Oppurg Franz

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Biografie:
Oppurg Franz, Bergführer und Ausbilder der österreichischen Bergführer,
* Steinach a.Br.,später Wattens und Innsbruck,
+ Hechenbergpfeiler (Innsbruck) im Abstieg abgestürzt
Franz Oppurg begann schon in jungen Jahren mit dem Bergsteigen und wurde ein hervorragender Bergsteiger. Der Tiroler war in seiner Zeit einer der besten und erfolgreichsten Alpinist Österreichs. Er kletterte zu jeder Jahres-und Tageszeit und durchstieg auch viele Wände im Winter. Franz Oppurg hatte in seinem kurzen Leben die meisten schweren Dolomitenwände geklettert. Auch zahlreiche schwierige Routen in den nördlichen Kalkalpen und in den Westalpen standen in seinem Fahrtenbuch. An einem Tag gelang ihm 1980 die Direkte Laliderer-Nordwand und die "Auckenthaler" an der Laliderer-Nordwand im Karwendel zu durchsteigen. Er kletterte im Winter den Lafatscher-Pfeiler und die Lafatscherverschneidung im Karwendel. Es gelangen ihm die erste Winterbegehung des Lamsenpfeilers im Karwendel und der "Schubert-Route" in der Schüsselkarspitze-Südwand im Wetterstein. Auch die "Schubert-Route" am Torre Venezia in der Civetta konnte er als erster im Winter durchsteigen. 1972 war er Teilnehmer der Noshaq-Expedition. 1974 war er in den Anden unterwegs. Am 13.Mai 1978 stand er auf dem Gipfel des Mount Everest im Himalaya.
Eine ungewöhnliche Leistung vollbrachten die beiden Tiroler Bergführer Arno Gasteiger und Franz Oppurg am 25.August 1980 an der Laliderer-Nordwand. Sie bewältigten an einem Tag hintereinander die Nordwandverschneidung und die Auckenthaler.Schmidhuber-Führe. Sie kletterten an diesem Tag 2700 Höhenmeter.
Oppurg war auch Mitglied des Alpinen Klub "Karwendler"und jahrelang Leiter der Ortsstelle Wattens des Österreichischen Bergrettungsdienstes.
Am Montag, dem 9. März stürzte Fran Oppurg beim Abstieg vom Hechenberg im Karwendel tödlich ab.

1971 1.Beg.Kalkwandspitze-Nordwand "Pfeilerweg",IV,200 HM,2824m, (Tuxer Voralpen)
1972 Teiln.Jungmannschafts-Noshaq-Expedition der Alpenvereinssektion Wattens in den Hindukusch.
1972 1.Winterbeg.Speckkarspitze-Nordwesteck-Gerade Westwand "Buhldurchschlag",2621m, (Karwendel)
1973 1.Winterbeg.Lamsenspitze-Vorgipfel-Nordwand "Pfeilerroute",2508m, (Karwendel)
1973 1.Winterbeg.Lamsenspitze Vorgipfel-Nordwand "Pfeilerkamin",2508m, (Karwendel)
1975 1.Winterbeg.Torre Venezia-Direkte Südverschneidung "Schubert-Werner",VI/A3,440 HM,2337m, (Civetta,Dolomiten)
19751.Winterbeg.Schüsselkarspitze-Ostsüdostwand "Schubert-Werner-Führe",VI-,300 HM,2553m, (Wetterstein)
1975 Teiln. Expedition der "Gipfelstürmer" auf den Jirishanca, (Anden)
1975 1.Alleinbeg.Speckkarspitze-Nordwand "Karl Binder Gedächtnisweg",IV-V,2621m, (Karwendel)
1977 1.Winterbeg.Speckkarspitze-Nordwand (Überschallwand) "Karl Binder Gedächtnisweg",IV-V,600 HM,2621m, (Karwendel)
1978 27.Best.(2.Alleinbest.)Mount Everest über Süd-Col,8848 m, (Himalaya,Nepal/Tibet)
1980 Teiln.Deutsche Expedition auf den Kangchenjunga, (Himalaya,Nepal/Indien)
1980 Beg.Lalidererspitze-Nordwand "Rebitsch-Lorenz",VI/A0,900 HM, u. "Auckenthaler-Schmidhuber-Weg",VI,900 HM an einem Tag,2583m, (Karwendel)
1981 Beg.Hechenberg-Hechenbergpfeiler,VI,1943m, (Karwendel)
1.Winterbeg.Lamsenspitze-Lamsenpfeiler,2508m, (Karwendel)
Winterbeg.Lafatscherverschneidung,2696m, (Karwendel)
Winterbeg.Lafatscher-Pfeiler,2696m, (Karwendel)
Winterbeg.Martinswand bei Nacht, (Karwendel)
Winterbeg.Laliderer-Nordwand,2615m, (Karwendel)
1.Winterbeg.Speckkarspitze Schnitlwände "Jungmannschaftsriss",2621m, (Karwendel)
1.Winterbeg.Marmolata di Rocca-Südwand "Vinatzer-Castiglioni",VI+/A2,800 HM,3309m, (Dolomiten)
Winterbeg.Marmolata di Penia-Südpfeiler "Micheluzzipfeiler,La Direttissima",VI/A0,550 HM,3344m, (Marmolatagruppe,Dolomiten)
Gerd Schauer, Isny im Allgäu

Franz Oppurg war ein zu seiner Zeit hervorragender Bergsteiger. Geboren am 17. September 1948 in Steinach a. Br. , begann er schon in jungen Jahren mit dem Bergsteigen. Nach Abschluß der Pflichtschule erlernte er den Metzgerberuf. Erster Höhepunkt war 1972 eine Fahrt mit einer Gruppe der Jungmannschaft der Alpenvereinssektion Wattens in den Hindukusch. 1975 nahm er an einer Expedition der „Gipfelstürmer“ auf den Jirishanca teil. Durchsteigung vieler Wände im Winter: Lamsenpfeiler, Torre Venezia Südverschneidung etc.
Beruflich wechselte er nach dem Abschluß der Lehre 1975 zum Österreichischen Bundesheer, war dort Bergführer und Ausbilder der österreichischen Bergführer. 1978 erhielt er eine Einladung zur Teilnahme an der Everest-Expedition des Österreichischen Alpenvereins. Am 14. Mai 1978 war er der erste Mensch, der im Rahmen dieser Expedition im Alleingang auf dem Everest war.
1980 Teilnahme an einer deutschen Expedition auf den Kangchenjunga. Aber es war ihm auch ein Bedürfnis, nicht nur die Schönheit der Berge zu erleben, sondern auch jenen zu helfen, denen diese zum Verhängnis geworden war: jahrelang war er Leiter der Ortsstelle Wattens des Österreichischen Bergrettungsdienstes. Er starb am 9. März 1981. Wie bei so vielen Spitzenbergsteigern passierte es an einer „leichten“ Stelle. Nach der Durchsteigung des „Hechenbergpfeilers“ ereilte ihn im Abstieg der Bergtod.
Quelle: Thomas Schlechter (ÖAV Wattens)

Franz Oppurg tödlich abgestürzt
Am 9. 3. 1981 ist der bekannte Tiroler Bergsteiger, Zivil- und Heeresbergführer Franz Oppurg beim Abstieg vom Hechenberg, nach der Durchsteigung des Hechenberg-Südpfeilers, Bach-
mannführe, tödlich abgestürzt. Diese nüchterne Meldung machte uns alle, seine Freunde, tief traurig. Oft ist es im Leben so, daß man einen Menschen erst dann vermißt, wenn er nicht mehr unter einem weilt, und daß man seine Eigenschaften doppelt schätzen lernt, wenn sie uns nur mehr in der Erinnerung lebendig werden. Franz Oppurg wurde am 17. 9. 1948 in Steinach geboren und war in Wattens beheimatet. Franz' Leben war vom Bergsteigen und den Bergen geprägt. Seine Begeisterung für alle Formen des Bergsteigens wurde noch verstärkt, als er 1968 der Jungmannschaft der Sektion Wattens des OeAV beitrat. Voller Tatendrang, aber zurückhaltend und bescheiden, konnte er seine ersten großen Erfolge in seinen Heimatbergen, im Karwendel, dem Kaiser, Wetter-stein und den Dolomiten er-zielen.
1973 schloß Franz Oppurg die zivile Berg- und Skiführerausbildung ab und gehörte bereits damals — mit 25 Jahren — zur Tiroler Bergsteigerelite. Glanzvolle Leistungen im Fels und aufsehenerregende Winterbegehungen schwierigster Routen machte Franz »im Vorbeigehen« und ließ die Bergsteigerwelt aufhorchen. Der Jugend wurde Franz ein Vorbild durch sein Können, seine sonnige Art, seinen Humor und seine Kameradschaft.
1975 bedeutete eine Wende in Franz Oppurg's Leben. Mit dem Eintritt in das österreichische Bundesheer und der Ausbildung zum Heeresbergführer und Flugretter konnte er sein Leben noch mehr in den Bergen verbringen. Durch ständig hartes und konsequentes Training gelangen ihm wieder großartige Winterbegehungen und die Durchsteigung fast aller großen Wände in den Alpen, zum Teil auf schwierigsten Anstiegen. Franz Oppurg hat es dabei verstanden, seine Freunde zu begeistern und mitzureißen.
1975 wurde er in den Kreis der »Karwendler« aufgenommen; mit ihnen konnte er viele gemeinsame Touren unternehmen und Erlebnisse teilen.
1978 sind wir gemeinsam hinausgezogen in die Weltberge. Das Ziel war der Mount Everest; am 14. 5. 1978 hat Franz Oppurg nach einem abenteuerlichen, phantastischen Alleingang vom letzten Lager den Everestgipfel erreicht. 20 Minuten ist er allein dort oben gestanden, am Dach der Welt, am Ziel, von dem er lange geträumt und für das er viele Entbehrungen und Anstrengungen in Kauf genommen hatte. Und wir erinnern uns alle heute noch — zurückgekommen ins Basislager, freute sich Franz bereits wieder auf einen Klettersommer in den Dolomiten.
1980 war Franz Oppurg Teilnehmer der Himalaya-Expedition zum Kantsch. Im selben Jahr gelangen ihm in den Alpen großartige Touren, erwähnt werden sollte eine einmalige alpinistische Leistung: die Durchsteigung der Laliderer Nordwand durch die Verschneidung und die Auckenthalerroute, bei-de an einem Tag.
Nach der Berufung ins Ausbildungsteam der Österreichischen Berg- und Skiführer wurde Franz Oppurg 1980 zum stellvertretenden Ausbildungsleiter gewählt.
Der Name Franz Oppurg ist un-auslöschlich mit der Geschichte des neuzeitlichen Alpinismus verbunden. Keiner von seinen Freunden konnte es glauben, als sie vom tragischen Unglück hörten. In seinen jungen, draufgängerischen Jahren hat er alle Gefahren der Berge bestanden. Jetzt, am Höhepunkt seines Könnens, hat ihn das Schicksal ereilt. Wir nehmen es mit Wehmut und Trauer zur Kenntnis, daß Franz nicht mehr mit uns hin-ausziehen wird. Unser Mitgefühl und unsere Gedanken sind auch bei seinen Angehörigen.
Um aber mit Hermann Buhl zu sprechen: »Der Geist von Franz Oppurg lebt weiter, seine Taten sind nicht nur uns Vorbild, sie werden auch kommenden Bergsteigergenerationen ein Wegweiser sein. Ein Wegweiser in die sonnigen Höhen der Einsamkeit und ein Wegweiser in die Tiefen des eigenen Selbst.«
Wolfgang Nairz
Quelle: Der Bergsteiger 1981, Heft 7, Seite



Franz Oppurg
Vier Jahre sind jetzt vergangen, seit Franz am 9. März 1981 im 33igsten Lebensjahr beim Abstieg vom Hechenberg abgestürzt ist. Vier Jahre lebt er nicht mehr unter uns, wohl aber in unserer Erinnerung, und Erinnerungen will ich wachrufen, nicht Schwierigkeitsgrade und Höhenmeter auflisten, um meinem Freund im Rahmen dieses Kreises ein bescheidenes Denkmal zu setzen.
Am besten beginne ich wohl am Ende, bei Franzen's Begräbnis. Nachdem er uns beim Sargtragen, ganz seiner Gewichtigkeit als Ehrenringträger von Wattens entsprechend, kräftig auf die Schultern gedrückt hatte, mußten wir uns bei Rudi im Gasthaus Kirchenwirt regenerieren, und zwar physisch und psychisch. Dies geschah unter Otto's musikalischer Begleitung und war zweifellos für manche schwer zu verstehen und kaum zu tolerieren ... Doch war Franz nicht mitten unter uns am Wirtshaustisch? Spontanes und intensives Erleben eines Augenblickes, sowohl im Positiven als auch im Negativen, ist das nicht jenes Gefühl, das wir Bergsteiger durch unser Tun provozieren und suchen? Die Frage nach den innersten Beweggründen dazu kann ich für Franz ebensowenig wie für mich selbst beantworten.
Franzen's Auftrieb für Alpinistisches war unglaublich und rief manchmal sogar Unmut bei seinen Gefährten hervor, vor allem nach gemeinsam durchzechter Nacht. Ich erinnere mich in diesem Zusammenhang an ein Wochenende in der Wattener Lizum, als uns Rudi abends mit in der Fritteuse zubereiteten Speckknödeln verwöhnte und Franz uns um 6 Uhr Früh, nach viertelstündigem Schlaf „wachrief' und an den Grund unserer Anwesenheit erinnerte: Schitour. Sein Schlafbedürfnis deckte Franz vorzugsweise beim Autofahren. Das charakteristische Kratzen am Hinterkopf ("Slang i mi kratz, schlaf i net") und die immer länger geschlossen bleibenden Augen waren für die Beifahrer stets Anlaß zu erhöhter Aufmerksamkeit und mehr als einmal Ursache, ins Lenkrad zu greifen; befriedigend gelöst war die Situation erst durch einen „Pilotenwechsel", wie Franz es nannte.
Beruflich bewies Franz Vielseitigkeit. Lehre als Metzger, harte Arbeit in der Metzgerei dann im Bahnhofrestaurant in Innsbruck. Schließlich, nach kurzem Zwischenspiel als Schleifer bei Swarovski, trat Franz dem Bundesheer als Berufssoldat bei. Karrieredenken war Franz fremd, und so nützte er die Möglichkeiten, die sich ihm hinsichtlich Freizeit beim Bundesheer boten. In dieser Zeit fiel sein zahlenmäßig größter Erfolg: die Ersteigung des Mt. Everest.
Frauen spielten in Franzen's Leben eine buchstäblich wechselnde Rolle. Der Höhepunkt in dieser Richtung war seine Freundschaft mit Monika und die Geburt seiner Tochter Netti. Aber nicht als Everestbezwinger, sondern als Gefährte bei unzähligen Felsklettereien wird Franz in der Erinnerung der meisten seiner Kameraden weiterleben. Klettern zu jeder Jahreszeit, zu jeder Tageszeit, da waren wir mit ihm glücklich. Lafatscher im Winter, Martinswand bei Nacht. Laliderer, Civetta und Marmolata, vor allem Marmolata, unsere letzte gemeinsame Tour, der Pfeiler, das sind meine eigenen Erinnerungen an Franz.
Dieter Lutz
Quelle: 80 Jahre Alpiner Klub „Karwendler“ – bericht für die Jahre 1979-1983, Seite 34



Geboren am:
17.09.1948
Gestorben am:
09.03.1981

Erste Route-Begehung