Coaz Johann Wilhelm Fortunat

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Biografie:
geboren in Antwerpen (Niederlande)
gestorben in Davos (Schweiz)

Oberforstinspektor und Topograph; Bekannt durch seine Lawinen- und Wildbachverbauungsarbeiten in der Schweiz;
Nach ihm benannt wurde die "Coazhütte"
Erschließer der Büdner Bergwelt
Erste Besteigung des Piz Lischana/Piz Kesch im Jahre 1846
Erste Ersteigung des Piz Mertsch und Piz Chalders im Jahre 1847
Erste Ersteigung des Piz Mundin und des Augstenbergs im Jahre 1849;
Erste Ersteigung des Piz Corvatsch und Piz Tschierva sowie des Piz Bernina mit J. und L.R. Tscharner im Jahre 1850;
Erste Ersteigung des Piz Umbrail (3034m) am 11. Juli 1865;
Quelle: Archiv Proksch (Österr. Alpenklub)

Johann Coaz ( 1822-1918 ) Johann Wilhelm Fortunat Coaz, wie sein verurkundeter Name lautet, wurde am 31. Mai 1822 in Antwerpen geboren, wo sein Vater Johann Coaz ( 1770-1855 ) in holländischen Diensten stand ( von wo dieser 1825 als Major in seine Heimat zurückkehrte, 1830 in Chur das Amt eines Kantons-kriegskommissars übernahm und daselbst 1855 in seinem 85. Altersjahr starb. Seine Mutter Salome war eine geb. Kohl von Rogister von Chur, sie starb 1871 im Alter von 80 Jahren ). Johann Coaz - wie er sich nannte und schrieb - besuchte die Schulen in Chur und bestand auf dem damaligen Stadtforstamt und kantonalen Forstinspektorat eine forstliche Lehrpraxis, um dann an der Forstakademie in Tharand Forstwirtschaft zu studieren ( die schweizerische Forstschule wurde erst 1848 als Abteilung des Eidgenössischen Polytechnikums in Zürich gegründet ). Anschliessend beschäftigte er sich mit Vermessungs- und Forsteinrichtungsarbeiten in Sachsen, um dann 1843 wieder in der Heimat tätig zu sein. Sieben Jahrzehnte lang stand er hier im Dienst der Öffentlichkeit: von 1844-1851 als Topograph im bündnerischen Hochgebirge, wobei er zehn topographische Blätter der Gebiete von Davos und des Ober- und Unterengadins kartierte; 1845 ( während des Sonderbundskrieges ) war er Sekretär von General Dufour; 1851-1873 stand er als Kantonsforstinspektor an der Spitze des bündnerischen Forstwesens, amtierte von 1873 bis 1875 als Kantonsoberförster St. Gallens und von 1875 bis 1914, also volle vier Jahrzehnte, als eidgenössischer Oberforstinspektor im Dienst der gesamten Schweiz.
Die Leistungen, die aus seiner praktischen Betätigung und seinen zahlreichen, z.T. umfangreichen Veröffentlichungen resultierten, konnte nur ein Naturwissenschafter und Ingenieur vollbringen, der mit ganzer Tatkraft und auch als feinfühlender Mensch in der ihm zugewiesenen oder von ihm übernommenen Arbeit stand. Prof. Carl Schröter sagt in seiner Schrift über Coaz ( Oberforstinspektor Dr. Johann Coaz, ein Nachruf, Zürich 1919 ), dass er ein hervorragender Topograph gewesen sei, als der er schwierigste Hochgebirgstouren in den Bündner Bergen durchführte und mit seinen Gehilfen eine Reihe von Erstbesteigungen verbuchen konnte: Hochducan und Flüela-Weisshorn ( 1845 ), Piz Kesch-Westspitze, Piz Lischana, Piz J. Jon ( 1846 ), Piz délias Calderas-Err ( 1847 ), Piz Quadervals und Piz Fier ( 1848 ), Piz Mondin, Gemsbleispitz, Krone, Piz Faschaba, Augstenberg ( 1849 ), Piz Corvatsch, Piz Güz, Piz Led, Chapütschin, Piz Misaun, Piz Tschierva, Piz d' Esen, Piz Albris, Munt Pers, Piz Bernina ( 1858 ), Piz Umbrail ( 1865 ?) und Piz Sursura ( 1870 ?). Und man beachte: als 78jähriger bestieg er am 13.September 1900 zur Erinnerung an die Berninabesteigung den Weissmies, in seinem 80. Lebensjahr durchstreifte er mit Professor Carl Schröter vom 10.17. Juli 1902 das Scarltal und den Nationalpark, als 90jähriger nahm er an der Einweihung der Silvrettahütte teil, und in seinem 95. Altersjahr unternahm er mit Schröter von Igis aus einen vierstündigen Marsch in die Waldungen von Marschlins. Seine Rüstigkeit pflegte Coaz mit dem Hinweis zu erklären, « er habe mit 40 Jahren einen Typhus durchgemacht, der ihn so verjüngte, dass er seither frisch zu zählen begonnen habe ». Aus jener Zeit der Tätigkeit als Topograph stammen auch die zahlreichen landeskundlichen Publikationen über: Fextal, Rosegtal, Scarltal, Saastal, das Stätzerhorn, die Höhlen der Sulzfluh, die Nolla, das Silvrettagebirge und viele andereTälerund Gipfel. Im « Jahrbuch » des SAC sind mehrere Aufsätze aus seiner Feder erschienen. Johann Coaz war Alpinist und Gebirgsforscher. Die Sektionen Rätia, Bernina und Bern ernannten ihn zu ihrem Ehrenmitglied, und an der Abgeordnetenversammlung 1901 in Vevey wurde er mit Ingenieur Xaver Imfeld und Prof. Dr. F.A. Forel zum Ehrenmitglied des Gesamt-SAC ernannt.
In seinem eigentlichen Berufe als Forstmann hat er Bahnbrechendes und Bleibendes geschaffen. Nicht nur in seiner engem Heimat Graubünden und in St. Gallen, sondern ganz besonders als eidgenössischer Oberforstinspektor hatte er grösste Verdienste, sowohl auf dem Gebiet der Gesetzgebung, durch die für unser ganzes Land eine gesicherte Schutzwaldwirtschaft verankert wurde, sondern auch in der Förderung der Waldvermessung, der Inventarisation der Wälder, des Wald-wegbaues, des Lawinen- und Wildbachverbaues sowie der Fischerei und des Jagd- und Vogel-schutzes. Und neben all diesen « amtlichen Arbeiten » hatte Johann Coaz stets Zeit, um auch wissenschaftlichen Problemen und Veröffentlichungen sich zu widmen, so auf dem Gebiet der Botanik. Er besass ein grosses gesamtschweizerisches Herbarium ( heute im Botanischen Museum der ETH in Zürich aufbewahrt ). Seiner Anregung und besondern Mitarbeit haben wir das grosszügige Werk über « die Verbreitung der wildwachsenden Holzarten in der Schweiz » zu verdanken und das « Baumalbum der Schweiz ». 1881 erschien sein umfassendes Werk über « die Lawinen der Schweizeralpen », das noch heute, trotzdem es in vielen Dingen überholt ist, seinen vollen Wert besitzt. 1910 folgte die Arbeit über « Statistik und Verbau der Lawinen der Schweizeralpen », mit einer Lawinenkarte der Schweiz 1:250 000 ( Original 1:100 000 ). Noch viele weitere Arbeiten führte er aus, die seinen Namen in der Wissenschaft in aller Zukunft festhalten. Seine Publikationen zählen 107 Nummern. Die Universität Bern verlieh ihm für sein Wirken den Doktortitel ehrenhalber, und zahlreich sind die naturwissenschaftlichen Gesellschaften und forstlichen Vereinigungen, die ihm die Ehrenmitgliedschaft verliehen.
Die Unsumme von Arbeit konnte Dr. Johann Coaz nicht zuletzt deshalb bewältigen, weil ihm seine Gattin, geb. Pauline Lüscher, von Haldenstein, eine feingebildete Frau ( verehelicht 1852 ), tatkräftig zur Seite stand.
Carl Schröter schliesst seinen Lebensabriss über Coaz mit folgenden Worten: « Soweit unsere Wälder rauschen, soweit die grünen Pioniere die Höhen erklimmen, soweit unsere Älpler vor Wildbach- und Lawinengefahr geborgen wurden, wird der Name Coaz stets in dankbarer Verehrung genannt werden. »Max Oechslin
Quelle: SAC Die Alpen, Jahrgang 39, 1963, Seite 102 f

Johann Wilhelm Fortunat Coaz wurde 1822 als Sohn eines Berufsoffiziers in Antwerpen geboren. Schon zweijährig zog er mit seiner Familie nach Chur, studierte später an der königlich-sächsischen Forstakademie in Tharandt Forstwirtschaften und wurde auf Empfehlung eines Freundes General Dufour als Berater vorgeschlagen. 1847, während des Sonderbundskriegs, war er dessen Privatsekretär – zudem war Coaz maßgeblich an der Entstehung der „Dufourkarte“, dem ältesten amtlichen Kartenwerk der Schweiz im Maßstab 1:100.000, beteiligt, für die er Vermessungen durchführte.
Während seines Dienstes im Eidgenössischen Topographischen Bureau unter der Leitung Dufours gelangen dem bergsteigerisch begabten Coaz mehrere Erstbesteigungen: Dazu gehörten 1846 der Piz Kesch (3418 m), im selben Jahr der Piz Lischana (3105 m) und 1850 eben der über 4000 m hohe Piz Bernina. Coaz sollte den damals noch namenlosen höchsten Gipfel des Engadins vermessen.
Am 13. September 1850 erreichten der 28-jährige Johann Wilhelm Coaz und seine beiden Gehilfen den höchsten Gipfel des schweizerischen Engadins. Weil das heute mit 4048,6 m vermessene Dach des Kantons Graubünden noch keinen Namen hatte, taufte Coaz es Piz Bernina. Nicht der einzige weiße Fleck auf der Schweizer Landkarte, den der verdienstreiche Alpen-Pionier und Topograph tilgte.
Ehe Coaz am damals noch mit 4052 m gemessenen höchsten Punkt des Kantons, einem „von keinem menschlichem Wesen betretenen Boden“, stand, musste er einen abenteuerlichen Weg über den spaltenreichen Morteratschgletscher hinter sich bringen.
Ehe der Schweizer Forstingenieur und Gebirgstopograf 1918 in Chur verstarb, konnte er auf ein außergewöhnlich spannendes Leben und insgesamt 21 Erstbesteigungen in den Alpen zurückblicken. Ein Leben, das er mit 17 Jahren in Tagebüchern aufzuzeichnen begann.
Johann Wilhelm Coaz
Publikationen: Erstbesteigung des Piz Bernina. Originalbeschreibung von Johann Wilhelm Coaz.

1845-1850 Achtzehn Erstbesteigungen in Graubünden
1846 1.Best.Piz Kesch über Ostwand (Nordostsporn), 3420m, (Albulaberge)
1846 1.Best.Piz Lischana über Südgrat,3109m, (Münstertaler Alpen)
1847 1.Best.Piz Mertsch,
1847 1.Best.Piz Chalders,
1849 1.Beg.Piz Tasna,3179m, (Silvretta,Graubünden)
1849 1.Best.Gemsbleichkopf,3017m, (Silvretta)
1849 1.Best.Krone,3079m, (Silvretta)
1849 1.Best.Mundingrat (Spi dal Mundin),3115m, (Samnaungruppe,Silvretta)
1849 1.Best. Piz Mundin,3146m, (Samnaungruppe,Silvretta)
1849 1.Best. Augstenberg,3230m, (Silvretta)
1850 1.Best.Piz Corvatsch,3451m, (Berninagruppe)
1850 1.Best.Piz Güz,3169m, (Fextal,Engadin)
1850 1.Best.Piz Led,3090m, (Fextal,Engadin)
1850 1.Best.Piz Chapütschin,3393m, (Berninagruppe)
1850 Best.Piz Chalchagnes, (Berninagruppe)
1850 1.Best.Piz Misaum,3251m, (Berninagruppe)
1850 1.Best.Piz Tschierva,3570m, (Berninagruppe)
1850 1.Best.Fuorcla la Sella,3304m, (Berninagruppe)
1850 Best.Piz Albris, (Berninagruppe)
1850 Best.Munt Pers, (Berninagruppe)
1850 1.Best.Piz Bernina über "Labyrint" und Ostgrat,4049m, (Berninagruppe)
1857 1.Überschr.Cima da Flix,3287m,zum Piz dé lias Calderas,3397m, (Oberhalbstein,Graubünden)
1865 1.Best.Gletscherkammspitze, (Silvretta)
1865 1.Best.Piz Umbrail,3034m, (Münstertaler Alpen/Ortler-Alpen)
1894 1.Best.Grenzeckkopf (Piz Faschalba),3047m, (Silvretta)

Gerd Schauer, Isny im Allgäu

Geboren am:
31.05.1822
Gestorben am:
18.08.1918