Koenig-Rütschi Hans Dr.

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Biografie:
Quelle; SAC Die Alpen 1954, Seite 20

Dr. Hans Koenig-Rütschi, Zürich (+) 7.9. 1954.
Vor 20 Jahren lud mich im Dezember der seinerzeit mir persönlich noch unbekannte, nunmehr verstorbene Dr. Hans Koenig nach kurzem Schriftwechsel, angeregt durch meine Aufsätze über das winterliche Ortlergebiet, auf den Arlberg ein. wo wir sodann einige Tage miteinander auf den Brettln fuhren. Im zweitfolgenden Frühjahr kam er mit drei Freunden nach Innsbruck. Darunter befand sich der wenige Jahre später im Gesäuse tödlich abgestürzte berühmte Schweizer Flieger Mittelholzer. Gemeinsam machten wir sodann die klassische Rundfahrt durch die Stubaier. (Siehe .Die Stubaier Rundfahrt" . Walter Mittelholzer zum Gedenken, im "Bergsteiger" , April 1940. Darin spiegelt sich die Heiterkeit Dr. Koenigs wider.) Ein weiteres Jahr spä­ter weckte mich Dr. Koenig in Sulden aus dem Nachmittagsschläfchen zur Ortlerfahrt über den Hintergrat. Seitdem haben wir uns — trotz lebhafter Korrespondenz — nicht mehr gesehen, wie sehr und oft wir eine winterliche Dolomitenrundfahrt geplant hatten, deren Abschluß die Marmolata hätte werden sollen. Wir drei hätten zusammen 212 Jahre unseres Lebens gezählt. Es wäre sicherlich eine eigenartige Fahrt geworden.
Es hat nicht sollen sein, denn entweder lag in den Dolomiten Eis statt Schnee, oder Dr. Koenig (Generaldirektor der Schweizer Renten-Versicherungsanstalt. später deren Vizepräsident) hatte monatelang in Berlin zu tun. oder er erlitt im Spätwinter einen Radunfall. oder er war vom Pferd gestürzt, oder er zerschlug sich eine Schulter nach einem Rutsch auf einer Bananenschale, letzteres im letzten Winter, mit 74 Jahren. Nachdem er sich nach einiger Zeit in seiner Willenskraft auf dem Jungfraujoch wieder etwas eingeübt hatte, verzichteten wir schließlich doch gemeinsam auf den weiteren Verfolg der winterlichen Dolomiten- und Marmolatafahrt; denn ..schließlich wird man ja alles satt, des Schlafes sogar und der Liebe" (Homer). Auch hatten wir uns die Worte Heinrich von Schulterns zu Herzen genommen, die er einen Riesenfels im Gedicht „Der Sieger" höhnen läßt: „Du armer Tor, wer bist du heut? Da unten schaufeln sie ein Grab — ich rag in alle Ewigkeit. ” Und nun „zum Bleiben ich, zum Scheiden du erkoren, gingst du voran . . ." muß ich mit dem alten Goethe sagen, welche Worte er dem Schatten Werthers nachrief.
Dr. Hans Koenig war um die Jahrhundertwende unter den Schweizer Führerlosen eine glänzende Erscheinung, der spätere Verfasser des ..Ratgebers für Bergsteiger" . „Dr. Koenig führte und zeigte seine Meisterschaft im Aufstieg zum höchsten östlichen Gipfel (4532 m) des Lyskammes" , schreibt der Westschweizer Ch. Simon, sein Freund, im bedeutsamen Buch „Erlebnisse und Gedanken” , das auf Seite 32 Dr. Koenigs Bild zeigt. Er war zudem „zum Sehen geboren, zum Schauen bestellt". Sein lebhaftes, tatkräftiges Temperament, sein lauteres Wesen und seine großzügige Natur machten aus ihm den besten Kameraden, einen vollwertigen Menschen und herzhaften Gesellschafter. Nie wurde man müde, mit ihm zu plaudern und zu scherzen. Ich empfehle mir, diese Gespräche mit des Verstorbenen Seele fortzusetzen: ob sie in seinem lebenden Körper in Zürich, wie bisher, gelebt oder körper- und schwerelos im Jenseits fortlebt, ändert an meinem Verhalten, an meiner Verehrung für ihn im Wesen nichts.
Lois Köll.
Quelle: Der Bergsteiger 1954-55, Heft 01 Oktober 1954

Gestorben am:
07.09.1954