: Mitteilungen des ÖAV 1956, Heft 9/10, Seite 86-87
Pfarrer Gunz (+)
In Tisis (Vorarlberg) ist G. W. Gunz, in der alpinen Welt als „Zimba-Pfarrer" bekannt, gestorben. Er war ein eifriger Alpinist und Wahrer des altüberlieferten Bergsteigertums. Pfarrer Gunz gehörte dem Hauptausschuß des Österreichischen Alpenvereins an.
Quelle: DAV Mitteilungen 1956, Heft 8, Seite 142
1908 Beg.Zimbaspitze-Westgrat,2643m, (Rätikon)
1911 1.Beg.Großes Seehorn-Nordostwand,3121m, (Silveretta)
1913 1.Beg.Silvrettahorn-Ostgrat,3244m, (Silvretta)
1922 1.Beg.Zimbaspitze-Ostgrat,III-IV,350 HM,2643m, (Rätikon)
G.Schauer
Geboren am:
15.11.1881
Gestorben am:
14.07.1956
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