Fritsch Rudolf
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Biografie:
Rudolf Fritsch
* 21. Mai 1904, (+) 23. März 1962
Zu früh ist unser Freund, nach einer Lungenembolie, 58jährig, von uns gegangen.
Wir sahen unseren Rudi Fritsch schon ganz jung im Kreise der gediegenen Wiener Bergsteigerrunde. Er war in den Jahren nach dem Ersten Weltkrieg Stammgast im damaligen Gesäusezug, der Samstag für Samstag die bekannten Felsgeher hinausführte und zusammengebracht hat. Radstädter Tauern, Dachstein, Steiner Alpen, Karawanken, Lienzer Dolomiten usw., und vor allem die verschiedensten Gruppen der Dolomiten mit allen markanten Idealanstiegen klassischer Prägung, waren in der Folge die von unserem Freund bevorzugten Gebiete. Zu seinen Berggefährten zählten u. a. Bresosky, End, Ing. Hiebl, Lindenbach, Lintner, Markl, Peterka, Saar, Saucek, Zimmermann.
Fritsch war in den Bergen stets ein Wegsucher, ein guter Pfadfinder, und es waren ihm auch einige sehr schöne und schwierige, vorwiegend mit End, Lindenbach, Lintner, Peterka und Zimmermann durchgeführte Neufahrten beschert. Ich selbst konnte mit ihm nette Bergtage erleben und die SO-Wand des Kaiserschilds in den Eisenerzer Alpen neu begehen, die er, wie viele andere seiner Erstlingsfahrten, sorgsam ausfindig machte und initiierte. Auch sonst ging Rudi Fritsch immer seltene und nicht gewöhnliche Wege. Der Fels bot ihm dabei mehr als das Eis und das Schifahren. Jahr für Jahr konnte er eine reichhaltige Bergauslese vom Urlaub nach Hause bringen. Im letzten Krieg leistete er Wehrdienst. In unserem Klub und in der Alpenvereinssektion Reichenstein fand er seine engsten Freunde. Als Bergsteiger blieb er bescheiden, als Mensch ein Charakter seltener Güte.
Von Beruf im Wiener Kartographischen Institut tätig, fand Fritsch bei der Gestaltung großer Kartenwerke unserer Berge immer wieder Verwendung. Sein Beruf erfüllte ihn mit Freude, und er konnte vielen Freunden bei ihren Veröffentlichungen mit klar und übersichtlich gestalteten Kartenskizzen helfen.
Erst später führte ihn der Weg zur Ehe mit seiner früheren Gefährtin, fand dabei aber leider nicht den Partner für das Leben. So stand er wieder allein, als er infolge eines Blutgerinnsels im Hirn gelähmt und ohne Sprache war. Erfüllt von bitterstem Leid war unser Freund in diesem trostlosen Zustande auf fremde Hilfe angewiesen. Seine
anfangs aussichtslos erscheinende Krankheit besserte sich aber, so daß er später, wenn auch arg behindert, doch noch volle 6 Jahre seinen Beruf wieder schlecht und recht erfüllen konnte. Fritsch, der nun nicht mehr bergsteigen konnte, fand in der künstlerischen Bergphotographie einen guten Ausgleich, wobei er auch schöne Erfolge erzielen konnte. Trotz Krankheit, Enttäuschung und Leid blieb unser Rudi Fritsch aber immer unser sonniger Freund. Und als noch immer Schwerkrankem war es ihm schließlich nodi vergönnt, durch eine zweite Ehe nicht nur das Gefühl der nötigen Geborgenheit zu erhalten, sondern auch die fehlende und so wohltuende innere Verbindung zu finden.
Fast alle seiner Gefährten waren gekommen, als ihn die heimatliche Erde aufnahm. Als ich an seinem Grabe stand, sah ich ihn wieder klar und deutlich vor mir mit seinem gediegenen, steten Lächeln. Was bei östlichen Völkern als unergründlich und verhaltend wirkt, gerade dieses Lächeln war es, das sich bei ihm als Ausdruck seines ehrlichen Charakters offenbarte, denn nicht gegenüber jedem zeigte er sich so. Wir, seine Freunde
und Weggefährten eines halben Lebens, wir wollen ihn gerne mit diesem sonnigen und ehrlichen Lächeln in uns behalten.
Hans Püchler
Quelle: Österreichische Alpenzeitung 1962, Folge 1324, Seite 87-88
Geboren am:
21.05.1904
Gestorben am:
23.03.1962
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