Stadler Fritz (Rum bei Innsbruck)
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Biografie:
Fritz Stadler (+). Der Bergführer Fritz Stadler verunglückte am 5. August am Monte Rosa tödlich, Er war mit einer Touristin im Abstieg nach Zermatt, als eine Wächte abbrach und die beiden in die Monte-Rosa-Ostwand abstürzten.
Quelle: Mitteilungen des DAV 1960, Seite 136
Quelle: Nachrichten der Sektion Wien 1960, Nr. 4, Seite 2 ff
Fritz Stadler (+)
Am 5. August wurde das Schicksal des bekannten Tiroler Bergsteigers und Bergführers Fritz Stadler im Monte-Rosa-Massiv besiegelt. Die Todesnachricht war für alle Bergsteiger, die den sonnigen Menschen Fritz Stadler kannten, unfaßlich, denn längst schon hatte er die kritischen Sturmjahre überstanden: er war der Prototyp eines erfahrenen Bergsteigers, der in den gefährlichsten Situationen richtig zu handeln wußte.
Am 4. August war er mit seiner Wiener Gefährtin Grete Kern (46) von der Monte Rosa-Hütte über den Grenzgletscher zur Capanna Margherita auf der Signalkuppe (4561 m) gestiegen. Es war vorgesehen, in der Hütte zu nächtigen und am nächsten Tag die klassische Monte Rosa-Überschreitung durchzuführen. Nach Aussagen von anderen Hütteninsassen soll Grete Kern von der Höhenkrankheit befallen worden sein, sodaß ihr die notwendigen körperlichen Voraussetzungen für die geplante Überschreitung nicht mehr eigen waren. Außerdem war schlechtes Wetter aufgekommen, worauf sich Fritz Stadler entschloß, auf die Überschreitung zu verzichten. Die beiden waren am Morgen des 5. August aufgebrochen, um wieder nach Zermatt abzusteigen. Eine nachfolgende Schweizer Seilschaft hatte im Nebel den Kontakt zu Fritz Stadler und Grete Kern bald verloren, konnte die richtige Abstiegsspur nicht finden und stieg wieder zur Margherita-Hütte auf.
Die Vermißtmeldung langte erst am 7. August in Zermatt ein. Fritz Stadler und Grete Kern müssen im Nebel zu weit nach rechts an den Ostabfall des Colle Gnifetti (zwischen Zumsteinspitze und Signalkuppe, 4454 m) geraten und mit dem abgebrochenen Wächtenrand in die Tiefe gestürzt sein.
Die eingeleiteten Suchaktionen, die von dem italienischen Bergdorf Macugnaga ausgingen, mußten wegen schlechtem Wetter bald ohne Erfolg abgebrochen werden. An der Suche hatten sich erfahrene und ortskundige Bergsteiger und Bergführer beteiligt. Auch Flugzeugbeobachtungen waren ohne Erfolg, so daß an dem tragischen Ende der beiden Touristen leider nicht mehr gezweifelt werden kann.
Fritz Stadler, der in Rum bei Innsbruck seinen Wohnsitz hatte, stand im 41. Lebensjahr (geb. 18. Dez. 1909) und gehörte zu den erfolgreichsten Alpinisten Tirols. Schon in seinem zwölften Lebensjahr wurde, indem er (1923) mit ausgedehnten Gebirgswanderungen begann, er mit den Bergen vertraut.
In der Folge lernte er die Alpengruppen vom Gesäuse bis ins Dauphine und vom Wettersteingebirge bis in die südlichen Dolomiten kennen; er war im Eis der Westalpen genau so daheim wie in den steilen Kalkwänden der Ostalpen. Wollte man alle seine großen Bergfahrten aufzählen, müßte man eine lange Liste abfassen. Hier seien nur die wichtigsten Unternehmungen angeführt: Roßkuppe-Nordwestkante (8. Beg., 1928), Bischofsmütze-Südverschneidung (7. Beg., 1930), Civetta-Nordwestwand (7. Beg., 1930), Sass Maor-Ostwand (8. Beg., 1935), Rosengartenspitze-Direkte Ostwand (8. Beg., 1935), Große Zinne-Nordwand (1938), Einserkofel-Nordpfeiler (5. Beg., 1933), Schüsselkarspitze-Südostwand (1943), Kleiner Winkelkogel-Nordverschneidung (8. Beg., 1946), Rebitsch-Riß in der Fleischbank-Ostwand (3. Beg., 1947), Fleischbank-Südostverschneidung (6. Beg., 1947), Wiesbachhorn-Nordwestwand (1. Beg. im Abstieg, allein, 1947) und Klokkerin-Nordwestwand (1. Alleingang, 1949). Es wäre aber fehl am Platze, nur die bergsteigerischen Leistungen von Fritz Stadler zu würdigen, denn er war, ungeachtet der Abenteuer und Erfolge am Berg, ein herzensfroher und liebenswürdiger Mensch, den ein großer Freundeskreis zu schätzen wußte. In zahlreichen Lichtbilder-Vorträgen zeigte sich Fritz Stadler als glänzender Erzähler, wobei er sich mit seinem sonnigen Gemüt stets die Herzen der Bergsteiger eroberte, und seine Erlebnisbeiträge, die in den verschiedensten alpinen Zeitschriften veröffentlicht wurden, konnten immer mit Interesse gelesen werden. Fritz Stadler war im Winter-Halbjahr, wenn er sich nicht gerade auf einer Skihochtour befand, als Ausrüstungsfachmann im Münchner Sporthaus Schuster tätig — auch dort war er als Mitarbeiter geschätzt und als Mensch beliebt.
Quelle: Bergkamerad 1960 21.Jahrgang, Heft 23, 2. September, Seite 772
Stadler Fritz,Bergführer, Rum bei Innsbruck (Österreich), * 18.12.1909,
+ 5.8.1960,Monte Rosa,Absturz, Wächtenabbruch
Viele Besteigungen vom Gesäuse bis ins Dauphine und vom Wettersteingebirge bis in die südlichen Dolomiten;
Er war im Eis der Westalpen genau so daheim wie in den steilen Kalkwänden der Ostalpen.
1928 8.Beg.Roßkuppe-Nordwestkante,2157m, (Gesäuse)
1929 1 Beg.Fleischbank-Nordostwand „Ostschlucht“,V+/A1,250 KM,2187m, (Wilder Kaiser)
1929 3.Beg.Peternschartenkopf-Nordwand,IV+,500 HM,2154m, (Gesäuse)
1929 7.Beg.Roßkuppe-Nordwand,V-,2157m, (Gesäuse)
1929 9.Beg.Roßkuppe-Nordwand,V-,2157m, (Gesäuse)
1930 5.Beg.Peternschartenkopf-Nordwand,IV+,500 HM,2154m, (Gesäuse)
1930 7.Beg.Bischofsmütze-Südverschneidung,2458m, (Dachsteingebirge)
1930 7.Beg.Civetta-Nordwestwand „Solleder-Lettenbauer“,VI,1000 HM,3218m, (Civetta,Dolomiten)
1932 13.Beg.Peternschartenkopf-Nordwand,IV+,500 HM,2154m, (Gesäuse)
1932 1.Beg.Hohe Wand-Südostwand „Hochempor-Verschneidung“,V-/A0,946m,1132m,
(Gutensteiner Alpen)
1933 5.Beg.Einserkofel-Nordpfeiler,2698m, (Sextener Dolomiten)
1934 16.Beg.Dachl-Nordwand „Moldan-Führe“,VI-/A1,400 HM,2204m, (Gesäuse)
1935 8.Beg.Sass Maor-Ostwand „Sollederweg“,VI/A1,1000 HM,2814m, (Pala,Dolomiten)
1935 8.Beg.Rosengartenspitze-Direkte Ostwand „Steger“,VI-,600 HM,2981m, (Rosengarten,Dolomiten)
1936 1.Beg.Rosengartenspitze-Ostwand „Stadler-Petsek-Zapp-Führe“,IV+,2981m,
(Rosengarten,Dolomiten)
1938 Beg.Große Zinne Nordwand „Comiciführe“,VI+,400 HM,2999m, (Sextener Dolomiten)
1941 1.Beg.Ruchenköpfe-Direkte Westwand „Ernst-Stadler-Tremondi“,VII- /VII,1805m, (Mangfallgebirge)
1943 Beg.Schüsselkarspitze-Südostwand,2537m, (Wetterstein)
1946 8.Beg.Kleiner Winkelkogel-Nordverschneidung,1918m, (Hochschwabgruppe)
1947 3.Beg.Fleischbank-Ostwand „Rebitsch-Spiegl“,VI-/A0,290 HM,2187m, (Wilder Kaiser)
1947 6.Fleischbank-Südostverschneidung,VI/A1,2187m, (Wilder Kaiser)
1947 1.Beg.Leuchsturm-Südwand „Stadler-Strobl-Führe“,2275m, (Wilder Kaiser)
1947 1.Beg.Sagzahn-Ostwand „Buhl-Dachverschneidung",300 HM,2228m, (Brandenburger Alpen)
1947 1.Beg.Scharnitzspitze-Nordwand „Hechtel-Stadler-Führe“,V,2463m, (Wetterstein)
1947 Alleinbeg.u.1.Abstieg (Alleinbeg.) über Großes Wiesbachhorn-Nordwestwand,3564m,
(Hohe Tauern)
1949 1.Alleinbeg.Klocknerin-Nordwestwand,2433m, (Glocknergruppe)
1960 Best.Monte Rosa-Signalkuppe,4554m, (Walliser Alpen)
3.Beg.Bauernpredigtstuhl-Direkte Westwand „Lucke-Strobl-Riss“,VI/A1,220 HM,2119m,
(Wilder Kaiser)
Beg.Totenkirchl-Westwand,2193m, (Wilder Kaiser)
Gerd Schauer, Isny im Allgäu
Geboren am:
18.12.1909
Gestorben am:
05.08.1960
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