Schraube Conrad
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Biografie:
geboren in Ludwigshafen (Deutschland)
gestorben in Passau (Deutschland)
Dr. Conrad Schraube 60 Jahre Alpenvereinsmitglied.
Im Dezember 1957 wurden es 60 Jahre, daß der langjährige Vorsitzende der Sektion Passau, Dr. Conrad Schraube, dem Alpenverein angehört. Der Verwaltungsausschuß beglück-wünschte Dr. Schraube zu diesem seltenen Ereignis und schrieb u. a.:
?Wir tun dies mit um so lebhafterer Freude, als Sie während fast der Hälfte dieser Mitgliedsjahre auch noch das Amt des 1. Vorsitzenden der Sektion Passau getragen haben.
So haben Sie durch sechs Jahrzehnte das Werden des Alpenvereins im 20. Jahrhundert miterlebt und im Rahmen der Sektion Passau unermüdlich an der Erfüllung der Aufgaben des Alpenvereins mitgearbeitet, insbesondere auch im Arbeitsgebiet der Sektion in den Loferer und in den Leoganger Steinbergen. Hier fällt auch die Wiederherstellung der Passauer Hütte nach dem Brand in den Bereich Ihrer Tätigkeit als Sektionsvorsitzender.
Es ist uns ein besonderes Bedürfnis, Ihnen zu diesem Jubiläum sowohl unseren herzlichen Glückwunsch wie den lebhaften Dank für alles zum Ausdruck zu bringen, was Sie für das Bergsteigen und den alpinen Gedanken getan haben. In diesem Sinne hoffen wir, daß Sie noch manches Jahr die Erfüllung der Ziele des Alpenvereins fördern können."
Quelle: DAV Mitteilungen 1958, Heft 1, Seite 12
Dr. Conrad Schraube 80 Jahre.
Es wird auch im Deutschen Alpenverein ein seltener Fall sein, daß man einem verdienten Mann gratulieren kann, der 80 Jahre alt wurde, mehr als 60 Jahre dem DAV angehört und während des Zeitraums dreier Jahrzehnte Vorsitzender einer Sektion war. Dies trifft bei Dr. Conrad Schraube zu, der immer ein Verfechter bergsteigerischen Denkens und Tuns war und auch in der schwierigen Nachkriegszeit die Sektion Passau nicht im Stiche ließ, sondern sie wieder auf den Stand brachte, der einen Wiederaufbau der Passauer Hütte sicherte.
Quelle: DAV Mitteilungen 1959, Heft 3, Seite 55
Dr. Conrad Schraube (+)
Am 28. Juli 1959 starb im 81. Lebensjahr der langjährige Vorsitzende der Sektion Passau Dr. Conrad Schraube. Er war nicht nur in Alpenvereinskreisen bekannt und geschätzt, sondern eine markante Bergsteigerpersönlichkeit der Zeit vor und um die Jahrhundertwende. Der 2. Vorsitzende der Sektion, Otto Peppel, widmete Dr. Schraube am Grabe folgenden Nachruf: Hochverehrte Trauerversammlung! Herr Dr. Schraube, der 1. Vorsitzende der Sektion Passau des Deutschen Alpenvereins, ist nicht mehr unter uns, und wir, seine Freunde und Bergkameraden, müssen nun mit großem Schmerz von ihm Abschied nehmen.
Wir stehen am Grabe eines Mannes, der überaus erfolgreich die Geschicke der Sektion leitete. Den Dank für sein Wirken wollten wir ihm gerade in unserer diesjährigen Hauptversammlung aussprechen, vollendet sich doch heuer das dritte Jahrzehnt seiner Vorstandstätigkeit. Daß er den geplanten Ehrenabend nicht mehr erleben würde, kam uns keinen Augenblick in den Sinn.
Welche Fülle von Arbeit hat er in dieser langen Zeit geleistet. Wie befruchtend waren seine Ideen zum Wohle der Sektion. Mit welcher Liebe gab er sich seiner Aufgabe hin. Wie oft stellte er private Belange hinter die Interessen des Vereins. Er war immer für jeden von uns mit seinem Rat bereit. Besonders auch die Jugend, für die er ein so warmherziges Verständnis zeigte, blickte zu ihm als ihr Vorbild auf. Die Verdienste, die sich der teure Verstorbene um die Sektion erwarb, konnten wir ihm nur in bescheidener Weise vor längeren Jahren durch die Verleihung der Ehrenmitgliedschaft entgehen.
Seine bergsteigerische Erfahrung, die er mit ins Grab nimmt. ist in der Tat unersetzlich. Schon als Bub von 14 Jahren stand er, damals noch in der Obhut seines bergbegeisterten Vaters, auf dem Gipfel seines ersten Viertausenders. Seine Wege führten ihn später auf die Grate und Zinnen der Dolomiten und vor allem in die Schweiz, und im Laufe vieler Jahre wurde er zu einem ersten Kenner der gesamten Ost- und Westalpen. Als Schiffsarzt bereiste er die Welt; dabei bestieg er Berge in Amerika, Afrika, Japan und China. Er war auch ein gewandter Skifahrer, rief den Skisport in Passau ins Leben und schon vor 54 Jahren überquerte er im Winter die Silvretta, ein für die damaligen Verhältnisse ernstes alpines Unternehmen. Vor knapp drei Wochen aber durfte er noch einmal zur Pracht des Montblanc hinaufschauen. Vielleicht wurde er von einer Eingebung bewegt, die Alpen ein letztes Mal zu bereisen.
Er erlebte noch die klassische Zeit des Alpinismus, als die Bergriesen noch ohne technische Hilfsmittel, nur mit dem Einsatz von Mut, Können und unendlicher körperlicher Zähigkeit bezwungen wurden. Ich weiß, daß er in die Berge auch als ein geistig Suchender ging, war er doch gerade als Arzt befähigt, in die Geheimnisse der Natur vom Intellekt her einzudringen. Früh in seiner Jugend schloß er sich dem Alpenverein an. So konnten wir ihm vor zwei Jahren das selten verliehene Ehrenzeichen für 60jährige Mitgliedschaft an die Brust heften. Das hohe Ansehen, welches unsere Sektion über viele Zweigvereine weit größerer Städte hinaushebt und auch in der Offentlichkeit Passaus, trotz ihrer Arbeit abseits vom Alltag, schon immer besteht, verdanken wir der starken Persönlichkeit des Hingeschiedenen. Sein Name /iahe Klang und sein Wort Gewicht. Ich sehe ihn vor mir, den vollendeten Weltmann, mit seiner Lebensweisheit, in seiner stets korrekten und verbindlichen Art. Schwierige Dinge wurden, sobald sie mit seinem Geist in Berührung kamen, unter seinen Worten klar und einfach.
Der Tod von Herrn Dr. Schraube legt uns eine schwere Verpflichtung auf: die Liebe zu den Bergen wachzuhalten und die Tradition der Sektion Passau würdig, also in seinem Sinne, fortzuführen. Die Verdienste des Heimgegangenen um die Belange des Alpenvereins, eben weil sie nur ideeller Natur sind, sollen nie vergessen sein.
Es ist unsere urmenschliche Tragik, der wir alle ausgeliefert sind, daß Menschen, wie Dr, Schraube, die die Höhe so sehr liebten, eines Tages in die Tiefe der Erde gebettet werden müssen. Es ist bitter, daß einer, den die lichtvollen Gipfel so mächtig anzogen, in das Dunkel des Grabes gelegt werden muß.
Möge ihm der Herr des Lichtes und der Höhe die Sehnsucht seines Herzens nach Helle, Schönheit und Reinheit erfüllen. Als äußeres Zeichen unserer Verehrung und unseres steten, wachen Gedenkens an unseren teuren Verstorbenen lege ich diesen Kranz nieder.
Ich muß mich hier auch eines Auftrages entledigen, die herzlichste Anteilnahme des Hauptausschusses und des Verwaltungsausschusses des Deutschen Alpenvereins zu übermitteln und den Angehörigen das tiefgefühlte Beileid auszusprechen. Ich darf im Namen des Deutschen Alpenvereins München einen weiteren Kranz niederlegen.
Und als letzten Gruß aus den Bergen, die ihm so viel bedeuteten, haben uns treue Freunde aus Osterreich soeben noch einen Buschen Alpenblumen überbracht; sie sollen auf seinem Sarg blühen. Ruhe in Frieden, unvergessener Bergkamerad Dr. Schraube! Berg Heil!
Quelle: DAV Mitteilungen 1959, Heft 9, Seite 165-166
Conrad Schraube
DR. med., Praktischer Arzt
Mit unserem A. H. Dr. Conrad Schraube, der am 29. Juli 1959 im 81. Lebensjahr in Passau einer Lungenentzündung erlag, verliert der AAVM eines seiner ältesten Mitglieder, da er bereits 1898 in unseren damals noch jungen Verein eingetreten war. Er hatte das große Glück, dem Verein in seiner „klassischen Zeit" angehören zu dürfen und seinen damals großen Aufstieg miterleben zu können, so die Erschließung des Kaisers und des Wettersteins und die großen Touren im Kaukasus.
Schon mit 13 Jahren stand er auf seinem ersten Viertausender, dem Alphubel, geführt von seinem bergbegeisterten Vater, was damals etwas Besonderes war. Im Verein betätigte er sich in den verschiedensten Gebieten: In den nördlichen Kalkalpen, den Dolomiten sowie dem östlichen und westlichen Urgestein. Sein Tourenverzeichnis war reichhaltig und umfaßte auch Wintertouren.
Seine besondere Bedeutung liegt aber darin, daß er zu den Pionieren des alpinen Skilaufs gehört, der damals um die Jahrhundertwende auf-kam. Man kann sich heute kaum mehr richtig vorstellen — eigentlich kann das nur, wer selbst mit dabei war —, wie überhaupt das Skilaufen in Mitteleuropa begann. Man kann sagen: In der allerprimitivsten Form und ohne jegliche Technik. So „unvorbereitet" ging man ins Hochgebirge, das man bis dahin nur aus einigen wenigen Schneereifentouren im Winter kannte. So war Schraube an der ersten Skitour in das zentrale Stubai im Januar 1902 beteiligt. Mit vier Mitgliedern (Adolf und Gustav Schulze, Kurt Leuchs, Scheck) unternahm er die erste Skibesteigung des Zuckerhütls und des Wilden Freiger. Im März 1903 ging er mit drei Gefährten (darunter Seidlitz) von Klosters in die Silvretta und bestieg Signalhorn, Piz Buin und andere Gipfel. Es war erstaunlich, wie man damals ohne die minimalste Lauftechnik und mit geringster winterlicher Erfahrung durchkam.
Schraube war am 20.2.1879 in Ludwigshafen/Rhein als ältester Sohn des Chemikers an der Badischen Anilin- und Soda-Fabrik Dr. Georg Schraube geboren. In Mannheim machte er 1897 sein Abitur und studierte anschließend in München, Berlin und wieder München Medizin. 1904 bestand er sein Staatsexamen und promovierte zum Dr. med. Im Jahre 1905 kam er als Schiffsarzt des Norddeutschen Lloyds nach Nordamerika, Brasilien und bis in den fernen Osten nach Yokohama und Tokio, um nachher einige Jahre als Assistenzarzt an der Chirurgischen Klinik in München tätig zu sein.
Nach seiner Heirat im Jahre 1910 ließ er sich 1914 nach mehrfachen Studienreisen und Vertretungen in Passau als praktischer Arzt und Bahnarzt nieder. Während des ersten Weltkrieges war er als Truppenarzt und in mehreren Lazaretten tätig.
Ganz besonders hat er sich um die Alpenvereins-Sektion Passau verdient gemacht, die er dreißig Jahre lang leitete und die ihm einen ehrenden Nachruf widmete.
Wir haben in Conrad Schraube einen altbewährten Kameraden verloren, der stets treu zu seinen Bergen und hilfsbereit zu seinen Freunden stand. Wir Alten, die ihn noch kannten, werden ihn als Menschen nie vergessen. Für die Jungen aber möge er als Wegbereiter in die Geschichte des
AAVM eingehen.
Robert Mähnz
Quelle: Jahresbericht des Akademischen Alpenvereins München 1958/59, Seite 6-7
Gestorben am:
28.07.1959
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