Wagner Karl
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Biografie:
Wagner Karl, Wien, + Huascaran (Peruanischen Anden)
Karl Wagner:
1. Alleingeher über den dir. N-Grat des Gr. Buchstein, ebenso 1. Allg. durch Hochtor N-Wand., Pfannl und Dachstein S-Wand., Pichl. 1906 mit Riebe in den Dolomiten und Ortler. 1908 allein in der Triglav N-Wand., abseits der Route ("Wagnergraben") verunglückt.
Quelle: Jahresbericht der Hochtouristischen Gruppe "Bergland" der Sektion Wien des ÖAV (1970-1973), Seite 7
Karl Wagner
*29. Juli 1928 ? (+) 8. August 1976
Es ist eine fröhliche Runde, die sich nach netten Stunden des Beisammenseins auflöst. Wieder einmal haben wir unseren letzten Klubabend vor der Sommersaison in Loiben bei einem Gläschen Wein, netten Bildern und Filmen verbracht, und zum Abschluß vor dem Auseinandergehen ist es Karl, der das Haupt der Runde darstellt, der mit launigen Worten schließt: ?Macht es gut und auf ein Wiedersehen im Herbst".
Wenige Wochen später müssen wir zutiefst erschüttert die Nachricht zur Kenntnis nehmen: Karl Wagner, am 8. August in den peruanischen Anden am Huascaran tödlich verunglückt.
Kurz vor seiner Abfahrt war Karl noch auf Besuch, und wir sprachen voll Freude über seine bevorstehende Fahrt. Endlich sollte sein Wunsch in Erfüllung gehen, einen Gipfelsieg von den höchsten Bergen unserer Erde mit nach Hause zu bringen. Es war für Karl bezeichnend, daß von dieser Fahrt nur der engste Freundeskreis wußte. Für ihn war das Bergsteigen immer nur ein persönliches Erlebnis; für seine Kameraden und für sich selbst. Karl hat sich nie seiner Fahrten gerühmt, obwohl sein Fahrtenbericht so manches in den Schatten stellen würde. Wenn wir in seinem Verzeichnis von der zweiten Begehung der Dachl-Roßkuppen-Verschneidung, der zweiten Begehung der direkten Roßkuppennordwand, von Begehungen der Civetta-Nordwestwand, der Zinne-Nordwand, der Zwölfer-Nordwand und vielen anderen lesen, so wird uns klar, daß Karl Wagner zu den Besten gehörte. Es würde den Rahmen sprengen, würden wir auch nur seine namhaften Unternehmungen hier anführen. Seine Fahrten erstreckten sich auf den gesamten Alpen-bogen und auf jede Jahreszeit. Ob mit Schi, im Eis oder Fels; überall stellte er seinen Mann und war stets der, für den Sicherheit oberstes Gebot war. Karl war sich stets der Verantwortung gegenüber seiner Familie und den Kameraden bewußt und war stets bedacht, keine unüberlegten Handlungen zu setzen.
In kritischen Situationen wurde er immer zum ruhenden Pol. Inge Gruber mit ihrem Vater Fredl Mikeska und Kurt Grabner erinnern sich immer wieder an die gemeinsame Traversierung der Barre des Écrins?Pic Lory, wo Karl in entfesselten Naturgewalten zu einem Bollwerk wurde, an dem Sturm, Schnee und Kälte einfach abprallten. Etwas wortkarg hat er unter Einsatz seiner ganzen Kräfte die Seilschaft zum Gipfel und hinab zur schützenden Hütte geführt. Inge Gruber schreibt in ihrem Bericht:
?Um 18 Uhr stehen wir am Pic Lory. Der Sturm heult. Abwechselnd versuchen mich die Männer warmzureiben und das aufmunternde Lachen gefriert ihnen im Gesicht. Mit Hilfe von Karte und Bussole stellen Papa und Karl fest, in welcher Richtung wir ab¬steigen müssen. Zu schneien hat es aufgehört, aber die sonst relativ leichten Felsen sind unter einer dicken Eisschicht und schwierig geworden. An Abseilen ist nicht zu denken, da die Seile nur noch starre Eisstränge sind. Karl murmelt in Abständen: ,Geh' nur, ich halt' dich schon!' Ich darauf: ,Hältst du auch? ? Ich halt' schon', brummt Karl, und ich weiß, daß ich beruhigt weiterklettern kann."
So wie er für seine Freunde stets zur Stelle war, war er es für seine Familie, seine Frau und seine drei Söhne, und sie dankten es ihm mit dem Verständnis für seine Berg-leidenschaft. Gern erinnern wir uns an die Bilder, die uns Frau Wagner in Gedenken an Karl zeigte. So sahen wir ihn als fürsorglichen Vater, wie er, verkleidet als Nikolaus, seine Kinder bescherte. Wie er mit ihnen hinauszog in die Natur und Bergwelt.
Tief ist die Lücke, die der Abgang von Karl Wagner gerissen hat. Seine Frau hat ihren Weggefährten und Partner auf vielen gemeinsamen Fahrten verloren. Die Kinder ihren Vater und Berggefährten, wir unseren Bergkameraden und Nestor unserer St.-Pöltner Klubrunde. Es ist uns unmöglich, das Rad der Zeit zurückzudrehen, und wir müssen uns dem Schicksal fügen. Das einzige, was wir können, ist, das Vorbild, das Karl uns gegeben hat, aufzugreifen. Gerade, aufrecht, ehrlich durchs Leben zu gehen und sich stets der Verantwortung gegenüber denen, die unsere Liebe zum Berg teilen, bewußt zu werden.
H. Handler
Quelle: Österreichische Alpenzeitung 1977, März/April, Folge 1412, Seite 48-49
1948 2.Beg.Dachl-Roßkuppen-Nordverschneidung "Totesverschneidung",VI+,350 HM,
(Ennstaler Alpen,Gesäuse)
2.Begehung Direkte Roßkuppen-Nordwand,2152m, (Ennstaler Alpen)
Beg.Civetta-Nordwestwand,3320m, (Civetta,Dolomiten)
Beg.Große Zinne-Nordwand,2999m, (Sextener Dolomiten)
Beg.Zwölferkofel-Nordwand,3094m, (Sextener Dolomiten)
Best.Pic Lory,4086m, (Dauphiné)
Geboren am:
29.07.1928
Gestorben am:
08.08.1976
Erste Route-Begehung