Forcher-Mayr Hans (Sillian)

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Biografie:
geboren in Sillian (Österreich)
gestorben in Lana (Italien)

Hans Forcher-Mayr (Bozen) (+)
Am 4. Februar 1935 ist unser hochverdienter Südtiroler Freund, der Vorsitzende unserer alten S. Bozen, Kaufmann Hans Forcher-Mayr, im 67. Jahre seines Lebens gestorben. Er weilte geschäftlich in Lana bei Meran, am Wege zum Bahnhof zur Rückfahrt nach Bozen fiel er vom Schlage gerührt zu Boden. Am 7. Februar wurden seine irdischen Reste auf dem neuen Bozener Friedhof am Fuße der Haselburg, im Anblick der Sarner Scharte, zur letzten Ruhe gebettet. Zur langen Reihe der trauernden Mitbürger — das ganze alte Bozen war vertreten — hatten sich der alte Hausfreund Dr. Julius Mayer (Brannenburg) und der 1. Vorsitzende unseres Vereins, Prof. Dr. R. v. Klebelsberg, gesellt, der namens des Vereins einen Kranz am Grabe niederlegte.*) — Eine Würdigung des Verewigten folgt in Nr. 4 der „Mitteilungen".
*) Am Grabe wachten drei Karabinieri in Uniform und mehrere Zivilagenten darüber, daß außer den Gebeten der Geistlichen und der Trauernden kein deutsches Wort gesprochen werde; nach Schluß des Traueraktes entfernten sie die weiß-roten Schleifen eines Nordtiroler Kranzes.
Quelle: Mitteilungen des DÖAV 1935, Seite 74

Hans Forcher-Mayr, Bozen (+)
Wer erinnert sich nicht der großen, aufrechten Gestalt mit dem ernsten Vollbartgesicht, dieses Bildes voll Manneswürde, das bis in die ersten Nachkriegsjahre auf fast keiner unserer Hauptversammlungen fehlte, unseres Südtiroler Freundes Hans Forcher-Mayr! Seit den ersten Februartagen 1935 muß die Erinnerung leider einem Toten gelten (siehe „Mitteilungen" Nr. 3, S. 74).
Es war eine Glanzzeit des Alpenvereins, um die Jahrhundertwende, als Hans Forcher-Mayr hervorzutreten begann. Seine Bozner Bergfreunde hatten ihn „entdeckt"; fast gleichzeitig trat er auch sonst im öffentlichen Leben der Talferstadt hervor, die seine zweite Heimat geworden war. Die erste lag im Pustertal, zu Silllian, wo sein Vater Franz ein angesehener Gasthof- und Gutsbesitzer, zugleich Postmeister war. Hier wurde Hans Forcher-Mayr am 26. Juni 1868 geboren. Die erste Schuljugend (1874 bis 1882) verbrachte er in Innsbruck, 1885, nach Absolvierung der Trientner Handelsschule, widmete er sich in Bozen von der Pike auf dem Kaufmannsberuf. Durch eisernen Fleiß, Umsicht und Geschick arbeitete sich Forcher-Mayr vom Lehrling und Gehilfen zum Prokuristen und schließlich (1900) zum Inhaber der Groß-Handelsfirma Johann Baptist Moar in der Gerbergasse, rechts hinter dem Hotel Bristol, empor. Forcher-Mayrs alpine Laufbahn begann 1892. Da schloß er sich im Rahmen der S. Bozen den „Tschamintalern" an. Der Obmann dieser Gesellschaft, der berühmte Johann Santner, von der Santnerspitze, zog die jungen Bozner in seinen Bann und begeisterte sie für die Berge. Was sie leisteten, vermögen wir heute kaum mehr zu fassen. Ohne Auto, ohne Wagen, ohne Motor- ja selbst ohne Fahrrad — nur die Bahn konnten sie sich erschwingen — machten sie nach strenger Arbeitswoche von Samstag abends bis Montag früh die größten, schwierigsten Touren im Rosengarten, in den Grödner Dolomiten, mit stundenlangen Straßenmärschen vor und nach der eigentlichen Besteigung — die Begeisterung wurde dadurch nur gehoben. Forcher-Mayr war auch noch lange später ein ausgezeichneter, sicherer Geher in Fels und Eis. Zu seinen Berggefährten zählten Hermann Delago, die Brüder Kiene, J. Mahlknecht; mit Vorliebe ging er aber auch allein. Schier systematisch lernte er zuerst die engere Heimat kennen, um dann ins weitere Alpengebiet fortzuschreiten. Manche Kletterlinie in den Dolomiten beging er mit als Erster. Von den Anstrengungen rührten wohl die Herzbeschwerden her, die ihn in den letzten Jahren ab und zu befielen und mit denen sein jähes Ende am Weg zum Bahnhof in Lana zusammenhing.
Forcher-Mayr war auch unter den ersten Schiläufern im Lande, schon im Februar 1894 weilte er mit „Alpenschi" am Radlsee bei Brixen a. E.. Aber das rein Bergsteigerische hinaus zeigte Forcher-Mayr alsbald auch Sinn und Begabung für organisatorische Tätigkeit. Schon 1893 rückte er in den Ausschuß der S. Bozen und zum Hüttenwart des Schlernhauses auf. Später (1896 bis 1906) machte er sich besonders um das Führerwesen verdient; er leitete die großen Südtiroler Bergführerkurse zu Bozen, 1903 übernahm er für fünf Jahre den Vorsitz in der S. Bozen.
Aber die Heimat hinaus wurde Forcher-Mayr im Alpenverein zuerst bekannt durch seine Beschreibung der Rosengartengruppe in der „Zeitschrift" 1898, als Nachfolger L. Norman-Nerudas. Seine gediegene Landes- und Sachkenntnis, sein hilfsbereites Entgegenkommen machten ihn sehr bald zum Vertrauensmann der verschiedensten auswärtigen, besonders reichsdeutschen Sektionen, die sich Südtirol zum Arbeitsgebiet erwählt hatten. Der Aufschwung, den die Arbeit des Alpenvereins damals hier nahm, beruhte großenteils auf der Mitarbeit Hans Forcher-Mayrs. Enge Freundschaftsbande knüpften sich zu führenden Persönlichkeiten im Alpenverein von der Etsch bis an den Belt, besonders eng gestalteten sich die Beziehungen zu unserem unvergeßlichen Dr. Bindel, der S. Bamberg und deren vorbildlichem Erschließungswerk in der Sellagruppe und am Fedajapaß. Bis zu Familienbanden schritten sie fort zur S. Nürnberg und ihrem hochverdienten Mitglieds Hans Seyffert — der einzige Sohn, der aus Forcher-Mayrs glücklicher Ehe (1897) mit der Boznerin Maria Wwe. Pircher, geb. Eberhard entsprossen, hat sich eine Tochter Seyfferts zur Frau erwählt. Und Forcher-Mayrs Haus an der sonnigen Lehne von St. Oswald, der „Lindelehof", wurde ein Treffpunkt der Männer vom silbernen Edelweiß.
Die S. Bozen hat Forcher-Mayr, als er 1908 wegen Geschäftsüberbürdung den Vorsitz niederlegte, für seine Verdienste im engeren und weiteren Wirkungsbereich zum Ehrenmitglied ernannt. Im Jahre darauf wurde er zum erstenmal in den Hauptausschuß gewählt, in dem er mit Unterbrechungen bis in die Nachkriegsjahre verblieb.
Der Krieg und seine Folgen haben über Forcher-Mayrs alpines Lebenswerk schwere Schatten geworfen. Die Südtiroler Sektionen mußten sich vom Alpenverein trennen, zu selbständigen Vereinen werden. Forcher-Mayr übernahm die Leitung des führenden von ihnen, Bozen (1919 bis 1923). Doch es war nur eine Galgenfrist, dann zerschlugen die Italiener auch den Rest. Forcher-Mayr zog sich zurück, die geistigen und persönlichen Bande blieben.
Auch wir vom Alpenverein würden Forcher-Mayrs nur ganz unzulänglich gerecht werden, gedächten wir nicht auch der Rolle, die dieser aufrechte deutsche Mann im öffentlichen Leben seines Heimatlandes spielte. Er war durch viele Jahre maßgebendes Mitglied des Bozner Gemeinderates, des Verwaltungsrates der Bozner Sparkasse, Vizepräsident der Bozner Handelskammer, Geschäftsführer des Verwaltungsrates der Dolomitenstraße usf. und vertrat seine Heimatstadt im Tiroler Landtag (1911 bis 1919). Im Falle Forcher-Mayrs waren das alles nicht nur äußere Wahrzeichen der Wertschätzung, er leistete auch die entsprechende Arbeit. Ein Grundzug, den ihm dabei seine Mitbürger nachrühmen, war: „Gemeinnutz vor Eigennutz." In rauhem, trübem Wintergrau lag die Bozner Landschaft, als wir Forcher-Mayr am 9. Februar 1935 zur letzten Rast in seinen geliebten Heimatbergen begleiteten. Stumm mußten wir von ihm Abschied nehmen — die Trauer ist dafür um so innerlicher!
R. v. Klebelsberg.
Quelle: Mitteilungen des DÖAV 1935, Seite 85-86

1895 1.Beg.Villnössner Turm-Südwand-Südostwandkamin „Delagokamin“,V-,2830m,
(Geißlergruppe,Dolomiten)
1900 1.Best.Cima Feoda,2559m, (Fassaner Dolomiten,Latemargruppe)
1900 1.Beg.Reiterjochspitze Südgipfel-Westwand,2757m, (Fassaner Dolomiten,Latemargruppe)
1900 1.Best.Kirchtagweidspitze,2647 m, (Fassaner Dolomiten,Latemargruppe)
1900 1.Überg.Dreihornspitze zur Domenarspitze,2717m, (Zillertaler Alpen)
Gerd Schauer, Isny im Allgäu



Geboren am:
26.06.1868
Gestorben am:
04.02.1935

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